„Sie gehören wohl auch zu den Menschen, die Organisation für ein Verbrechen halten.“

„Richtig. Man hört schließlich überall von organisiertem Verbrechen. Das Wort Verbrecherorganisation kommt ja nicht von ungefähr. Damit will ich nichts zu tun haben.“

„Ich dachte auch eher an die Organisation ihres Arbeitsplatzes.“

„Mein Arbeitsplatz hat eine eigene Organisation?“

„So wie ich das sehe nicht, nein.“

„So ein Glück, für einen Moment haben Sie mich ganz schön erschreckt.“


Am ersten Arbeitstag stand ich mit einem Lächeln im Büro. Endlich der langersehnte neue Job. Firmenkunden, wow. Man steckte mich zu Kollegen A, zu Kollegen B, zu Kollegen C.

A gab mir eine Aufgabe. B gab mir zwei, C gab mir fünf. Am nächsten Tag hatte ich gerade einmal eine davon erledigt, weil ich die Hälfte nicht verstand, die ganzen Infos direkt wieder aus meinem Hirn herauspurzelten und drei neue Aufgaben dazu kamen.

Ich notierte alles auf einem Post-It, klebte ihn irgendwohin und vergaß, wo das war. Manchmal verstand ich meine eigene Notiz nicht. Andere Kollegen erfuhre, dass ein neuer Trainee da war und schoben mir allerlei Kram auf den Tisch, der den Stapel wachsen und wachsen ließ. Ich fing immer an das abzuarbeiten, was mir als letztes auf den Tisch gelegt wurde.

Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich etwas ändern musste. Ich bin von Natur aus vergesslich, ein wenig unordentlich und schlecht organisiert. So gesehen bin ich der Prototyp eines Kreativen. Ich gehe von Raum A nach Raum B um etwas zu holen, während meine Gedanken sonstwohin wandern. Dann stehe ich in Raum B und habe vergessen, was ich dort wollte.time-273857_1920

Bei der Arbeit ist das hinderlich. Beim Schreiben ist das hinderlich. Es ist sogar zu Hause beim Ordnung halten hinderlich. Ich setze hierbei relativ viel auf Gewohnheiten, aber es gibt noch eine Reihe anderer Möglichkeiten.

Von Autoren höre ich immer wieder, dass Selbstorganisation unnötig und eher hinderlich für die Kreativität sei.

Ich hätte bis heute wahrscheinlich noch kein einziges Wort zu Papier gebracht, wenn ich mich nicht mit diesem Thema und dem damit verbundenen Blick auf sich selbst beschäftigt hätte.

Wieso ich der Meinung bin, dass wir als Selfpublisher und Autoren uns irgendwie organisieren müssen? Nun, die meisten von uns können vom Schreiben nicht leben, dass bedeutet, wir haben noch einen anderen Beruf. Wir haben noch eine Familie und Freunde. Wir haben vielleicht (wenn auch sehr selten) andere Hobbies. Ich habe mich mal zehn Minuten hingesetzt und ein Schaubild erstellt. Hier geht es nur um das Schreiben und die Übersicht ist nicht vollständig.

Autorenleben - Whiteboard

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da kommt schon einiges zusammen, wenn man sich das einmal vor Augen führt.

Die Basis überhaupt um Dinge geregelt zu bekommen, ist sie nicht zu vergessen. Das klingt banal, aber wie ich schon gesagt habe, wird das schwieriger mit der Zahl der Aufgaben. Viele von uns, mein früheres Ich inklusive, sind der Meinung, dass man sich Dinge irgendwie merken kann, oder um es mit Oma zu sagen: „Wenn ich es mir nicht merken kann, war es nicht wichtig.“

In der Realität führt das oft dazu, dass man immer nur das macht, was einem zuletzt in den Sinn kommt oder was uns jemand zuletzt zugerufen hat.

Jetzt kommen bei uns neben den klassischen Aufgaben aber noch Ideen für Bücher hinzu. Einfälle für Plotwendungen, Charaktere oder Worldbuilding. Das alleine nicht zu vergessen, ist schon eine Herausforderung. Was passiert da nur mit den anderen Aufgaben?

Manchmal muss man Tabula Rasa machen. Einen Moment inne halten und den Kopf leeren. Erstmal sammeln, was überhaupt da ist und das aufschreiben.

Ich mache das mit der gleichen Technik, wie ich das Schaubild oben erstellt habe, einer Aufgaben Mind-Map. Daraus ergeben sich automatisch die Schritte, die man als nächsten machen muss. Ich empfehle, möglichst kleine Schritte zu wählen. Wenn ich oben zum Beispiel „Recherchieren“ geschrieben habe, ist das natürlich Nebel in Tüten und hilft nicht. Da müsste noch konkreter folgen für was recherchiert werden soll und wonach gesucht werden soll. Dann, sollte Dr. Google nicht genügen, ruhig schon Namen und Telefonnummer notieren und „anrufen“ dazu schreiben – dann haben wir eine richtige Aufgabe ;-)

Ich persönlich stehe auf Listen und schreibe das ganze hinterher in eine solche, aber viele von uns sind eben keine Listentypen – da kann man direkt von der Mindmap arbeiten oder sich etwas anderes überlegen – den Zauberhut zum Beispiel. Was das ist, verrate ich ein anderes mal. Es gibt schöne Mittel – tolle Notizbücher, Arbeitsbücher und bunte Onlinetools, die auch für den Kreativen geeignet sind.

Vielen von uns werden Notizbücher liegen; Autoren lieben Notizbücher und sind glücklich, wenn sie mit irgendwas vollschreiben können. Burkhard Heidenberger von Zeitblueten.de empfiehlt ein Superbuch. Ich arbeite ebenfalls mit einem Notizbuch, habe aber für meinen Bürojob und das Schreiben noch jeweils projektbasierte Listen, die mir helfen den Überblick zu behalten. Beim Schreiben nutze ich neben einem Notizbuch auch ein Onlinetool, weil ich viel im Zug arbeite und meine Ideen so vernetzt bleiben.

Die Liste der Tools die ich probiert habe ist lang und ich werde in der nächsten Zeit auf die einzelnen Dinge eingehen und sie in der „Tooltime“ ablegen. Ich habe zig Kurse besucht und eine ganze Reihe Bücher gelesen. Ich werde auch ein wenig über mein Zeitmanagement schreiben – das ist was für alle, die wie ich Chaoten sind und denen das Organisieren und Aufgaben abarbeiten nicht in die Wiege gelegt wurde.

Wie geht ihr mit den Dingen des Lebens um? Seid ihr Naturtalente? Vergesst ihr nie etwas, oder geht bei euch auch immer alles unter, bis jemand in der Tür steht und euch nett daran erinnert? Schreibt in die Kommentare.

