Liebe Leute,

schön, dass Ihr euch auch heute wieder auf meinen Blog traut. Ich freue mich, euch inzwischen das achte Interview zu meiner Reihe „Augenschelm fragt“ begrüßen zu dürfen. Es hat sich viel getan. Mein Blog hat inzwischen ein bisschen an Fülle gewonnen. Marcus Johanus ist ein #BartBroAuthor geworden, Elyseo da Silva hat mit seinem Debüt „Mosaik der verlorenen Zeit“ einen fantastischen 16. Platz beim Leserpreis von Lovleybooks belegt, was für einen Selfpublisher und ein Debüt alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Ich habe sehr viele, sehr tolle Rückmeldungen zu meinen Interviews bekommen. Die positiven Reaktionen auf meine Interviewanfragen von Marcus Johanus und Axel Hollmann haben mich immer mutiger werden lassen. Als schließlich Markus Heitz meine Fragen beantwortet hat, war ich völlig aus dem Häuschen und wagte es, an weitere namenhafte AutorInnen heranzutreten.

Darum freue ich mich über alle Maße, euch heute die nächste Vollblutautorin vorstellen zu dürfen. Zoë Beck hat sich viel Zeit genommen und meine Fragen ausführlich beantwortet. Viel Spaß beim Lesen!

Infos von Zoë findet Ihr auf Ihrer Wikipedia.

Alles über ihre Bücher und ihre sonstigen Tätigkeiten findet ihr auf Ihrer Homepage:

http://www.zoebeck.net 

oder auf allen gängigen Social Media Kanälen:

Facebook:

https://www.facebook.com/zoebeck75

https://www.facebook.com/ZoeBeckSeite/

Twitter:

https://twitter.com/beck_zoe

Instagam:

https://www.instagram.com/beck_zoe/

Ihr Amazonseite könnt ihr über folgenden Links aufrufen:

Zoës Amazonseite

Lest rein, folgt ihr – es lohnt sich.

Ich habe die Reihenfolge der Fragen im Vergleich zu meinen vorherigen Inerviews etwas abgeändert und neu gegliedert. Dabei sind einige Fragen auch leicht verändet worden.

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Das erste, was meine Agentin zu mir sagte, war: „Hör bloß nicht mit deinem eigentlichen Job auf!“ Deshalb mache ich immer auch noch etwas anderes. Ich übersetze, und ich arbeite im Bereich Filmsynchronisation. Das verschafft mir zum einen die Sicherheit des „zweiten Standbeins“ und zum anderen die Luft, auch mal längere Pausen zwischen Büchern zu machen.

(c) Anette Göttlicher

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Literarisches Schreiben: seit knapp über 10 Jahren. Vorher schrieb ich eher gelegentlich für Zeitungen oder Magazine, an der Uni hatte ich einen Creative Writing-Kurs, aber nie mit dem Ziel, später selbst zu schreiben. Das stand für mich nie auf dem Plan. Als ich beim Film arbeitete, rutschte ich so langsam ins Drehbuchschreiben.

Zum Bücherschreiben kam ich über eine Freundin, die bei derselben Filmproduktionsfirma gearbeitet hatte. Sie war mittlerweile bei einer Literaturagentur und rief mich an, ob ich nicht Lust hätte, ein Exposé für eine Kriminalromanreihe zu schreiben, sie könne sich das bei mir gut vorstellen. Ich sagte ihr, das sei Quatsch, ich könne das nicht, sie sagte, ich solle einfach mal machen. Wenig später saß ich da mit einem Vertrag über drei Bücher und dachte: Verdammt, was mach ich jetzt?

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

s.o.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Unterschiedlich. Ein paar wenige fanden das ganz toll, aber auf die meisten Menschen wirkte das eher befremdlich. Auf meine Eltern sowieso. Diejenigen, mit denen ich wirklich eng und gut befreundet war, glaubten allerdings an mich. Jetzt erst nach über zehn Jahren sind die Zweifler davon überzeugt, dass es doch nicht totaler Unfug ist, von Beruf Bücher zu schreiben.

5. In welchem Genre schreibst Du?

Hauptsächlich Kriminalroman.

Zweiter Teil: Publikation und Marketing

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Verlag. Definitiv.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Verlage nehmen einem sehr viel Arbeit ab und haben die größere Vertriebspower.

8. Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat?

Das ging immer sehr schnell. Wenige Wochen.

9. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Meine Erfahrung ist: Wenn das Buch im Handel gut ausliegt, verkauft es sich. Tut es das nicht, kann das Marketing, kann die Presse noch so gut sein – Sichtbarkeit direkt im Handel ist sehr, sehr wichtig.

10. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich hoffe, sie findet mich.

Teil 3: Gewohnheiten

11. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus? 

Schwarzblende von Zoe Beck

Erstmal organisatorischen Kram wegschaffen, und dann schreiben. Deshalb wird es bei mir meist früher Morgen, bis ich „Feierabend“ mache und schlafen gehe. 

12. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Ein Thema, das mich interessiert, und Figuren, die ich erzählen will. Von da aus entwickle ich den Plot. Die Figuren sind mir am Wichtigsten.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

So, dass es zur Geschichte passt.

14. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

In Schreibphasen wirklich die ganze Nacht, Wochenenden und Feiertage gibt es sowieso nicht.

15. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Vier-, fünfmal, glaube ich. Das sind die großen Überarbeitungen.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Das macht meistens der Blick auf die Deadline, kombiniert mit dem Blick aufs Konto.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Ich versuche, Projekte der Reihe nach abzuarbeiten, am Block. Dann komme ich schneller voran.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Tee, Bewegung, Schlafen.

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Schreiben ist harte Arbeit und macht Spaß. Das ist für mich kein Widerspruch.

Teil 4: Inspirationen

20. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?978-3-453-41042-8

Walter Mosley hat ein schönes kleines Büchlein geschrieben, mit dem Titel „This Year You Write Your Novel“. Stephen Kings „On Writing“ ist interessant. Was sich auch unbedingt lohnt, ist von David Mamet „On Directing Film“, weil er dazu aufruft, gegen die ersten Einfälle anzugehen und neue Perspektiven zu finden.

21. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Der kam von meiner Agentin. Die Top 3 der Schreibratschläge: Lesen, Lesen, Lesen.

