Es ist soweit. Der erste Beitrag von Augenschelm fragt: geht an den Start. Ich freue mich, dass ich Elyseo da Silva dazu bewegen konnte, meine Fragen zu beantworten.

Elyseo ist nicht nur einer meiner ersten Twitter-Follower und Mitglied der #BartBroAuthors, sondern bewegt sich in einem ebenso spannenden wie anspruchsvollen Umfeld der Literatur. Sein Debütroman „Mosaik der verlorenen Zeit“ ist aktuell in einer Lovelybooks Leserunde. Bewerbt euch, es lohnt sich.

Elyseo wurde 1976 in Erlangen geboren, studierte Literatur und Philosophie und absolvierte eine Mosaik_U1_RZ.inddAusbildung zum Übersetzer und Dolmetscher für Spanisch. Später arbeitete er viele Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache.

Dennoch verlor er nie sein größtes Ziel aus den Augen: das Schreiben. Damit aber war für ihn seit jeher vor allem eines aufs Engste verflochten: das Verstehen. Seine Neugier auf die Vielfalt des Lebens führte ihn in zahlreiche Länder der Erde (Kanada, Indien, Mexiko, den Iran und den Kaukasus, um nur einige Beispiele zu nennen). Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Kulissen entstanden auch weite Teile seines Erstlingswerks „Mosaik der verlorenen Zeit“.

Bereits im Jahre 2003 führte ihn eine seiner ersten Reisen nach Guatemala, wo er mehrere Monate in einer kleinen Hütte ohne Wasser und Strom am Lago de Atitlán lebte und die dortigen Menschen und Gebräuche kennen lernen durfte.

Unter dem Titel „Elyseos Welt“ betreibt er einen Blog, wo er dem Leser nicht nur die Möglichkeit bietet, ihm bei seinen Erkundungen jeglicher Couleur über die Schulter zu schauen, sondern zugleich immer wieder zu gesellschaftlich-politischen Themen Stellung bezieht und auch Menschliches, Allzumenschliches nicht ausspart.

Elyseo lebt und schreibt in Köln und Lissabon. Derzeit arbeitet er an seinem zweiten Roman. Das „Mosaik der verlorenen Zeit“ ist sein Romandebüt.

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Ich wünschte, ich könnte vom Schreiben leben, doch davon bin ich noch gefühlte Lichtjahre entfernt – und das nicht, weil ich extrem hohe Ansprüche hätte. In den vergangenen Jahren habe ich meine Brötchen mit Deutschunterricht für Ausländer verdient. Da ich zukünftig in Lissabon leben werde, habe ich mich umorientiert und arbeite jetzt im Tourismus, wo ich amerikanische Highschool-Schüler auf organisierten Reisen durch Europa begleite.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Der „Ruf“ ereilte mich, als ich mit 17 John Irvings „Garp und wie er die Welt sah“ las. Ich lag an einem Swimming-Pool auf Menorca und wusste plötzlich, was ich mit meinem Leben anfangen wollte: Menschen mit meinen Geschichten in den Bann ziehen und ihnen neue Lebensperspektiven eröffnen.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Das Ziel zu veröffentlichen, hatte ich von Anfang an. Dennoch sollte es über zwanzig Jahre dauern, bis ich meinen Debütroman veröffentlichen konnte. Mein Blog „Elyseos Welt“ ging dem um ein paar Jahre voraus – dort habe ich die ersten Texte einem breiteren Publikum zugänglich machen können.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Gelinde gesagt verhalten. Mein Plan, als Schriftsteller zu leben, stieß in meinem familiären Umfeld nicht gerade auf Gegenliebe, eher im Gegenteil. Daher auch die lange Zeit zwischen meiner Entscheidung und der ersten Veröffentlichung.