Ach – und trage Dich doch bei der Gelegenheit in meinen Newsletter ein :-)


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„Alles, was zu viel ist, wird der Natur zuwider“

– Hippokrates von Kos


Ich muss noch zehn Aufgaben erledigen heute. Da sind noch drei Blogs die ich lesen will, vier Bücher. Arbeite ich jetzt an Projekt eins, zwei oder drei weiter? Die Rezension für einen befreundeten Autoren  muss ich auch noch machen. Twitter eben checken und Facebook und Instagramm und Snapchat und Pinterest. Oh, eine Nachricht auf Whatsapp! Der Chef kommt rein, schnell das Handy weg. Dann noch ran an meinen Charakter, ich muss noch einen Persönlichkeitstest für ihn machen und mindestens ein Zwanzig-Seiten-Interview erstellen. Dann ich brauche noch die Grundlagen der Philosophie meiner neuen Rasse und muss heraufinden, welche Auswirkungen das auf die Grammatik des Volkes hat.

Boom.

Es ist eine alte Erkenntnis, dass man sich mit Aufgaben übernehmen kann. Die letzten Tage standen bei mir voll und ganz unter dem Gestirn des Zuviel im Zeichen des Ach leck mich doch. Zu viel lauert überall. Zu viele Aufgaben, zu viele Ziele. Zu viel zu tun. Aber ich habe ein ganz anderes zu viel bei mir entdeckt. Zu viele Adjektive, zu viele Adverbien, das kennt man als Autor. Aber zu viele Details?

Entgegen aller Empfehlungen habe ich einen unüberarbeiteten Entwurf meines Buchs an eine Autorenkollegin gegeben und gebeten, darüber zu gucken. In mir rumorte es seit Wochen. Etwas stimmte mit meinem Buch nicht. Die Hauptfigur wusste nicht, wo sie eigentlich hin wollte. Irgendwas fehlte, dachte ich. Dazu sollte die Meinung eines Autors her. Von jemandem, der auf die richtigen Stellen schaut.

Meine Einschätzung deckte sich mit dem Feedback.

Der Antagonist war ganz gut ausgearbeitet. Das Gefühl hatte ich auch, aber der Protagnonist war blassnäsig und beliebig. Wie kommt das? Ich habe doch nach bestem Wissen und Gewissen ausgearbeitet. Ich hatte doch das Äußere beschrieben, das Innere, Konflikte entwickelt um sein Verhalten in frog-1339896_1920Streitsituationen zu erspüren. Ich hatte viel mehr Arbeit in den Protagonisten investiert, als in den Antagonisten. Am besten gefiel der Kollegin eine Nebenfigur, die ich auf gerade mal einer Seite erstellt habe.

In meinem Charakter sollte alles hinein, er sollte so echt, so dreidimensional wirken wie es nur ging. Wieso war genau er der blasseste von allen?

Es passierte das Gleiche das passiert, wenn man sich zwanzig Aufgaben auf einmal vornimmt. Oder wenn man versucht, zehn Gewohnheiten in einer Woche zu verändern. Ich bin in alle Richtungen gleichzeitig gelaufen. Meine Hauptfigur war alles und nichts zugleich.

Die letzten Tage habe ich mit einer Kurzgeschichte verbracht und mein Hauptwerk einfach liegen lassen. Dazwischen habe ich mir Gedanken gemacht und ein paar Schreibratgeber durchstöbert. Ich wollte lediglich die Denkrichtung ändern. Dabei erinnerte ich mich daran, dass ich ein ähnliches Problem schon einmal hatte, als ich die Story meines Romans auf zehn Seiten zusammenfassen sollte und es mir nicht gelang.

Prägnante Kürzungen. Kurz fassen. Generell nicht meine Stärke.

Für Romane haben wir die Prämisse. Diesen einen bedeutungsschwangeren Satz der uns helfen soll, den Fokus zu behalten.

Wieso haben wir so etwas nicht für Charaktere? Oder für die Welt in der unser Held herum läuft? Einen Anker, zwei Sätze, die mich durch die Geschichte leiten.

Der Grund ist wahrscheinlich die Angst, dass die Charaktere zu eindimensional wirken. Jeder zweite Blogbeitrag handelt davon, wie man Charaktere vielschichtig macht, wie man sie so lebendig wie möglich macht und jedes mal denke ich mir: „Wie soll man DAS alles umsetzen ohne den roten Faden zu verlieren?“

Ein blasser Charakter ist die Nemesis für jeden Autor. Der Satz, der wie ein Damoklesschwert über jeder Rezension hängt. Wir tun alles, damit unsere Charaktere nicht mit diesem Prädikat ausgezeichnet werden. Viele Autoren lösen das durch möglichst viel. Sie lassen den Charakter einfach jede erdenkliche Situation durchleben, jede Emotion mitnehmen, die man sich nur vorstellen kann.

Ich habe eine Idee. Die Idee es anders zu machen und die werde ich nun umsetzen. So wie es auch auf der Arbeit funktioniert. Wie es mit Zielen und Gewohnheiten funktioniert. Mit Fokus! Weniger ist mehr, radikal entrümpeln. Im ersten Entwurf muss die Skizze stehen, messerscharf. Dann, erst dann, nehme ich die Farbe und beginne mit den Schattierungen. Ob das funktioniert? Das weiß ich noch nicht. Wir werden es sehen.

Es hat meine Geschichte schon einmal weit nach vorne gebracht, mal sehen, ob es noch einmal hilft.

Wie macht ihr das? Charaktertests? Interviews? Zwanzig Seiten über die Vergangenheit des Charakters? Oder ist auch für euch weniger mehr?


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Heute konnte ich Nike Leonhard für ein Interview auf meinem Blog gewinnen. Nike ist eine Kollegin aus Frankfurt, die sich für das kleine Format entschieden hat.

Sie schreibt phantastische und historische Kurzgeschichten und Erzählungen, die sie unter dem Label Codex Aureus digital veröffentlicht. Außerdem bloggt sie über Fantasy und Selfpublishing. Ihre aktuelle Erzählung „Steppenbrand“ findest Du auf Amazon, sowie allen Händlern der Tolino-Allianz (Hugendubel, Mayersche, Weltbild, Thalia etc.)

Steppenbrand erzählt vom scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg von Dejasir no’Sonak, dem schon bei der Geburt Reichtum, Schlachtenglück und ein langes Leben vorausgesagt wurden. Die Prophezeihung erfüllt sich – aber anders als gedacht und bedroht am Ende den Fortbestand eines ganzen Volks. Dejasir aufzuhalten, wird zur Frage nach Leben oder Tod.

