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Hallo! Ich wurde anlässlich unserer Nominierung für den Skoutz-Award interviewt. Das Interview erscheint hier bei Augenschelm.de, es wurde zuerst bei Skoutz.de veröffentlicht. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen – ich hatte viel Spaß beim Fragen beantworten und ich finde, das merkt man dem Interview auch an. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Kay Noa.


Heute bin ich mit unserem Skoutz-Kauz bei Bruno E. Thyke zu Besuch. Der sympathische Schreiber aus dem Ruhrgebiet, frönt der hohen Kunst des geschriebenen Wortes nach eigenem Bekunden in den frühen Morgenstunden, irgendwo zwischen dem Vollzeitjob, dem Pendeln im Zug und der Zeit mit seiner Familie Zuhause.

Ich möchte ihn als Herausgeber der Anthologie “Erntenacht – Dunkle Folklore” interviewen, denn diese ungewöhnliche Anthologie hat es auf die Midlist des Skoutz-Awards 2020 geschafft, und das ist doch ein wunderbarer Anlass …

Zu Besuch bei Bruno E. Thyke, der selbst Chaos organisieren kann

So, lieber Bruno, vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Du klingst ja wirklich mega-beschäftigt zwischen Job, Autorendasein und Familienleben. Also fangen wir am besten gleich mal an.

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Glücksritter

Eine schöne Antwort. Die meisten Autoren arbeiten mit Adjektiven. Aber Glücksritter ist auch gleich ein Bild. Ich bin gespannt.

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?

Kreativ zu sein ohne Grenzen.

Wie meinst du das? 

Was immer mir durch den Kopf geht, ich kann es zu Papier bringen und damit etwas entstehen lassen, was zuvor nicht da war.

Das beschreibt ja den Beruf des Autoren, sofern er nicht nur Berichte schreibt. Oder ist das für dich mehr Berufung?

Mein Beruf ist es nicht, aber nur von einem Hobby zu sprechen, ist auch zu wenig. Damit bin ich einer dieser Hybride, die irgendwo zwischen Vollzeitjob, Elterndasein und dem normalen Alltag ihre Passion ausleben.

Ich finde es sehr inspirierend, eben neben dem Autorendasein noch ein anderes Leben zu haben, das sich nicht nur um Geschichten dreht. Unabhängig davon, dass das in meinem Fall zumindest auch die Bank und den Vermieter beruhigt, glaube ich auch, dass es meinen Geschichten gut tut. Das, was einem durch den Kopf geht, wird ja meist von außen angestoßen. 

Das stimmt, wobei das in meinem Fall vor allem die Interaktion von Menschen untereinander ausmacht. Ich bin Bänker und auch wenn ich für eine nachhaltige Bank arbeite, bietet der Job bislang nicht viel, was mich beim Schreiben inspiriert.

Bleiben wir bei den Büchern…

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht?

Ich habe noch gar kein Buch veröffentlicht, anders als viele Kollegen, die in der Anthologie „Erntenacht“ mitgearbeitet haben.

Und das sagt der Herausgeber? Wie ungewöhnlich. 

Tatsächlich ist der Herausgeber hier der unerfahrenste. Bislang steht eine weitere Kurzgeschichte zu Buche, die ich bei einem kleinen Wettbewerb eingereicht habe und die ebenfalls unter die besten 5 Geschichten gewählt wurde.

Das zeugt zumindest davon, dass da draußen Menschen sind, die an deine Geschichten glauben. Und wie sieht es auf deinem SUM aus? Dem berüchtigten Stapel ungeschriebener/unveröffentlichter Mansuskripte?

Ich habe insgesamt etwa drei Manuskripte fertig geschrieben, die allesamt unveröffentlicht sind.

Und wie lang brauchst du so für deine Bücher?

Weil ich als Vater von zwei Kindern und mit Vollzeitjob nur bedingt Zeit fürs Schreiben habe, brauche ich für ein Manuskript mit etwa 100.000 Wörtern ein bis eineinhalb Jahre.

Da passt ja die nächste Frage sehr gut. 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab? 

Jahrelang habe ich beim Pendeln im Zug geschrieben, was eine sehr gute Routine war, wenn man erstmal das Drumherum ausschalten konnte. Etwas Musik aufs Ohr und loslegen. Bei knappen 3 Stunden pendeln pro Tag habe ich wirklich viel zu Papier bekommen.

Das kann ich bestätigen. Ich bin eine Weile zwischen Frankfurt und München gependelt (also wochenweise, nicht täglich), aber die etwas über 3h Fahrt waren in der Tat außerordentlich produktiv.  Aber du sagst das, als würdest du das jetzt nicht mehr machen?

2018 sind wir umgezogen und meine zweite Tochter kam zu Welt.

Ah und was ist nun anders? 

Seitdem ist es eher improvisieren, wobei mein Ziel immer ist, als erstes Morgens ein wenig zu schreiben, und wenn es nur zehn Minuten sind. Aber es gibt Tage, da klappt es besser und an manchen weniger.

Ja, das kennen wir alle.  Gerade in diesen Tagen. 

Das Jahr 2020 stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass die Coronakrise bei mir keine Existenzängste auslöst, da mein berufliches Umfeld bislang sehr ruhig durch dieses Fahrwasser gleitet. Das nimmt mir natürlich viele Sorgen.

Verstehe ich gut, aber das ist – zumindest bei mir – nur ein Teil der Medaille. Das Leben bietet ja noch mehr.

Ja, es beeinflusst mich deshalb schon, weil ich seitdem zu 100% im Homeoffice arbeite und daher gar keine Pendelzeit mehr habe. Schreiben im Zug ist also gar nicht mehr.

Verstehe. Und wie läuft das dann bei Thykens ab? 

Hinzu kommt bei uns das Thema Kinderbetreuung und zwei Personen in „relevanten“ Berufen, so dass wir ohne Kinderbetreuung beide arbeiten mussten.

In nicht relevanten Berufen, meinst du, vermutlich. Sonst hätte es ja Kinderbetreuung gegeben. Ein Schicksal, das die Skoutz-Redaktion auch getroffen hat und nicht zuletzt für die Verschiebung des Skoutz-Awards um gut ein Monat nach hinten verantwortlich ist. Und wie habt ihr das dann gemanagt? 

Nein, tatsächlich in relevanten Berufen. Aber unsere Kleinste war, als es los ging, erst 14 Monate. Da gab es einfach noch keine Betreuung, sie war noch nie woanders als bei den Eltern und Großeltern. Oma und Opa war tabu und dann blieben nur noch Mama und Papa. Die Große war in einer Notgruppe der KiTa, aber die Betreuungszeit wurde auch gekürzt, so dass wir uns unterm Strich trotzdem strecken mussten.

Das gebe ich mal an mein Team weiter, die waren so neidisch. Offenbar ganz unnötig. Und wie habt ihr es dann gewuppt?

Das hat bei mir vor allem alle Routinen in Luft aufgelöst und ich bin jemand, der gerne bestimmte Gewohnheiten aufbaut. Durch das Schreiben im Zug, in einem gleichbleibenden Umfeld ohne Internetzugang und mit festem Zeitrahmen hatte ich zum Beispiel nie so etwas wie eine Schreibblockade. Das hat sich geändert, weil der Tagesablauf jeden Tag anders aussieht. Zudem habe ich im Moment alle meine Social Media Tätigkeiten auf Eis gelegt, weil mir das zu viel Kraft für Kreativität geraubt hat.

Das ist eine drastische Maßnahme, aber ich kann mir vorstellen, dass sie hilft. Wieso hast du dich zu diesem Schritt entschlossen?

Die Stimmung auf Twitter hat mich ziemlich runtergezogen zuletzt. Zudem blieb wenig Zeit fürs Schreiben. Umso stolzer bin ich, dass ich trotzdem eine Kurzgeschichte für den Nachfolger der „Erntenacht“ fertig geschrieben habe.

Dieses Mal werde ich nicht Herausgeber sein, sondern nur Autor, weil die Idee diesmal von Nina Hasse kam, die auch bei der Erntenacht dabei ist, und weil meine Zeit es nicht zulässt.

Aber Zeit für einen kleinen Ausblick hast du schon, ja? Schau, wie lieb der Skoutz-Kauz schaut! 

Es sind viele Autoren dabei, die auch bei der Erntenacht mitgemacht haben – Arbeitstitel ist „Seemannsgarn“.

Danke! Wir sind gespannt. Aber weiter, wenn wir schon vom Schreiben sprechen … 

Kreativ oder doch eher regeltreu?

Ich habe als sehr strikter Plotter angefangen und bin inzwischen, mit wachsender Erfahrung und Selbstsicherheit, dazu übergegangen, nur noch Grobgerüste zu Plotten und dann loszuschreiben.

Wir haben in der Skoutz-Schreibschule kürzlich erst eine mehrteilige Reihe zum Plotten und den verschiedenen Methoden gebracht. Erzähl bitte noch etwas mehr von der Thyken-Methode! 

Ich kenne quasi Anfang und Ende der Reise und ein paar Kneipen auf dem Weg dorthin. Den Rest lasse ich einfach entstehen.

Und wie hältst du es mit den Regeln?

Regeltreu versuche ich bei „Show don´t tell“ zu sein, weil mir dadurch meine eigenen Geschichten einfach besser gefallen.

Ja, das ist so eine der Handwerks-Regeln, die wir auch allen Autoren ans Herz legen. Es gibt noch ein paar, die wirklich mit einfachen Mitteln einen Text verbessern. Man sollte sie sich bewusst machen, aber nicht sklavisch befolgen, von daher finde ich “versuchen” tatsächlich auch den besten Weg. 

Aber mal weg vom Schreiben zum Lesen … 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

Ich habe schon immer gelesen, angefangen mit Bilderbüchern. Wo der genaue Übergang zu „echten“ Lesen war, weiß ich heute nicht mehr.

Gibt es den? Weil für Skoutz nur die Geschichte zählt, wollen wir weder Batman noch die Raupe Nimmersatt ausschließen. Aber fragen wir anders – wer sind die Helden deiner Kindheit? 

Eines der ersten Bücher, die richtig Eindruck bei mir hinterließen, war Krabat von Ottfried Preußler, aber das war sicher nicht mein erstes Buch. Aber das Buch habe ich immer noch.

Das freut mich sehr, denn Krabat ist eines der Bücher, die mir immer einfallen, wenn ich nach Lieblingsbüchern gefragt werde. Wusstest du, dass Krabat auch Ottfried Preußlers liebstes Buch gewesen sein soll? Hat mir sein Neffe mal anvertraut, mit dem ich beruflich zu tun hatte. 

Bleiben wir noch bei unseren Lieblingsbüchern oder Buchlieblingen.

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?

Ich würde mich gerne mit Tyrion Lannister unterhalten, weil er ein cleverer kleiner Bursche ist, der zudem eine vortreffliche Scharfzüngigkeit an den Tag legt. Wer wäre nicht gerne so schlagfertig? Genau darüber würde ich mich auch unterhalten.

Tyrion mochte ich auch am Liebsten in den Büchern von “Song of Ice and Fire” noch lieber als in der Serie “Game of Thrones”. Aber wie soll ich mir das vorstellen? Ihr würdet darüber reden, wie man schlagfertig wird? 

Und über Wein.

Guter Plan!

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

„Wie soll ich das alles nur hinkriegen?“

Ha! Noch eine Übereinstimmung. Mein Leben besteht aus 2 Phasen: Erst weiß ich nicht, wie das gehen soll, und danach nicht, wie es gegangen ist. Ein Prinzip, das wir auch auf Skoutz schon übertragen haben. Wie kommt es, dass du zu dieser Frage kommst?

Die Frage stelle ich mir sehr oft, weil einfach sehr viel passiert. Aber gleichzeitig weiß ich, dass diese Zustände immer auch Raum bieten, sich neu zu erfinden und kreativ zu sein. Ich glaube nicht, dass Kreativität nur im kuscheligen Umfeld geschieht. Oftmals werde ich kreativ, wenn ich schnelle Lösungen finden muss, Deadline drücken oder etwas einfach irgendwie fertig werden muss.

Und wie geht es aus? 

Oft sind die Ergebnisse dann viel besser, als ich erwartet habe.

Da schwingt aber ein ABER mit … 

Genau! Aber es ist wie das Surfen auf der Spitze einer großen Welle und man muss immer darauf aufpassen, dass die Welle nicht über einem zusammenschlägt.

Die Coronazeit tut ihr übriges dazu, weil jeder Schnupfen plötzlich zu einem Riesenthema wird und wer zwei kleine Kinder Zuhause hat, der weiß, wie schnell da mal ein Schnupfen passiert.

Horror! Das wird sicher im Herbst nochmal besonders kreativitätsfördernd. Hoffentlich hattest du bis dahin deinen Termin bei Tyrion schon.

Und wie sieht es dann mit der Antwort aus? 

Letztlich hilft es nur, die Frage umzuformulieren, wie beim Anhalter. Statt „wie soll ich das alles hinbekommen“ frage ich konkret, zum Beispiel: „Was kann ich heute machen, damit ich 30 Minuten Zeit zum Schreiben habe?“. Dann klappt es, wenn man sich nicht zu viel vornimmt.

Wohl wahr. Und wieder hast du ganz diskret ein weiteres wundervolles Buch in unser Gespräch geschmuggelt. Danke! Wenn wir schon beim Planen sind … 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Nicht mehr so oft, seit ich keine Sozialen Medien mehr nutze. Aber ich komme bestimmt trotzdem noch auf irgendwas zwischen 20 und 50 Mal.

Oh wow! Das schaffe ich nicht mal mit SM-Nutzung, wobei ich auch ein PC-Relikt bin und ungern am Handy arbeite. 

Ich nutze das Handy auch beruflich, da kommt schon wegen der Anrufe ein bisschen was zusammen. Außerdem lese ich heimlich auf der Toilette Kindlebücher auf dem Smartphone.

Ich lese in der U-Bahn mit der App am Handy (also jenseits von Corona), aber das sind bei mir auch nur 2x (einmal hin und einmal zurück).

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Käse, Paprika, Wasser, Bier, Eier.

Eine interessante Mischung, zu der ich beim Interview für “Seemannsgras” dann das Rezept haben will!  Und abgesehen von der Kulinarik … 

(lacht) Danke für diesen Plotbunny. Ich werde demnächst ein Kochbuch rausbringen und „Seemannsgras“ nennen – der Nachfolger hat aber den Arbeitstitel „Seemannsgarn“. Ich bereite Dir  gerne ein überbackenes Paprikabier zu, wenn ihr die Anthologie ebenfalls für den Skoutz-Award nominiert.

Das nominieren zur Longlist darfst du ganz offiziell selbst. Bei der Midlist müsstest du den Anthologie-Juror fürs nächste Jahr bestechen, da habe ich leider keinen Einfluss. Aaaaaber ich komme sehr gern trotzdem auf ein überbackenes Paprikabier vorbei, das klingt saulecker.

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Für meine Frau, meine Kinder und dafür, dass ich bislang in schwierigen Situationen häufig die richtige Entscheidung getroffen habe, rückwirkend betrachtet.

Was mich gleich zur nächsten Frage bringt … 

Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

Das ist schwer.

Ich weiß. Wir sind sehr stolz auf diese Frage!

Geschichte ist ein wahnsinnig spannendes Thema und es gibt wirklich einfach so viele Zeiten, in denen ich gerne mal vorbei geschaut hätte. Ich kann das gar nicht auf ein bestimmtes Ereignis eingrenzen, weil mich viel mehr interessiert, wie die Menschen insgesamt gelebt haben.

Es gab schon ein paar Momente, wo sich wirklich ehrlich an diesem Punkt etwas geändert hat. Aber lassen wir uns den Begriff “Ereignis” etwas weiter fassen, wie sieht es dann aus? Wen würdest du besuchen wollen? 

Die Griechen, Römer, Wikiniger. Ich würde mir das alles angucken wollen. Der Trojanische Krieg wäre sicher interessant, aber wer will schon gerne in einen Krieg hineingeraten?

Och, vom Feldherrenhügel aus? So in sicherer Entfernung … 

Die Entdeckung Amerikas wäre sicher spannend, aber bestimmt auch grausam – vermutlich bin ich dafür zu zart besaitet.

Ja, das glaube ich. Ich war im Referendariat bei Amnesty und habe ganz am Rand den Ausbruch des Bürgerkriegs in Mali erlebt. Wir können uns gar nicht vorstellen, was Krieg heißt, wenn er einem Live und nicht gezähmt und aufgeräumt in einem Geschichtsbuch oder einer Ausstellung begegnet. Also, was machen wir mit der Zeitreise?

Das stimmt. Hoffentlich vergessen wir nie, wie gut wir es haben. Aber ich würde einfach herumreisen.

Da können wir eine Reisegruppe bilden, Kollegin Julia Greve hat da schon über Pauschalangebote nachgedacht. 

Gerne, ich nehme All inclusive.

Jetzt haben wir schon so viele spannende Themen angerissen … 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Über viele. Motivation, Kreatives Schreiben, Kreativität, Star Wars, „wieso spiele ich 2020 noch immer Master of Orion 2“, die Nachteile von Sozialen Medien, nachhaltiges Bankgeschäft, was man als Chaot so alles mache kann um sich zu organisieren, Anthologien herausgeben für Anfänger …

Oh! Wir werden uns auf alle Fälle nochmals gesondert unterhalten, ob du nicht bei uns Workshops halten kannst. Auch wenn mich persönlich das Star Wars und Orions-Thema brennend interessieren würden, könnten wir vor allem die Orga-Schulung für Chaoten brauche. Wobei das Bankgeschäft auch spannend wäre. 

Ich kann auch alles in ein Seminar packen.

Willst du nicht doch im Skoutz-Team einsteigen? Aber eins hat mich vorhin noch beeindruckt: Du bist dankbar für Entscheidungen, die rückwirkend richtig waren. Umgekehrt gefragt: 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Ich würde eher mit dem gezielten Schreiben anfangen. Das habe ich erst mit über 30 begonnen. Aber wirklich schlimm ist das auch nicht gewesen.

Neeeee, du kannst ja noch ein paar Jahre schreiben! Oder erst mal deine fertigen Bücher veröffentlichen, ich wäre neugierig. Bringt mich gleich zur letzten Frage:

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Gesundheit für meine Familie.