Über gut zehn Jahre war ich hauptsächlich damit beschäftigt, meine Entscheidung zu verteidigen und zu beweisen, dass ich nicht, wie allseits vorausgesagt, in der Gosse enden würde. Zum eigentlichen Schreiben kam ich dabei kaum. In dieselbe Phase fiel zugleich, mich selbst von allen möglichen falschen Vorstellungen zu befreien, was das Schreiben anging.
Wer sich in unserer Gesellschaft erdreistet, als Künstler leben zu wollen, wird mit allerlei absurden Ansprüchen konfrontiert (so ein Nobelpreis auf dem Kamin würde sich zugegebenermaßen hübsch machen). Diese Erwartungen führten für mich hauptsächlich dazu, dass das Schreiben über Jahre hinweg eher eine theoretische Idee blieb. Faktisch schrieb ich in dieser Zeit kaum etwas.
Unterdessen hat sich die Einstellung in meinem Umfeld allerdings geändert. Während meine Freunde mich seit jeher unterstützt haben, ist mir in den vergangenen Jahren auch mehr und mehr Unterstützung von Seiten meiner Familie widerfahren. Mag daran liegen, dass ich mit meinen unterdessen 40 Jahren noch immer nicht in der Gosse gelandet bin, sich derlei Befürchtungen also nicht bewahrheitet haben. Seit der Veröffentlichung meines Erstlings jedenfalls ist die Resonanz durchweg positiv.

Zweiter Teil: Das PublizierenElyseo-da-silva

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Derzeit veröffentliche ich als Selfpublisher.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Bis letztes Jahr hätte ich mir niemals vorstellen können, den Weg als Selfpublisher einzuschlagen. Da ich allerdings nach circa 70 versandten Exposés weder einen Verlag noch eine Agentur gefunden hatte, die sich auch nur die Mühe gemacht hätten, mein Manuskript zu lesen, landete ich in Ermangelung von Alternativen schließlich doch beim Selfpublishing. Allemal besser als sieben Jahre Arbeit in der sprichwörtlichen Schublade verrotten zu lassen.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach. Ich schreibe über das Leben – welche Form auch immer das annehmen mag. Meinen Erstling bezeichne ich als Kaleidoskopischen Roman. Im weiteren Sinne könntest Du ihn wohl der literarischen Belletristik zuordnen. Ich versuche eine spannende Geschichte mit einem gewissen Tiefgang zu verbinden. Ob mir das gelingt, beurteile am besten selbst.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Wenn ich als Schreiber lebe, und das traf in den letzten zehn Jahren berufsbedingt immer nur phasenweise zu, setze ich mir für gewöhnlich ein tägliches Wort- oder Seitenziel. In den vergangenen Jahren habe ich mit 1000 Worten ganz gute Erfahrungen gemacht.