Und zwar, das ist ganz wichtig und meine Ergänzung, immer das lesen, was man ganz grandios findet. Keine Zeit verschwenden mit etwas, das eher durchschnittlich oder gar schlecht ist – egal, wie erfolgreich es sein mag. Immer neue Inspiration suchen. Am besten sind die Bücher, bei denen man denkt: „Ich wünschte, ich könnte auch so schreiben.“

22. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum?

Ich weiß nicht, ob man von „Inspiration“ reden sollte. Und beeindruckt haben mich eine ganze Reihe Bücher und Autor*innen. Ich nenne bei der Frage nach dem „Lieblingsroman“ am liebsten „Pale Fire“ von Nabokov, allein schon wegen der grandiosen Form. Ich lese auch sehr gern Kurzgeschichten oder eben Erzählungen, die keine Romanlänge haben. Eine Geschichte, die mich umgehauen und sehr, sehr tief beeindruckt hat, ist „The Yellow Wallpaper“ von Charlotte Perkins Gilman. Und wer mich als Kind schon begleitet hat – mehr noch als Roald Dahl und E.T.A. Hoffmann (ich war ein eher düsteres Kind) – war E.A. Poe.

23. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Ich weiß nicht. Ich schaue den Figuren lieber zu, was sie so machen.

Fünfter Teil: Organisation und Persönlichkeit

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Disziplin, Selbstzweifel, Hang zum Chaos, krankhafte Neugier, Sprachgefühl … Und viele Widersprüche. Ich sich selbst und um sich herum.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Schreib es fertig. Überarbeiten kommt dann später.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Aufs Wasser schauen.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

27. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Zeit, um ganz viele Bücher zu lesen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

(c) Anette Göttlicher

(c) Anette Göttlicher

Weniger vom Immergleichen, mehr Platz für Außergewöhnliches, aus allen Ecken der Welt.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Bei Workshops empfehle ich grundsätzlich solche, die über einen längeren Zeitraum ein Projekt begleiten. Es gibt immer wieder auch Stipendien, das ist nicht nur sinnvoller, sondern auch seriöser als „An einem Wochenende zum eigenen Buch, nur 500 Euro!“-Angebote. Schreiben braucht Zeit. Wer da im einzelnen was anbietet, weiß ich nicht, muss man auch selbst schauen, mit wem man klarkommt. Coverdesignerin:  Hanka Steidle hat einige meiner Cover gemacht, die ich toll fand. Sehr gute Arbeiten sehe ich immer wieder auch zum Beispiel von Claudia Toman. Ich selbst habe kaum Einfluss auf das Cover, das machen die Verlage, aber für meinen eigenen Verlag Culturbooks  arbeiten wir mit der Grafikerin Magdalena Gadaj zusammen, und bei Weyward Sisters hat Arne Kirschenberger  mein Cover gemacht, der für mich auch z.B. Visiten- und Autogrammkarten und ähnliches oder für Culturbooks Werbeanzeigen, Lesezeichen etc. entwirft.

Sehr gute Fotografinnen sind Victoria Tomaschko (Berlin) und Anette Göttlicher (München) .

Ich liebe meine Lektorin Catherine Beck, der ich wirklich sehr vertraue. Sie hat leider keine Homepage. Aber ansonsten kann ich noch alle im Team von Autorendienst empfehlen.

Und ganz besonders toll ist immer die Zusammenarbeit mit der unglaublich strengen und überaus genauen Dörte Karsten als Korrektorin, die auch alle unsere Texte bei Culturbooks abschließend bearbeitet.

Liebe Zoë, ich danke Dir sehr dafür, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass viele meiner Leser Deine Antworten genauso erhellend und unterhaltsam finden, wie ich.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


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„Magie muss man nicht erklären. Magie passiert, darum heißt sie ja Magie.“


Wer Fantasy schreibt, kommt in der Regel um das Thema Magie nicht herum. Seit J.R.R. Tolkien den Herrn der Ringe schrieb, ist Magie ein ebenso fester Bestandteil des Genres wie eigene Weltkarten, Sprachen oder Völker.

Es ist der sanfte Zauber des Unbekannten, das Mythische.

Dass Wesen und Menschen Dinge tun können, die normale Menschen nicht tun können.

Das Wort Magie leitet sich von dem griechischen Wort „Magoi“ ab, was ursprünglich einen Stamm in Norden Irans bezeichnete, der für die Vielzahl an weisen Personen (i.e. Männern) bekannt war. Der Philosoph Tomaso Companella definierte Magie lediglich als eine Vorstufe der „normalen Wissenschaft“, also eine Art Dinge zu erklären, was man erlebt und sieht, aber (noch) nicht logisch erklären kann.

Aus diesem Grund ist Magie, ähnlichen den Religionen, mit fortschreitendem Wissen aus unserem Alltag verdrängt worden. Wo Blitze früher Magie der Götter waren, sind sie heute erklärbar.

Es führt also dazu, dass „verstandene“ Magie nicht mehr als solche, sondern als Wissenschaft verstanden wird. Ergo müsste ich mich als Autor davor hüten, meine Magie in irgendeiner Form zu erklären, wenn ich sie nicht ihrer Wirkung berauben will.

So hat Tolkien es in seinem Hauptwerk gehalten. Die Magie der Istari wird nicht erklärt. Ebensowenig erklärt J.K. Rowling wie GENAU ihre Zaubersprüche funktionieren. Sie funktionieren halt innerhalb ihrer magischen Welt.

Es gibt aber auch Autoren die das anders sehen.

Brandon Sanderson ist bekannt dafür, in seinen Romanen ausgeklügelte Magiesysteme zu entwerfen, die einen großen Reiz seiner Romane ausmachen. Mir ist vor allem die „Allomantie“ im Gedächtnis geblieben, die Magie der „Kinder des Nebels (org: Mistborn)“ Reihe.

Sanderson schlägt dabei aus meiner Sicht einen Bogen zwischen Magie und Science Fiction, die letztlich auch nur die Magie des durch Technologie Möglichen ist. Sie muss dabei auch keinesfalls logisch oder falsifizierbar sein, sie muss lediglich in dem in sich geschlossenen Systems des Romans konsistent sein.

Was mir bei Sanderson gefällt und seine Art Magie zu schreiben für mich interessant macht: Er verwendet sie als ein Mittel der Dramaturgie. Sie macht Dinge nicht einfacher für die Protagonisten, sondern schwerer.