Das sind weise Worte! Lieber Bruno, ich danke dir von Herzen für dieses wirklich äußerst vergnügliche Gespräch, das ich gerne gelegentlich über Paprika, Star Wars, gute Banker, kluge Zeitreisen und Ordnung im Chaos fortsetzen würde. 

Ich wünsche der “Erntenacht” noch viel Erfolg im weiteren Wettbewerb, vielleicht sprechen wir uns ja, wenn wir euch den Anthologie-Skoutz überreichen. 

as wäre ein Ehre! Abschließend möchte ich hier noch allen Autoren danken, die bei der “Erntenacht” mitgemacht haben. Ich bin nur der Herausgeber und habe nur eine Geschichte beigetragen. Aber es waren 17 tolle Leute, die über 1 ½ Jahre zusammen gearbeitet haben und dieses wirklich tolle Werk ermöglicht haben. Lest ihre Bücher, es lohnt sich. Wenn ihr wissen wollt, wer alles dabei war und wie viel Geld wir bereits gespendet haben, dann könnt ihr das hier (https://augenschelm.de/portfolio-item/erntenacht/) nachlesen.

Dem wollen wir uns nur anschließen! 

Hinweis:   

Mit einer Sammlung alter Geschichten, die neu erzählt werden, setzte sich Erntenacht mit seiner Dunklen Folklore gegen über 200 Titeln der Longlist Anthologie durch und wurde von unserer Vorjahresgewinnerin Miriam Schäfer auf die Midlist Anthologie 2020 gewählt. Jetzt werden wir sehen, ob sich die von Bruno E. Thyke selbst über epubli im Oktober 2019 herausgegebene Sammlung im weiteren Wettbewerb gegen die starke Konkurrenz durchsetzen kann.

Wir haben diese wunderschön düstere Sammlung, bei der Ungeheuer noch Ungeheuer sein dürfen, bereits ausführlich besprochen (weiterlesen)

Hier könnt ihr Bruno E. Thyke erreichen: 

  • Augenschelm – Homepage von Bruno E. Thyke
  • @augenschelm auf Twitter (ruht aktuell)

Hallo liebe Leser von Augenschelm.de!

Wir kommen zum vorletzten Interview von Staffel 1. Inzwischen habe ich einiges dabei: Thrillerautoren, Kurzgeschichtenautoren, Fanatsyautoren, Fanfiction Autoren, Krimiautoren, Autoren, die historische Romane schreiben, Selfpublisher und Verlagsautoren. Was fehlt noch? Kinderbücher!

Da ich selbst Papa und somit auch Intensivkonsument von Kinderbüchern bin, freue ich mich, Anja Kiel für ein Interview auf meinem Blog gewinnen zu können. Anja Kiel wurde 1973 in Tübingen geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Kinderbücher „Mein Freund, der Superheld“, „Ein Stern für Finja“, die bisher dreibändige Reihe um „Lara und die freche Elfe“ sowie den All-Age-Roman „Die Hüter des Schwarzen Goldes“ findest Du auf allen gängigen Plattformen.

Wenn ihr wissen wollt was Anja Kiel so treibt, könnt ihr das auf www.anjakiel.de  oder bei www.twitter.de/anjakielautorin herausfinden.

Viel Spaß beim Lesen!

Fragen

Teil 1: Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Meine Familie könnte ich mit dem Schreiben nicht ernähren, auch wenn ich schon ein bisschen was mit meinen Büchern, Lesungen und Schreibwerkstätten verdienen konnte. Aber das Schreiben ist trotzdem mein Hauptberuf. Allerdings nur halbtags. Der Rest der Zeit gehört meiner Familie. Zum Glück bin ich nicht der Alleinverdiener.

2.    Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, Autorin zu werden, obwohl ich schon immer wie eine Verrückte gelesen habe. Und das Schreiben – ob Tagebuch, Briefe oder Aufsätze für die Schule – hat mir auch Spaß gemacht. Aber da meine Mutter bereits als Autorin arbeitete, wollte ich – natürlich! – lieber etwas anderes machen. Ballerina werden oder Köchin. Auch Buchillustration hat mich gereizt. Aber das hat alles nicht geklappt. Nach dem Studium absolvierte ich dann einige Praktika und bin schließlich in der Redaktion einer Zeitschrift gelandet. 2002 verfasste ich meinen ersten Artikel – und ab da war es um mich geschehen.

3.    Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Veröffentlicht hatte ich schon einiges an Artikeln, als meine Mutter (Inge Meyer-Dietrich) auf die Idee kam, mit mir gemeinsam den Urban-Fantasy-Roman „Die Hüter des Schwarzen Goldes“ zu schreiben. Dort werden zwei Kinder in die unterirdische Welt der „Schwarzmännchen“ geholt, um eine uralte Prophezeiung zu erfüllen. Hintergrund war eine Zwergensage aus dem Ruhrgebiet, die eine Rolle in Inges Roman „Plascha“ spielt. Weil ich damals als Gästeführerin auf der Zeche Zollverein in Essen arbeitete und mich dementsprechend viel mit Bergbau und der Welt „unter Tage“ beschäftigte, lag die Idee nahe. Der Roman erschien 2010.

4.    Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Für die meisten war es wohl keine große Überraschung. Viele reagierten nach dem Motto „Liegt ja in der Familie“. Mein Leben hat sich aber erst mal kaum geändert, weil ich damals sowieso in Elternzeit war.

5.    In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem Genre?

Ich schreibe Kinderbücher, habe mich da aber auf kein bestimmtes Genre festgelegt.

Teil 2: Publikation und Marketing

6.    Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Bis jetzt ausschließlich Verlagspublikation und momentan sehe ich keinen Grund, das zu ändern.

7.    Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Es war für mich der einzige Weg, der in Frage kam. Selfpublishing hatte ja einerseits lange einen nicht ganz so guten Ruf. Andererseits fehlt mir auch das Selbstbewusstsein für Selfpublishing. Und nicht zuletzt profitiere ich als Verlagsautor davon, dass mir Illustratorensuche, Satz, Lektorat etc. abgenommen wird. Das ist nicht unerheblich, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht.

8.    Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat?

Das Manuskript zu „Die Hüter des Schwarzen Goldes“ haben wir mehreren Kinderbuchverlagen angeboten, die aber alle vor dem Thema „Ruhrgebiet“ zurückgeschreckt sind. Dann haben wir schließlich Henselowsky Boschmann angefragt, der zwar eigentlich keine Kinderliteratur veröffentlicht, aber gerade an Ruhrgebiets-Themen interessiert ist. Ein paar Monate hat die Suche schon gedauert.
„Lara und die freche Elfe“ hatte ich nur an eine Lektorin bei Ravensburger geschickt, die tatsächlich wenige Tage später begeistert anrief. Das war natürlich toll für eine Anfängerin. Bis das Buch auf den Markt kam, hat es allerdings noch zwei Jahre gedauert.

9.    Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Puh, schwierige Frage. Wenn ich sie beantworten könnte, wäre ich vielleicht schon Bestsellerautorin. Sicher ist eine Mischung unterschiedlicher Aktionen gut: Ein schöner Artikel in der lokalen Zeitung mit Foto erhöht zumindest schon mal ein bisschen die Bekanntheit in der eigenen Stadt. Leserunden, etwa auf LovelyBooks oder ähnlichen Plattformen bringen Rezensionen, die häufig zusätzlich bei den Online-Buchhändlern gepostet werden und auf das Buch aufmerksam machen. Lesungen sind auch nicht schlecht. Ich lese allerdings meistens in Schulklassen oder Bibliotheken, wo es dann keine Büchertische mit Kaufexemplaren gibt. Aber ich verteile immer „Autogrammkarten“ mit Infos zu meinen Büchern und hoffe dann, dass das eine oder andere auf einem Wunschzettel landet. Einige Leser konnte ich auch über Social Media gewinnen.

10.    Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Die ergibt sich automatisch aus der Art der Geschichte, die ich erzählen will. Im Kinderbuchbereich sind die Protagonisten idealerweise ein bis zwei Jahre älter als die Leser. Um die richtige Sprache zu finden, orientiere ich mich an meinen eigenen Kindern und deren Freunden. Und natürlich lese ich selbst ganz viele Kinderbücher.

Teil 3: Gewohnheiten

11.    Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Sobald die Kinder in der Schule sind, setze ich mich an den Schreibtisch. Wenn ich gerade an einem neuen Buch arbeite, lese ich mir meist das zuletzt Geschriebene erst noch einmal durch, bevor ich weitermache. Auch überarbeite ich zwischendurch schon Szenen, bevor das ganze Buch fertig ist. Ich schreibe nicht nur, sondern bereite Lesungen und Schreibwerkstätten vor, recherchiere, telefoniere mit Lektoren oder Illustratoren … Dann ist so ein Vormittag immer schnell vorbei. Nachmittags komme ich kaum zum Schreiben. Und abends bin ich zu müde.

12.    Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Oft ist da erst mal so eine Grundidee. Die wälze ich manchmal wochenlang im Kopf. Ich mache mir Notizen in ganz normalen Notizbüchern. Hin und wieder fertige ich Mindmaps oder Cluster an oder kleine Zeichnungen. Aber ein festes Konzept habe ich nicht. Es ist auch ein ziemlicher Unterschied, ob ich eine Kurzgeschichte, ein Erstleserbuch oder einen Kinderroman schreibe. Ganz wichtig sind mir aber die Gespräche mit meiner Familie über die Ideen. Da merke ich schnell, wo etwas unlogisch ist oder wie sich etwas weiterentwickeln könnte.

13.    3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ehrlich gesagt halte ich mich nicht an solche Gerüste. Ich weiß meistens im Vorfeld, wie lang ein Text werden darf oder muss. Die Struktur entwickelt sich automatisch mit der Geschichte. Aber ich habe eben auch noch nie einen 500-Seiten-Roman verfasst, bei dem eine feste Struktur sicher wichtig ist.

14.    Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Schwer zu sagen. Ich arbeite meistens an mehreren Projekten gleichzeitig. Ich versuche, jeden Tag zwei bis drei Stunden für das Schreiben freizuhalten. Wenn ich unterwegs bin oder die Kinder krank sind, geht das natürlich nicht.

15.    Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Hab ich noch nie gezählt! So oft wie nötig. Und meistens ist es auch dann noch mal nötig, wenn ich denke, alles sei fertig. Meistens überarbeite ich selbst ein bis zweimal, bevor ich die Texte anderen befreundeten Autoren gebe. Auf der Grundlage von deren Anmerkungen überarbeite ich wieder. Und lese dann noch mehrfach Korrektur, bevor die Texte an den Verlag gehen. Die Lektoren senden mir die Texte mit ihren Anmerkungen zurück, die ich auch entweder umsetze oder ablehne. Am Schluss lese ich die Druckfahnen mehrfach Korrektur.

16.    Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?

Nein. Aber mir hilft es sehr, mir (oder anderen) den Text laut vorzulesen. Dann finde ich meistens noch einiges, das geändert werden muss.

17.    Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Die knappe Zeit ist meine Motivation.

18.    An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meistens sind es mindestens zwei.

19. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

–    Vor dem Einschlafen lesen (schult das Sprachgefühl für das eigene Schreiben)
–    Über das Schreiben sprechen (erhöht den Druck, auch was zu tun)
–    Morgens an den Schreibtisch setzen (einfach machen)

20.    Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Es ist harte Arbeit, die mir aber zu neunzig Prozent Spaß macht.

21.    Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?

Der erste Roman („Die Hüter des Schwarzen Goldes“) entstand ja als Gemeinschaftsprojekt mit Inge Meyer-Dietrich. Die Vorarbeit zog sich mit großen Pausen über Monate, wenn nicht Jahre. Richtig geschrieben haben wir ein paar Monate. Wie viele genau, habe ich verdrängt.

Teil 4: Inspirationen

22.    Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Für Kinderbuchautoren empfehle ich:
Silvia Englert: Handbuch für Kinder- & Jugendbuchautoren

23. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Nicht aufgeben! Manchmal kommen die Ideen nur zäh, manche Sätze müssen reifen, viele Texte finden nicht auf Anhieb einen Verlag. Da braucht es Geduld und den Glauben an sich selbst.

24.    Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum?

Ich fürchte, das kann ich nicht an drei Romanen festmachen. Ich finde die Vielseitigkeit von Kinderbuchautoren wie Astrid Lindgren, Michael Ende oder Kirsten Boie bewundernswert. Sicher inspirieren sie mich auch, aber eher indirekt.

Teil 5: Organisation und Persönlichkeit

25.    Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Geduld, Kritikfähigkeit, Beobachtungsgabe, Zuhören können, Fantasie

26.    Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Zeig deine Texte Experten (zum Beispiel anderen Autoren, nicht nur Freunden und Familie), lass
Kritik auf dich wirken, auch wenn sie dir im ersten Moment ungerecht erscheint.

27. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Das Studium liegt ja schon einige Jahre zurück und das Schreiben ist glücklicherweise gleichzeitig mein Beruf. Trotzdem wird es manchmal ganz schön viel. Ich versuche, den Überblick nicht zu verlieren (ich liebe To-Do-Listen!) und mit Sport auszugleichen. Das klappt mal besser, mal schlechter.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

28. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Ich wünsche mir eine zusätzliche Stunde pro Tag, die ich ohne schlechtes Gewissen (und ohne zufallende Augen) für‘s Lesen verwenden darf.

29.    Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Ich verstehe, dass für Verlage und Buchhandlungen (und letztlich natürlich auch für den Autor) Verkaufszahlen unheimlich wichtig sind. Doch der Markt ist manchmal unbarmherzig schnelllebig. Wenn ein Buch in einer gewissen Zeit nicht so und so oft verkauft wird, wirft man es aus dem Programm, anstatt ihm die Chance zu geben, ein Longseller zu werden. „Stille“ Bücher haben es deshalb heutzutage schwer. Das finde ich sehr schade.

30.    Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren oder Korrektoren kannst du aus Deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich selbst habe keine speziellen Lehrgänge besucht, abgesehen von denen, die direkt mit meiner Ausbildung als Journalistin zu tun hatten. Und als Verlagsautorin bekomme ich Lektoren, Korrektoren und Coverdesigner zugeteilt. Mit meinen bisherigen Illustratoren (Elke Broska, Steffen Gumpert, Nina Dulleck) bin ich sehr glücklich. Aber ob die auch freie Aufträge annehmen?

Liebe Anja, vielen Dank für diese tollen Einblicke in den Alltag einer Kinderbuchautorin. Ich hoffe, Du hattest so viel Spaß beim Antworten wie ich beim Bekommen der Antworten.

Die Rechte der Fotos liegen bei der Autorin.

Langsam geht es mit Staffel 1 meiner Interviews dem Ende entgegen.

Heute habe ich Benjamin Spang interviewt, der sich seinen Traum vom Buch auf unkonventionelle Art erfüllt hat, nämlich durch Crowd Funding.

Sich das Buch von künftigen Leser „vorfinanzieren“ zu lassen ist eine gute Idee, die dem Selfpublisher Überblick verschafft, was er Investieren kann, ohne zu seinem eignen Druckkostenzuschussverlag zu werden. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, wie agil und kreativ die Branche ist.

Benjamin schreibt „Dark Fantasy“ mit Steampunkelementen. Sein Buch „Blut gegen Blut“ könnt ihr auf allen gängigen Plattformen erwerben. Teil 2 ist aktuell in Arbeit und wird seine nächste Veröffentlichung werden.

Darüber hinaus ist Benjamin Spang einer meiner Schreibbuddies, ich hatte also schon die Ehre seine Geschichte vor Veröffentlichung testlesen und kommentieren zu dürfen.

Er hat mir noch eine alte Version meines Interviews beantwortet, weswegen heute einige Fragen mehr enthalten sind als sonst.

Ihr könnt (und solltet) Benjamin auf so ziemlich allen Social Media Kanälen folgen, bestimmt auch auf solchen, die es aktuell noch gar nicht gibt. Die wichtigsten habe ich hier für euch zusammengestellt:

Homepage: http://benjaminspang.de/

Twitter

Facebook

Instagram

YouTube

Viel Spaß beim Lesen

Interview mit Benjamin Spang

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Leider noch nicht, ich arbeite aber daran ;).
Ich habe einen Brotjob als Mediengestalter, in dem Beruf habe ich
eine Ausbildung gemacht.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu Schreiben und seit wann Schreibst du?

Ich war schon immer kreativ. Früher Comics gezeichnet, dann
Computerspiele gebastelt und über ein solches Spieleprojekt dann zum
Schreiben gekommen. Das war so Mitte 2011.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu
veröffentlichten?

Ich habe schon immer mit diesem Vorsatz geschrieben :). Ich wollte
schon immer raus in die Öffentlichkeit mit meinen Texten.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Positiv.

5. Ist Verlagspublikatiom oder Selfpublishimg dein Weg?

Selfpublishing.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Weil ich die volle Kontrolle habe und selbst entscheiden kann wo die
Reise hingeht.

 

7. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem
Genre?

Dark Fantasy. Zum einen das düstere, melancholische, was ich schon immer
mehr mochte als Fantasy im Auenland. Und an Fantasy allgemein mag ich, dass
ich mir auch die verrücktesten Dinge ausdenken kann, um den Leser zu
faszinieren.

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von Morgens bis abends
aus?

Ich stehe um 5 Uhr morgens auf, schreibe 2 Stunden und begebe mich
dann zu meinem Brotjob.
Nach Feierabend mache ich meist noch Grafik- oder Videoarbeiten.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Das passiert ganz unterschiedlich. Filme, Bücher oder Dinge aus dem
Internet. In letzter Zeit habe ich oft auch Nebencharaktere erstellt,
die mir so gut gefallen haben, dass ich weitere Storys mit ihnen
schreiben werde.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

10 bis 14 Stunden.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Kann ich pauschal nicht sagen, hängt vom Plot, der Erstfassung und
dem Feedback der Testleser ab.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr wichtig. Der Leser soll sich ja nicht langweilen.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich schreibe nach dem 7-Punkte-System.

14. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt
weiterempfehlen?

„Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben“ heißt es glaube ich. Das ist
sehr prakrisch und bietet kompaktes Wissen.

15. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Meine Autorenkollegin Sabine Osman hat mir mal einen Tipp gegeben wie
ich ganz einfach mit Scrivener und dem Tool Sigil ein sauberes Ebook
ausgeben kann. Das hat meine Arbeit enorm erleichtert!

16. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Die ersten beiden Bücher der Darkblade-Reihe was meine
Genreausrichtung „Dark Fantasy“ angeht. Ansonsten lese ich auch sehr
viele „psychologische“ Sachbücher zum Thema Kreatives Arbeiten.
Aktuell lese ich die Steve Jobs Biografie. Auch sehr inspirierend!

17. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Ich werde irgendwann sterben. Vielleicht schon morgen. Was will ich
dieser Welt hinterlassen? Das motiviert mich. Ich will lieber bekannt
dafür sein, gute Bücher geschrieben zu haben als dafür, viel TV
oder Youtube geguckt zu haben. Für mich ist es keine Option nach der
Arbeit auf die Couch zu fallen und mein Leben an mir vorbeizehen zu
lassen.

18. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes
System?

Ich mache alles am Computer. Nach der Erstfassung lasse ich das Manuskipt
erst einmal eine zeitlang liegen und schreibe an einem anderen Projekt
weiter. Dann geht es mit frischen Augen zurück und dann wird Satz für Satz
gelesen und überarbeitet.
Danach folgen Testleserunden mit befreundeten Autoren und „normalen“ Lesern.
Dann wird das Manuskript wieder überarbeutet aufgrund deren Feedback.

19. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman
gearbeitet?

Drei Jahre.

20. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an
den Mann zu bringen?

Accounts auf Twitter, Facebook, Snapchat, Instagram und Youtube. Und
darüber dann täglich deinen Schaffensprozess und deinen Weg zum
Bestsellerautor dokumentieren.
Content, Content, Content!

21. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Malus Darkblade. Rumhuren und Brandschatzen.

22. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir
einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu
tun haben.
Was wünscht du dir?

Vom Schreiben leben zu können.

23. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1. Geduld.
2. Geduld.
3. Geduld.
4.Geduld.
5.Den Willen, hart an sich selbst und dem eigenen Text zu arbeiten.

24. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst
mit dem Schreiben begonnen hat?

Lerne dein Handwerk! Gewöhne dir ab, deine Zeit mit TV oder Internet
zu vergeuden.
Beginne gleichzeitig deinen Weg zum Autor via Social Media für die
Öffentlichkeit zu dokumentieren. Dadurch bildest du mit der Zeit
deine eigene Fanbase, die lesen will was du schreibst.

25. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Durch Recherche. Ich schaue mir an, wer das liest, was ich schreiben
will und konzentriere mich dann auf diese Zielgruppe.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen
dabei?

Ich liebe das was ich mache. Das bewahrt mich davor. Ich meine jeder
von uns hat 24 Std. Zeit am Tag. Wenn dir das abendliche TV-Programm
wichtiger ist, okay! Du hast dich dafür entschieden.

Mir macht mein Selfpublisher-Dasein zu viel Spaß, um meine Zeit mit
anderem Kram zu verplempern. Ich meine ich sitze gerade im Flugzeug in
den Urlaub, während ich diese Interviewfragen beantworte ;). Solche
Wartezeiten kann man auch immer produktiv nutzen.

Ansonsten natürlich auch wirklicher Urlaub. Wenn ich gleich lande
werde ich auch zwei Wochen nicht schreiben. Aber meine Social Media
Kanäle werde ich weiter bedienen.
Solche Erholungsphasen sind auch wichtig. Wer das ganze Jahr über
100% gegeben hat, darf das :).

27. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel
ist eher Quälerei?

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Man kann sich selbst
sehr viel Leid ersparen, wenn man vor dem Schreiben ordentlich
plottet! :)

28. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Unterschiedlich. Zuletzt an vier gleichzeitig.

29. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

1. Meine Routine. Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen und 2 Std.
schreiben.

2. Meine Ausdauer. Mein Text wird erst veröffentlicht, wenn ich
damit zufrieden bin.

3. Meine Passion zum Marketing. Ich liebe es, meine Bücher zu
vermarkten :).

30. Wie stehst du zu den Begriffe. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Die ersten beiden wollen vom Schreiben leben.

31. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Puh, da fällt mir grad nix ein. Aber da gibt es bestimmt was :).

32. Zum Schluss was handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge,
Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du empfehlen?

Barcamps kann ich empfehlen wie z.B. das Literaturcamp in Heidelberg.
Allgemein auf viele Veranstaltungen gehen wie auch die Frankfurter
Buchmesse und viele Leute kennen lernen! Da gibt es dann auch viele
Workshops usw.

Auch Lektorin Nina C. Hasse kann ich empfehlen. Sie darf aktuell meine
Novellen bearbeiten :).

Lieber Benjamin, vielen Dank für Deine Antworten!

Willkommen zum Interview mit der Autorin Nina C. Hasse.

Vor einigen Wochen habe ich auf Twitter gefragt, in welcher Reihenfolge ich die letzten vier Interviews der ersten Staffel von „Augenschelm fragt“ veröffentlichen soll. Hier das Ergebnis:

Die Steampunkpolizistin hat mir Frage und Antwort gestanden.

Nina schreibt Steampunk-Krimis und wurde 1986 in Paderborn geboren, lebt mittlerweile aber in Münster. Den aktuellen Roman »Ersticktes Matt« findest Du als eBook und Taschenbuch auf Amazon, darin geht es um eine Mordserie in einem fiktiven Stadtviertel von New York.

Ein Viertel ohne Hoffnung.
Ein Mörder ohne Skrupel.

New York, 1893.

In den Floodlands, einem Elendsviertel mitten im East River, verfolgt die Polizei ein Gespenst. An jedem Tatort eine weibliche Leiche, eine Schachfigur in der Hand. Das Spiel eines Wahnsinnigen?

Für Remy Lafayette, Gesichtsanalytiker und Berater beim New York Floodlands Police Department, wird die Jagd zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, als seine ehemalige Verlobte in den Sog der Ereignisse gerät.

Ein Steampunk-Krimi aus den Floodlands.

 

Wenn ihr Nina folgen wollt, könnt ihr das auf dem Blog oder bei Facebook, bei Twitter oder bei Instagram.

Fragen

Teil 1: Über Dich

 

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was machst Du, außer zu schreiben?

Nein, vom Schreiben leben kann ich nicht. Mit nur einem veröffentlichten Roman wäre das auch sehr ungewöhnlich. Aber auch in meinem Brotjob bin ich ganz nah am Thema Schreiben dran, da ich als freie Lektorin arbeite. Das macht mir viel Spaß, weil ich so zahlreiche unterschiedliche Texte zu lesen bekomme und Kontakt zu tollen Autoren knüpfen kann – außerdem lerne ich bei jedem Manuskript für mein eigenes Schreiben dazu.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Im Grunde schreibe ich, seit ich Buchstaben aneinanderreihen kann. Zuerst kurze Tiergeschichten, illustriert
mit aus Zeitschriften ausgeschnittenen Bildern, später machte ich dann einen kurzen Ausflug ins Reich der Fanfiction. Ich stellte jedoch schnell fest, dass ich lieber meine eigenen Figuren entwickeln möchte und habe dann mit etwa 14 Jahren angefangen, an einem ersten „Roman“ zu arbeiten, damals im Genre High Fantasy. Irgendwo müsste ich den noch rumliegen haben, aber ich glaube, ich möchte ihn gar nicht lesen …

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Bei jeder angefangenen Geschichte hatte ich diesen Vorsatz – auch wenn ich diese nie zu Ende geschrieben habe. Als ich die Idee zu »Ersticktes Matt« hatte, war es wie bei den Dutzend Mal davor. Doch irgendwann hat mich die Geschichte so gepackt, dass ich gar nicht anders konnte, als sie zu Ende zu schreiben und zu veröffentlichen.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Ich habe das große Glück, eine sehr unterstützende Familie zu haben, die prinzipiell erst einmal alles toll findet, was ich so treibe – zumindest haben sie mich nie Gegenteiliges spüren lassen. Und auch viele meiner Freunde haben mich unterstützt, fragten immer wieder nach, wann sie denn etwas lesen könnten. Das motiviert natürlich sehr.

5. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem Genre?

Es hat lange gedauert, bis ich mein Genre gefunden hatte. Eigentlich ist es mehr ein Genre-Mix aus Steampunk und Krimi. Krimis lese ich schon seit meiner Jugend unwahrscheinlich gerne, und es war immer mein Ziel, selbst einen zu schreiben. Während des Schreibens habe ich allerdings gemerkt, dass mir das reine Krimi-Genre (aktuell) nicht wirklich liegt. Die Mischung mit Steampunk war dann genau das Richtige für mich.

Teil 2: Publikation und Marketing

 

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Aktuell fühlt sich Self-Publishing für mich richtig an. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, »Ersticktes Matt« keinem Verlag anzubieten. Ich würde nicht sagen, dass ich keinen Verlagsvertrag unterschreiben würde – da käme es auf die Bedingungen an. Momentan bin ich als Self-Publisher aber ganz zufrieden.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

In meinem Nischengenre ist eine Verlagsveröffentlichung eher unwahrscheinlich, nur eine Handvoll Verlage bieten Steampunk überhaupt an. Außerdem genieße ich die Unabhängigkeit und dass ich mich ausprobieren kann, sowohl schreib- als auch marketingtechnisch. Ich muss mit niemandem Rücksprache halten, bin für alles selbst verantwortlich und bekomme hautnah mit, was funktioniert und was nicht. Das gefällt mir sehr.

8. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Mit dem Marketing ist das so eine Sache. Das ist gar nicht so einfach. Ich nutze momentan v.a. Social Media und versuche dort, ganz ich selbst zu sein. Nicht zu verkaufen, sondern Kontakte zu knüpfen, am Leben anderer ein wenig teilzuhaben und andere auch selbst teilhaben zu lassen.

9. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Vornehmlich online über Social Media, aber auch z.B. auf Steampunk-Festivals wie dem Æthercircus oder dem Steampunkspass.

Teil 3: Gewohnheiten

 

10. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Das ist ganz unterschiedlich, da ich freiberuflich tätig bin und mir meine Zeit frei einteilen kann. Ich mache es meistens so, dass ich mich morgens den Lektoraten widme und das Schreiben auf den Nachmittag/Abend schiebe. Morgens bin ich noch nicht wirklich kreativ, da kann ich besser analytisch arbeiten. Abends klappt das mit der Kreativität deutlich besser. Es kann also durchaus auch mal sein, dass ich bis zum Morgengrauen am aktuellen Manuskript sitze – wenn’s gut läuft.

11. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Die Ideenfindung dauert bei mir immer recht lange, da ich sie gerne ein wenig „reifen“ lasse. Die ersten Ideen sind meistens Themen, die mich interessieren, zu denen ich dann ein wenig Vorrecherche anstelle. Ich sammele mehrere solche Ideen, z.B. über Brainstorming oder „Was wäre, wenn …“-Fragen, und verknüpfe sie mit Richard Nordens AIM-Technik zu einem groben Netz, aus dem sich eine Geschichte entwickeln lässt. Erst danach beginne ich mit dem Plotten.

12. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich nutze im Grunde drei Strukturen, die ich übereinander lege und kombiniere. Die grobe Planung mache ich in der 3-Akte-Struktur. Dann folgt eine genauere Ausarbeitung mit den 8 Sequenzen. Wenn ich anfange zu schreiben, habe ich einen mehr oder weniger detaillierten Fahrplan, an den ich mich halten kann.

13. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem wie viel ich im Lektorat zu tun habe. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich für das Schreiben abzuknapsen, das klappt allerdings nicht immer, oft genug funkt mir das Leben dazwischen. Meine produktivste Zeit habe ich immer im NaNoWriMo, der jedes Jahr im November stattfindet. Dann sind es meistens so 30 Stunden pro Woche. Das schaffe ich aber nur einmal im Jahr ;) Im Geiste bin ich während meiner freien Zeit aber sowieso meistens bei meiner Geschichte. Sie wächst also nicht nur, während ich schreibe, sondern auch, wenn ich putze, spazieren gehe oder Einkäufe erledige.

14. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Bei „Ersticktes Matt“ waren es sechs Überarbeitungsdurchgänge. Ich vermute, dass es sich beim nächsten Roman bei drei bis vier Mal einpendeln wird.

15. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?

Das variiert je nachdem, wie gut ich bereits beim Schreiben auf die einzelnen Aspekte geachtet habe. Meistens arbeite ich mich vom Groben ins Kleine. Also erst die gröbsten Schnitzer ausbessern, bis die Geschichte stimmig ist und es hinterher nur noch um den Stil geht.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Normalerweise freue ich mich aufs Schreiben, das ist Motivation genug. Wenn es mal nicht gelingen will, helfen mir kleine Rituale. Ich setze mich ins Café, bestelle Cappuccino und ein Stück Kuchen, schalte das Internet an meinem Laptop aus. Dann läuft’s meist ganz von alleine.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Eigentlich immer nur an einem einzigen Roman. Ab und an schiebe ich noch eine Kurzgeschichte oder Novelle ein. Mehrere Romane gleichzeitig könnte ich nicht schreiben. Ich muss das Gefühl haben, ganz in eine Geschichte einzutauchen. Und das kann ich nur, wenn ich in Gedanken nicht noch bei einem anderen Projekt bin.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

alle Ideen gleich aufzuschreiben
mir vorher Gedanken machen, was für eine Art von Geschichte ich erzählen möchte
Schreiben, auch wenn sich die Muse mal nicht einstellen will

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Meistens ist es ein Mix aus beidem. Das Schreiben macht mir Spaß, sonst würde ich es nicht tun. Aber wenn ich drei, vier Stunden am Stück geschrieben habe, merke ich, dass es doch sehr viel Konzentration erfordert.

20. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?

Etwa fünf Jahre.

Teil 4: Inspirationen

 

21. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Oh, da gibt es so viele gute … Ich sammle Schreibratgeber und mehr oder weniger wissenschaftliche Lektüre zum Thema Kreativität im weitesten Sinne und finde es sehr spannend, mich mit den Hintergründen der kreativen Arbeit zu beschäftigen.
Aber da ich eines auswählen muss: Ziemlich beeindruckend fand ich Stephen Kings „Das Leben und das Schreiben“, als ich es vor einigen Jahren gelesen habe. Es ist teils Biografie, teils Schreibratgeber. Außerdem ist es äußerst motivierend zu lesen, dass selbst der große Stephen King in seinen jungen Jahren viele Absagen von Verlagen kassierte. (Er hat sie damals alle mit einem Nagel an die Wand gepinnt, um sich selbst zu motivieren und sein Schreiben zu verbessern). Das Buch ist interessant und motivierend – außerdem lernt man ganz nebenbei einiges dazu, das einem bei der eigenen Schreibe behilflich sein kann.

22. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

»Don’t get it right. Just get it written.« von James Thurber. Als ich diese zwei Sätze gelesen habe, fiel mir das Schreiben plötzlich viel leichter, weil ich wusste: Ich kann alles nochmal ändern, wenn es mir nicht gefällt. Perfektionismus kann sehr lähmend sein.

23. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum? 

Puh, das sind so viele … Aber ich versuche, mich zu entscheiden. Richtig zum Lesen gekommen bin ich durch
Frances Hodgson Burnetts »Der geheime Garten«. Die mystische Atmosphäre, das reduzierte (und tlw. sehr skurrile) Figurenensemble und die Beschränkung auf einen recht überschaubaren Handlungsort faszinieren mich noch heute. Ansonsten bin ja ein Potterhead, was v.a. daran liegt, dass ich mit Harry aufgewachsen bin und er mein Interesse an phantastischer Literatur geprägt hat. Also steht »Harry Potter« von J.K. Rowling auch ganz oben auf der Liste.
Als drittes nenne ich mal »Kalte Asche« von Simon Beckett, stellvertretend für die David-Hunter-Reihe. Er ist eines meiner Vorbilder in Sachen Spannungsliteratur. Und den zweiten Band der Reihe deshalb, weil mir die Atmosphäre der schottischen Hebrideninsel so gut gefallen hat.

Teil 5: Organisation und Persönlichkeit

 

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität: nicht den zehntausendsten Aufguss irgendeines Bestsellers zu verfassen
Durchhaltevermögen: wahrscheinlich der wichtigste Punkt. Auch weitermachen, wenn es mal nicht so läuft.
Dickes Fell: schlechte Rezensionen, Leser, die mit der Geschichte nichts anfangen können … Nach Veröffentlichung wird man mit Meinungen zur eigenen Geschichte konfrontiert, die einem nicht gefallen werden. Diese muss man jedoch tolerieren.
Wissensdrang: Die Bereitschaft, auch beim zwanzigsten Buch noch dazuzulernen.
Empathie: um sich in seine Figuren hineinversetzen zu können.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Lies und schreib so viel du kannst.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Mit meinen beiden Katern kuscheln. Nichts entspannt so sehr wie eine schnurrende Katze auf dem Schoß. Oder ich mache einen langen Spaziergang um den Aasee in Münster. Oder statte meiner Lieblingsbuchhandlung einen Besuch ab. Seit Anfang Januar gehe regelmäßig wieder ins Fitnessstudio. Das schafft einen guten Ausgleich.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

 

27. Glückwunsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Ich wünsche mir, dass ich alles, was ich lese, besser behalten kann. Mein Gedächtnis ist leider ein Sieb, ich vergesse unwahrscheinlich viel. Es wäre cool, wenn ich Dinge nur einmal lesen müsste, um sie mir zu merken.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Ich würde die Akzeptanz der Self-Publisher im (deutschen) Buchmarkt fördern, da ich es schade finde, dass noch immer stark zwischen Verlagsautor und Self-Publisher unterschieden wird. Warum sollten Buchhandlungen z.B. nicht auch qualitativ hochwertige Werke von SPlern verkaufen?

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren oder Korrektoren kannst du aus Deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Bezüglich der Empfehlungen zu Korrektorat, Lektorat und Coverdesign kann ich leider gar nichts beitragen, da ich mit Leuten aus meinem näheren Umfeld zusammenarbeite, die diese Dienste nicht beruflich anbieten.
Annika Bühnemann bietet z.B. sehr gute Workshops zu verschiedenen Themen an, die sich auf jeden Fall lohnen. Und ich weiß, dass Christin Thomas wunderbare Buchcover entwirft.

Liebe Nina, ich danke Dir für dieses ausführliche Interview und Deine umfangreichen Antworten. Ich hoffe, es hat Dir genauso viel Spaß gemacht wie mir.