Das bedeutet allerdings zugleich, dass es so etwas wie einen Standard-Tag nicht gibt. An manchen Tagen schreibe ich 1000 Wörter in zwei Stunden (wie sehr wünschte ich, das wäre ein Standard-Tag!) – an anderen sitze ich bis nachts um eins am Schreibtisch, recherchiere, prokrastiniere, quäle mich, bis mein Ziel erreicht ist.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Beim „Mosaik der verlorenen Zeit“ habe ich mit einer einzelnen Szene begonnen, in der ich eine Erfahrung aus meinem damaligen Leben verarbeitet habe. Von da aus bin ich dem Weg meiner Protagonisten gefolgt, habe sie befragt und auf Antworten gewartet. Das war nicht immer leicht, da es ein irrsinniges Maß an Vertrauen erforderte. Die Geschichte mit ihren vier verschiedenen Handlungssträngen erwies sich schnell als komplex und bis kurz vor Ende hatte ich selbst keine Ahnung, wie sich alles zusammenfügen würde. In manchen Momenten war das der schwierigste Teil der Arbeit: darauf zu vertrauen, dass die Geschichten am Ende ineinandergreifen würden. Allerdings wurde dieses Vertrauen am Ende belohnt.
Interessanterweise waren es immer die Ideen, die ich im ersten Moment für vollkommen undurchführbar hielt, die sich letztlich als die besten erwiesen.
Eins ist gewiss, wenn ein Leser zu mir käme und behauptete, er habe von Anfang an gewusst, wie alles ausginge, würde ich wohl in schallendes Gelächter ausbrechen – denn ich selbst wusste es bis kurz vor Schluss nicht.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Wie oben kann ich darauf nur eingeschränkt antworten. Wenn ich unterrichte oder Reisegruppen führe, arbeite ich gar nicht an meinem Roman. Wenn ich aber an meinem Buch arbeite, dann wohl so zwischen 35 und 70 Stunden pro Woche, je nachdem, wie gut mir die jeweiligen Kapitel von der Hand gehen und wie viel Recherche sie erfordern.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Den Beginn meines Erstlings habe ich wohl an die 30 Mal überarbeitet, umgeschrieben, neu geschrieben. Allerdings lag das daran, dass ich mir das Romanschreiben sozusagen bei der Arbeit am „Mosaik der verlorenen Zeit“ selbst beigebracht habe. Die späteren Kapitel durchliefen im Schnitt wohl um die fünf bis sechs Überarbeitungen.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Extrem wichtig. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich sie im Vorhinein detailliert festlegen muss – was an meiner Art zu denken liegen mag. Struktur passiert in meinem Kopf automatisch. Insofern übertrage ich sie bloß auf meine Geschichten.
Als Leser empfinde ich Struktur ebenfalls als wichtig. Dabei geht es mir nicht darum, um welcher Art Struktur es sich handelt. Vielmehr ist Struktur für mich als Leser ein Zeichen dafür, dass der Autor sein Thema und seine Geschichte wirklich durchdrungen hat. Gewissermaßen ist sie die Veredelung einer Geschichte.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Den meisten Gewinn habe ich aus Sol Steins „Über das Schreiben“ gezogen. Ein pragmatischer Ratgeber, dessen Anregungen mein eigenes Schreiben komplett auf den Kopf respektive die Füße gestellt haben.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Es gibt wohl einen elementaren Unterschied zwischen „einen Ratschlag erhalten“ und „einen Ratschlag verstehen“. Wäre es möglich, Wissen per Ratschlag zu vermitteln, gäbe es nur noch glückliche Menschen auf dieser Welt – schließlich gibt es zahllose Ratgeber zum Thema Lebensglück.
Die Realität belehrt uns eines Besseren. Wissen ist nicht vermittelbar. Aber, und das ist die gute Nachricht, man kann es sich erarbeiten.
Der Ratschlag, der mein Schreiben am meisten beeinflusst hat, nachdem ich ihn – und das hat geschlagene drei Jahre gedauert – verstanden hatte, ist das banale „Show, don’t tell“. In dem Augenblick, in dem ich für die Praxis begriffen hatte, was dieser Satz wirklich bedeutet, hätte ich jubeln und heulen mögen. Jubeln, weil ich wusste, dass mein Schreiben fortan um Welten besser sein würde, heulen, weil ich zurückschaute und wusste, dass ich all das, was ich zuvor geschrieben hatte, komplett auf dieses Prinzip hin noch einmal zu überarbeiten hatte.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Nummer 1: Nachtzug nach Lissabon, Pascal Mercier.
Ich liebe die Stimmung in diesem Roman. Mercier webt eine Geschichte, die sich dicht wie ein Tuch um den Leser legt. Zugleich ist der Roman für mich das Paradebeispiel dafür, was es heißt, eine spannende Geschichte zu erzählen und philosophische Tiefen auszuleuchten. Anspruch muss nicht langweilig sein, im Gegenteil, er kann fesseln.

Nummer 2: The Bone Clocks, David Mitchell.
Das Gesamtwerk von David Mitchell ist für mich ein Faszinosum. Das Spiel mit den Grenzen von Traum und Realität, die geniale Sprache, die hochkomplexe Struktur, die in all seinen Werken den Rahmen bildet und sie zur Kunst erhebt. Für mich ist Mitchell der derzeit wohl mutigste Erzähler. Er beweist, dass man nicht für den Markt schreiben muss, sondern den Markt auch „prägen“ kann – ansonsten hätten seine hochkomplizierten Geschichten wohl keinen derart großen Anklang finden können.