Wie das? Nun, Brandon Sanderson hat über den Lauf von Jahren die „Sanderson´s Laws of Magic“ entwickelt, die ich nun im Folgenden vorstellen möchte. Die original Posts findet ihr ganz am Ende dieses Beitrags als Link.

Sanderson´s First Law

Sanderson’s First Law of Magics: An author’s ability to solve conflict with magic is DIRECTLY PROPORTIONAL to how well the reader understands said magic.

Als Sanderson das erste Mal mit anderen Autoren darüber sprach, dass in seinen Augen zwei Regeln elementar für Magie seien, wurden ihm direkt die oben aufgeführten Zweifel entgegen gebracht. Magie zu erklären führt dazu, dass Du das „Zauberhafte“ und „wunderartige“ Deiner Magie nimmst.light-1611224_1280

Der Lektor John Campell sah genau hier die Schwäche der Fantasy gegenüber der Science Fiction. Fantasy fehle die konsistente Logik. Das Risiko einer Deus ex Machina sei zu groß und der Leser könne ständig in Situationen geworfen werden, aus denen der Held mit Hilfe einer Magie entkommt, die der Leser nicht nachvollziehen könne.

Natürlich ist das ein Einfwurf aus den Anfängen der Fantasy, denn man hat dazu gelernt. Dennoch, wer seine eigene Magie nicht kennt, läuft Gefahr hier den Leser zu verprellen.

Sanderson ist sich aber bewusst, dass seine Art Magie zu schreiben nicht das Non plus Ultra ist, schließlich sind der Herr der Ringe und eben Harry Potter auch ohne das Welterfolge geworden.

Darum unterteilt er Magie in mehrere Typen:

  • Soft Magic

Als Beispiel für Soft Magic nimmt er den Herrn der Ringe. Tolkien erklärt seine Magie nicht. Der Leser identifiziert sich jedoch in erster Linie nicht mit Gandalf, sondern mit den Hobbits. Die Undurchsichtigkeit der Magie macht die Welt dadurch weiter, undurchdringbarer, schwerer zu verstehen. So wie sie auch für die Hobbits ist.

Entscheident auf dieser Seite der Magie, die möglichst wenig Regeln und Einblicke in das „Wie es funktioniert“ offenbart, ist, dass die Magie so selten wie möglich dazu genutzt wird, um Probleme zu lösen. Was hingegen gut funktioniert ist, dass Magie Probleme verursacht, welche die Protagonisten dann auf ihre Weise und mit ihren Fähigkeiten lösen (vgl. Lied von Eis und Feuer).

Es gibt einen Grund, wieso Gandalf Frodo nicht zum Schreckensberg fliegt und ihn dort abwirft, oder wieso er nicht gleich den Ring an sich nimmt.

Diese Regel verhält sich gleich der Regel, dass Zufälle nach Möglichkeit niemals ein Problem eines Protagonisten lösen sollten, wohl aber Probleme bereiten können.

Je weniger Du also von Deiner Magie preisgibst, desto weniger sollte sie ein Rolle bei der Lösung von Konflikten spielen, oder

An author’s ability to solve conflict with magic is DIRECTLY PROPORTIONAL to how well the reader understands said magic.

Wenn es eine Seite gibt, dann gibt es natürlich auch eine andere Seitewizard-1293759_1280

  • Hard Magic

Bei dieser Art Magie zu entwickeln beschreibt der Autor exakt, wie seine Magie funktioniert. Das ermöglicht dem Leser, mit den Magiern mitzufühlen, die Fähigkeiten zu entdecken und klevere Twists und Wendungen zu entwickeln.

Die Leser und der Autor verstehen wie die Magie funktioniert, was sie kann und was sie nicht kann. Daher kann sie verwendet werden, um Probleme zu überwinden. Neben Erfahrungen und cleveren Gedanken, wird auch die Magie ein legitimes Mittel für die Figur, um Probleme zu lösen.

Sanderson sieht Isaac Asimovs Robot Serien auf dieser Seite der Magie. Ich habe die Bücher nicht gelesen, kann deswegen zu dieser Einschätzung nichts sagen.

Sanderson betont, dass diese Art Magie in keinem Fall den Gesetzen der Wissenschaft folgen muss oder das genau erklärt werden muss, wieso die Figuren Magie nutzen können. Es gehe ihm nur das Verständnis der Leser, was diese Magie zu tun in der Lage ist.

Aus diesem Grund definiert er die meisten Superhelfenfähigkeiten als „Hard Magic“, da zwar deren Entstehung oftmals abenteuerlich ist, aber das was der Held kann oder nicht kann sehr klaren Vorgaben folgt.

  • The middle Ground

Wo es ein links und ein rechts gibt, gibt es auch ein dazwischen. Sanderson sieht Harry Potter in dieser Ebene. Jedes der Bücher bietet gewisse Grundlage an Regeln und Gesetzen, was bei der Magie geht und was nicht und sie werden in den Büchern genutzt, um beim Klimax der Geschichten hilfreich zu sein.

Nichtsdestotrotz, so Sanderson, ist es unmöglich das System als Ganzes zu verstehen. Teilweise widersprechen sich die Fähigkeiten, es werden neue Regeln mit jedem Buch ergänzt und Figuren vergessen Fähigkeiten, die sie einem anderen Teil noch benutzt haben.

Sanderson selbst sieht sich bei 80% der „Hard Magic“, was noch genügend Platz für Rätsel lässt, aber den Leser so gut mitnimmt, dass Magie ein probates Mittel zur Lösung von Konflikten ist.

Zusammenfassend kann man sagen:

Jede Form der Magie ist gut und gerechtfertigt. Achte lediglich darauf, wie Du die Magie in Deiner Geschichte verwendest und widerstehe der Versuchung, Dinge mit Magie zu lösen, wenn Du nicht vorher im Buch irgendwo dafür die Grundlage gelegt hast (Plants and Payoffs). Vermeide es, dem Helden neue Fähigkeiten hinzuzufügen, nur weil es gerade für die Situation hilfreich ist.

Wenn Du am harten Ende des Skala unterwegs bist, frage Dich stets „wie kann der Charakter das, was er bereits hat, verwenden, um Herr der Lage zu werden“, ohne etwas Neues hinzuzufügen.