Alle Fotos von privat.

Während dieses Artikels habe ich zwei Tassen Kaffee getrunken. Ich freue mich, wenn Du Dich an meinen Unkosten beteiligst.

 

Heute konnte ich Alessandra Reß für ein Interview auf meinem Blog gewinnen. Sie ist 26 Jahre alt und lebt in der Nähe von Köln. Nach diversen Szenepublikationen sind 2012 ihre ersten Kurzgeschichten erschienen, 2013 wurde zudem mit „Vor meiner Ewigkeit“ ihr Debütroman bei Art Skript Phantastik veröffentlicht.

Nachdem bereits Mitte 2016 ihre Novelle „Liminale Personae“ (Amrûn Verlag) erschienen ist, folgte Mitte Oktober auch die Printausgabe des Cyberfantasy-Romans „Spielende Götter“. Den findest Du z. B. im Verlagsshop von Ohneohren oder auch über die meisten Buchhandlungen und Online-Shops. Worum geht es dabei? Der Klappentext verrät’s:

„… Lade Interface …

… Willkommen in Holus …

Username: _

Passwort: _

Das Leben ist ein Spiel. Zumindest in Lucies Freizeit. Die junge Frau sieht sich in ihrem Schulalltag mit Mobbing konfrontiert. Doch wie alle anderen Jugendlichen, deren gesellschaftlicher Stand es erlaubt, entflieht sie der Grausamkeit der Realität mit dem regelmäßigen Einloggen in die Simulation Holus.

Virtuelle Menschen kämpfen hier in blutigen Kriegen. Götter verheeren Landstriche aus kunstvoll angeordneten Pixeln. Die Spieler aus der Primärrealität schwingen sich zu Herrschern auf.

Doch wo endet die Wirklichkeit und an welcher Stelle beginnt das Spiel? Gibt es DIE Wirklichkeit überhaupt? Und wird Lucie Antworten auf diese Fragen finden?“

Wenn ihr Alessandra folgen wollt, könnt ihr das auf dem Blog http://fragmentansichten.wordpress.com oder bei twitter.com/FragmentAnsicht.

Interview

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben kann ich schon leben, allerdings nicht als freier Schriftsteller. Hauptberuflich arbeite ich als Redakteurin und Autorin für Lehr- und Lernmedien.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich war vermutlich so 6 oder 7 Jahre alt, als ich das erste Mal meiner älteren Schwester nachgeeifert habe, die das Schreiben vor mir entdeckt hatte. Gemeinsam haben wir uns Geschichten für unsere Spielfiguren ausgedacht und sie aufgeschrieben. Das dürfte so der Knackpunkt gewesen sein, aus dem heraus sich dann auch irgendwann die ersten Romane entwickelt haben.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Bezogen auf Prosa: Das erste Mal an einen Verlag gewandt habe ich mich mit 16 im Rahmen des damaligen Wolfgang-Hohlbein-Preises. Das war 2006. Aber erst seit meinen ersten Veröffentlichungen 2012 erstelle ich meine Texte mit dem Vorsatz, sie für die Öffentlichkeit zu schreiben. Mit Artikeln und Sachtexten habe ich allerdings etwas früher losgelegt.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Da ich nicht die erste Schriftstellerin in meiner Familie war – auch was das Veröffentlichen angeht, war meine Schwester schneller als ich ;) – war die Überraschung nicht so groß. Die meisten meiner szeneexternen Freunde können nicht viel anfangen mit dem, was ich schreibe, aber grundsätzlich ist die Haltung in meinem Umfeld auf jeden Fall positiv. Selbst, als ich angekündigt habe, nur noch Teilzeit arbeiten zu wollen, unter anderem um mich stärker auf die Schriftstellerei konzentrieren zu können, hat meine Familie liberal reagiert. Da haben Kollegen schon von anderen Reaktionen erzählt.

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Verlagspublikation. Selfpublishing reizt mich zwar, aber momentan bin ich ganz froh, nur eine Milchsau zu sein, ohne auch noch Eier legen zu müssen. Davon abgesehen schätze ich die (Klein-)Verlagsszene und deren Vernetzung.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Anfangs aus praktischen Gründen. Verlage waren (neben Agenturen) bei meinen ersten Schritten eben noch der klassische Weg, Selfpublishing hieß vor allem Eigenverlag. Davon abgesehen brauchte ich die Bestätigung durch einen Verlag als Qualitätsbeweis, nach dem Motto: Wenn ein Unternehmen bereit ist, Geld in mein Werk zu investieren, bin ich offenbar nicht der Einzige, der Potenzial darin sieht. Mit den heutigen Möglichkeiten des Selfpublishings hätte ich vielleicht auch darauf zurückgegriffen, aber rückblickend bin ich dennoch froh, zunächst den Weg über einen Kleinverlag gewählt zu haben. So konnte ich den ganzen Veröffentlichungsprozess Schritt für Schritt kennenlernen und habe einen stärkeren Einblick in die Szene und Branche bekommen.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Hauptsächlich Phantastik – Fantasy, Science Fiction, Postapokalypse und übernatürliche Thriller. Gelegentlich habe ich auch Ausflüge in die Gegenwartsliteratur gewagt, aber das vornehmlich bei Kurzgeschichten und deutlich weniger erfolgreich.

8. Wie sieht dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Hm, das kann ich nicht richtig verallgemeinern. Theoretisch sind der Freitag und/oder der Samstag meine Hauptschreibtage außerhalb des „Brotjobs“ (je nachdem, wie viel gerade ansteht). Da sehe ich dann zu, nicht allzu lange zu schlafen – was mir meistens eher schwer fällt ;) – und danach zumindest an einem der beiden Tage einen „klassischen“ Arbeitstag einzulegen. Heißt: Circa vier Stunden an den Projekten arbeiten, danach Mittagspause, eventuell einkaufen, im Anschluss wieder circa vier Stunden schreiben. So Bilderbuch-mäßig klappt das aber nicht immer, deshalb sehe ich zu, dass ich mich den äußeren Umständen anpasse. Zum Beispiel bin ich recht viel mit dem Zug unterwegs und wenn ich weiß, dass etwa sonntags eine längere Fahrt ansteht, lege ich meine Schreibzeit darauf. In manchen Wochen lege ich aber auch nach der Arbeit noch Schreibsessions ein, dafür schaffe ich dann am Wochenende ein Kontrastprogramm. Irgendwann habe sogar ich mal genug Buchstaben gesehen und das Bedürfnis, unter Menschen zu gehen ;) Wenn ein Wochenende durch Cons o. ä. geblockt ist, fällt das Schreiben dadurch auch schon einmal aus oder wird auf die Veranstaltung verlegt.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

An erster Stelle steht natürlich immer die ominöse Inspiration, die sich bei mir aus unterschiedlichsten Quellen speist: Mal sind es Lieder, mal Träume, mal eine Bahnfahrt, ein Uni-Seminar, das Ende einer (eigenen) Kurzgeschichte oder ein Gemälde, aus dem eine erste Idee entsteht. Ist die vorhanden, schlägt bei mir die Stunde der kryptischen Mind-Maps. Wenn möglich, setze ich mich dazu in Garten oder Park und schaue, ob ich nur eine nette Idee habe, oder auch die Basis für eine Handlung. Ist zweiteres der Fall, geht es an die Details und die eigentliche Plotentwicklung, wenngleich sich während des Schreibprozesses erfahrungsgemäß vor allem in den Nebensträngen noch viel tut.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist unterschiedlich. Im Durchschnitt plane ich so 16 Stunden „freie“ Schreibzeit ein, aber darunter fallen neben den Buchprojekten auch Artikel und Blogposts. Außerdem gibt es Phasen, in denen ich mir von alldem eine Pause gönne und wiederum andere, in denen ich deutlich über den 16 Stunden liege.

Während meines Studiums habe ich zeitweise täglich vier Stunden mit der Manuskriptarbeit verbracht, aber das lässt sich inzwischen nur noch selten bewerkstelligen.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Schon während des Schreibprozesses lege ich immer mal Pausen ein, in denen ich das bisher Geschriebene rekapituliere und überarbeite. Im Durchschnitt gibt es drei solcher Phasen, von denen natürlich die ersten Kapitel mehr profitieren, da sie häufiger überarbeitet werden. Danach folgt meist ein erster Komplettdurchgang, ehe die Testleser das Manuskript bekommen. Pro Testleser gibt es dann einen erneuten Überarbeitungsdurchgang und spätestens danach kann ich den Text erst mal nicht mehr sehen :)

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Schwierige Frage. Sie ist auf jeden Fall wichtiger geworden. Bei meinem Debüt „Vor meiner Ewigkeit“ habe ich noch einfach drauf los geschrieben, aber dadurch entspricht der Roman auch nicht den Lesergewohnheiten. Inzwischen plotte ich auf jeden Fall deutlich mehr im Vorhinein und orientiere mich dabei an irgendeiner Form von Struktur, wobei es sich dabei wie in „Liminale Personae“ auch mal um ethnologische Theoreme handeln kann. Will der Verlag vorher ein Exposé sehen, ist ja ohnehin eine gewisse Vorplanung nötig. Es hängt aber auch davon ab, ob für mich jeweils wie bei „Vor meiner Ewigkeit“ und „Liminale Personae“ eher die Idee, oder wie bei „Spielende Götter“ und meinem aktuellen Projekt die Handlung im Vordergrund steht. Bei letzterem lege ich mehr Wert auf eine Durchstrukturierung.

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Keines. Ich bin da eher der Forentyp.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Hm … spontan fällt mir dieser ein, der zumindest für Neulinge nicht schlecht ist: Ich habe vor locker zehn Jahren ein Interview mit Stephan R. Bellem gelesen, in dem er meinte, man solle ein Manuskript erst einmal einige Monate liegen lassen, bevor man es überarbeitet. Wenn man anfängt, das Schreiben (und Veröffentlichen) halbwegs regelmäßig zu betreiben, lässt sich das nicht mehr so leicht bewerkstelligen, aber bei „Vor meiner Ewigkeit“ war das wirklich eine sinnvolle Sache. Die erste Version davon war zwar in Ordnung, aber ich denke, das Manuskript hat deutlich dadurch gewonnen, dass ich es Monate später noch einmal neu angefasst und komplett überarbeitet habe.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum? 

Oh je, bei solchen Fragen habe ich immer Angst, ein wichtiges Buch zu vergessen. Also, auf jeden Fall muss ich „Der Sohn der Sidhe“ von Kenneth C. Flint nennen, weil mich dieses Buch erst so richtig zur phantastischen Literatur (und zum Interesse für Mythologie) gebracht hat. Außerdem der „dtv Atlas Ethnologie“ – ein Nachschlagewerk, das meiner Meinung nach bei keinem Autoren fehlen sollte, der sich an der Erfindung neuer Gesellschaften versucht. Ich belasse es mal bei diesen beiden, weil ich bei den restlichen Büchern, die mir zu dem Thema einfallen, keines wirklich dem anderen bevorzugen kann.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Eine Kanne Tee ist schon mal ein guter Anfang. Wenn es später wird, gelegentlich auch mal eher ein Glas Weißwein. Oder, wenn ich an einer Szene hänge, ein Tapetenwechsel – dann geht es mit Notizbuch aus dem Haus in den Park oder ein Café. Überhaupt ist das manuelle Schreiben mein bester Motivator. Am Laptop hänge ich oft oder lasse mich ablenken – im Notizbuch gehen mir auch schwierige Szenen normalerweise leichter von der Hand. Beim Übertragen habe ich dann außerdem gleich eine Überarbeitung inklusive.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Ich glaube, das hängt immer vom Roman und vom Autor ab. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass eine gewisse Sichtbarkeit der Person wichtig geworden ist. Netter klingt das, wenn man es als Vernetzung bezeichnet. Da denken wiederum die meisten inzwischen an Social Media. Das ist durchaus wichtig, vor allem, um überhaupt mal einen Überblick über Szene und Branche zu bekommen, wenn man den nicht schon auf anderem Wege erhalten hat. Man sollte aber auch vor die Tür gehen – Lesungen halten, Stände auf Conventions anbieten, gerade als Kleinverlagsautor oder Selfpublisher. Ich bin nun wirklich keine Rampensau, habe aber die Erfahrung gemacht, dass man so am ehesten Leser erreicht, denen man noch kein Begriff war. Um mal aus dem relativ eng gefassten Szenebereich herauszukommen, schadet es außerdem nicht, sich über den Tellerrand hinaus zu vernetzen, vor allem im regionalen Bereich. Ich weiß aber auch, dass das nicht immer so einfach ist. An meinem früheren Wohnort habe ich relativ viel Unterstützung von regionalen Kulturvereinen oder Zeitungen bekommen. Wo ich jetzt wohne, ist das Interesse leider viel geringer. Wahrscheinlich sind die Leute hier im Ballungsgebiet von NRW zu übersättigt, es gibt viel Konkurrenz.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Nur einen?! Tom Inara aus „Die erste Nacht“ wäre glaube ich ein interessanter Gesprächspartner. Ich hätte allerdings wenig Interesse, ihn beim Zombie-Slashen zu begleiten. Schon aus nostalgischen Gründen wäre auch Fergus MacRogh aus „Der Sohn der Sidhe“ eine gute Option, oder Tiffany Weh aus den Scheibenwelt-Büchern. Ich schätze, mit Tiffany wäre ich am ehesten auf einer Wellenlänge. Geht es um selbst erschaffene Figuren, wären wahrscheinlich Alestyr oder Anpharis am angenehmsten. Eher Anpharis, da ich für ihn kein Futter darstelle.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

„Es muss etwas mit Büchern zu tun haben“ gibt einem ja noch recht viel Spielraum :D Die Fähigkeit, Buchfiguren lebendig machen zu können, wäre natürlich eine sehr ordentliche Sache. Aber wer weiß, was ich da alles in die Welt setzen würde o.O Die weniger gefährliche Option wäre, die Fähigkeit verliehen zu bekommen, Buchszenen visuell so illustrieren zu können, dass es andere als gelungen empfinden. Ich finde es wirklich schade, nicht besonders gut zeichnen zu können.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität, Geduld, Empathie, Talent (kaum zu glauben!) und ein bisschen Durchsetzungsvermögen. Gerade letzteres lässt sich aber auch trainieren. Inzwischen gehe ich an Vertragsverhandlungen schon deutlich selbstsicherer heran als noch beim ersten Roman.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Probier dich aus. Die wenigsten Leute veröffentlichen direkt das erste Manuskript, und das ist meistens auch ganz gut so. Schreiben braucht Training. Nimm dir die Zeit für Fehler und Entwicklung und lass dich auch nicht entmutigen, wenn es mit dem ersten Text nicht gleich bei Agenturen oder Verlagen klappt.

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Öh. Bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Zunächst lasse ich den Text entscheiden, welche Zielgruppe er braucht. Hab ich sie gefunden, versuche ich an ihren Orten eine gewisse Sichtbarkeit zu bekommen.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Mein Kontrapunkt zum Schreiben besteht oft im Schreiben – wenn ich die Schnauze voll von einem Manuskript habe, schreibe ich einen Artikel oder überlege, wen ich interviewen könnte. Im letzten Jahr, seit ich angefangen habe zu arbeiten, ist dieses Konzept aber zugegebenermaßen an seine Grenzen gestoßen. Deshalb gehe ich oft abends erst einmal eine Runde spazieren oder zum Sport. Manchmal male ich auch oder spiele mit Game-Editoren herum. Außerdem fahre ich am Wochenende häufig zu meiner Familie oder nach Koblenz, wo ich studiert habe. Dann lege ich zwar auch ein paar Schreibrunden ein, aber es hat trotzdem etwas von einem kleinen Urlaub.

24. Wie viel der Zeit, die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Noch vor anderthalb Jahren hätte ich geantwortet, dass die Schreibarbeit 100 % Spaß bedeutet. Mit der Professionalisierung und der Redaktionsarbeit hat sich auch das etwas geändert (boah, fühle ich mich gerade alt ;)). Es gibt immer mal Phasen, in denen ich gerne eine „kreative Auszeit“ hätte oder frustriert bin. Da die pro-Schreibphasen überwiegen, würde ich aber immer noch von so 70 %-Schreibspaß sprechen ;) Mehr, wenn man Conventions und Ähnliches dazu zählt, weniger, wenn man strukturierte Social Media-Arbeit darunter fasst.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Aktuell an 2 1/2 – eines ist im Schreibprozess, bei einem arbeite ich an den Druckfahnen, beim dritten fange ich langsam mit der Grobplanung an. Mit der Planung von neuen Projekten fange ich aber erst an, wenn sich ein anderes auf der Zielgeraden bewegt. Ausgenommen Novellen, Kurzgeschichten oder Auftragsarbeiten, die dürfen sich schon mal dazwischen schieben.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Ich habe es mir zum Glück abgewöhnt, einen Text aufzugeben, sobald die ersten Schwierigkeiten auftauchen. Wenn man merkt, dass eine Handlung überhaupt nicht mehr funktioniert, sollte man sich meiner Meinung nach zwar nicht unnötig an ihr festbeißen und es ruhig wagen, z. B. noch einmal von vorne anzufangen. Aber wenn man bei den ersten Hürden aufgibt, kommt man nie zu einem Ende. Außerdem wirken sich gelöste Probleme erfahrungsgemäß positiv auf Plotentwicklung und Spannung aus.

Eigentlich finde ich es auch gut, dass ich mich von aktuellen Trends nicht besonders beeinflussen lasse. Indirekt kommt das zwar schon vor – beispielsweise konnte ich dem Dystopientrend durchaus was abgewinnen und warum sollte ich dann nichts in der Richtung schreiben, wenn es ohnehin meinen Gewohnheiten entgegenkommt? Aber solange ich es mir leisten kann, halte ich mich z. B. von Romantasy fern, auch wenn das angeblich eine super Chance für weibliche Autorinnen sein soll. Einmal habe ich versucht, eine Romantasy-Novelle für eine Ausschreibung zu schreiben, aber das Beste daran war der Arbeitstitel.