Nummer 3: Shantaram, David Gregory Roberts.
Weil manche Bücher einfach funktionieren. David Gregory Roberts missachtet so ziemlich alles, was Schreibratgeber lehren, und trotzdem ist sein Shantaram eines der besten Bücher, die ich bislang gelesen habe. Die Geschichte brachte mich zum Lachen und rührte mich zu Tränen. Beim Lesen wünschte ich mir, sie möge niemals enden. Was mehr könnte man als Schriftsteller erreichen?

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?elyseo-da-silva-2

Normalerweise setze ich mir Tagesziele, die ich einzuhalten versuche. Auch wenn das Schreiben oft anstrengend ist, gibt es bei mir immer eine Grundmotivation, was wohl damit zusammenhängend, dass ich das Schreiben als meine Berufung sehe, nicht als meinen Beruf.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Dazu kann ich wenig sagen. Was mir geholfen hat, war, die potentiellen Leser vor der Veröffentlichung aktiv miteinzubinden: Umfragen zu verschiedenen Aspekten zu machen, wie beispielsweise zum Klappentext, Cover, Autorfoto etc.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Alex Woods. (aus: Gavin Extence, The Universe vs. Alex Woods) Ich liebe Alex’ intelligenten und bissigen Humor. Bisweilen fehlt mir in meinem Leben ein solcher Freund, der mich auf diese Weise zum Lachen bringt.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünscht du dir?

Einen Verlag, der meine Bücher verlegt und mich soweit unterstützt, dass ich mich tatsächlich nur auf das Schreiben, (Vor-)Lesen und Leben konzentrieren kann.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Mitgefühl, Ausdauer, Kritikfähigkeit, Humor, Offenheit.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Zweierlei:
Erstens: Glaub nicht, du seist schon angekommen – du wirst es nie.
Zweitens: Sei kritisch gegenüber jedem Ratgeber, der behauptet, man könne Dinge nur auf eine einzige Weise tun.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich suche nicht nach ihr. Ich schreibe für Menschen. Das mag naiv klingen, ist aber so.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Frag mich das noch einmal, wenn ich Zeit habe, darüber nachzudenken!

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Oft habe ich das Gefühl, wenn es ums Schreiben geht, sei das Ziel das Ziel. Es ist sehr befriedigend, wenn ich ein Kapitel/ eine Geschichte fertig geschrieben habe, es/ sie einem Freund vorlese und dabei genau die Stimmung im Raum entsteht, die ich erzeugen wollte. Der Weg dahin ist oft dornig.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meine Romane sind sehr umfangreich und auch thematisch so breit angelegt, dass ich stets nur an einem gleichzeitig arbeite.
Dazu kommt natürlich die Arbeit an meinem Blog, wobei die Häufigkeit meiner Posts stark davon abhängt, wie viel Zeit ich auf das Romanschreiben verwende.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

An erster Stelle steht: Auf die Ratschläge meiner besten Freundin Caro H. zu hören – sie ist der klügste Mensch, den ich kenne. Welch ein Glück für mich, dass sie mir ihren brillanten Verstand leiht, wenn es um mein Schreiben geht, und sie mich zudem nie mit Samthandschuhen anfassen würde. Manchmal denke ich darüber nach, ihr welche zum Geburtstag zu schenken, aber das wäre wohl ein großer Verlust für die Qualität meiner Bücher.

Zweitens: Lesen. Vielfältig. Breit gefächert – durch verschiedene Genres, alt und neu. Es gibt so viele großartige Schriftsteller von denen ich lernen kann – was wäre ich ohne sie?