Wenn ihr Nike Leonhard folgen wollt, könnt ihr das über ihr Blog: https://nikeleonhard.wordpress.com, Twitter https://twitter.com/nike_leonhard oder Facebook: https://www.facebook.com/Nike-Leonhard

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben leben? Nein, das ist (noch) ein schöner Traum. Zum Glück habe ich (Achtung Klischee!!!)einen gut verdienenden Mann, so dass ich wirtschaftlich nicht darauf angewiesen bin, mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Nebenbei lektoriere ich gelegentlich für einen Kleinstverlag und führe höchst erfolgreich ein kleines Familienunternehmen. Das klingt nicht nur besser, als „Hausfrau und Mutter“, sondern ist auch sachlich zutreffender, weil einer meiner Söhne leider schwer krank ist. Dadurch stehe ich in einem regen Austausch mit Ämtern, Ärzten, Krankenkasse, Handwerkern, Hilfsmittelanbietern und Therapeuten. Das „bisschen Haushalt“ erledige ich eher nebenbei.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Wann ich genau mit dem Schreiben angefangen habe, kann ich nicht sagen. Meine ersten Geschichten waren kleine Comic-Strips, in der Oberstufe habe ich eine (geschriebene) Geschichte zu einem Wettbewerb eingereicht und damit einen der total lieben Kalender gewonnen, die damals total in waren.
Dann kam eine seeeeehr lange Schreibpause, bis zu meinem ersten Romanversuch Ende der 90er.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Ich gestehe, dass ich diesen Vorsatz schon hatte, als ich mit dem ersten Roman angefangen habe. Zum Glück ist er nie fertig geworden. (lacht)

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Unterschiedlich aber überwiegend gelassen. Innerhalb meiner Familie dominierte die Ansicht, Schreiben sei immerhin nichts ehrenrühriges. Außerdem hatte ja einen seriösen Beruf (und später Mann und Kinder), da kann man über gewisse Exaltiertheiten hinwegsehen.
Mein Mann hat mich allerdings immer unterstützt und in meinem Freundeskreis überwog von Anfang an Neugier im positiven Sinne.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Für meine Kurzgeschichten definitiv Selfpublishing.
Für die Romane, die ich unter Pseudonym schreibe, halte ich mir noch alle Optionen offen.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Verlage fassen Kurzgeschichten nach wie vor nur mit sehr spitzen Fingern an, auch wenn Rowohlt in dem Punkt offensichtlich gerade umdenkt. Andererseits glaube ich an die Zukunft des Formats als Lektüre für den kleinen Lesehunger zwischendurch – egal, ob nun auf dem Smartphone, Tablet oder eReader.
Bei Romanen bin ich gespalten. Einerseits bedeutet Selfpublishing einen riesigen Aufwand, weil man sich um alles selber kümmern muss. Andererseits hat man aber auch deutlich mehr Entscheidungsfreiheit und Kontrolle. Ich glaube, am Ende wird es darauf hinauslaufen, ob mir jemand ein Angebot macht, das ich nicht abschlagen kann.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Die Kurzgeschichten sind aus dem Bereich Phantastik und historisches, meine Romane realistische Polizei-Krimis mit starkem regionalem Bezug (allerdings benutze ich da ein Pseudonym).

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

6:00 Uhr Aufstehen, Kinder hochscheuchen, Frühstück fertig machen, Tabletten für Kind 2 rauslegen, Sachen für die Schule vorbereiten, Kaffee kochen, mit Kaffee aufs Sofa plumpsen, Twitter u. Emails checken, Kinder zur Schule scheuchen, einen Blick auf Blogs und Facebook, kalt gewordenen Kaffee austrinken, anziehen, mit dem Hund raus.

Ca. 9:30 – 14:00 Uhr schreiben, editieren, lektorieren, Ideen für Cover, Klappentexte o. Marketing entwickeln, Buchhaltung usw. (Jedenfalls in der Theorie, d. h. wenn kein Kind krank wird und keine anderen Termine anstehen)

Ab 14:00 Uhr Haushalt, Behandlungstermine für Kind 2, Familienleben, 2. Kaffee, Twitter.
Abendessen

Blogartikel schreiben, lesen, spielen oder Handarbeiten fürs Hobby (Living History).
Gegen 23h: Hund raus, schlafen

 

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Die Idee bzw. das Thema kommt meist von alleine. Oft springt es mich unvermittelt an, während ich eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt bin.

Die Herausforderung besteht darin, ihr Form und Struktur zu verleihen. Dazu spiele ich die verschiedenen Möglichkeiten durch, bis sich grob die Geschichte herauskristallisiert. Das heißt, ich kenne jetzt ungefähr den Anfang und das Ende und habe eine Vorstellung, was im Mittelteil passieren könnte.

Außerdem habe ich dann schon eine grobe Vorstellung der handelnden Personen.

Diese Storyline schreibe ich auf und daraus wächst nach und nach die Handlung.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Gute Frage. Das hängt ein bisschen davon ab, woran ich gerade arbeite und in welcher Phase ich mich befinde. Im Durchschnitt sind es vermutlich 20 – 25. Im November, während des NaNoWriMo wird es deutlich mehr. Dafür gibt es aber auch Phasen, in denen ich gar nichts tue.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Auch das lässt sich schwer sagen. „Steppenbrand“, die Geschichte, die ich zuletzt im Codex Aureus veröffentlicht habe, hat bestimmt zehn Überarbeitungen hinter sich, wenn nicht sogar mehr. „Der Kinobesuch der alten Dame“ (nachzulesen auf meiner Webseite), war nach fünf Durchgängen fertig.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr. Je komplexer der Inhalt ist, desto wichtiger wird die Struktur. Anderenfalls verliert man als Leser zu leicht die Übersicht und damit auch schnell das Interesse.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Das schon erwähnte von Fritz Gesing (Kreativ schreiben, Dumont Verlag) und „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von Alexander Steele (Hrsg.) aus dem Autorenhausverlag.
Beide sind sehr umfassend, mit vielen Praxistipps und Checklisten.

Das Buch von Alexander Steele liest sich ein bisschen besser und abwechslungsreicher, hat aber den Nachteil, dass ausschließlich amerikanische Schriftsteller zitiert werden, deren Werke hier oft gar nicht verlegt werden. Da ist Gesing vorzuziehen, weil er hauptsächlich Beispiele aus der deutschen bzw. europäischen Literatur anführt.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Weitermachen. Das Ergebnis ist vielleicht nicht so gut, wie du hoffst, aber mit großer Wahrscheinlichkeit längst nicht so schlimm, wie du befürchtest.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Oje, das klingt jetzt vielleicht anmaßend, aber ich habe so viel gelesen, dass ich beim besten Willen nicht sagen kann, wo genau meine Inspirationsquellen liegen. Da ist natürlich der Herr der Ringe, zu dem ich meine ersten Fanfictions geschrieben habe. Aber noch davor kamen diverse Märchen aus aller Welt, die europäischen Sagen aus Antike und Altertum, die Bücher von Astrid Lindgren und Michael Ende, ganz viele Krimis …
Sorry, aber was mich davon wie beeinflusst hat, weiß ich wirklich nicht.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Da brauche ich keine Motivation. Die ist immer da. Das einzige Problem ist, die Ablenkungen auszuschalten. Vor allem die durch Familie und Internet.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Jetzt hast du mich kalt erwischt. Ich blogge zwar über Buchmarketing, aber den heißen Tipp bzw. den absoluten Erfolgsweg habe ich selbst noch nicht gefunden. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach heißen Marketingtipps und Verkaufsstrategien. Wer welche hat, immer her damit. ^^

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Noch eine schwierige Frage. Ehrlich gesagt glaube ich, dass mir die meisten Romanhelden viel zu anstrengend oder zu langweilig wären, um es länger als eine Stunde mit ihnen auszuhalten. Ok, ein Gespräch mit Sam Gamdschie über die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten für Kartoffeln würde vermutlich länger dauern – aber einen ganzen Tag? Die strahlenden Helden finde ich sowieso meist schon beim Lesen hohl und so eine gebrochene, aber hyperaktive Gestalt ist zwar im Roman sehr unterhaltsam, aber im echten Leben reicht mir die Unruhe und das Chaos, das meine Kinder verbreiten.