Davon abgesehen halte ich mich für relativ lernfähig. Wenn mir in einem Lektorat etwas gesagt wird, was stilistisch gar nicht geht, versuche ich das in Zukunft auch zu berücksichtigen. Ein Beispiel ist etwa die Verwendung von „dass“-Konstruktionen. Davon hatte ich am Anfang viel zu viele, inzwischen habe ich mir das abgewöhnt. Außerdem haben sich meine Figuren verschiedene Sprachstile angeeignet.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Den Schriftsteller verbinde ich stärker mit Büchern, vor allem mit Prosa. Der Autor ist für mich eher ein Verfasser von Texten aller längeren Art. Zum Beispiel werde ich auch in meinem „Brotjob“ oft als Autor bezeichnet, aber ich fände es seltsam, dort als Schriftsteller angesehen zu werden. In der Praxis nehme ich da aber trotzdem nicht so eine genaue Trennung vor.

Mit dem Begriff „Hobbyautor“ habe ich so meine Probleme, weil er so unscharf ist. Woran will man die Linie zwischen Hobby und Professionalisierung festmachen? An einer Veröffentlichung? Am Finanzamt? An der Art der Veröffentlichung? Der Regelmäßigkeit? Heute würde ich mich auf jeden Fall nicht mehr als Hobbyautor bezeichnen, aber ich weiß nicht, wann ich die „Grenze“ überschritten habe.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Der Buchmarkt ist ein Sammelsurium an Kategorien, Szenen und Nischen. Ich würde das gar nicht komplett auflösen wollen, das wäre auch völlig unrealistisch. Aber es wäre doch nett, gewisse Vorteile und Gewohnheiten durchbrechen zu können, sowohl außerhalb als auch innerhalb von Genres. Allerdings liegen davor oft nicht nur brancheninterne, sondern auch soziale Hindernisse.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich hatte bislang zweimal Marion Lembke als Lektorin – einmal bei einer Kurzgeschichte und einmal bei meinem Debütroman. Beide Lektorate haben zu meinen besten im Sinne von lehrreichsten gehört. Sie hat einen besonderen Blick sowohl für inhaltliche Details als auch für grammatikalische Unsauberkeiten, die längst nicht jedem in ihrem Metier auffallen.

Was Coverdesigner angeht – nun, Grit Richter und Mark Freier sind Namen, die man sich durchaus merken kann :)

Liebe Alessandra, ich danke Dir für Deine tollen ausführlichen Antworten!

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Und danke an alle, die mir einen Kaffee spendiert haben, ihr seid toll.

 

Willkommen zu meinem Autoreninterview,

heute gibt es ein Novum in meinem Blog. Ich habe Verlagsautoren und Selfpublisher interviewt, Autorinnen und Autoren, Debütanten und Vollblutprofis. Ich habe schon Fantasyautoren, Krimiautoren, Horrorautoren, Autoren von historischen Büchern und Autoren von gesellschaftskritischen Romanen nach ihren Gewohnheiten gefragt.

Heute wende ich mich einer Sparte zu, die ein gänzliches eigenes Leben führt, sogar eigene Begriffe verwendet, in die ich mich erstmal hinein lesen musste. Heute geht es um Fanfiction. Ich selbst habe als junger Teenager die Fanficitons des erweiterten Star Wars Universums verschlungen, die Romane von Timothy Zahn und anderen.

Fanfiction baut auf bereits bestehenden Geschichten, Filmen oder auch Computerspielen auf, arbeitet mit bereits existenten Charakteren und entwickelt diese weiter. Schon aus lizenzrechtlichen Gründen kann dabei oftmal leider kein Buch veröffentlicht werden, aber so gibt es Internetseiten, die sich diesem Thema widmen.

Heute interviewe ich Sonea von Delvon – ein Name aus Trudy Canavans Universum, hinter dem sich aber eine waschechte Vollblutautorin versteckt.

Name: Sonea von Delvon

geboren: 1982 in Bonn unter einem bürgerlichen Namen

arbeitet im richtigen Leben als Softwareentwicklerin, nachdem sie studiert hat, was die Welt in ihrem innersten zusammenhält.

Liest gerne Fantasy und blieb darüber im Sommer 2009 an ’The Black Magician Trilogy’ von Trudi Canavan hängen. Seitdem schreibt sie ihre alternative Fortsetzung, so wie Kurzgeschichten und Prequels rund um die Bücher, die zusammen einen großen Headcanon bilden.

Dabei legt Sonea großen Wert darauf, im Stil der Bücher zu schreiben und Handlung und Figuren logisch und canontreu weiterzuentwickeln.

Band 1 ihrer alternativen Fortsetzung (Die Bürde der schwarzen Magier I – Der Spion) findest du auf www.fanfiktion.de (Link zur Geschichte). „Spoiler – Anfang“ In diesem geht es darum, wie die Geschichte weitergegangen wäre, hätte Akkarin den Angriff der Ichani überlebt, und welche fatalen Auswirkungen jene Schlacht auf die politische Situation mit dem feindseligen Nachbarland Sachaka hat. „Spoiler – Ende“

Sonea lebt mit ihren beiden nach zwei ihrer Charaktere benannten Katzen in Köln.

Twitter @soneavondelvon

FB-Profil

FB-Autoren-Seite: https://www.facebook.com/talesfromkyralia

Blog: talesfromkyralia.wordpress.com

Autoreninterview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Als Fanfiction-Autorin kann ich wegen Urheberrechtsfragen kein Geld mit meinen Geschichten verdienen. Könnte ich das, wäre ich, solange wie ich das inzwischen schon mache, vielleicht schon reich *lach* Tatsächlich habe ich nach der Uni einen Quereinstieg in die Softwareentwicklung gewagt und darüber meinen Traumjob gefunden. Ich träume zwar auch davon, eines Tages mit dem Schreiben von Büchern Geld zu verdienen, aber ich weiß nicht, ob ich hauptberuflich schreiben könnte. Ich brauche den Brotjob als Kontrastprogramm.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich habe mir schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht und mich in Phantasiewelten geträumt. Die erste längere Geschichte habe ich mit 16/17 geschrieben. In dieser ging es um mein Leben und meine damals unsterbliche Liebe in meinem Karateverein. Mein erster ’richtiger’ Roman war eine Fantasy-Geschichte, die auf Figuren aus meinem eigenen Leben basierte (Karateverein lässt grüßen) und Elemente von Star Wars, Ronja Räubertochter, Song Of The Lioness, Herr der Ringe und einem Konzeptalbum von Iron Maiden enthielt. Danach folgten ein paar RPG-Stories, bevor es während des Studiums eher ruhig wurde. So richtig ambitioniert wurde meine Schreibe erst im Herbst 2009, als ich mit Fanfiction anfing.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Ich glaube, das war so 1-2 Jahre, nachdem meine Fanfiction-Phase anfing. Bis ich mich wirklich getraut habe, Band 1 meiner alternativen Fortsetzung auf Fanfiktion.de hochzuladen, vergingen allerdings noch zwei weitere Jahre, in denen ich die Trilogie weiterschrieb und die ersten beiden Bände überarbeitete. Allerdings, um fair zu sein, habe ich während meines Studiums mit dem Gedanken gespielt, meinen Fantasysroman an einen Verlag zu schicken, weil ich diesen in den Semesterferien wieder ausgegraben hatte. Zum Glück kam es nie soweit. Heute finde ich das, was ich mir da damals zusammengeschrieben habe, einfach nur grauenhaft und würde es komplett neu schreiben.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Durchgehend positiv, was ich im Nachhinein ziemlich überraschend finde, wenn ich mitkriege, wie es anderen Autoren ergeht. Meine Eltern haben meine kreative Ader schon früh unterstützt. Mit Fanfictions ist es so, dass ich meinem Gegenüber oft erst erklären muss, was das überhaupt ist, doch die wenigsten begegnen dem mit den üblichen Vorurteilen gegenüber diesem Genre (oder lassen sich leicht vom Gegenteil überzeugen). Tatsächlich finden es viele sogar „cool“, dass ich mir meine eigene Fortsetzung meiner Lieblings-Trilogie schreibe.

5. In welchem Genre schreibst Du?

Ich schreibe Fantasy. Man hat hier so viele Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben und mit anderen Genres zu kombinieren. Fantasy darf auf mal politisch, erotisch, tragisch, dramatisch, satirisch oder Krimi sein. Sie bietet die Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen, die man an dieser Welt anprangert. Und auch um die eigene Kreativität auszuleben, bietet Fantasy eine große Spielwiese,. Sie erlaubt uns, Länder und Kulturen auszuarbeiten, Wesen zu erfinden oder fiktive Sprachen zu basteln – natürlich innerhalb von gewissen logischen Parametern. Und das alles funktioniert selbst mit einer geliehenen Welt, wie jener, in der ich schreibe. Und das macht wahnsinnig viel Spaß.

Zweiter Teil: Publikation und Marketing

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Sollte ich jemals einen eigenen Roman schreiben, so würde ich zu Selfpublishing tendieren. Ganz einfach, weil meine Art zu erzählen und die Elemente, die ich in meine Geschichten einbringe, wahrscheinlich in kein Verlagskonzept passen. Ich will mich nicht einschränken oder bestimmte Passagen streichen müssen. Als Selfpublisher muss man zwar ziemlich viel Geld in Lektor und Coverdesigner, Buchdruck etc. investieren, doch wenn ich dafür die Geschichte im Author’s Cut veröffentlichen kann und das Cover bekomme, das ich mir vorstelle und mir der Designer obendrein den Roman vielleicht noch illustriert, wäre mir das mir die Investition wert.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

8. Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat

9. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Uff, um ehrlich zu sein, bin ich unglaublich schlecht darin, mich selbst zu verkaufen. Bei Fanfiction ist es vermutlich noch einmal schwieriger, als bei einem komplett selbstgeschriebenen Roman, da dieses Genre oft nicht als gleichwertig akzeptiert wird. Dazu kommt, dass meine Geschichten nicht die klassischen Fanfiction-Leser ansprechen. Fanfiktion.de bietet zudem keine Möglichkeiten, um Werbung zu machen, so dass ich auf meinen Blog und soziale Medien zurückgreifen muss, um über diese Plattform hinaus wahrgenommen zu werden.

Seit einer Weile versuche ich mich an gelegentlichen Werbetweets und daran, die Leser und solche, die es vielleicht einmal werden, mit kurzen Updates und Zitaten zu begeistern, die ich auf meinem Blog und Social Media poste. So erhalten sie einen kleinen Einblick in meine Arbeit. Bis jetzt läuft das jedoch so semi-erfolgreich.

Generell würde ich raten: Stell Nähe zu deinen (potentiellen) Lesern her. Poste Updates zu deinen Projekten, evtl. kleine Ausschnitte davon, aber auch Dinge, die dich als Menschen greifbar machen, sofern du das vor dir selbst verantworten kannst. Wenn du dich zu transparent gibst, macht dich das verletzlich und angreifbar. Nerve deine Follower nicht mit Werbung (schon gar nicht per DM) und gib dich einfach authentisch. Dann wirst du die passende Zielgruppe mit etwas Geduld anziehen.

10. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Damit hast du mich jetzt kalt erwischt. Obwohl ich seit drei Jahren veröffentliche, kommt es mir vor, als würde ich noch immer danach suchen. Anfangs ging ich ganz naiv davon aus, dass alle Fans des Originals, die mit dem Ende oder der offiziellen Fortsetzung unzufrieden sind, meine Geschichte lesen würden, aber tatsächlich schreibe ich in einer Nische zwischen klassischer Fanfiction und richtigen Büchern. Tatsächlich finden viele Leser über meinen Blog, Social Media und gelegentlich auch über das NaNoWriMo-Forum zu meinen Geschichten. Insgesamt ist es jedoch nur ein kleiner Teil der potentiellen Zielgruppe. Momentan arbeite ich sehr an meiner Reichweite und daran, mehr Content zu posten, in der Hoffnung, weitere Fans der Bücher für meine Geschichten zu begeistern.

Teil 3: Gewohnheiten

11. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus? 

An Arbeitstagen beschränkt sich das Schreiben auf die Mittagspause und den Abend (zwischen 20-23 Uhr). In den Sommermonaten schaffe ich es, eine Stunde früher aufzustehen und vor der Arbeit oder dem Frühsport (Laufen) zu schreiben. Im Rest des Jahres streikt mein Biorhythmus jedoch bei der Aussicht, um 4 Uhr morgens aufzustehen.

Am Wochenende und im Urlaub setze ich mich an meine Projekte, sobald die Katzen versorgt und der Social Media Kram inklusive des Beantwortens von Mails und Reviews erledigt sind. Bevor diese Dinge nicht von meiner Todo-Liste gestrichen sind, fällt es mir schwer, mich aufs Schreiben zu konzentrieren, weil ich das Gefühl habe, noch etwas erledigen zu müssen. Anschließend ziehe ich mich zum Schreiben zurück, blockiere ablenkende Internetseiten und sitze bis zum frühen Abend an meinen Projekten. Dann folgt kurz Social Media, Einkaufen/Sport, Katzen, Abendessen und ab 20-21 Uhr kommt dann eine zweite Schreibphase.

12. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Es startet mit einigen Gedankenfetzen in meinem Kopf. Irgendwann quälen mich diese so sehr, dass ich sie aufschreiben muss. Je mehr ich schreibe, desto mehr entwickelt sich daraus die Geschichte. Häufig überfallen mich die Ideen dann, wenn ich mich nicht aktiv mit der Geschichte beschäftige, wie beim Laufen oder beim Spazierengehen, wenn ich ausgehe oder auf Reisen – also vorzugsweise dann, wenn ich meine Wohlfühlzone verlasse. Unglücklicherweise hin und wieder auch im Büro. Sich zwischendurch ein paar Notizen zu machen, geht immer. Aber das Warten auf die Mittagspause oder den Feierabend ist eine Tortur.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Uhm … Davon habe ich erstmals vor ca. einem Jahr gehört, glaube ich. Abgesehen vom klassischen Aufbau eines Dramas, was ich noch aus Schulzeiten kenne. Bis jetzt habe ich mir beim Schreiben darüber nie Gedanken gemacht, was wohl daran liegt, dass ich Discovery Writer bin und einfach das schreibe, was ich gerne lesen möchte. Alleine dadurch, dass ich auf ein Ziel hinarbeite oder auf Etappenziele, wenn mir eine bestimmte Stelle im Plot schon früh klar ist, ergeben sich Plottwists unterwegs von selbst, wodurch die Geschichte ihre Struktur erhält. Wenn ich mir jedoch anschaue, wie z.B. meine alternative Fortsetzung zu Black Magician aufgebaut ist, dann findet sich dort je „Band“ und über die gesamte Trilogie etwas, das ich als drei Akte bezeichnen würde

14. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Wenn ich die Ablenkungen durch Twitter, FB oder meine Katzen abziehe, komme ich locker auf 30 Stunden pro Woche. Es ist nahezu ein zweiter Vollzeitjob, nur dass mein einziger Lohn Ruhm und Ehre sind *lach* Der Schlaf kommt dabei häufig zu kurz.

15. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Ich bin sehr perfektionistisch. Bevor eine Story so weit gediehen ist, dass ich sie Testlesern antun kann, habe ich sie zweimal komplett überarbeitet. Für die zweite Überarbeitungsphase liefere ich mir jedes Mal eine Schlacht mit dem Drucker, die sich jedoch lohnt, weil mir auf dem Papier andere Dinge auffallen als am Monitor.

Bei meinem Hauptprojekt überarbeite ich zusätzlich während des Schreibprozesses, da ich nicht chronologisch und mit längeren Unterbrechungen durch Nebenprojekte schreibe. Daher muss ich mich häufig wieder in die Story einarbeiten. Das kostet Zeit, hat allerdings den Vorteil, dass man aus einer objektiveren Perspektive auf die Geschichte blickt. Außerdem überarbeite ich jedes Kapitel mindestens ein weiteres Mal, bevor es online geht.

16. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?
Meine Überarbeitung besteht aus zwei Iterationen, zwischen denen wie zwischen der ersten Iteration und dem Schreiben der Rohfassung mehrere Monate liegen. In der ersten Iteration lese ich die Kapitel am PC und ergänze Szenen oder schreibe Szenen um, wo durch meine unchronologische Schreibweise Inkonsistenzen auftreten. Und ich ändere grausige Formulierungen, wenn ich sie sehe. Parallel dazu habe ich eine ToDo-Liste offen, in die ich alles schreibe, was mir auffällt und was ich im Nachgang erledige, weil es z.B. kapitelübergreifend ist. Weitere ToDos habe ich beim Schreiben direkt im Text hinterlassen und diese behebe ich dann gleich mit. Bei sehr großen Projekten wie meiner alternativen Fortsetzung kann es vorkommen, dass ich diesen Schritt tätige, bevor die letzten Kapitel geschrieben sind. Denn dort laufen alle Fäden zusammen. In der zweiten Iteration drucke ich sämtliche Kapitel aus und lese sie noch einmal. Hier konzentriere ich mich vor allem auf Formulierungen, aber auch darauf, ob die Handlung nun konsistent ist. Anschließend tippe ich alles ein, was ich in meiner Sauklaue an den Rand geschrieben habe, und auch hier findet das Dokument mit den ToDos wieder Verwendung. Außerdem lese ich noch einmal jedes Kapitel, bevor es online geht. Denn irgendeine grausige Formulierung fällt mir immer ins Auge.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Gar nicht. Wenn ich motiviert bin, läuft es von selbst. Wenn ich nicht motiviert bin, dann hilft es auch nicht, sämtliche Ablenkfaktoren auszuschalten. Allerdings muss ich noch lernen, mich in diesem Fall vom Laptop zu lösen und etwas anderes zu tun, weil ich andernfalls nur einige wenige leblose Sätze zustande kriege. Ich habe festgestellt, dass die Motivation häufig von alleine zurückkommt, wenn ich meine Wohlfühlzone verlasse.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Kommt darauf an, wie man gleichzeitig definiert. Ich habe zwei Geschichten, die ich regelmäßig aktualisiere (Band 3 meiner alternativen Fortsetzung und Teil 1 meiner Akkarin-Trilogie), während ich an den Folgebänden schreibe bzw. diese überarbeite. Aktuell arbeite ich nur an meiner zweiten Trilogie und einem Weihnachtsprojekt für meine Leser, während Teil 2 der Akkarin-Trilogie bei den Testlesern ist. Zwei große Projekte parallel zu schreiben oder zu überarbeiten ist für mich unmöglich, weil ich mich dafür zu sehr in die Handlung hineindenken muss. Deswegen schreibe ich oft erst an einem anderen Projekt weiter, wenn die Überarbeitung des einen abgeschlossen ist. Die Zeiten des NaNoWriMos und der Camps helfen mir bei der Zeiteinteilung.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Regelmäßigkeit: Ich versuche mich täglich in irgendeiner Weise mit meinen Geschichten zu befassen – sei es Schreiben oder Überarbeiten. Wenn es zeitlich nicht passt oder ich gerade partout keine Lust habe, versuche ich jedoch es nicht zu erzwingen und tue etwas anderes.