Drittens: Mich von der Größe selbst gewählter Aufgaben nicht abschrecken zu lassen, auch wenn es ab und zu schwerfällt.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ein Schriftsteller ist, wer schreibt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen – mögen andere ihre Zeit mit solch müßigen Fragen verschwenden.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Eine schwierige Frage. In Bezug auf Lesegewohnheiten wünschte ich mir generell ein höheres Niveau. Die Top-Seller (sei es auf amazon oder Spiegel) erschrecken mich regelmäßig. Der Buchhandel bedient nach eigenen Aussagen natürlich nur eine bereits existente Nachfrage. Das ist aber vielleicht die Frage nach Henne und Ei.
Würden all die Millionen für Marketing ausgegeben, könnte eine Nachfrage nicht geschaffen werden?
Könnte ich eine Sache verändern, wäre es also vermutlich, den Buchhandel von den sogenannten „Zwängen“ des Marktes zu befreien und die Auswahl der Veröffentlichungen qualitativen Maßstäben zu unterwerfen. Aber das bleibt wohl Wunschdenken.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Mein Cover hat Silke Klemt (http://silkeklemt.de/) entworfen – mit ihr und ihrer Arbeit war ich sehr zufrieden.
Zum Rest kann ich wenig sagen – ich habe keine Workshops oder Lehrgänge besucht und das Lektorat in Zusammenarbeit mit mehreren engen Freunden selbst gestemmt. (Wer mich dafür in der Luft zerreißen möchte, tue es bitte erst, wenn er das „Mosaik der verlorenen Zeit“ gelesen hat.)

 

Ich möchte Elyseo an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für dieses offenherzige Interview danken. Wenn Ihr Fragen habt, so stellt diese bitte in die Kommentare. Ich versuche dann, die Fragen an den Autor direkt weiter zu geben, bzw. ihn zum direkten antworten zu bewegen.


mail-793081_1280Newsletter


„Frag. Es gibt keine dummen Fragen.“

„Warum riechst du so komisch aus dem Mund?“

„Halt die Klappe. So was fragt man nicht!“

Als ich mich entschloss, es mit dem Schreiben ernst zu meinen, hatte ich viele Fragen. Heute, zwei Jahre später, sitze ich vor meinem Laptop, die Strin zur Denkerpose gequetscht … und stelle mir immer noch viele Fragen.

Es hat sich nicht geändert.light-bulb-1042480_1920

Die Fragen sind andere. Das ein oder andere weiß ich inzwischen. Bei anderen Dingen bin ich noch immer so blank wie der polierte Mercedes meines 71 jährigen Nachbarn.

Fragen zu stellen ist wichtig um sich weiter zu entwickeln. Kinder wissen das. Erwachsene auch.

Manchmal.

Ich habe mich an meine Kindheit erinnert und einen Fragenkatalog entwickelt. Ich habe gesammelt, was mich an anderen Autoren und deren Arbeitsweise interessiert.

Mit Hilfe von Twitter habe ich meine Follower gefragt, was sie interessiert. Daraus entstand ein 29 Fragen starker Katalog.

Da das alleine nichts nützt, habe ich ihn an eine ganze Reihe von Autoren gesendet. Einige Antworten habe ich bereits erhalten und ich habe mich schon jetzt über die Bandbreite gefreut.

Ist so eine Fragerunde nicht statisch? Immer die gleichen Fragen? Nicht auf den Gegenüber eingehen? Zu wenig Aktion – wenig investigativ.

Das war auch der Punkt, an dem ich gehadert habe. Schon jetzt stelle ich fest, nicht die Fragen machen es interessant; die Antworten sind es. Die Fragen sollen nicht investigativ sein. Sie sollen einfach nur zeigen, wie andere Autoren arbeiten.

Ich werde von nun an in regelmäßigen Abständen Interviews im Augenblog veröffentlichen und mit der Kategorie „Interview“ versehen (schlau, ich weiß).

Ihr werdet sehen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen sind. Wie verschieden die Sichtweisen von Autor zu Autor sind. Ihr werdet euch wiederfinden oder den Kopf schütteln. Ihr werdet Tipps erhalten, die ihr umsetzt und Tipps, die euch nicht interessieren. Ihr werdet interessantes über die Autoren erfahren.

In jedem Fall werdet ihr danach wissen, dass wir alle unsere eigenen Wege finden müssen, um gute Bücher zu schreiben und dass es viele, viele Wege gibt, um dieses Ziel zu erreichen.