Wobei: Mit V. I. Warshawski, der Privatdetektivin aus den Romanen von Sara Paretsky könnte ich es vermutlich wirklich länger aushalten. Die ist taff, intelligent, hat einen angenehmen Humor und mag Hunde. Mit ihr durch Chicago zu streifen und den Tag bei einem Black Label im Golden Glow ausklingen zu lassen, könnte mir gefallen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Was für eine Frage! Lebenslangen freien Zugriff auf alle je verfassten Bücher natürlich. Damit käme ich zwar vermutlich nicht mehr zu Schreiben, aber zu LESEN! ^^

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1.    Ausdauer
Ein Roman ist kein Marathon, sondern eher moderner Fünfkampf. Das Manuskript fertig zu schreiben, ist nur die erste Disziplin, aber schon das dauert und danach folgen noch mehrere Überarbeitungsdurchgänge und die Konfrontation mit Testlesern. Ganz am Ende steht die Ochsentour der Agenten- bzw. Verlagssuche bzw. für Selfpublisher das Marketing.
Und nicht zu vergessen: Mit einem Roman ist es in der Regel nicht getan. Ein Autor bzw. Schriftsteller zeichnet sich dadurch aus, dass er dauerhaft schreibt.

2.    Mut
Als Autor muss man bereit sein, Grenzen zu überschreiten und anzuecken. Nur wer zulässt, dass die Geschichte einen selbst berührt, wird auch seine Leser berühren. Aber das macht das Schreiben teilweise auch verdammt schwer.

3.    Selbstbewusstsein
Ohne Selbstbewusstsein schreibt man höchstens für die Schublade. Die Welt wartet keinesfalls auf Autoren, um sie mit Geld, Ruhm und Ehre zu überhäufen. Das zeigt sich schon, wenn du irgendwo erzählst, dass du an einem Buch schreibst. Sofort wird dein Gegenüber erklären, das habe es auch schon lange vor oder wenigstens mit einem Bekannten kontern, der genau das Gleiche tut. Aber auch, wenn du veröffentlichst, wird es nicht unbedingt leichter. Ja, es gibt Bücher, die einen phantastischen Start hinlegen. Aber die meisten Neuerscheinungen werden schlicht ignoriert. Gerade die von Selfpublishern. Und wenn sie nicht ignoriert werden, muss man mit schlechten Kritiken leben, auch wenn die noch so unberechtigt sind.

4.    Lernfähigkeit
Selbstbewusstsein ist das Eine, aber als Autor muss man auch mit Kritik umgehen können. Damit meine ich, berechtigte Kritik anzunehmen und wenigstens zu versuchen, daran zu wachsen. Besser zu werden.
Ich habe in verschiedenen Schreibgruppen Autoren erlebt, die von allem frei sein wollten. Frei von den Zwängen des Genres, den überkommenen Erzählmustern und möglichst auch den kleinkarierten Regeln der Rechtschreibung. Kann man machen. Nur sollte man dann kein begeistertes Echo erwarten. Meiner Meinung nach muss man Regeln erst mal (er-)kennen, bevor man sie bricht.

5.    Neugier
Alles, was einem im Leben passiert, kann irgendwo in einer Geschichte wieder auftauchen. Je mehr man zulässt, desto mehr Stoff hat man. Außerdem schützt Neugier davor, in Klischees und Stereotype zu verfallen.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Die Rohfassung ist immer Mist, also gib nicht auf. Laufen- und sprechenlernen ist so viel schwerer, aber das hast du trotz aller Anlaufschwierigekeiten auch gepackt, weil du nicht aufgegeben hast.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Bin noch auf der Suche. Aber gerade heute habe ich einen schlauen Satz über Marketing gelesen. Er lautete (aus dem Englischen übersetzt)sinngemäß, beim Marketing gehe es nicht darum, Käufer für die eigenen Bücher zu finden, sondern darum, die eigenen Bücher für die Käufer auffindbar zu machen. In diesem Sinne hoffe ich, dass meine Zielgruppe irgendwann mich – oder genauer gesagt: meine Bücher findet.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?
Ich balanciere trotz Johanniskrauttabletten dauernd am Rand einer Erschöpfungsdepression. So lange ich nicht reinfalle, macht das sogar Spaß. Wenn ich doch reinfalle, helfen ein bis zwei Tage Computerabstinenz.

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Siebzig zu dreißig etwa. Spaß machen das Ausdenken und Plotten. Das Schreiben an sich und das Überarbeiten sind dagegen oft harte Arbeit. Allerdings gibt es auch darin immer wieder Flow Momente, die alles aufwiegen.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Aktuell sind das ein Roman in der Rohfassung, der komplett umgeschrieben werden muss, eine Kurzgeschichte die noch mindestens eine Überarbeitung und ein Korrektorat braucht, bevor sie veröffentlichungsreif ist (sie soll im Oktober erscheinen) und zwei weitere, bei denen die Storyline steht (die sollen zu Weihnachten erscheinen).

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Nie im Schlafanzug oder Nachthemd zu schreiben, sondern immer angezogen, um das Gefühl er Ernsthaftigkeit zu haben. Vorher mit dem Hund zu laufen, weil das den Kopf lüftet und die Gedanken in Bewegung bringt und als drittes die Kinder anzublaffen, wenn sie mich zu sehr stören.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Autor ist der umfassendere Begriff. Auch Sachbücher, Blog- und Zeitungsartikel haben Autoren. Schriftsteller beschränken sich auf „schöne“ Literatur, also Belletristik mit allen Genres. Vielleicht kann man den Begriff auch noch für Poeten verwenden. Die Begriffe Dichter oder Poet sind nach meinem Gefühl ziemlich aus der Mode gekommen.

Im Gegensatz dazu hat „Hobbyautor“ für mich einen abwertenden Beiklang, in dem unterschwellig Unkenntnis, Stümperei und Naivität mitschwingen. Dabei ist es Fakt, dass nur die wenigsten Autoren von ihren Veröffentlichungen leben können und daher auf ein zweites Standbein angewiesen sind. Deshalb würde ich bei denen, die die Schriftstellerei ernst nehmen, eher von Teilzeitautoren sprechen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Den Umsatzsteuersatz von eBooks an den von Büchern angleichen. Es ist ein Unding, dass man für eBooks die volle Umsatzsteuer abführen muss, während für Printausgaben der ermäßigte Satz gilt. So weit ich es verstanden habe, soll diese Ermäßigung der Kulturförderung dienen. Aber die Kultur besteht ja wohl in den Inhalten und nicht im Trägermaterial.
Außerdem widerspricht diese unterschiedliche Besteuerung dem Umstand, dass eBooks (obwohl sie steuerrechtlich nicht als Bücher gelten) trotzdem generell der Buchpreisbindung unterliegen (was ich gut finde).