Sanderson´s Second Law

Limitations > Powers

Das Second Law ist für mich das noch Wichtigere. Am zweiten Gesetz merkt man, dass Sanderson Schreiben studiert hat und nach Wegen für Dramaturgie sucht. Folglich schaut er nicht als erstes drauf, was Magie alles kann, sondern welche Basis für Konflikte Magie bietet. Was kann die Magie eigentlich nicht?

Deswegen handelt der Herr der Ringe auch nicht von Gandalf und seinen unglaublichen Fähigkeiten, sondern von den Hobbits, den schwächsten und unfähigsten Figuren des gesamten Werks.

Wenn also ein Magiesystem enwickelte wird (und es ist nahezu unmöglich etwas zu entwickeln, was es nicht bereits gibt), ist es wichtig auf die Grenzen, die Kosten und die Schwächen der Magie zu achten.

So sind in dem von Robert Jordan erdachten System beispielsweise die Kosten, dass man zwar Magie nutzen kann, diese einen aber bei jeder Benutzung in den Wahnsinn treibt.

Ich habe im Feuerträger ein System entwickelt, das den Wirkenden maximal wenigen Sekunden seiner Fähigkeit nutzen lässt und ihn so erschöpft zurück lässt, als wäre er einen Marathon gelaufen. Dadurch sind die Cavarii (oder Magier) durch jeden Normalsterblichen zu besiegen, was bei meinem Worldbuilding ein Checks-and-Balances System zur Folge hatte. Zudem gibt es noch eine Reihe weiterer Beschränkungen und Schwächen, die ich aber noch nicht ausführen möchte :-)

In der Mistborn Trilogie können die Magier Telekinese, aber mit der Einschränkung, dass sie etwas nur wegdrücken oder zu sich ziehen können und das es aus Metall sein muss. Ein schweres Objekt drückt dich weg, ein leichtes wird von dir weggedrückt.

Das zwingt die Charaktere dazu, härter für ihre Ziele arbeiten zu müssen.owl-1727370_1280

Die drei Schwerpunkte unterteilt er wie folgt:

Limitations (Grenzen): Was die Magie ganz simple nicht tun kann.

Supermann kann beispielsweise nicht druch Blei sehen. Spiderman kann nicht fliegen. David Eddings Magiesystem erlaubt nahezu alles, aber mit der Grenzen, dass nichts was jemals getan wurde wieder rückgängig gemacht werden kann.

Widerstehe dem Drang, Limitationen aufzuheben, weil du dadurch ein Problem leichter lösen kannst.

Weaknesses (Schwächen): Anders als das simple „was die Magie nicht kann“, sind Schwächen innerhalb der Magie verankert. Dinge, welche die Magie „verletzlich“ machen.

Zum Beispiel Kryptonit, das Superman sämtlicher Macht beraubt.

So ist es keine Schwäche, wenn Dein Magier 100 Meter in die Luft springen kann, aber nicht 200. Das sind lediglich die Grenzen. Eine Schwäche wäre es, wenn er dafür während des Sprungs keine seiner anderen Fähigkeiten nutzen könnte oder leuchtet wie ein Weihnachtsbaum.

Sanderson warnt jedoch, dass die „Wegnahme sämtlicher Fähigkeiten“ in gewisser Weise zu einem Cliché geworden ist, dem mit Vorsicht zu begegnen ist.

Kosten (Costs)

Der eine Ring macht dich unsichtbar, aber die dunklen Mächte sehen wo du bist und das Tragen des Rings macht dich nach und nach Paranoid.

Wenn Du kein Spice mehr hast, bist Du nicht mehr in der Lage mit Lichtgeschwindigkeit zu fliegen.

Du kannst Magie nutzen, wirst aber verrückt dadurch.

That´s it.

Sanderson´s third Law:

Expand what you already have before you add something new.

Autoren, die Jahre damit verbracht haben Worldbuilding zu betreiben, laufen Gefahr in ihren Romanen zu viel langweilige Exposition zu vermitteln. Sie haben zwar das Worldbuilding perfektioniert, nicht aber jahrelang ihre Schreibfähigkeiten trainiert.

Worldbuilding ist ein unbestreitbar elementarer Teil der Fantasyliteratur, aber genau so ist es mit dem Plotten, dem Entwickeln von Figuren und der simplen Fähigkeit zu Schreiben.

Sanderson outet sich als großer Fan des Worldbuildings und um dieser Worldbuilders Disease entgegen zu treten, hat er das dritte Gesetz entwickelt.

Oftmals entstehen die besten Geschichten, wenn man etwas Bekanntes nimmt (eine frustrierte Schülerin, die ins Niemandsland zieht und auf eine Schule muss etwa) und etwas Neues dazu tut (Vampire die glitzern).

Entschuldigt dieses Beispiel, es gibt natürlich unzählige glitzerfreie (Kick Ass, Pulp Fiction, Django Unchained, Casino Royale etc etc).

Als Gegenbeispiele kann man den Trend des „Je mehr, desto besser“ nehmen, dem viele Superhelden Filme zum Opfer fallen nach gewisser Zeit (Spiderman 3, Civil War, X-Men Apocalypse).

Also prüfe einfach, welche Auswirkungen kleine Änderungen in Deiner Welt haben. Sanderson nennt das Extrapolation, also die „was wäre wenn“ Frage (die ich mir am Anfang jeder Storie stelle).

Was wäre wenn ein Magier aus Luft Essen herstellen könnte und dadurch riesige Armeen ständig mit Nahrung versorgen könnte, egal wo sie wären?

Verbinde Kräfte, Kulturen und Themen die du bereits entwickelt hast, prüfe wie sich Magie ergänzen würde. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, auf dem bestehenden Aufzubauen, ohne jedesmal voll in das Worldbuilding einzusteigen und die ersten Jahre jedes Buchs damit zu verbringen. Interessant sind in diesem Kontext auch Fanfictions, die auf bestehenden Systemen aufbauen, aber je nach ihrer eigenen Art Erweiterungen in dem System fortführen.

Die Originalbeiträge findet ihr hier, ich muss nicht erwähnen das ich es empfehle, die zu lesen.

Sanderson´s First Law

Sanderson´s Second Law

Sanderson´s Third Law

Nicht vergessen, der Newsletter. Am Ende eines Monats informiere ich über alle Beiträge. Du wirst also nicht zugespamt, sondern bekommst in der Regel nur einen Newsletter pro Monat von mir.

Alle Fotos habe ich Lizenzfrei bei pixabay.com bekommen.