Viel Spaß mit dem Format „Augenschelm fragt:“.

Das erste Interview wird voraussichtlich nächste Woche an den Start gehen.

 

 


Marlakim hob den Arm. Einige Sekunden … achnee, Augenblicke … später erzitterte er von dem harten Schlag des geschliffenen Stahls … Stahl? Gab´s das wohl schon? Egal.

Er schwang nach vorne, legte all seine Kraft in diesen einen Stoß. Wozu hatte er Monate … Monate? Zyklen? Verdammt, haben die Monate? Wie messen die denn die Tage? Egal, ist ja der erste Entwurf … Monate trainiert. Echt jetzt? Trainiert? Hatte er auch einen Job? Und einen Boss? Geübt! Geübt ist besser! Wozu hatte er Monate geübt?

by Pixabay

by Pixabay

Kommt euch das bekannt vor? Wenn ihr Fantasy schreibt, vielleicht. Ich bin stetig auf der Suche nach den richtigen Worten. Von Zeit zu Zeit ist es eine Qual, sich zum weiterschreiben zu zwingen. Die Fragen die auftauchen kommen von einem nicht bis ins kleinste Detail zu Ende gedachten Worldbuilding.

Für mich ist Worldbuilding Mittel zum Zweck. Es dient der Geschichte. Es muss stimmig und gut überlegt sein, aber man kann sich bis ans Ende aller Tage mit Worldbuilding beschäftigen. Deshalb habe ich irgendwann damit aufgehört und merke jetzt während des Schreibens, wo ich nachbessern muss.

Würde ich das beim nächsten Mal anders machen? Vielleicht die ein oder andere Sache, aber manches fällt eben erst beim Schreiben auf.

Schwierig wird es, wo ich als „High Fantasy“-Autor nicht auf Referenzen zurückgreifen kann. Gerade bei „Show don´t tell“ ist es auch wichtig mit Bildern und Vergleichen zu arbeiten. Aber viele Begriffe habe ich nicht. Es gibt sie schlichtweg in meiner Welt nicht.

Er kann nicht gucken wie ein Auto, kalt sein wie die Arktis, dröhnen wie ein Presslufthammer. Er kann keine Frisur wie Friedrich der Große haben, eine schiefe Lippe wie Michael Douglas oder eine Stimme wie Mickey Mouse.

In der hohen Fantastik muss ich mir meine Referenzen selbst erschaffen und gleichzeitig aufpassen, dass ich den Leser nicht mit Exposition erschlage. Ich glaube, das ist ein Grund wieso Urban Fantasy so gut funktioniert und wieso so manche High Fantasy nur schwer zu Ende zu lesen ist.

Die Hintergründe müssen aus den Dialogen der Charakere entstehen, aus Konflikten und vereinzelten Internalisierungen der Charaktere. Immer in Scheiben, immer so viel, dass es die Geschichte vorran bringt und nicht ausbremst.

Ich habe mich dazu entschlossen, nicht alles neu zu erfinden. Noch hadere ich mit mir, ob es „Meter“ und „Kilometer“ geben soll. Auch bei den „Monaten“ bin ich mir nicht sicher. Aber ich nutze Referenzen, die der Leser bereits kennt und ändere sie etwas ab. Ich erfinde keine neuen Tierarten oder Pflanzen, sondern ergänze Bekanntes, wie George R. R. Martin das auch gemacht hat, bei den Schattenkatzen als Beispiel.

Im Feuerträger gibt es Legionäre, Zenturios und Konsule, auch wenn dort kein Latein gesprochen wird. Es ist ein schmaler Grat, auf dem man hier wandert – wo kann ich einen Begriff nutzen, wo ist dieser Begriff zu eng an einer bestimmten Epoche oder Historie gebunden? Ist es okay, einen Legionär statt einen Soldaten zu verwenden? Wäre Soldat denn in Ordnung? Sollte der Vollmond nicht lieber anders genannt werden?