Früh aufstehen: Morgens, wenn die Welt noch still ist, ist die beste Zeit zu schreiben oder andere Dinge zu erledigen, die vorher getan werden wollen. So liegt der ganze Tag noch vor einem.

Den Schreibplatz wechseln: Manchmal kann ich nach einer Weile nicht mehr am gewohnten Platz (Schreibtisch) schreiben, weil ich mich dort nicht mehr konzentrieren kann oder der Platz durch irgendetwas negativ belastet ist, und weiche dann ins Wohnzimmer oder bei entsprechendem Wetter auf den Balkon aus. Eine andere Wand anzustarren genügt häufig schon, dass ich mich wieder besser konzentrieren kann.

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Ich würde sagen, das ist so fifty-fifty. Es gibt Szenen, die wenig Spaß machen, weil sie viel Gehirnschmalz erfordern, aber sein müssen. Und es gibt solche, die leicht von der Hand gehen. Das gilt sowohl fürs Schreiben als auch fürs Überarbeiten und Korrekturlesen. Manchmal kommt es mir vor, als wären es eher 90% Quälerei, aber dann schreibe ich meine 200k im NaNo und bin über Wochen hinweg total geflasht.

21. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?
Wenn wir die Eskapade mit der Adaption von Herr der Ringe, Ronja Räubertochter und dem Konzeptalbum von Iron Maiden außen vor lassen, habe ich für den ersten Teil meiner alternativen Fortsetzung inklusive Überarbeitung ca. zwei Jahre gebraucht. Am Anfang habe ich ziemlich damit gekämpft, die Charaktere originialgetreu wiederzugeben und es brauchte eine Weile, um eine Handlung mit mehreren Erzählcharakteren zu stricken. Obwohl mir das inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist, brauche ich für einen Teil noch immer um die zwei Jahre, weil ich Spaß daran habe, der Handlung mehr und mehr Komplexität zu geben, wodurch der Schreibprozess langsamer wird.

Teil 4: Inspirationen

20. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Um ehrlich zu sein, lese ich keine Schreibratgeber. Ich habe mir einmal einen gekauft, aber dort standen entweder Dinge, die ich bereits schon kannte, oder die nicht auf meine Arbeitsweise anwendbar waren. Ich bezeichne mich als Chaos-Discovery-Writer, weil ich vorwiegend ohne zu Plotten und unchronologisch schreibe. Wenn ich schreibe, gehe ich danach, was sich ’natürlich’ anfühlt und was ich gerne lesen würde, würde mir jemand diese Geschichte als Buch vorsetzen. Schreiben ist für mich ein sehr intuitiver Prozess. Ich glaube nicht, dass für eine solche Arbeitsweise schon ein Schreibratgeber geschrieben wurde.

21. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Das fragst du mich, eine der am meisten beratungsresistenten Personen? *lach* Es gibt tatsächlich einen Ratschlag, den ich auf einem Zeitmanagement-Seminar gehört habe, das ich im Rahmen meiner Diss (frag bitte nicht) besucht habe. Da wurde uns gesagt, dass der erste Draft schlecht sein darf – eine ziemliche Erleichterung für alle, die aus Gründen von Perfektionismus völlig gehemmt vor dem leeren Dokument sitzen. Das hat mir damals so sehr geholfen, dass ich es aufs Schreiben übertragen habe und gerne weitergebe. In der Autorenwelt scheint dieser Schreibtipp jedoch ein alter Hut zu sein.

22. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum?

The Black Magician Trilogy“ von Trudi Canavan (deutscher Titel: Die Gilde der schwarzen Magier). Durch diese Bücher bin ich nach längerer Pause überhaupt wieder zum Schreiben gekommen. Es sind vor allem zwei Dinge, wegen denen die Bücher mich nicht mehr loslassen: Sonea, der weibliche Hauptcharakter, ist mir so ähnlich, wie ich es noch nie bei einem Buchcharakter erlebt habe. Und dann ist da noch Akkarin, mein erklärter Lieblingsbuchcharakter aller Zeiten. Um post-pubertäres Gefangirle an dieser zu vermeiden, sei nur gesagt, dass mich das Ende unglaublich wütend und fassungslos zurückgelassen hat, so dass ich nicht mehr aufhören konnte, über ein alternatives Ende mit Fortsetzung nachzudenken. Irgendwann haben mich diese Ideen so gequält, dass ich meine ersten Gehversuche als Fanfiction-Autorin unternahm. Mit der Zeit wuchs daraus eine umfangreiche Trilogie, zahlreiche Kurzgeschichten und eine Prequel über Akkarin, die ebenfalls in eine Trilogie ausgeartet ist. Obwohl die Bücher ihre Schwächen haben, bin ich so in die Welt und die Charaktere vernarrt, dass mir die Ideen nicht ausgehen wollen. Es ist das, wofür ich brenne.

23. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Das fragst du noch? Es gibt viele interessante Charaktere, die ich gerne einmal treffen würde. Aber tatsächlich gibt es nur einen, der Vorrang vor allen anderen hat. Wie wir den Tag verbringen, bleibt jedoch mein Geheimnis.

Und psst! Ein Tag mit IHM wäre viel zu wenig.

Fünfter Teil: Organisation und Persönlichkeit

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

  1. Ausdauer (besonders bei Schreibflauten, schwierigen Passagen, langen Projekten etc.)
  2. Lernfähigkeit bzw. das Bestreben sich ständig zu verbessern
  3. emotionale Distanz zu Kritik, ausbleibenden Lesern etc.
  4. Einfühlungsvermögen in die Figuren
  5. und die Fähigkeit zu träumen.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Versuche, deinen Weg zu finden. Wenn Schreibratgeber dich nur verwirren und verunsichern, lass sie weg oder beschränke dich auf einen oder zwei. Presse deine Story nicht in ein Korsett aus Vorgaben, wie Handlung und Charaktere sich entwickeln sollen, sondern lass ihnen Freiheiten. Wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst, schreib anderswo weiter und schließe die Lücken später. Oft ergibt sich die Lösung über Umwege. Und gestehe dem ersten (und auch dem zweiten und dritten Draft) das Recht zu, grauenhaft zu sein.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Um ehrlich zu sein, fällt es mir schwer, abzuschalten. Am liebsten würde ich jede freie Minute für meine Projekte und alles, was mit diesen zu tun hat, nutzen. Meine beiden Katzen tragen viel dazu bei, den Stress zu reduzieren (auch wenn sie als sie noch kleiner waren, eher anderweitig für Stress gesorgt haben *lach*). Um abends runterzukommen, lese ich im Bett immer noch ein wenig. Außerdem hilft Sport, den Stress zu reduzieren und gestärkt in den Tag zu starten. Ein Abend am Wochenende gehört außerdem ausschließlich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben – ganz ohne Ablenkungen und Schreiben.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

27. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Wenn sie gelten lässt, dass ich als meine Protagonistin in die Welt meiner Lieblingsbücher und meiner Geschichten wechseln kann, würde ich wohl das wählen. Alternativ dürfte gerne Zeit stillstehen, wann immer ich ein Buch zur Hand nehme. Denn es bleibt einfach viel zu wenig Zeit vom Tag übrig, um zu lesen und es gibt zu viele gute Bücher, die mir „Lies mich, lies mich“ zurufen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Dass man Fanfictions wie Bücher verkaufen kann *lach* Aber Scherz beiseite: Es würde mir schon genügen, wenn die Politik der Verlage lockerer wäre, weil so für viele Autoren nur der Weg des Selfpublishing bleibt.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

In dieser Hinsicht habe ich leider keinerlei Erfahrung. Ich bin schon sehr froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe, Testleser „einzustellen“. Allerdings sind das Leser meiner Geschichten und die ich in dieser Hinsicht für kompetent halte.

Liebe Sonea, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen so ausführlich zu beantworten. Ich hoffe,

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


mail-793081_1280Newsletter

Liebe Leute,

schön, dass Ihr euch auch heute wieder auf meinen Blog traut. Ich freue mich, euch inzwischen das achte Interview zu meiner Reihe „Augenschelm fragt“ begrüßen zu dürfen. Es hat sich viel getan. Mein Blog hat inzwischen ein bisschen an Fülle gewonnen. Marcus Johanus ist ein #BartBroAuthor geworden, Elyseo da Silva hat mit seinem Debüt „Mosaik der verlorenen Zeit“ einen fantastischen 16. Platz beim Leserpreis von Lovleybooks belegt, was für einen Selfpublisher und ein Debüt alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Ich habe sehr viele, sehr tolle Rückmeldungen zu meinen Interviews bekommen. Die positiven Reaktionen auf meine Interviewanfragen von Marcus Johanus und Axel Hollmann haben mich immer mutiger werden lassen. Als schließlich Markus Heitz meine Fragen beantwortet hat, war ich völlig aus dem Häuschen und wagte es, an weitere namenhafte AutorInnen heranzutreten.

Darum freue ich mich über alle Maße, euch heute die nächste Vollblutautorin vorstellen zu dürfen. Zoë Beck hat sich viel Zeit genommen und meine Fragen ausführlich beantwortet. Viel Spaß beim Lesen!

Infos von Zoë findet Ihr auf Ihrer Wikipedia.

Alles über ihre Bücher und ihre sonstigen Tätigkeiten findet ihr auf Ihrer Homepage:

http://www.zoebeck.net 

oder auf allen gängigen Social Media Kanälen:

Facebook:

https://www.facebook.com/zoebeck75

https://www.facebook.com/ZoeBeckSeite/

Twitter:

https://twitter.com/beck_zoe

Instagam:

https://www.instagram.com/beck_zoe/

Ihr Amazonseite könnt ihr über folgenden Links aufrufen:

Zoës Amazonseite

Lest rein, folgt ihr – es lohnt sich.

Ich habe die Reihenfolge der Fragen im Vergleich zu meinen vorherigen Inerviews etwas abgeändert und neu gegliedert. Dabei sind einige Fragen auch leicht verändet worden.

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Das erste, was meine Agentin zu mir sagte, war: „Hör bloß nicht mit deinem eigentlichen Job auf!“ Deshalb mache ich immer auch noch etwas anderes. Ich übersetze, und ich arbeite im Bereich Filmsynchronisation. Das verschafft mir zum einen die Sicherheit des „zweiten Standbeins“ und zum anderen die Luft, auch mal längere Pausen zwischen Büchern zu machen.

(c) Anette Göttlicher

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Literarisches Schreiben: seit knapp über 10 Jahren. Vorher schrieb ich eher gelegentlich für Zeitungen oder Magazine, an der Uni hatte ich einen Creative Writing-Kurs, aber nie mit dem Ziel, später selbst zu schreiben. Das stand für mich nie auf dem Plan. Als ich beim Film arbeitete, rutschte ich so langsam ins Drehbuchschreiben.

Zum Bücherschreiben kam ich über eine Freundin, die bei derselben Filmproduktionsfirma gearbeitet hatte. Sie war mittlerweile bei einer Literaturagentur und rief mich an, ob ich nicht Lust hätte, ein Exposé für eine Kriminalromanreihe zu schreiben, sie könne sich das bei mir gut vorstellen. Ich sagte ihr, das sei Quatsch, ich könne das nicht, sie sagte, ich solle einfach mal machen. Wenig später saß ich da mit einem Vertrag über drei Bücher und dachte: Verdammt, was mach ich jetzt?

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

s.o.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Unterschiedlich. Ein paar wenige fanden das ganz toll, aber auf die meisten Menschen wirkte das eher befremdlich. Auf meine Eltern sowieso. Diejenigen, mit denen ich wirklich eng und gut befreundet war, glaubten allerdings an mich. Jetzt erst nach über zehn Jahren sind die Zweifler davon überzeugt, dass es doch nicht totaler Unfug ist, von Beruf Bücher zu schreiben.

5. In welchem Genre schreibst Du?

Hauptsächlich Kriminalroman.

Zweiter Teil: Publikation und Marketing

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Verlag. Definitiv.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Verlage nehmen einem sehr viel Arbeit ab und haben die größere Vertriebspower.

8. Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat?

Das ging immer sehr schnell. Wenige Wochen.

9. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Meine Erfahrung ist: Wenn das Buch im Handel gut ausliegt, verkauft es sich. Tut es das nicht, kann das Marketing, kann die Presse noch so gut sein – Sichtbarkeit direkt im Handel ist sehr, sehr wichtig.

10. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich hoffe, sie findet mich.

Teil 3: Gewohnheiten

11. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus? 

Schwarzblende von Zoe Beck

Erstmal organisatorischen Kram wegschaffen, und dann schreiben. Deshalb wird es bei mir meist früher Morgen, bis ich „Feierabend“ mache und schlafen gehe. 

12. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Ein Thema, das mich interessiert, und Figuren, die ich erzählen will. Von da aus entwickle ich den Plot. Die Figuren sind mir am Wichtigsten.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

So, dass es zur Geschichte passt.

14. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

In Schreibphasen wirklich die ganze Nacht, Wochenenden und Feiertage gibt es sowieso nicht.

15. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Vier-, fünfmal, glaube ich. Das sind die großen Überarbeitungen.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Das macht meistens der Blick auf die Deadline, kombiniert mit dem Blick aufs Konto.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Ich versuche, Projekte der Reihe nach abzuarbeiten, am Block. Dann komme ich schneller voran.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Tee, Bewegung, Schlafen.

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Schreiben ist harte Arbeit und macht Spaß. Das ist für mich kein Widerspruch.

Teil 4: Inspirationen

20. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?978-3-453-41042-8

Walter Mosley hat ein schönes kleines Büchlein geschrieben, mit dem Titel „This Year You Write Your Novel“. Stephen Kings „On Writing“ ist interessant. Was sich auch unbedingt lohnt, ist von David Mamet „On Directing Film“, weil er dazu aufruft, gegen die ersten Einfälle anzugehen und neue Perspektiven zu finden.

21. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Der kam von meiner Agentin. Die Top 3 der Schreibratschläge: Lesen, Lesen, Lesen.

Und zwar, das ist ganz wichtig und meine Ergänzung, immer das lesen, was man ganz grandios findet. Keine Zeit verschwenden mit etwas, das eher durchschnittlich oder gar schlecht ist – egal, wie erfolgreich es sein mag. Immer neue Inspiration suchen. Am besten sind die Bücher, bei denen man denkt: „Ich wünschte, ich könnte auch so schreiben.“

22. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum?

Ich weiß nicht, ob man von „Inspiration“ reden sollte. Und beeindruckt haben mich eine ganze Reihe Bücher und Autor*innen. Ich nenne bei der Frage nach dem „Lieblingsroman“ am liebsten „Pale Fire“ von Nabokov, allein schon wegen der grandiosen Form. Ich lese auch sehr gern Kurzgeschichten oder eben Erzählungen, die keine Romanlänge haben. Eine Geschichte, die mich umgehauen und sehr, sehr tief beeindruckt hat, ist „The Yellow Wallpaper“ von Charlotte Perkins Gilman. Und wer mich als Kind schon begleitet hat – mehr noch als Roald Dahl und E.T.A. Hoffmann (ich war ein eher düsteres Kind) – war E.A. Poe.

23. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Ich weiß nicht. Ich schaue den Figuren lieber zu, was sie so machen.

Fünfter Teil: Organisation und Persönlichkeit

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Disziplin, Selbstzweifel, Hang zum Chaos, krankhafte Neugier, Sprachgefühl … Und viele Widersprüche. Ich sich selbst und um sich herum.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Schreib es fertig. Überarbeiten kommt dann später.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Aufs Wasser schauen.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

27. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Zeit, um ganz viele Bücher zu lesen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

(c) Anette Göttlicher

(c) Anette Göttlicher

Weniger vom Immergleichen, mehr Platz für Außergewöhnliches, aus allen Ecken der Welt.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Bei Workshops empfehle ich grundsätzlich solche, die über einen längeren Zeitraum ein Projekt begleiten. Es gibt immer wieder auch Stipendien, das ist nicht nur sinnvoller, sondern auch seriöser als „An einem Wochenende zum eigenen Buch, nur 500 Euro!“-Angebote. Schreiben braucht Zeit. Wer da im einzelnen was anbietet, weiß ich nicht, muss man auch selbst schauen, mit wem man klarkommt. Coverdesignerin:  Hanka Steidle hat einige meiner Cover gemacht, die ich toll fand. Sehr gute Arbeiten sehe ich immer wieder auch zum Beispiel von Claudia Toman. Ich selbst habe kaum Einfluss auf das Cover, das machen die Verlage, aber für meinen eigenen Verlag Culturbooks  arbeiten wir mit der Grafikerin Magdalena Gadaj zusammen, und bei Weyward Sisters hat Arne Kirschenberger  mein Cover gemacht, der für mich auch z.B. Visiten- und Autogrammkarten und ähnliches oder für Culturbooks Werbeanzeigen, Lesezeichen etc. entwirft.

Sehr gute Fotografinnen sind Victoria Tomaschko (Berlin) und Anette Göttlicher (München) .

Ich liebe meine Lektorin Catherine Beck, der ich wirklich sehr vertraue. Sie hat leider keine Homepage. Aber ansonsten kann ich noch alle im Team von Autorendienst empfehlen.

Und ganz besonders toll ist immer die Zusammenarbeit mit der unglaublich strengen und überaus genauen Dörte Karsten als Korrektorin, die auch alle unsere Texte bei Culturbooks abschließend bearbeitet.

Liebe Zoë, ich danke Dir sehr dafür, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass viele meiner Leser Deine Antworten genauso erhellend und unterhaltsam finden, wie ich.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


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Liebe Leserinnen und Leser,

heute habe ich die Autorin Tanja Hanika meine berühmt berüchtigten 29 Fragen gestellt. Tanja ist überzeugte Self-Publisherin mit Schwerpunkt auf dem Horror Genre. Sie ist Mitglied der bärtigen Familie der Bart Bro Authors und bietet aktuell bei Amazon 7 Bücher an.