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Da ich Coverdesign, Lektorat und Korrektorat bisher immer selbst gemacht habe, fehlt mir da leider die Erfahrung. Aber ich kann die Lehrgänge der Textmanufaktur Leipzig sehr empfehlen. Ihr Leiter, André Hille, war ursprünglich Lektor beim Aufbau Verlag. Er hat hervorragende Kontakte in die Buchbranche und findet immer wieder ganz ausgezeichnete Referenten für seine Kurse. Die sind zwar nicht ganz billig, aber ich habe mehrere besucht und aus jedem sehr viel für mich mitgenommen. Inhaltlich sind die knackig und es wird viel diskutiert. Aber der Umgangston ist immer kollegial und wertschätzend (blödes Modewort, aber mir fällt kein besserer Begriff ein). Wenn ich mal wieder das Gefühl haben sollte, neue Impulse zu brauchen, würde ich zuerst gucken, ob ich bei André fündig werde.

Liebe Nike, vielen Dank für Deine Antworten, es es hat mir viel Spaß gemacht.

Beim nächsten „Augenschelm fragt:“ hat mir einer der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands, Markus Heitz, Frage und Antwort gestanden. Freut euch darauf.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

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Ich freue mich, euch heute einen ganz besonderen Leckerbissen in der Kategorie „Augenschelm fragt“ präsentieren zu dürfen.

Vielen dürfte Marcus Johanus ein Begriff sein als Mitglied des vielleicht bekanntesten deutschen Autoren-Podcasts, der Schreibdilletanten.

Wie viele andere, so habe auch ich meine ersten Schreibversuche mit den Schreibdilletanten an meiner Seite unternommen und sie sind seit inzwischen 231 Folgen als Inspiration, Unterhaltung und Schreibratgeber an meiner Seite.

Deswegen war ich ganz besonders erfreut, als Marcus sich dazu bereit erklärt hat, die 29 „Augenschelm fragt“ Fragen zu beantworten.

Marcus ist Thriller Autor und 1972 in Berlin geboren. Den aktuellen Roman »Tödliche Wahrheit« findest du überall, wo es E-Books gibt, darin geht es um Patricia Bloch. Sie will nur eines: ein ganz normales Leben führen. Doch als ein Teenager mit übernatürlichen Kräften ist das alles andere als einfach.

Patricia muss sich nämlich nicht nur mit ihrem Gefühlschaos auseinandersetzen, sondern so ganz nebenbei auch noch die Welt retten. Und das obwohl sie gerade erst lernt, ihre Kräfte zu nutzen und unter Kontrolle zu bringen. Als plötzlich Iwan Ostermann wieder auftaucht, der Mann, der einst ihren Vater und viele andere Menschen tötete, geraten Patricia und ihre Freunde in große Gefahr. Der Gegner scheint übermächtig und die Jugendlichen merken bald, dass sie niemandem mehr trauen können.

Vielleicht nicht mal sich selbst …

Wenn ihr Marcus folgen wollt, könnt ihr das auf www.marcus-johanus.de oder bei https://twitter.com/marcusjohanus, https://www.facebook.com/marcus.johanus und https://www.instagram.com/marcus.johanus.

Von Marcus sind bisher folgende Bücher erschienen:

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was51Vb8N3O1DL._SY346_
machst Du, außer zu schreiben?

Nein, ich kann nicht vom Schreiben leben. Ich möchte das auch gar nicht. Ich bin Lehrer für Psychologie, Politikwissenschaft und Deutsch – und das bin ich sehr gerne. Mich erfüllt und bereichert die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sodass ich sie nicht missen möchte.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich schreibe, seit ich richtig denken kann. So mit vier Jahren ungefähr muss ich das erste Mal einen Superheldencomic in die Hand bekommen haben. Der hatte mich nachhaltig in seinen Bann geschlagen. Ich konnte nur die Bilder anschauen, weil ich ja noch nicht lesen gelernt hatte. Deswegen dachte ich mir die Geschichten zu den Bildern selbst aus.

Selbst, nachdem ich dann Lesen gelernt hatte, dachte ich mir weiter Superheldengeschichten aus und zeichnete Comics. So mit zehn oder elf Jahren schrieb ich meinen ersten Roman. In der Zwischenzeit hatte ich vor allem Science-Fiction-Literatur entdeckt. Robert A. Heinleins Jugendbücher waren das Größte für mich. Also schrieb ich eine ziemlich schamlose Heinlein-Kopie.
Seitdem schrieb ich Romane, Kurzgeschichten und Artikel.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Ich schreibe eigentlich nie für die Schublade. Selbst als Grundschüler hatte ich damals kleine Zeitschriften gebastelt, in denen ich meine Texte dann im Verwandten- und Freundeskreis verschenkte.

Es folgte eine Zeit, in der ich viele andere Sachen geschrieben und veröffentlicht hatte. Rezensionen, Fachartikel, Kurzgeschichten – so was halt.

Das erste Mal so richtig in die Hände gespuckt habe ich mit Anfang dreißig. Da dachte ich, jetzt wird es wirklich Zeit, endlich einen Roman in Angriff zu nehmen und zu veröffentlichen.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Positiv bis wohlwollend skeptisch. Von manchen wurde ich belächelt.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Bisher habe ich beides gemacht.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Entschieden ist vielleicht ein bisschen das falsche Wort. Ich nutze Gelegenheiten. Zur Zeit haben Autoren viele Möglichkeiten, Romane auf den Markt zu bringen. Ob da der eine besser oder schlechte ist, als der andere, hängt von vielen Faktoren ab, manchmal halt von der Situation.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Thriller. Meine Kelltin-Romane »Tödliche Gedanken«, »Tödliche Wahrheit« und die Novelle »Lelana« sind paranormale All-Age Thriller. Zur Zeit schreibe ich an einem Thriller ohne paranormale Elemente.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Ich stehe in der Regel zwischen vier und fünf Uhr morgens auf. Dann mache ich, was ansteht. Entweder hacke ich Wörter in ein aktuelles Manuskript oder ich plane oder überarbeite gerade. An manchen Tagen schreibe ich Blogartikel oder ähnliches.

Diese Zeit ist meine Produktivste, deswegen achte ich darauf, in ihr keinen Social-Media-Kram zu machen, was mir aber nicht immer gelingt.