Wenn es zu exotisch wurde, habe ich als Leser immer abgeschaltet. Ich habe lieber einen guten Lesefluss und bin dafür bereit, ein paar „geklaute“ Referenzen hinzunehmen, statt dass der Autor sich alles neu ausdenkt und mir Knoten in die Synapsen schreibt.

Wie denkt ihr darüber? Ist das ein No-Go in der fantastischen Literatur? Was geht, was geht nicht?


mail-793081_1280Newsletter


Ich bin von der wunderbaren Katrin Ils für den Liebster-Award nominiert worden. Es kann sich nur um dem Ruhm meines vergangenen Blogs handeln, denn diese Nominierung ist tatsächlich mein erster Blogbeitrag im neuen Augenblog. Wie dem auch sei, ich nehme die Ehre natürlich an.

Schaut in ihrem Blog vorbei, folgt ihr auf Twitter – es lohnt sich.

Katrins Fragen an mich:

  • Gibt es ein Tier, vor dem du dich fürchtest und warum?

Es gibt in Brasilien eine Fischart (Vandelliinae), die Männern die Harnröhre hochschwimmen, sich dort ablegen und sterben. Dort lassen sie sich nur durch eine OP wieder entfernen. Das ist ein fürchterlicher (oder fürchtbarer) Gedanke – diese Fische mag ich nicht.

  • Welcher deiner Charaktere macht dir am meisten Spaß zu schreiben und warum?

Das ist jetzt gaz schwer für mich zu beantworten, da meine Bücher ja allesamt noch in der Entstehung sind. Am liebsten sind mit bisher Mark von Oppenheim-Saalfeld – der versnobte Polizist, der eigentlich pleite ist, aber seinen guten Ruf aufrecht erhalten will und Ormin, mein Antagonist aus „Der Feuerträger“. Ich habe ein bisschen eine Schwäche für die bösen Jungs, weil mich der Grat zwischen „Gut“ und „Böse“ fasziniert. Es gibt viele Menschen, die meinen, sie ständen auf der richtigen Seite und ihre Taten seien gerechtfertigt. Oftmals hängt es nur vom Blickwinkel ab, ob jemand „gut“ oder „böse“ ist. Daher habe ich Spaß an den Motiven derjenigen zu arbeiten, die ich selbst als „böse“ ansehen würde. Wieso tun sie das? Was treibt sie dahin? Ist es am Ende vielleicht sogar nachvollziehbar?

  • Was würde dich dazu bringen, ein Buch vor Wut gegen die Wand zu werfen?

Wenn ich Morgens um 5 Uhr nach drei Stunden Schlaf mit einem Kaffee in der linken und einem Buch in der rechten Hand eine Tür beim öffnen über den kleinen Zeh ziehe. Das wäre aber Wut auf mich selbst und sie wäre absolut gerechtfertigt.

  • In welches Land möchtest du unbedingt einmal reisen?

Irland. Aber auch die USA, Australien, Japan … . Es gibt so viele interessante Länder.

  • Das Abenteuerlichste, das du bis jetzt gegessen hast?

Das war soein seltsam trockener Käse, den man mit einem Kreishobel abgehobelt hat und dann dazu süße und künstlich aussehnde, englische Marmelade gegessen hat. Ich musste das in einem Haus essen, wo ich mit Freunden zu Gast war und die Gastgeber sehr viel Wert auf snobistischen Anstand gelegt haben. Ich habe mir diesen Käse runtergewürgt, aber es war das Widerlichste, was ich je gegessen habe. Obwohl ich sonst ein echter Käsefreund bin.

  • Du hast bei deiner Wiedergeburt die Auswahl zwischen Ameisenbär oder Krake. Wofür entscheidest du dich?

Krake. Immer am Meer, viele Arme mit denen man was erledigen kann. Klingt doch ganz gut.

  • Bücher im Regal nach Farben sortieren – yay oder nay?

Sieht bestimmt gut aus, aber dazu bin ich zu unordentlich. Ich muss außerdem Bücher nach Autoren sortieren, sonst kommt mein innerer Monk durch.

  • Hattest du als Kind ein Poesiealbum/Freundschaftsbuch?