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Liebe Leserinnen und Leser,

heute habe ich die Autorin Tanja Hanika meine berühmt berüchtigten 29 Fragen gestellt. Tanja ist überzeugte Self-Publisherin mit Schwerpunkt auf dem Horror Genre. Sie ist Mitglied der bärtigen Familie der Bart Bro Authors und bietet aktuell bei Amazon 7 Bücher an.

Tanja ist Self-Publisherin aus Überzeugung und verrät euch, wie sie auf Ideen kommt, Ihren Alltag organisiert und gibt euch ein paar handgreifliche Tipps.

Viel Spaß beim lesen! Mehr von Tanja findet ihr auf:

Tanjas Amazonseite

Tanjas Homepage

Tanjas Facebookprofil

und natürlich auf Twitter

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben kann ich nicht leben. Einen Brotjob habe ich dennoch nicht, ich bin Mama und Autorin. Mein Mann verdient die Brötchen.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Als ich acht Jahre alt war, habe ich mir in der Bücherei eine Kinderversion von Bram Stokers „Dracula“ ausgeliehen und war absolut begeistert, was Geschichten mit der eigenen Fantasie anstellen können. Seit da wollte auch ich solche spannenden, atmosphärischen Geschichten erzählen und bin dem Horrorgenre seit fast 20 Jahren verfallen und schreibe ebenso lange.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Ich habe in Trier Germanistik (und Philosophie) studiert und gemerkt, dass ich keinen Beruf ergreifen möchte, der sich nicht mit Literatur beschäftigt. Nach und nach wurde es dann für mich immer deutlicher, dass ich es einfach versuchen sollte, mein größtes Hobby zum Beruf zu machen. Self-Publishing wurde immer beliebter und seit 2012 habe ich mit der Absicht geschrieben, meinen Roman „Redthorne Castle“ später auch zu veröffentlichen. Probeweise habe ich mich in dieser Zeit (bis ich dann mit dem Self-Publishing 2015 angefangen habe) an Geschichten-Wettbewerben versucht und so einige Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien zustande gebracht. Das war ein guter Test, welche Geschichten ankommen und welche nicht.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Mein Umfeld, also mein Mann, meine Familie und Freunde, waren glücklicherweise begeistert und haben mich unterstützt und von Anfang an ernst genommen. Manche meinten, dass es klar gewesen wäre, dass es so kommen würde, und wussten es wohl sogar vor mir, dass ich Autorin werden würde.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Ich bin überzeugte Self-Publisherin.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich liebe die Freiheiten, die einem das Self-Publishing bringen, ebenso wie die vielen unterschiedlichen Aufgaben, um die man sich kümmern muss. Deadlines setzt man sich selbst (z.B. in Absprache mit Testlesern, Lektoren o.Ä.) und bei einem selbst liegt die letzte Entscheidung, wie was gemacht wird. Bisher habe ich mich mit keinem Projekt bei einem Verlag beworben. Ob ich das in Zukunft doch noch ausprobieren möchte, weiß ich noch nicht.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Ich schreibe Horror- und Schauerromane. Zwei Kurzromane sind der Dark Romantasy zuzuordnen, aber noch lieber schreibe ich Horror.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Momentan schreibe ich überwiegend abends / nachts, sobald mein Sohn im Bett ist. Wenn er bald in den Kindergarten geht, werde ich auch die Vormittage nutzen können. Ich bin selbst schon gespannt, welche Struktur sich dann im Alltag ergeben wird.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Zunächst überlege ich, welche Möglichkeiten ich erzähltechnisch habe, bzw. welche Geschichte mir am besten zu der Idee gefallen würde. Abgesehen vom Plot überlege ich, welche Figuren ich dafür brauche und wie diese sein sollen und müssen.

Ich plotte und plane dann anhand einiger worksheets, die ich überarbeitet und zum „Arbeitsbuch für Schriftsteller“ zusammengefasst habe, das bei Amazon erhältlich ist. Allerdings lasse ich mir dabei noch den nötigen Spielraum, damit Figuren und der Plot sich entwickeln und mich überraschen können. Ganz detailliert ist meine Plotvorarbeit deshalb nicht, aber einen Rahmen habe ich schon.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist momentan noch ganz unterschiedlich. Aber ich würde sagen, dass ich im Schnitt auf zwei Stunden pro Abend komme. Ich schreibe / arbeite jeden Abend in der Woche, also auf ganz grob geschätzt vierzehn Stunden die Woche. Wobei in dieser Zeit ja nicht nur am Buch gearbeitet wird, sondern auch alles andere, das im Autorenalltag anfällt, erledigt werden muss. E-Mails, Marketing, Finanzamtaufgaben, etc.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Nach der Rohfassung überarbeite ich meistens drei Mal, bevor die Testleser den Text bekommen. Ab und zu auch ein viertes Mal.

Anschließend arbeite ich deren Kommentare ein.

Danach kommt dann das Lektorat, welches ja auch einen Bearbeitungsdurchgang erfordert. Und dann folgt noch das Korrektorat, das ich auch ziemlich gründlich durchgehe. Also bearbeite ich alles in allem mindestens sechs Mal, aber wenn nötig, auch öfter.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Eine gute Struktur macht es dem Leser schwer mit dem Lesen aufzuhören, sofern auch die Story stimmt. Ich achte auf die Spannungsbögen meiner Handlung und liebe es Twists einzubauen. Daher ist mir Struktur wichtig, für deren Planung ich mein bereits genanntes „Arbeitsbuch“ immer wieder nutze. :)

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Ich finde Stephen Kings „On Writing“ inspirierend. Weniger, um etwas daraus zu lernen, sondern vielmehr, weil es so locker geschrieben ist als würde man ihm gegenübersitzen und Mr. King persönlich zuhören dürfen. Man möchte sich sofort hinsetzen und selbst etwas schreiben.

An klassischen Schreibratgebern gibt es zu viele sehr gute, um da einen herauszugreifen.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Mir persönlich hat der Schreibpraxis-Tipp am meisten weitergeholfen, dass man sich in der Rohfassung ruhig austoben soll, natürlich ohne das Plotgerüst aus den Augen zu verlieren. Korrigieren und verbessern kann man hinterher, aber wenn man so perfektionswütig ist, dass nicht einmal eine Rohfassung zustande kommt, kann auch nichts verbessert werden. Das hat mir sehr geholfen, mich bei der Rohfassung zu entspannen.