Tanja ist Self-Publisherin aus Überzeugung und verrät euch, wie sie auf Ideen kommt, Ihren Alltag organisiert und gibt euch ein paar handgreifliche Tipps.

Viel Spaß beim lesen! Mehr von Tanja findet ihr auf:

Tanjas Amazonseite

Tanjas Homepage

Tanjas Facebookprofil

und natürlich auf Twitter

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben kann ich nicht leben. Einen Brotjob habe ich dennoch nicht, ich bin Mama und Autorin. Mein Mann verdient die Brötchen.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Als ich acht Jahre alt war, habe ich mir in der Bücherei eine Kinderversion von Bram Stokers „Dracula“ ausgeliehen und war absolut begeistert, was Geschichten mit der eigenen Fantasie anstellen können. Seit da wollte auch ich solche spannenden, atmosphärischen Geschichten erzählen und bin dem Horrorgenre seit fast 20 Jahren verfallen und schreibe ebenso lange.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Ich habe in Trier Germanistik (und Philosophie) studiert und gemerkt, dass ich keinen Beruf ergreifen möchte, der sich nicht mit Literatur beschäftigt. Nach und nach wurde es dann für mich immer deutlicher, dass ich es einfach versuchen sollte, mein größtes Hobby zum Beruf zu machen. Self-Publishing wurde immer beliebter und seit 2012 habe ich mit der Absicht geschrieben, meinen Roman „Redthorne Castle“ später auch zu veröffentlichen. Probeweise habe ich mich in dieser Zeit (bis ich dann mit dem Self-Publishing 2015 angefangen habe) an Geschichten-Wettbewerben versucht und so einige Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien zustande gebracht. Das war ein guter Test, welche Geschichten ankommen und welche nicht.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Mein Umfeld, also mein Mann, meine Familie und Freunde, waren glücklicherweise begeistert und haben mich unterstützt und von Anfang an ernst genommen. Manche meinten, dass es klar gewesen wäre, dass es so kommen würde, und wussten es wohl sogar vor mir, dass ich Autorin werden würde.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Ich bin überzeugte Self-Publisherin.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich liebe die Freiheiten, die einem das Self-Publishing bringen, ebenso wie die vielen unterschiedlichen Aufgaben, um die man sich kümmern muss. Deadlines setzt man sich selbst (z.B. in Absprache mit Testlesern, Lektoren o.Ä.) und bei einem selbst liegt die letzte Entscheidung, wie was gemacht wird. Bisher habe ich mich mit keinem Projekt bei einem Verlag beworben. Ob ich das in Zukunft doch noch ausprobieren möchte, weiß ich noch nicht.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Ich schreibe Horror- und Schauerromane. Zwei Kurzromane sind der Dark Romantasy zuzuordnen, aber noch lieber schreibe ich Horror.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Momentan schreibe ich überwiegend abends / nachts, sobald mein Sohn im Bett ist. Wenn er bald in den Kindergarten geht, werde ich auch die Vormittage nutzen können. Ich bin selbst schon gespannt, welche Struktur sich dann im Alltag ergeben wird.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Zunächst überlege ich, welche Möglichkeiten ich erzähltechnisch habe, bzw. welche Geschichte mir am besten zu der Idee gefallen würde. Abgesehen vom Plot überlege ich, welche Figuren ich dafür brauche und wie diese sein sollen und müssen.

Ich plotte und plane dann anhand einiger worksheets, die ich überarbeitet und zum „Arbeitsbuch für Schriftsteller“ zusammengefasst habe, das bei Amazon erhältlich ist. Allerdings lasse ich mir dabei noch den nötigen Spielraum, damit Figuren und der Plot sich entwickeln und mich überraschen können. Ganz detailliert ist meine Plotvorarbeit deshalb nicht, aber einen Rahmen habe ich schon.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist momentan noch ganz unterschiedlich. Aber ich würde sagen, dass ich im Schnitt auf zwei Stunden pro Abend komme. Ich schreibe / arbeite jeden Abend in der Woche, also auf ganz grob geschätzt vierzehn Stunden die Woche. Wobei in dieser Zeit ja nicht nur am Buch gearbeitet wird, sondern auch alles andere, das im Autorenalltag anfällt, erledigt werden muss. E-Mails, Marketing, Finanzamtaufgaben, etc.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Nach der Rohfassung überarbeite ich meistens drei Mal, bevor die Testleser den Text bekommen. Ab und zu auch ein viertes Mal.

Anschließend arbeite ich deren Kommentare ein.

Danach kommt dann das Lektorat, welches ja auch einen Bearbeitungsdurchgang erfordert. Und dann folgt noch das Korrektorat, das ich auch ziemlich gründlich durchgehe. Also bearbeite ich alles in allem mindestens sechs Mal, aber wenn nötig, auch öfter.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Eine gute Struktur macht es dem Leser schwer mit dem Lesen aufzuhören, sofern auch die Story stimmt. Ich achte auf die Spannungsbögen meiner Handlung und liebe es Twists einzubauen. Daher ist mir Struktur wichtig, für deren Planung ich mein bereits genanntes „Arbeitsbuch“ immer wieder nutze. :)

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Ich finde Stephen Kings „On Writing“ inspirierend. Weniger, um etwas daraus zu lernen, sondern vielmehr, weil es so locker geschrieben ist als würde man ihm gegenübersitzen und Mr. King persönlich zuhören dürfen. Man möchte sich sofort hinsetzen und selbst etwas schreiben.

An klassischen Schreibratgebern gibt es zu viele sehr gute, um da einen herauszugreifen.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Mir persönlich hat der Schreibpraxis-Tipp am meisten weitergeholfen, dass man sich in der Rohfassung ruhig austoben soll, natürlich ohne das Plotgerüst aus den Augen zu verlieren. Korrigieren und verbessern kann man hinterher, aber wenn man so perfektionswütig ist, dass nicht einmal eine Rohfassung zustande kommt, kann auch nichts verbessert werden. Das hat mir sehr geholfen, mich bei der Rohfassung zu entspannen.

Als Schreibtipp selbst finde ich das gute alte „Show, don´t tell“ wahnsinnig wichtig.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Wie bereits erwähnt hat mir „Dracula“ als Kind die Augen geöffnet und mich mit dem Lese- und Schreibvirus infiziert. Das ist für mich das Buch schlechthin.

Ein anderes wunderschönes Buch ist „The Nightcircus“ von Erin Morgenstern. Ihre Sprache und die Bilder, die sie erzeugt, sind schlichtweg fantastisch. Nach dem Lesen hatte ich auch hier den dringenden Wunsch, irgendwann einmal so wie sie schreiben zu können.

Es fällt mir schwer nun nur noch ein drittes Buch nennen zu dürfen, aber emotional mit am meisten berührt hat mich in der letzten Zeit „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak. Absolute Leseempfehlung für jeden, der es noch nicht kennt. Hut ab vor jedem Autor, der es schafft beim Leser so starke Gefühle zu wecken.

16. Wie motivierst Du Dich zum schreiben?

Ich muss mich hierfür nicht motivieren, sondern ich liebe es in meine Schreib-Fantasie-Welt zurückzukehren. Auch müde oder krank kann ich die Finger kaum von der Tastatur lassen.

Marketingposts auf meinen Social Media Kanälen zu verfassen fällt mir da deutlich schwerer. Die Möglichkeit, die Verkaufszahlen etwas anzukurbeln bietet da aber ausreichend Motivation. :)

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Ich denke es ist hilfreich eine eigene Homepage zu haben und sich frühzeitig Social Media Kanäle zu suchen und dort möglichst viele Kontakte aufzubauen. Rezensionsexemplare für Blogger (nach Absprache!) sind sehr empfehlenswert. Mit meinem nächsten Projekt möchte ich einmal schauen, ob sich eine Leserunde organisieren lässt. Den ultimativen Tipp habe ich also selbst noch nicht.51yd5ous2jl

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Da ich Horrorautorin bin, lege ich mich bei der enormen Auswahl an Möglichkeiten einmal auf ein gruseliges Szenario fest: Ich würde gerne den Protagonisten eines Zombieapokalypse-Romans einen Tag lang bei seinem Überlebenskampf begleiten (und natürlich auch selbst überleben). Da würde man bestimmt viel über sich selbst und das Thema „Angst“ lernen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Ich würde mir wünschen, mich als Horrorautorin etablieren zu können. Dass meine Bücher viele begeisterte Leser finden und ich davon leben kann. Und ganz fabelhaft wäre es dann, wenn jemand Fremdes auf die Frage nach seinem absoluten Lieblingsbuch, einen meiner Romane nennt.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität, Durchhaltevermögen, Sprachkompetenz, Zielstrebigkeit und Mut.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Schreib das, was du selbst gerne lesen möchtest. Denn selbst wenn das Projekt nicht zu Ende geschrieben oder später nicht veröffentlicht wird, hattest du eine wunderbare, spannende und schöne Zeit mit dem Text.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

In Bücherforen wird ganz gut deutlich, welche Menschen welche Bücher lesen und wie sie sie bewerten. Man kann aber auch im Internet nach Informationen suchen, es gibt ja für alles Statistiken. Oder man hört sich mal im privaten Umfeld (Familie, Freunde, aber auch Nachbarn oder weiter entfernt Bekannte) um, wer welche Bücher liest.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Damit habe ich momentan keine Probleme. Vielleicht hat man mehr Energie, wenn man den Traum zum Beruf machen konnte. Ab und zu sollte man es sich gönnen mal eine Nacht auszuschlafen, wenn möglich, aber ansonsten habe ich dafür keinen Trick 17.

 24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Natürlich gibt es Szenen oder Abschnitte eines Romans, die sich schwieriger schreiben lassen als andere, aber mir macht das Schreiben wirklich immer Spaß. Gerade kniffelige Stellen hinzubekommen ist ein tolles Gefühl.

Mein Trick ist, nie an einer schwierigen Stelle aufzuhören, denn dann fällt es einem am nächsten Tag leichter, wieder in den Schreibfluss hineinzukommen. Quälerei ist es eher, wenn ich mal einen Tag nicht zum Schreiben komme.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meisten zwei bis drei, da ich vor / zwischen den Korrekturphasen die Projekte eine Weile liegen lasse. In diesen Pausen plotte, schreibe oder korrigiere ich dann andere Projekte.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

Dranbleiben, egal wie müde oder erledigt man vom Tag ist.

Selbstkritik aufs Überarbeiten verschieben, aber dann gnadenlos zu sich selbst sein.

Und am Wichtigsten: Das Schreiben, was man liebt.

27. Wie stehst du zu den Begriffen. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ein Autor ist für mich jeder, der veröffentlicht.

Ein Schriftsteller kann meinem Verständnis nach vom Schreiben leben. Aber es kann sich selbst gerne jeder Schriftsteller nennen, der das lieber mag als Autor. :)

Ein Hobbyautor ist für mich jeder, der keine Ambition hat zu veröffentlichen, und einfach gerne mal schreibt, wenn er Muße dazu hat

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Von mir aus könnte gerne das Horrorgenre beliebter werden. Leute, traut euch ruhig euch zu gruseln. Es passiert ja nichts. :)

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich arbeite sehr gerne mit der hervorragenden Lektorin / Korrektorin Alice Scharrer (von Korrektar) zusammen. Auch Doris Eichhorn-Zeller (von Perfekte Texte Coburg) ist eine zuverlässige und freundliche Korrektorin.

Mein Veranstaltungshighlight 2016 war das Literaturcamp in Heidelberg, das ich auch 2017 gerne wieder besuchen möchte.

Ansonsten bin ich noch am Ausprobieren bzw. hatte leider noch keine Zeit für Lehrgänge, was ich bald zu ändern hoffe, sobald sich eine passende Gelegenheit bietet.

 

Liebe Tanja, ich danke Dir für Deine ausführlichen und spannenden Antworten, die mal wieder einen tollen Einblick in die Arbeit einer Autorin gegeben haben.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

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Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, dass ich für mein heutiges „Augenschelm fragt:“ den anderen Teil des dynamischen „Schreibdiletanten“-Duos, Axel Hollmann, gewinnen konnte. Axel wurde 1968 in Berlin geboren, lebt in Berlin und möchte auch für immer und ewig dort wohnen bleiben.

Zusammen mit Marcus Johanus, den ich ebenfalls schon interviewt habe, hat er Deutschlands ersten Autorenpodcast ins leben gerufen und ist damit Inspiration für viele junge Autoren.

Ich erinnere mich noch lebhaft an meine ersten Schritte nach meinem willentlichen Entschluss „richtiger“ Autor zu werden, die mich schnell zu den Schreibdilletanten führten. Umso schöner ist es für mich, dass ich sowohl mit Marcus als auch mit Axel inzwischen regelmäßige Social Media Kontakte habe.

Axel hat bisher 4 Bücher veröffentlicht, drei davon bei Ullstein-Midnight, eines über Amazon-Publishing und kann somit auf reichlich Erfahrung zurück blicken.

Mehr über Axel könnt auf seiner Homepage http://www.axelhollmann.com/, bei Twitter oder Facebook und natürlich bei den Schreibdiletanten erfahren.

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben leben? Nein, das ist mir leider nicht möglich, aber vielleicht ändert sich das ja mal. Vor ein paar Jahren habe ich mit ein paar Freunden (u. a. Marcus Johanus, den der eine oder andere von euch vielleicht von unserem Autoren-Youtube-Channel „den SchreibDilettanten“ kennt“) in einem Fantasy- und Rollenspielladen gearbeitet. Jetzt findet man mich, wenn ich nicht an einem Romanmanuskript arbeite, über Buchführung brüten.asphalt-300px-breit

2. Wie bist Du dazu gekommen zu Schreiben und seit wann schreibst du?

Mit dem Schreiben habe ich mit dreizehn Jahren angefangen. Damals habe ich meiner Liebe für Rollenspiele (zunächst D&D, dann Midgard, Cthulhu und viele, viele andere…) entdeckt. Ernsthaft mit dem Romanschreiben habe ich angefangen, als ich mit der Arbeit in dem oben erwähnten Spieleladen aufgehört habe. Das war vor etwas mehr als zehn Jahren, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

S.o.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Zum Glück hat mich meine Frau von Anfang an unterstützt – anders ist so etwas im Rahmen einer Familie auch nicht möglich.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Wer weiß? Heutzutage muss man sich da ja nicht mehr so eindeutig entscheiden. Bisher wurden meine Bücher bei Midnight, dem digitalen Imprint des Ullstein-Verlags und Amazon Publishing veröffentlicht. Das ist der Mittelweg zwischen Verlagsveröffentlichung und Selfpublishing.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ganz einfach: Weil mir das zu der jeweiligen Zeit als beste Möglichkeit erschien.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Krimi und Thriller. Allerdings bin ich ein riesiger SF-Fan und fühle mich auch im Fantasy- und Horrorgenre wohl. Wer weiß, vielleicht werde ich ja auch mal in dieser Richtung aktiv.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von Morgens bis abends aus?

Meine Mittagspause verbringe ich zurzeit meist im McCafé Spandau. Und natürlich nutze ich die Zeit und das Koffein eines Latte Macchiatos, um eine Stunde (ja, es ist eine verlängerte Mittagspause) zu schreiben. Irgendwann am späten Nachmittag oder frühen Abend setze ich mich dann noch einmal an den Computer, um eine zweite Stunde zu schreiben. Wann genau das ist, hängt von meinem Brotjob und der Familie ab. Da muss ich einfach ein wenig flexibel sein.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Sehr analytisch. Ich brainstorme verschiede Grundideen – gerne mit der Hilfe von Mindmaps – von denen ich denke, dass sie mir Spaß machen würden (ganz wichtig) und auch eine Leserschaft finden. Davon ausgehend entwickelt ich dann Schritt für Schritt eine Story. Meist vom Ende zum Anfang. Wenn der erste Plotentwurf steht, spreche mit Freunden (Marcus) darüber, ändere hier und da etwas – ja, oder fange von vorne an, wenn ich merke, dass die Idee doch nicht so toll ist, wie ich erst dachte.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?rissiges-eis-300px_breit

Ich versuche, jeden Tag zwei Stunden am Schreiben zu überarbeiten.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Oft. Sehr oft. Mein letztes Projekt habe ich nach meiner siebten Überarbeitung an meine Agentur gegeben. Und je nachdem, wie es jetzt weitergeht, werde ich es bestimmt noch weiter überarbeiten müssen.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr wichtig. Ich plane gründlich, mein Plotentwurf umfasst, wenn er schließlich fertig ist, um die sechzig Manuskriptseiten.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

„On Writing“ von Stephen King.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Der erste Entwurf ist Mist! Immer!

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Das oben erwähnte „On Writing“ von Stephen King motiviert mich bis heute, am Ball zu bleiben. Die Schreibbücher von James N. Frey haben mich viel über die Technik des Schreibens gelehrt. Die Thriller von Lee Child waren für mich in stilistischer Hinsicht eine Offenbarung.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Ich schreibe gerne, insofern muss ich da nicht groß motiviert werden.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Der beste Tipp: Kenne den Markt. Zurzeit gibt es so viele Möglichkeiten, als Autor seinen Weg zu weihnachtsmann-300px-breitgehen, wie vermutlich noch nie. Für Autoren ist das eine gute Zeit – wenn man sich auskennt. Knüpfe Kontakte zu anderen Autoren. Tummel dich auf Facebook, Foren und Websites.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Eine gute Frage. Vielleicht mit Michael Connellys „Harry Bosch“?

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Mehr Zeit, um Bücher zu lesen.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Beharrlichkeit, das genügt völlig.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Wie schon ober erwähnt: Suche Kontakt zu anderen Autoren, auch wenn es „nur“ über das Internet ist. Du brauchst sie zur Motivation. Werde dir darüber klar, dass du „am Ball“ bleiben musst. Wenn alles optimal läuft (und das tut es vermutlich selten), solltest du mindestens fünf Jahre einplanen, ehe sich erste Erfolge einstellen.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich schreibe, was ich auch selbst gerne lese. Einen anderen Weg gibt es meiner Ansicht nach nicht.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?schlaglicht-300px-breit

Ich habe in Marcus (s.o.) einen erstklassigen Schreibkollegen, den ich nerven kann, wenn ich mal demotiviert bin oder etwas nicht so läuft. Ansonsten habe ich durch unseren Autoren-Youtube-Channel ein wenig Ablenkung.