Mehr als eins. Ein Freundschaftsbuch, ab Klasse 5 aber solche, wo man die Fragen selbst geschrieben hat. Im Prinzip das gleiche, wie dieser Award hier ;-)

  • In welchem Hogwarts-Haus wärst du gerne und warum?

Hufflepuff. Der dämlichste Name, die sonderbarsten Gestalten und zugänglich für alle, die Übrig bleiben. Definitiv das Haus, wo ich mit meinem Lernwillen am ehsten zum Abschluss gekommen wäre.

  • Schokolade ode Kaffee – auf welches könntest du eher verzichten?

Schokolade. Da kann ich in der Tat ganz gut drauf verzichten. Schlimmer wäre, wenn es keinen Bacon, überbackenen Käse, Pizza, Burger, Currywurst oder Döner mehr gäbe.

  • Welches Klischee liest du gerne?

Ich habe ehrlich gesagt kein Auge für Klischees. Jemand, der gut und lebendig schreibt, kann sich um Klischees herum schreiben. So ziemlich alles ist schon erzählt worden, und wenn sich jemand für den 1,90 Meter Dolph Lundgren Nazirussen als Antagonist entscheidet, dann ist das nicht die frischeste Idee, aber ich glaube, wenn Jo Nesbo das schreiben würde, würde ich es trotzdem lesen und wahrscheinlich auch gut finden. Meistens gefällt mir der Schreibstil nicht oder der Spannungsbogen ist zu lahm – dann fallen mir auf einmal Klischees ins Auge. Aber wenn ich in der Story bin, dann überlese ich das wohl einfach.

Hier kommen meine Fragen:

  1. Was ist das Schönste am Schriftstellerleben?
  2. Du hast die Wahl – Du kannst Deinen Roman genau in dem Stil schreiben, den Du Dir in Deinem inneren Auge vorstellst. Die Verlage werden ihn lieben, die Leser reißen ihn Dir aus den Händen – von nun an kannst Du vom Schreiben alleine leben, ohne Dich finanziell einschränken zu müssen. Dafür wirst du alle zwei Stunden bis ans Ende Deines Lebens, in einem Moment an dem Du nicht damit rechnest, barfuß auf einen Lego-Stein treten. Machst Du das, oder nicht? Warum?
  3. Wie viel Zeit verbringst Du im Internet, nur damit Du Aufgaben vor Dir herschieben kannst?
  4. Hast Du Ziele im Leben, oder guckst Du jeden Tag was kommt und entscheidest dann spontan?
  5. Auto, Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel?
  6. Du kannst Deep Thought eine Frage stellen, die Dir in jedem Fall richtig beantwortet wird. Was fragst Du?
  7. Welchem Roman-/ Filmhelden möchtest Du gerne mal so richtig eine reinhauen, damit er sich endlich vernünftig verhält?
  8. Was tust Du, wenn Du mal so richtig den Kopf frei bekommen musst?
  9. Nenne den/die einflussreichsten Autor/Musiker/Film/Buch und Serie Deines Lebens.
  10. Was war der beste Tipp, den Du im Bezug auf das Schreiben je erhalten hast?
  11. Man sagt, Schreiben ist ein Handwerk. Was sind Deine Werkzeuge, ohne die es einfach nicht geht.

Ich nominiere: Den familienfreundlichen JM Volckmann, die Sportskanone Ally J. Stone, den Dönergott Benjamin Spang und den außerordentlich Ben Lesser.

Regeln

  1. Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke ihren Blog in deinem Artikel.
  2. Beantworte die 11 Fragen, die dir der Blogger, der dich nominiert hat, gestellt hat.
  3. Nominiere 2 bis 11 weitere Blogger für den Liebster Award.
  4. 
Stelle eine neue Liste mit 11 Fragen für deine nominierten Blogger zusammen.
  5. Informiere deine nominierten Blogger über den Blog-Artikel.
  6. Das Beitragsbild kannst du optional in deinen Beitrag einfügen.
  7. Schreibe diese Regeln in deinen Liebster-Award-Blog-Artikel.