Als Schreibtipp selbst finde ich das gute alte „Show, don´t tell“ wahnsinnig wichtig.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Wie bereits erwähnt hat mir „Dracula“ als Kind die Augen geöffnet und mich mit dem Lese- und Schreibvirus infiziert. Das ist für mich das Buch schlechthin.

Ein anderes wunderschönes Buch ist „The Nightcircus“ von Erin Morgenstern. Ihre Sprache und die Bilder, die sie erzeugt, sind schlichtweg fantastisch. Nach dem Lesen hatte ich auch hier den dringenden Wunsch, irgendwann einmal so wie sie schreiben zu können.

Es fällt mir schwer nun nur noch ein drittes Buch nennen zu dürfen, aber emotional mit am meisten berührt hat mich in der letzten Zeit „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak. Absolute Leseempfehlung für jeden, der es noch nicht kennt. Hut ab vor jedem Autor, der es schafft beim Leser so starke Gefühle zu wecken.

16. Wie motivierst Du Dich zum schreiben?

Ich muss mich hierfür nicht motivieren, sondern ich liebe es in meine Schreib-Fantasie-Welt zurückzukehren. Auch müde oder krank kann ich die Finger kaum von der Tastatur lassen.

Marketingposts auf meinen Social Media Kanälen zu verfassen fällt mir da deutlich schwerer. Die Möglichkeit, die Verkaufszahlen etwas anzukurbeln bietet da aber ausreichend Motivation. :)

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Ich denke es ist hilfreich eine eigene Homepage zu haben und sich frühzeitig Social Media Kanäle zu suchen und dort möglichst viele Kontakte aufzubauen. Rezensionsexemplare für Blogger (nach Absprache!) sind sehr empfehlenswert. Mit meinem nächsten Projekt möchte ich einmal schauen, ob sich eine Leserunde organisieren lässt. Den ultimativen Tipp habe ich also selbst noch nicht.51yd5ous2jl

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Da ich Horrorautorin bin, lege ich mich bei der enormen Auswahl an Möglichkeiten einmal auf ein gruseliges Szenario fest: Ich würde gerne den Protagonisten eines Zombieapokalypse-Romans einen Tag lang bei seinem Überlebenskampf begleiten (und natürlich auch selbst überleben). Da würde man bestimmt viel über sich selbst und das Thema „Angst“ lernen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Ich würde mir wünschen, mich als Horrorautorin etablieren zu können. Dass meine Bücher viele begeisterte Leser finden und ich davon leben kann. Und ganz fabelhaft wäre es dann, wenn jemand Fremdes auf die Frage nach seinem absoluten Lieblingsbuch, einen meiner Romane nennt.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität, Durchhaltevermögen, Sprachkompetenz, Zielstrebigkeit und Mut.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Schreib das, was du selbst gerne lesen möchtest. Denn selbst wenn das Projekt nicht zu Ende geschrieben oder später nicht veröffentlicht wird, hattest du eine wunderbare, spannende und schöne Zeit mit dem Text.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

In Bücherforen wird ganz gut deutlich, welche Menschen welche Bücher lesen und wie sie sie bewerten. Man kann aber auch im Internet nach Informationen suchen, es gibt ja für alles Statistiken. Oder man hört sich mal im privaten Umfeld (Familie, Freunde, aber auch Nachbarn oder weiter entfernt Bekannte) um, wer welche Bücher liest.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Damit habe ich momentan keine Probleme. Vielleicht hat man mehr Energie, wenn man den Traum zum Beruf machen konnte. Ab und zu sollte man es sich gönnen mal eine Nacht auszuschlafen, wenn möglich, aber ansonsten habe ich dafür keinen Trick 17.

 24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Natürlich gibt es Szenen oder Abschnitte eines Romans, die sich schwieriger schreiben lassen als andere, aber mir macht das Schreiben wirklich immer Spaß. Gerade kniffelige Stellen hinzubekommen ist ein tolles Gefühl.

Mein Trick ist, nie an einer schwierigen Stelle aufzuhören, denn dann fällt es einem am nächsten Tag leichter, wieder in den Schreibfluss hineinzukommen. Quälerei ist es eher, wenn ich mal einen Tag nicht zum Schreiben komme.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meisten zwei bis drei, da ich vor / zwischen den Korrekturphasen die Projekte eine Weile liegen lasse. In diesen Pausen plotte, schreibe oder korrigiere ich dann andere Projekte.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

Dranbleiben, egal wie müde oder erledigt man vom Tag ist.

Selbstkritik aufs Überarbeiten verschieben, aber dann gnadenlos zu sich selbst sein.

Und am Wichtigsten: Das Schreiben, was man liebt.

27. Wie stehst du zu den Begriffen. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ein Autor ist für mich jeder, der veröffentlicht.

Ein Schriftsteller kann meinem Verständnis nach vom Schreiben leben. Aber es kann sich selbst gerne jeder Schriftsteller nennen, der das lieber mag als Autor. :)

Ein Hobbyautor ist für mich jeder, der keine Ambition hat zu veröffentlichen, und einfach gerne mal schreibt, wenn er Muße dazu hat

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Von mir aus könnte gerne das Horrorgenre beliebter werden. Leute, traut euch ruhig euch zu gruseln. Es passiert ja nichts. :)

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich arbeite sehr gerne mit der hervorragenden Lektorin / Korrektorin Alice Scharrer (von Korrektar) zusammen. Auch Doris Eichhorn-Zeller (von Perfekte Texte Coburg) ist eine zuverlässige und freundliche Korrektorin.

Mein Veranstaltungshighlight 2016 war das Literaturcamp in Heidelberg, das ich auch 2017 gerne wieder besuchen möchte.

Ansonsten bin ich noch am Ausprobieren bzw. hatte leider noch keine Zeit für Lehrgänge, was ich bald zu ändern hoffe, sobald sich eine passende Gelegenheit bietet.

 

Liebe Tanja, ich danke Dir für Deine ausführlichen und spannenden Antworten, die mal wieder einen tollen Einblick in die Arbeit einer Autorin gegeben haben.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


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„Mord am Hellweg“ ist das größte europäische Krimifestival. Auf Twitter findet man wenig darüber, obwohl sich das Line-Up mit Autoren wie Sebastian Fitzek, Jo Nesbo, Jussi Adler-Olsen, Simon Beckett, Joe Bausch oder Chris Carter mehr als sehen lassen kann – und das ist nur eine Handvoll der rund 150 Veranstaltungen.