So zwischen sechs und sieben mache ich mich dann für die Arbeit fertig. Im Laufe des Tages ergeben sich dann Gelegenheiten, kleine Zeitfenster von fünf bis vielleicht dreißig Minuten hier und da, wenn ich in der U-Bahn sitze, Pause habe, auf jemanden oder etwas warte etc. In denen widme ich mich dann sozialen Medien, meinem Blog oder schreibe halt noch mehr, überarbeite ein bisschen usw.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?51AG+BFMCAL

Ich verfolge zunächst eine Grundidee. Davon habe ich mehr, als ich je Romane schreiben könnte. Die Grundidee arbeite ich aus, bis ich zur Überzeugung gelange, dass sie eine gute Grundlage für einen Roman sein könnte.

Dann mache ich mich daran, die Figuren zur Grundidee zu entwerfen. Dabei entstehen auch viele Einfälle zum Plot, die ich festhalte. Diese ordne und entwickele ich mit Hilfe des Sieben-Punkte-Systems zu einem Plotgerüst.

Auf dieser Grundlage verfasse ich ein Exposé. Wenn ich wiederum mit diesem zufrieden bin, schreibe ich ein Treatment, also eine Übersicht aller Szenen des Romans. An denen feile ich in der Regel sehr lange herum, bis ich mit dem ersten Entwurf des Romanmanuskripts beginnen kann.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Im Schnitt so um die 15 Stunden, schätze ich. Aber das variiert sehr stark.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Schwer zu sagen. Wahrscheinlich so um die sieben bis zehn Mal.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Eine komische Frage. Ohne Struktur gibt es keine Geschichte.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Stephen Kings »Das Leben und das Schreiben«. Da sind nicht unbedingt die handfestesten Tipps über das Schreiben drin. Gerade, was das Handwerkliche angeht, macht Stephen King einige Dinge vollkommen anders als ich. Aber es hat mich mehr als jedes andere Schreibbuch berührt und motiviert.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Dass es wichtig ist, den ersten Entwurf schnell zu schreiben und unbedingt zu beenden.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Neben »Das Leben und das Schreiben« sind das James N. Freys »The Key« und Anna Baseners »Heftromane schreiben und veröffentlichen«.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Inzwischen muss ich mich nicht mehr motivieren. Schreiben gehört für mich zu meiner alltäglichen Routine wie Zähneputzen und Kaffee kochen.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Ein gutes, professionelles Manuskript.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Doktor Watson.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Dass »Tödliche Gedanken« auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste steht.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Durchhaltevermögen, Geduld, Empathie, Kreativität, gute Manieren.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Mach weiter.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich analysiere zunächst meinen eigenen Roman im Hinblick auf Elemente, die ihn im Kern ausmachen. Dann suche ich andere, bereits veröffentlichte und möglichst bekannte Romane und schaue mir Kundenrezensionen auf Amazon, Buchblogs und YouTube-Kanälen an und analysiere wiederum, was welchen Leuten aus welchen Gründen gefallen hat oder halt eben auch nicht.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Ich genieße die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und treibe ein bisschen Sport. Ich laufe gerne in der Natur.

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Quälerei ist es nie, sonst würde ich es nicht machen. Es gibt frustrierende Erlebnisse. Aber die empfinde ich nicht als quälend. Frust gibt es immer und bei allen Dingen im Leben. Den muss man einfach aushalten. Die frustrierenden Erlebnisse sind ja in der Minderheit.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

In der Regel höchstens an zwei.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Früh aufstehen. Viel Planung. Viel Überarbeitung.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Inzwischen ist mir die Bezeichnung Romanautor am liebsten, nachdem ich festgestellt habe, dass das für Feuilletonisten ein Schimpfwort ist.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Die Einstellung einiger Leser und Leserinnen gegenüber den Preisen von Büchern und vor allem E-Books. Mir ist die Schnäppchen-Mentalität einfach fremd. Ich denke tatsächlich, dass Bücher in allen Formen viel zu billig sind. Das ist auf die Dauer für alle Beteiligten nicht gut.

Ich verstehe diese Mentalität nicht. Ein E-Book kostet selten mehr als rund vier Euro. Eine Kinokarte kostet das Dreifache. Das steht in keinem Verhältnis.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Am liebsten empfehle ich an dieser Stelle den Podcast »Writing Excuses«. Jeder, der halbwegs Englisch kann und den Gedanken hat, ein Buch zu veröffentlichen, stößt hier auf eine Goldgrube. Zudem macht er einfach unglaublich viel Spaß.

Ich möchte Marcus an dieser Stelle ganz herzlich dafür danken, dass er sich die Zeit genommen hat die Fragen zu beantworten.

Alle Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

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Ich brauche ein Land. Eine Karte. Berge, Meer, Städte. Jetzt fühle ich mich wie Gott. Ich nehme den Stift und male herum. Sieht ganz gut aus. Ein paar Namen für Städte. Fertig. Ich nenne es: Keineahnungwasichhiereigentlichmachagonien

Ich bin kein Worldbuilder. Es gibt Fantasyautoren, die gefühlt 90% ihrer Zeit an einem Roman ins Worldbuilding investieren.

J.R.R. Tolkien hat die Kirschen hier sehr hoch gehängt. Als Urvater der Fantasyliteratur war er für so ziemlich jeden der Antrieb. In späteren Generationen dürfte er von einem jungen Zauberlehrling vom Thron geschubst worden sein, aber sein Einfluss ist unverkennbar. Heerscharen von Autoren erfinden Sprachen, fachsimpeln über die Fließgeschwindigkeit eines 8 Grad kalten Flußes bei doppeltem Vollmond und einem Neigungswinkel von 38°. Sie erfinden Tierarten, schütteln sich ganze Schöpfungsmythen aus dem Ärmel und zeichnen Karten, die ich staunend in die Kategorie „moderne Meisterwerke“ einsortiere.

Ich habe immer gerne an Welten herumgesponnen. Aber meist waren sie wie Mosaikteilchen, hier ein bisschen, da ein bisschen, ziemlich bunt und kleinteilig. Dann verlor ich die Lust und habe ich mich etwas anderem zugewendet. Ich habe zuletzt für das Schwarze Auge so etwas wie Worldbuilding gemacht und meine aktive Rollenspielerkarriere liegt inzwischen knapp 15 Jahre hinter mir.

Die ersten Ideen für den Feuerträger entwickelte ich in meinem Urlaub auf den Malediven. Strand, exotische Tiergeräusche und ein paar Cocktails zu viel und schon setzten die Gedanken ein.

Angespornt durch meine Urlaubslektüre, Markus Heitz Ulldart-Saga, begann ich erste Ideen zu entwickeln, während meine innere Stimme immer wiederholte: „Ja, ich meine es ernst mit dem Schreiben!“

Ich fing an mit einem alten Magier, einem jungen Schmied, irgendwas mit magischen Waffen und Feuer. Davon ist heute außer dem Feuer nichts mehr in meinem Roman vorhanden, aber es war der Anfang. Zuhause habe ich mich vor ein weißes Blatt Papier gesetzt und diese Karte hier entworfen:

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Jetzt hatte ich tatsächlich etwas auf Papier gebracht. Alles was ich zu dieser Zeit über das Schreiben wusste, kannte ich aus James N. Freys „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ und war somit erstmal zufrieden, überhaupt etwas getan zu haben.