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Fifty-fifty.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Zurzeit immer nur an einem – ich plane aber, zukünftig parallel an mehreren zu arbeiten.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

Drei? Mir fällt jetzt eigentlich nur der Latte Macchiato ein, den ich mir jeden Tag beim Schreiben gönn.

27. Wie stehst du zu den Begriffen. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ach, um ehrlich zu sein, sind mir die Begriffe da nicht so wichtig.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Ich finde den Buchmarkt, so wie er zurzeit ist, unheimlich spannend. Er bietet uns Autoren viele Möglichkeiten – mit oder ohne Verlag. In sofern: Aus meiner Sicht muss da nichts geändert werden.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Coverdesigner, Lektoren oder Korrektoren musste ich mir bisher nicht suchen, das haben meine Verlage für mich erledigt. Insofern muss ich zu dieser Frage passen. Workshops und Lehrgänge habe ich viele verschiedene besucht. Mein Tipp, wenn es zeitlich und mit dem Geld irgendwie passt, einfach mal einen Lehrgang versuchen, wenn einem das Programm halbwegs passt. Bisher habe ich immer etwas gelernt.

Lieber Axel, vielen Dank für Deine interessanten Antworten.

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Heute konnte ich Nike Leonhard für ein Interview auf meinem Blog gewinnen. Nike ist eine Kollegin aus Frankfurt, die sich für das kleine Format entschieden hat.

Sie schreibt phantastische und historische Kurzgeschichten und Erzählungen, die sie unter dem Label Codex Aureus digital veröffentlicht. Außerdem bloggt sie über Fantasy und Selfpublishing. Ihre aktuelle Erzählung „Steppenbrand“ findest Du auf Amazon, sowie allen Händlern der Tolino-Allianz (Hugendubel, Mayersche, Weltbild, Thalia etc.)

Steppenbrand erzählt vom scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg von Dejasir no’Sonak, dem schon bei der Geburt Reichtum, Schlachtenglück und ein langes Leben vorausgesagt wurden. Die Prophezeihung erfüllt sich – aber anders als gedacht und bedroht am Ende den Fortbestand eines ganzen Volks. Dejasir aufzuhalten, wird zur Frage nach Leben oder Tod.

Wenn ihr Nike Leonhard folgen wollt, könnt ihr das über ihr Blog: https://nikeleonhard.wordpress.com, Twitter https://twitter.com/nike_leonhard oder Facebook: https://www.facebook.com/Nike-Leonhard

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben leben? Nein, das ist (noch) ein schöner Traum. Zum Glück habe ich (Achtung Klischee!!!)einen gut verdienenden Mann, so dass ich wirtschaftlich nicht darauf angewiesen bin, mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Nebenbei lektoriere ich gelegentlich für einen Kleinstverlag und führe höchst erfolgreich ein kleines Familienunternehmen. Das klingt nicht nur besser, als „Hausfrau und Mutter“, sondern ist auch sachlich zutreffender, weil einer meiner Söhne leider schwer krank ist. Dadurch stehe ich in einem regen Austausch mit Ämtern, Ärzten, Krankenkasse, Handwerkern, Hilfsmittelanbietern und Therapeuten. Das „bisschen Haushalt“ erledige ich eher nebenbei.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Wann ich genau mit dem Schreiben angefangen habe, kann ich nicht sagen. Meine ersten Geschichten waren kleine Comic-Strips, in der Oberstufe habe ich eine (geschriebene) Geschichte zu einem Wettbewerb eingereicht und damit einen der total lieben Kalender gewonnen, die damals total in waren.
Dann kam eine seeeeehr lange Schreibpause, bis zu meinem ersten Romanversuch Ende der 90er.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Ich gestehe, dass ich diesen Vorsatz schon hatte, als ich mit dem ersten Roman angefangen habe. Zum Glück ist er nie fertig geworden. (lacht)

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Unterschiedlich aber überwiegend gelassen. Innerhalb meiner Familie dominierte die Ansicht, Schreiben sei immerhin nichts ehrenrühriges. Außerdem hatte ja einen seriösen Beruf (und später Mann und Kinder), da kann man über gewisse Exaltiertheiten hinwegsehen.
Mein Mann hat mich allerdings immer unterstützt und in meinem Freundeskreis überwog von Anfang an Neugier im positiven Sinne.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Für meine Kurzgeschichten definitiv Selfpublishing.
Für die Romane, die ich unter Pseudonym schreibe, halte ich mir noch alle Optionen offen.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Verlage fassen Kurzgeschichten nach wie vor nur mit sehr spitzen Fingern an, auch wenn Rowohlt in dem Punkt offensichtlich gerade umdenkt. Andererseits glaube ich an die Zukunft des Formats als Lektüre für den kleinen Lesehunger zwischendurch – egal, ob nun auf dem Smartphone, Tablet oder eReader.
Bei Romanen bin ich gespalten. Einerseits bedeutet Selfpublishing einen riesigen Aufwand, weil man sich um alles selber kümmern muss. Andererseits hat man aber auch deutlich mehr Entscheidungsfreiheit und Kontrolle. Ich glaube, am Ende wird es darauf hinauslaufen, ob mir jemand ein Angebot macht, das ich nicht abschlagen kann.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Die Kurzgeschichten sind aus dem Bereich Phantastik und historisches, meine Romane realistische Polizei-Krimis mit starkem regionalem Bezug (allerdings benutze ich da ein Pseudonym).

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

6:00 Uhr Aufstehen, Kinder hochscheuchen, Frühstück fertig machen, Tabletten für Kind 2 rauslegen, Sachen für die Schule vorbereiten, Kaffee kochen, mit Kaffee aufs Sofa plumpsen, Twitter u. Emails checken, Kinder zur Schule scheuchen, einen Blick auf Blogs und Facebook, kalt gewordenen Kaffee austrinken, anziehen, mit dem Hund raus.

Ca. 9:30 – 14:00 Uhr schreiben, editieren, lektorieren, Ideen für Cover, Klappentexte o. Marketing entwickeln, Buchhaltung usw. (Jedenfalls in der Theorie, d. h. wenn kein Kind krank wird und keine anderen Termine anstehen)

Ab 14:00 Uhr Haushalt, Behandlungstermine für Kind 2, Familienleben, 2. Kaffee, Twitter.
Abendessen

Blogartikel schreiben, lesen, spielen oder Handarbeiten fürs Hobby (Living History).
Gegen 23h: Hund raus, schlafen

 

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Die Idee bzw. das Thema kommt meist von alleine. Oft springt es mich unvermittelt an, während ich eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt bin.

Die Herausforderung besteht darin, ihr Form und Struktur zu verleihen. Dazu spiele ich die verschiedenen Möglichkeiten durch, bis sich grob die Geschichte herauskristallisiert. Das heißt, ich kenne jetzt ungefähr den Anfang und das Ende und habe eine Vorstellung, was im Mittelteil passieren könnte.

Außerdem habe ich dann schon eine grobe Vorstellung der handelnden Personen.

Diese Storyline schreibe ich auf und daraus wächst nach und nach die Handlung.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Gute Frage. Das hängt ein bisschen davon ab, woran ich gerade arbeite und in welcher Phase ich mich befinde. Im Durchschnitt sind es vermutlich 20 – 25. Im November, während des NaNoWriMo wird es deutlich mehr. Dafür gibt es aber auch Phasen, in denen ich gar nichts tue.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Auch das lässt sich schwer sagen. „Steppenbrand“, die Geschichte, die ich zuletzt im Codex Aureus veröffentlicht habe, hat bestimmt zehn Überarbeitungen hinter sich, wenn nicht sogar mehr. „Der Kinobesuch der alten Dame“ (nachzulesen auf meiner Webseite), war nach fünf Durchgängen fertig.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr. Je komplexer der Inhalt ist, desto wichtiger wird die Struktur. Anderenfalls verliert man als Leser zu leicht die Übersicht und damit auch schnell das Interesse.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Das schon erwähnte von Fritz Gesing (Kreativ schreiben, Dumont Verlag) und „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von Alexander Steele (Hrsg.) aus dem Autorenhausverlag.
Beide sind sehr umfassend, mit vielen Praxistipps und Checklisten.

Das Buch von Alexander Steele liest sich ein bisschen besser und abwechslungsreicher, hat aber den Nachteil, dass ausschließlich amerikanische Schriftsteller zitiert werden, deren Werke hier oft gar nicht verlegt werden. Da ist Gesing vorzuziehen, weil er hauptsächlich Beispiele aus der deutschen bzw. europäischen Literatur anführt.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Weitermachen. Das Ergebnis ist vielleicht nicht so gut, wie du hoffst, aber mit großer Wahrscheinlichkeit längst nicht so schlimm, wie du befürchtest.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Oje, das klingt jetzt vielleicht anmaßend, aber ich habe so viel gelesen, dass ich beim besten Willen nicht sagen kann, wo genau meine Inspirationsquellen liegen. Da ist natürlich der Herr der Ringe, zu dem ich meine ersten Fanfictions geschrieben habe. Aber noch davor kamen diverse Märchen aus aller Welt, die europäischen Sagen aus Antike und Altertum, die Bücher von Astrid Lindgren und Michael Ende, ganz viele Krimis …
Sorry, aber was mich davon wie beeinflusst hat, weiß ich wirklich nicht.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Da brauche ich keine Motivation. Die ist immer da. Das einzige Problem ist, die Ablenkungen auszuschalten. Vor allem die durch Familie und Internet.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Jetzt hast du mich kalt erwischt. Ich blogge zwar über Buchmarketing, aber den heißen Tipp bzw. den absoluten Erfolgsweg habe ich selbst noch nicht gefunden. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach heißen Marketingtipps und Verkaufsstrategien. Wer welche hat, immer her damit. ^^

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Noch eine schwierige Frage. Ehrlich gesagt glaube ich, dass mir die meisten Romanhelden viel zu anstrengend oder zu langweilig wären, um es länger als eine Stunde mit ihnen auszuhalten. Ok, ein Gespräch mit Sam Gamdschie über die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten für Kartoffeln würde vermutlich länger dauern – aber einen ganzen Tag? Die strahlenden Helden finde ich sowieso meist schon beim Lesen hohl und so eine gebrochene, aber hyperaktive Gestalt ist zwar im Roman sehr unterhaltsam, aber im echten Leben reicht mir die Unruhe und das Chaos, das meine Kinder verbreiten.

Wobei: Mit V. I. Warshawski, der Privatdetektivin aus den Romanen von Sara Paretsky könnte ich es vermutlich wirklich länger aushalten. Die ist taff, intelligent, hat einen angenehmen Humor und mag Hunde. Mit ihr durch Chicago zu streifen und den Tag bei einem Black Label im Golden Glow ausklingen zu lassen, könnte mir gefallen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Was für eine Frage! Lebenslangen freien Zugriff auf alle je verfassten Bücher natürlich. Damit käme ich zwar vermutlich nicht mehr zu Schreiben, aber zu LESEN! ^^

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1.    Ausdauer
Ein Roman ist kein Marathon, sondern eher moderner Fünfkampf. Das Manuskript fertig zu schreiben, ist nur die erste Disziplin, aber schon das dauert und danach folgen noch mehrere Überarbeitungsdurchgänge und die Konfrontation mit Testlesern. Ganz am Ende steht die Ochsentour der Agenten- bzw. Verlagssuche bzw. für Selfpublisher das Marketing.
Und nicht zu vergessen: Mit einem Roman ist es in der Regel nicht getan. Ein Autor bzw. Schriftsteller zeichnet sich dadurch aus, dass er dauerhaft schreibt.

2.    Mut
Als Autor muss man bereit sein, Grenzen zu überschreiten und anzuecken. Nur wer zulässt, dass die Geschichte einen selbst berührt, wird auch seine Leser berühren. Aber das macht das Schreiben teilweise auch verdammt schwer.

3.    Selbstbewusstsein
Ohne Selbstbewusstsein schreibt man höchstens für die Schublade. Die Welt wartet keinesfalls auf Autoren, um sie mit Geld, Ruhm und Ehre zu überhäufen. Das zeigt sich schon, wenn du irgendwo erzählst, dass du an einem Buch schreibst. Sofort wird dein Gegenüber erklären, das habe es auch schon lange vor oder wenigstens mit einem Bekannten kontern, der genau das Gleiche tut. Aber auch, wenn du veröffentlichst, wird es nicht unbedingt leichter. Ja, es gibt Bücher, die einen phantastischen Start hinlegen. Aber die meisten Neuerscheinungen werden schlicht ignoriert. Gerade die von Selfpublishern. Und wenn sie nicht ignoriert werden, muss man mit schlechten Kritiken leben, auch wenn die noch so unberechtigt sind.

4.    Lernfähigkeit
Selbstbewusstsein ist das Eine, aber als Autor muss man auch mit Kritik umgehen können. Damit meine ich, berechtigte Kritik anzunehmen und wenigstens zu versuchen, daran zu wachsen. Besser zu werden.
Ich habe in verschiedenen Schreibgruppen Autoren erlebt, die von allem frei sein wollten. Frei von den Zwängen des Genres, den überkommenen Erzählmustern und möglichst auch den kleinkarierten Regeln der Rechtschreibung. Kann man machen. Nur sollte man dann kein begeistertes Echo erwarten. Meiner Meinung nach muss man Regeln erst mal (er-)kennen, bevor man sie bricht.

5.    Neugier
Alles, was einem im Leben passiert, kann irgendwo in einer Geschichte wieder auftauchen. Je mehr man zulässt, desto mehr Stoff hat man. Außerdem schützt Neugier davor, in Klischees und Stereotype zu verfallen.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Die Rohfassung ist immer Mist, also gib nicht auf. Laufen- und sprechenlernen ist so viel schwerer, aber das hast du trotz aller Anlaufschwierigekeiten auch gepackt, weil du nicht aufgegeben hast.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Bin noch auf der Suche. Aber gerade heute habe ich einen schlauen Satz über Marketing gelesen. Er lautete (aus dem Englischen übersetzt)sinngemäß, beim Marketing gehe es nicht darum, Käufer für die eigenen Bücher zu finden, sondern darum, die eigenen Bücher für die Käufer auffindbar zu machen. In diesem Sinne hoffe ich, dass meine Zielgruppe irgendwann mich – oder genauer gesagt: meine Bücher findet.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?
Ich balanciere trotz Johanniskrauttabletten dauernd am Rand einer Erschöpfungsdepression. So lange ich nicht reinfalle, macht das sogar Spaß. Wenn ich doch reinfalle, helfen ein bis zwei Tage Computerabstinenz.

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Siebzig zu dreißig etwa. Spaß machen das Ausdenken und Plotten. Das Schreiben an sich und das Überarbeiten sind dagegen oft harte Arbeit. Allerdings gibt es auch darin immer wieder Flow Momente, die alles aufwiegen.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Aktuell sind das ein Roman in der Rohfassung, der komplett umgeschrieben werden muss, eine Kurzgeschichte die noch mindestens eine Überarbeitung und ein Korrektorat braucht, bevor sie veröffentlichungsreif ist (sie soll im Oktober erscheinen) und zwei weitere, bei denen die Storyline steht (die sollen zu Weihnachten erscheinen).

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Nie im Schlafanzug oder Nachthemd zu schreiben, sondern immer angezogen, um das Gefühl er Ernsthaftigkeit zu haben. Vorher mit dem Hund zu laufen, weil das den Kopf lüftet und die Gedanken in Bewegung bringt und als drittes die Kinder anzublaffen, wenn sie mich zu sehr stören.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Autor ist der umfassendere Begriff. Auch Sachbücher, Blog- und Zeitungsartikel haben Autoren. Schriftsteller beschränken sich auf „schöne“ Literatur, also Belletristik mit allen Genres. Vielleicht kann man den Begriff auch noch für Poeten verwenden. Die Begriffe Dichter oder Poet sind nach meinem Gefühl ziemlich aus der Mode gekommen.

Im Gegensatz dazu hat „Hobbyautor“ für mich einen abwertenden Beiklang, in dem unterschwellig Unkenntnis, Stümperei und Naivität mitschwingen. Dabei ist es Fakt, dass nur die wenigsten Autoren von ihren Veröffentlichungen leben können und daher auf ein zweites Standbein angewiesen sind. Deshalb würde ich bei denen, die die Schriftstellerei ernst nehmen, eher von Teilzeitautoren sprechen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Den Umsatzsteuersatz von eBooks an den von Büchern angleichen. Es ist ein Unding, dass man für eBooks die volle Umsatzsteuer abführen muss, während für Printausgaben der ermäßigte Satz gilt. So weit ich es verstanden habe, soll diese Ermäßigung der Kulturförderung dienen. Aber die Kultur besteht ja wohl in den Inhalten und nicht im Trägermaterial.
Außerdem widerspricht diese unterschiedliche Besteuerung dem Umstand, dass eBooks (obwohl sie steuerrechtlich nicht als Bücher gelten) trotzdem generell der Buchpreisbindung unterliegen (was ich gut finde).

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Da ich Coverdesign, Lektorat und Korrektorat bisher immer selbst gemacht habe, fehlt mir da leider die Erfahrung. Aber ich kann die Lehrgänge der Textmanufaktur Leipzig sehr empfehlen. Ihr Leiter, André Hille, war ursprünglich Lektor beim Aufbau Verlag. Er hat hervorragende Kontakte in die Buchbranche und findet immer wieder ganz ausgezeichnete Referenten für seine Kurse. Die sind zwar nicht ganz billig, aber ich habe mehrere besucht und aus jedem sehr viel für mich mitgenommen. Inhaltlich sind die knackig und es wird viel diskutiert. Aber der Umgangston ist immer kollegial und wertschätzend (blödes Modewort, aber mir fällt kein besserer Begriff ein). Wenn ich mal wieder das Gefühl haben sollte, neue Impulse zu brauchen, würde ich zuerst gucken, ob ich bei André fündig werde.

Liebe Nike, vielen Dank für Deine Antworten, es es hat mir viel Spaß gemacht.

Beim nächsten „Augenschelm fragt:“ hat mir einer der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands, Markus Heitz, Frage und Antwort gestanden. Freut euch darauf.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

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