Mord am Hellweg findet seit 2001 alle zwei Jahre an tollen Orten rund um den Hellweg der Kreisstadt Unna statt und wird u.a. vom Westfälischen Literaturbüro in Unna organisiert.

Ich bin sehr angetan von den vielfältigen Facetten dieses tollen Festivals und möchte es hiermit ganz ausdrücklich allen Lesern meines Blogs ans Herz legen. Mehr über das Festival findest Du auf

http://www.mordamhellweg.de/


Als ich den kleinen Saal betrete ist er bereit gut gefüllt. Nur noch wenige Plätze sind frei, die Veranstaltung bis auf den letzten Platz ausverkauft. Weil ich zwei freie Plätze auf der Loge sehe, unterdrücke ich den Impuls den Mann neben mir vom Stuhl zu schubsen.

Der Platz ist gut. Wir haben einen hervorragenden Blick auf die Bühne, auf der sich nun unter dem Applaus der Krimifans Oliver Mommsen und Margarete von Schwartzkopf zu ihren Stühlen begeben.

Dann kommt Jo Nesbo. Er ist ein durchschnittlich großer, hager wirkender Mann der mich aus der Entfernung an Dr. House erinnert.  Er trägt eine blaue Jeansjacke über einem schwarzen T-Shirt. Das rotblonde Haar steht wild vom Kopf, in seinem Bart wagen sich die ersten grauen Haare ans Tageslicht. Er sieht aus wie jemand, der sich viel bewegt, was sicher nicht ungewöhnlich für einen Mann ist, der um ein Haar Fußballprofi geworden wäre.20161020_194218_hdr_resized

Er lächelt kurz und setzt sich. Seine Bewegungen sind ruhig, als könne ihn selbst ein Sturm nicht aus der Ruhe bringen. Die über dreißigmillionen verkauften Bücher lasten nicht auf seinen Schultern. Margarete von Schwarzkopf stellt Jo Nesbo vor und erklärt, dass er um ein Haar seinen Flug nicht bekommen hätte, weil die griechischen Inseln im Wetterchaos versinken und Nesbo dort Klettern war..

Nesbo ist inzwischen 56. Wie ich kommt er aus der Finanzbranche. Ich lächle, denn mit BWL verbinden die meisten wohl keine Autoren. Vor allem keine, die so gut schreiben wie er. Aber er ist auch Musiker und hat es in Norwegen zu einiger Bekanntheit gebracht.

Wenn Nesbo spricht, klingt es ruhig und überlegt. Wäre er Telefonjoker bei „Wer wird Millionär“ hätte man wohl erst Angst, dass die Antwort nicht rechtzeitig käme um sodann mit einer glasklaren und richtigen Antwort für das nervenzerreißende Warten belohnt zu werden. Ich mag ihn sofort. Oliver Mommsen erlaubt sich ein paar Scherze und an Nesbos Lachen kann ich erahnen, dass hinter der ruhigen Fassade jemand steckt, für den das Sprichwort „stille Wasser sind tief“ erfunden wurde.

Margarete von Schwarzkopf entlockt mir eine innere Bäckerfaust als sie sagt, dass es einen neuen Harry Hole Teil geben wird. Ihre rauchige Stimme erinnert mich an eine Voodoo-Mama und weniger an eine gebürtige Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Sie, Nesbo und Oliver Mommsen sind ein gutes Team, vor allem von Schwarzkopf hält nicht damit hinterm Berg, was für eine hohe Meinung sie von Jo Nesbos Schreibfertigkeiten hat.

Ich blättere kurz in dem eben gekauften Exemplar von Blood on Snow und lese darin, dass Jo Nesbo erst mit 37 mit dem Schreiben begonnen hat. Ich bin 35. Wir kommen beide aus der Finanzbranche. Mein Gehirn beginnt Verbindungen zu knüpfen, die nicht da sind.

Dann schwenkt auch die Moderatorin auf das Buch. Schwarzkopf fragt den ruhigen Norweger, wie er auf die Geschichte gekommen ist und ich horche auf. Das ist für mich als Autor interessant. Im gesamten Verlauf stellt sie interessante Fragen, man merkt ihre Erfahrung.

Nesbo erzählt, dass er am Flughafen in Kanada abgeholt wurde. Dort erkenne man den Ruhm eines Autors an der Größe der Limousinen. Er sieht einen Mann mit einem Schild auf dem sein Name steht, folgt ihm, steigt in eine nicht ganz so große Limousine, als unerwartet ein weiterer russisch sprechender Mann vorne einsteigt und sie losfahren. Doch der Wagen fährt nicht Richtung Toronto, obwohl das sein Ziel war.
Er verrät nicht, wo er wirklich hingefahren ist, aber die Idee für einen Roman war geboren. Abgeholt werden vor allem wohlhabende Menschen und niemand überprüft ernsthaft, zu wem er da ins Auto steigt. Nesbo ist zum Glück angekommen.

Aus diesem Erlebnis wuchs die Idee eines Buches und des dazugehörigen Schriftstellers. Er lebte in der 70ern veröffentlichte mit großem Erfolg ein Buch namens „Blood on Snow“. Nach Jahren jedoch schwindet sein Ruhm. Die Limousinen werden kleiner, doch ihm gelingt kein adäquates weiteres Buch. Also schreibt er einen zweiten Teil mit dem vielsagenden Titel „Blood on Snow 2: Mehr Blut“ (auf Norwegisch: Mere Blod). Das Publikum lacht ob dieser kreativen Glanzleistung des erfundenen Autors.

Dieser Autor wird auf Nesbos oben beschriebene Art entführt. Je mehr Nesbo sich mit diesen Blood on Snow Büchern für seine Geschichte beschäftigt, desto mehr will er über das Buch wissen, bis er schließlich auf die Idee kommt, die Bücher einfach zu schreiben – da es sonst keine tue, wie er anmerkt.