Ich verstand relativ schnell, dass eine Karte zu zeichnen nicht genügt, um ein Gerüst für die eigene Welt zu bilden. Also surfte ich im Netz, hörte die Schreibdilletanten und las, was Brandon Sanderson über das Thema zu sagen hatten.

Wohl durch den Beruf bedingt kümmerte ich mich erstmal um ein Wirtschaftssystem. Danach entwickelte ich dies und das, wobei ich mich an dieser Liste entlanghangelte, die ich bis heute sehr hilfreich finde.

Ich schrieb ein Treatment meiner Story und es war Rainer Wekwerth der mir sagte, dass er das so nicht lesen würde, weil es zu lang war. Das war mein erster Augenöffner. Meine ganze Geschichte hatte sich so aufgebläht, dass ich es nicht hinbekommen habe, sie auf zwanzig Seiten zusammenzufassen. Ich überlegte also, was ich kürzen konnte, strich hier und da, tötete ein paar Personen und stellte fest, dass die ganze Geschichte totaler Müll war.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich über ein halbes Jahr geplottet (oder das getan, was ich zu diesem Zeitpunkt für plotten hielt) und Zeit in meine Welt gesteckt.

Nach drei Tagen mit teils blutigen inneren Konflikten nahm ich das Gesamtwerk und warf es in die Tonne.

Da Rainer aber ein Treatment am Tag X von mir wollte und ich nun mit Garnichts dastand, nahm ich meine alte Karte, verlegte die Story von dem ursprünglichen Ort in die Hauptstadt und entwickelte eine ganz neue Geschichte.

Was hier auf der Strecke blieb, war das detailversessene Planen meiner Welt, die plötzlich nicht mehr zu meiner neuen Geschichte passte. Einzig das Magiesystem bildete so etwas wie den Rahmen, den ich auch um meine neue Story legen konnte.

Ich plante, plottete und schrieb neu. Mit alter Karte, ohne Wirtschaftssystem, ohne den Namen der Schwester des Herolds des besten Kämpfers des Königs der Vorderlande zu kennen.

Beim Schreiben stelle ich fest: Auf diese Art Fantasy zu schreiben hat Vor- und Nachteile.scotland-1249255_1920

Mein Vorteil: Der Fokus liegt voll auf den Charakteren und deren Geschichte. Ich halte mich mit Backstory zurück und habe nicht den Drang, den Leser ständig mit Beiläufigkeiten meiner Welt zu quälen, die ich mühsam entworfen und deswegen auch unter die Leute bringen will (…hust… Pfeifenkraut …hust).

Mein Nachteil: Ich habe dauernd Löcher zu stopfen. Wie sieht das Gebäude aus? Wie funktioniert das Wahlsystem? Was macht die Polizei? Wie gehen die mit Geld um? Allerdings merke ich bei so manchen Beschreibungen, dass mir selbst ein Bild vor Augen fehlt. Diese Stellen markiere ich, damit ich später unbedingt nachbessere.

Unter dem Strich bin ich ganz zufrieden damit, die Welt beim schreiben zu plotten. Mir fallen Dinge auf, an die ich im Vorfeld nicht gedacht hätte. Dafür nehme ich Löcher in Kauf, die ich später stopfen muss. Oft schreibe ich hier aus dem Instinkt, was mir schon ein paar Ideen gebracht hat, auf die ich sonst vielleicht nicht gekommen wäre. Das Gute: Einige Sachen entwickele ich bewusst mit dem Hintergrund, Konfliktpotenzial zu haben. Das macht die Welt lebendig und ich habe einen Blick auf die Konflikte meiner Geschichte

Mir ist es nicht möglich eine Welt bauen, und an alles denken. Es mag Menschen geben, die das können, ich gehöre nicht dazu. Für mich läge hier einiges im Argen zwischen Einsatz und Ergebnis; Wichtig ist mir die Logik, aber mir sind die meisten Logikfehler erst beim Schreiben aufgefallen – Widersprüche, Unsinnigkeiten – die ich vorher fröhlich vor mich hingeworldbuildet habe.

Insgesamt werde ich meinen zweiten Roman gänzlich anders vorbereiten als meinen ersten, aber ich habe die Erkenntnis für mich mitgenommen, dass ich zu Beginn lieber etwas weniger Worldbuilde und mehr Herz und Wille in die Story und die Charaktere stecke. Lediglich das Magiesystem und das Grundgesrüst müssen stehen – dafür finde ich den oben verlinkten Fragebogen der SWFA hilfreich.

Wie geht ihr mit Worldbuilding um? Baut ihr erst Monatelang eure eigene Welt, oder flickt ihr hier und da? Wie wichtig sind euch Dinge wie Sprache, Wirtschaft, Politik?


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Es ist soweit. Der erste Beitrag von Augenschelm fragt: geht an den Start. Ich freue mich, dass ich Elyseo da Silva dazu bewegen konnte, meine Fragen zu beantworten.

Elyseo ist nicht nur einer meiner ersten Twitter-Follower und Mitglied der #BartBroAuthors, sondern bewegt sich in einem ebenso spannenden wie anspruchsvollen Umfeld der Literatur. Sein Debütroman „Mosaik der verlorenen Zeit“ ist aktuell in einer Lovelybooks Leserunde. Bewerbt euch, es lohnt sich.

Elyseo wurde 1976 in Erlangen geboren, studierte Literatur und Philosophie und absolvierte eine Mosaik_U1_RZ.inddAusbildung zum Übersetzer und Dolmetscher für Spanisch. Später arbeitete er viele Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache.

Dennoch verlor er nie sein größtes Ziel aus den Augen: das Schreiben. Damit aber war für ihn seit jeher vor allem eines aufs Engste verflochten: das Verstehen. Seine Neugier auf die Vielfalt des Lebens führte ihn in zahlreiche Länder der Erde (Kanada, Indien, Mexiko, den Iran und den Kaukasus, um nur einige Beispiele zu nennen). Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Kulissen entstanden auch weite Teile seines Erstlingswerks „Mosaik der verlorenen Zeit“.

Bereits im Jahre 2003 führte ihn eine seiner ersten Reisen nach Guatemala, wo er mehrere Monate in einer kleinen Hütte ohne Wasser und Strom am Lago de Atitlán lebte und die dortigen Menschen und Gebräuche kennen lernen durfte.

Unter dem Titel „Elyseos Welt“ betreibt er einen Blog, wo er dem Leser nicht nur die Möglichkeit bietet, ihm bei seinen Erkundungen jeglicher Couleur über die Schulter zu schauen, sondern zugleich immer wieder zu gesellschaftlich-politischen Themen Stellung bezieht und auch Menschliches, Allzumenschliches nicht ausspart.