Er hatte die Idee, die Bücher unter dem Namens Tom Johansen herauszubringen, was der Name des Entführten ist. Der Verlag und er planten eine groß angelegte Aktion, mit eigener Wikipediaseite für Tom Johansen, in der auf dessen Entführung eingegangen wird. Eine Homepage sollte online gehen, eine ganze Existenz entstehen. Doch die Behörden schoben dem einen Riegel vor, denn man darf zwar unter Pseudonym veröffentlichen, aber keine komplette Existenz erfinden. Dieser Artikel aus der Welt zeugt aber noch von diesen Absichten. 20161020_194632_resized

So entstand Blood on Snow unter dem Namen Jo Nesbo. Die Reihe besteht aus drei Teilen. Neben dieser Reihe arbeitet Jo Nesbo an dem schon erwähnten 11 Teil seiner Harry Hole Serie, sowie an einer Neuadaption von Shakespeares McBeth, auf die zumindest ich mich sehr freue.

Oliver Mommsen macht sich nun daran aus Blood on Snow vorzulesen und es wird schnell klar, dass dieses Buch etwas besitzt, das anderen Nesbo Titeln eher fehlt: Humor. Mommsen liest mit einem leichten Schelm in der Stimme und macht es mir leicht, mir die Figur vorzustellen, die da in Richtung Nord-Norwegen flieht und gar nicht so böse rüberkommt, wie man es gemeinhin von Geldeintreibern erwartet.

Auf die Frage, ob Nesbo gezielt etwas komisches schreiben wollte, sagt er, dass es nach den ganzen düsteren Romanen um Harry Hole dem Kopf gut tut, wenn etwas anderes zu Papier käme. Er hat ebenfalls ein Kinderbuch geschrieben. Allerdings sei es nicht seine Herangehensweise, etwas lustiges schreiben zu wollen, sondern die Geschichte entwickele sich aus den Charakteren heraus.

Er erzählt, dass der Durchschnittsnorweger niemals den Norden des Landes zu sehen bekommt und dass es von Oslo genauso weit nach Rom ist, wie an die Nordspitze des eigenen Landes. Er lässt sich sogar zu der Behauptung hinreißen, die dort lebenden Samen seien die Römer Norwegens, offenherzig und kontaktfreudig, wohingegen der gemeine Norweger eher ruhiger Natur sei.

So werden die Samen zum wesentlichen Bestandteil seines Buches. Er vergleicht sie mit den Amish in Amerika, erzählt, dass es dort sehr strenge religiöse Strukturen gibt die zum Teil sogar verbieten, dass Vorhänge benutzt werden obwohl dort ein halbes Jahr lang durchgängig die Sonne scheint.
Dieses Thema rund um Minderheiten kann Befindlichkeiten auslösen und auch Nesbo berichtet, dass er zu Beginn ein wenig Gegenwind für die Sichtweise seiner Figuren erhielt. Natürlich hat Nesbo mit Absicht überzeichnet und war sich bewusst, was er da tat. So verschwimmt die anfängliche, von Vorurteilen geprägte Sicht des Protagonisten im Laufe des Buches und Nesbo hält lediglich den Norwegern den Spiegel vor, indem er sagt: „So hat ein Durchschnittsosloer in den Siebzigern nunmal die Samen gesehen. Wir haben Ihnen Ihre Sprache verboten. Die meisten von euch werden nie einen Samen zu Gesicht bekommen.“

Er sagte, es sei keine Ablehnung, wohl aber eine tiefe Ignoranz gegenüber diesem Teil der Bevölkerung vorhanden.

Man merkt Nesbo an, mit welchem feinsinnigen Respekt er den Samen begegnet.

Die Hauptfigur des Romans flieht in den hohen Norden um sich dort zu verstecken. Dort lernt er die dort lebenden Samen kennen und entwickelt von seiner zunächst von Vorurteilen geprägten Sicht einen ganz anderen Blick auf die Leute dort. Die Geschichte erinnert ein wenig an „der einzige Zeuge“ mit Harrison Ford und zeigt mir einmal mehr, dass der Stoff nicht neu erfunden, sondern einfach nur sehr gut umgesetzt werden muss, um ein gutes Buch zu schreiben.

Er spricht über Wertbilder der Gemeinschaft, dem Glauben an Gott und welche Auswirkungen es auf eine Gesellschaft hat, wenn man beobachten kann wie der eigenen Gemeinschaft der Nachwuchs ausgeht.
Das seine eignen Großeltern noch eine weitaus distanzierte Einstellung zu beispielsweise Homosexualität hatten, aber nicht weil sie schlechte Menschen waren, sondern weil es dem damaligen Wertesystem entsprach und dass er sich vor diesem Hintergrund die Frage stellt, wie seine Werte, die er für richtig und beständig hält, in dreißig Jahren von jemand anderem bewertet werden. 20161020_212410_resized

Nesbo kann sich den ein oder anderen feinen Seitenhieb auf Religionen nicht verkneifen. Er berichtet, dass es selbst innerhalb dieser religiösen Minderheiten noch Streitigkeiten darüber gibt, welches der „wahre“ Glaube sei und dass jeder, der nicht an den eigenen Glauben glaubt, in der Hölle brenne (was ein Running Gag einer Figur des Buches ist). Da es unterm Strich dann nur einige wenige hundert Menschen auf der Welt gibt, stellt er fest, dass es später im Himmel sehr viel Platz geben müsse.

Es geht um Liebe, Werte, um Spannung. Man merkt bei Nesbo, dass seine Bücher lange recherchiert wurden, dass er sich ausgiebig mit den Themen beschäftigt.

Wenn ich vorher schon großer Fan des Norwegers war, bin ich es jetzt umso mehr und ich freue mich bereits auf die kommenden Veröffentlichungen.
Zum Ende wird noch erzählt, dass Harry Hole 2017 ins Kino kommt. Der Schneemann wird verfilmt, Harry Hole wird von Michael Fassbender verkörpert, der zumindest optisch meiner Meinung nach eine hervorragende Wahl ist.

Es war lehrreich, wie Nesbo auf Ideen kommt und dass er seine Geschichten von den Charakteren aus plant. Ich konnte richtiggehend mitfühlen, wie sich die Ideen von der Taxifahrt bis hin zu den Büchern des erfundenen Autors entwickeln. Spannend war für mich die Betrachtung der Wertesysteme und wie ich viele der Tipps, die ich rund ums Schreiben erhalten und erlernt habe, in Nesbos Art zu arbeiten wiedergefunden habe.

Für mich war dieser Abend rundum gelungen und eine richtige Motivationsspritze, mich wieder an mein eigenes Werk zu setzen.


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