Elyseo lebt und schreibt in Köln und Lissabon. Derzeit arbeitet er an seinem zweiten Roman. Das „Mosaik der verlorenen Zeit“ ist sein Romandebüt.

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Ich wünschte, ich könnte vom Schreiben leben, doch davon bin ich noch gefühlte Lichtjahre entfernt – und das nicht, weil ich extrem hohe Ansprüche hätte. In den vergangenen Jahren habe ich meine Brötchen mit Deutschunterricht für Ausländer verdient. Da ich zukünftig in Lissabon leben werde, habe ich mich umorientiert und arbeite jetzt im Tourismus, wo ich amerikanische Highschool-Schüler auf organisierten Reisen durch Europa begleite.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Der „Ruf“ ereilte mich, als ich mit 17 John Irvings „Garp und wie er die Welt sah“ las. Ich lag an einem Swimming-Pool auf Menorca und wusste plötzlich, was ich mit meinem Leben anfangen wollte: Menschen mit meinen Geschichten in den Bann ziehen und ihnen neue Lebensperspektiven eröffnen.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Das Ziel zu veröffentlichen, hatte ich von Anfang an. Dennoch sollte es über zwanzig Jahre dauern, bis ich meinen Debütroman veröffentlichen konnte. Mein Blog „Elyseos Welt“ ging dem um ein paar Jahre voraus – dort habe ich die ersten Texte einem breiteren Publikum zugänglich machen können.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Gelinde gesagt verhalten. Mein Plan, als Schriftsteller zu leben, stieß in meinem familiären Umfeld nicht gerade auf Gegenliebe, eher im Gegenteil. Daher auch die lange Zeit zwischen meiner Entscheidung und der ersten Veröffentlichung.

Über gut zehn Jahre war ich hauptsächlich damit beschäftigt, meine Entscheidung zu verteidigen und zu beweisen, dass ich nicht, wie allseits vorausgesagt, in der Gosse enden würde. Zum eigentlichen Schreiben kam ich dabei kaum. In dieselbe Phase fiel zugleich, mich selbst von allen möglichen falschen Vorstellungen zu befreien, was das Schreiben anging.
Wer sich in unserer Gesellschaft erdreistet, als Künstler leben zu wollen, wird mit allerlei absurden Ansprüchen konfrontiert (so ein Nobelpreis auf dem Kamin würde sich zugegebenermaßen hübsch machen). Diese Erwartungen führten für mich hauptsächlich dazu, dass das Schreiben über Jahre hinweg eher eine theoretische Idee blieb. Faktisch schrieb ich in dieser Zeit kaum etwas.
Unterdessen hat sich die Einstellung in meinem Umfeld allerdings geändert. Während meine Freunde mich seit jeher unterstützt haben, ist mir in den vergangenen Jahren auch mehr und mehr Unterstützung von Seiten meiner Familie widerfahren. Mag daran liegen, dass ich mit meinen unterdessen 40 Jahren noch immer nicht in der Gosse gelandet bin, sich derlei Befürchtungen also nicht bewahrheitet haben. Seit der Veröffentlichung meines Erstlings jedenfalls ist die Resonanz durchweg positiv.

Zweiter Teil: Das PublizierenElyseo-da-silva

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Derzeit veröffentliche ich als Selfpublisher.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Bis letztes Jahr hätte ich mir niemals vorstellen können, den Weg als Selfpublisher einzuschlagen. Da ich allerdings nach circa 70 versandten Exposés weder einen Verlag noch eine Agentur gefunden hatte, die sich auch nur die Mühe gemacht hätten, mein Manuskript zu lesen, landete ich in Ermangelung von Alternativen schließlich doch beim Selfpublishing. Allemal besser als sieben Jahre Arbeit in der sprichwörtlichen Schublade verrotten zu lassen.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach. Ich schreibe über das Leben – welche Form auch immer das annehmen mag. Meinen Erstling bezeichne ich als Kaleidoskopischen Roman. Im weiteren Sinne könntest Du ihn wohl der literarischen Belletristik zuordnen. Ich versuche eine spannende Geschichte mit einem gewissen Tiefgang zu verbinden. Ob mir das gelingt, beurteile am besten selbst.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Wenn ich als Schreiber lebe, und das traf in den letzten zehn Jahren berufsbedingt immer nur phasenweise zu, setze ich mir für gewöhnlich ein tägliches Wort- oder Seitenziel. In den vergangenen Jahren habe ich mit 1000 Worten ganz gute Erfahrungen gemacht.

Das bedeutet allerdings zugleich, dass es so etwas wie einen Standard-Tag nicht gibt. An manchen Tagen schreibe ich 1000 Wörter in zwei Stunden (wie sehr wünschte ich, das wäre ein Standard-Tag!) – an anderen sitze ich bis nachts um eins am Schreibtisch, recherchiere, prokrastiniere, quäle mich, bis mein Ziel erreicht ist.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Beim „Mosaik der verlorenen Zeit“ habe ich mit einer einzelnen Szene begonnen, in der ich eine Erfahrung aus meinem damaligen Leben verarbeitet habe. Von da aus bin ich dem Weg meiner Protagonisten gefolgt, habe sie befragt und auf Antworten gewartet. Das war nicht immer leicht, da es ein irrsinniges Maß an Vertrauen erforderte. Die Geschichte mit ihren vier verschiedenen Handlungssträngen erwies sich schnell als komplex und bis kurz vor Ende hatte ich selbst keine Ahnung, wie sich alles zusammenfügen würde. In manchen Momenten war das der schwierigste Teil der Arbeit: darauf zu vertrauen, dass die Geschichten am Ende ineinandergreifen würden. Allerdings wurde dieses Vertrauen am Ende belohnt.
Interessanterweise waren es immer die Ideen, die ich im ersten Moment für vollkommen undurchführbar hielt, die sich letztlich als die besten erwiesen.
Eins ist gewiss, wenn ein Leser zu mir käme und behauptete, er habe von Anfang an gewusst, wie alles ausginge, würde ich wohl in schallendes Gelächter ausbrechen – denn ich selbst wusste es bis kurz vor Schluss nicht.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Wie oben kann ich darauf nur eingeschränkt antworten. Wenn ich unterrichte oder Reisegruppen führe, arbeite ich gar nicht an meinem Roman. Wenn ich aber an meinem Buch arbeite, dann wohl so zwischen 35 und 70 Stunden pro Woche, je nachdem, wie gut mir die jeweiligen Kapitel von der Hand gehen und wie viel Recherche sie erfordern.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Den Beginn meines Erstlings habe ich wohl an die 30 Mal überarbeitet, umgeschrieben, neu geschrieben. Allerdings lag das daran, dass ich mir das Romanschreiben sozusagen bei der Arbeit am „Mosaik der verlorenen Zeit“ selbst beigebracht habe. Die späteren Kapitel durchliefen im Schnitt wohl um die fünf bis sechs Überarbeitungen.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Extrem wichtig. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich sie im Vorhinein detailliert festlegen muss – was an meiner Art zu denken liegen mag. Struktur passiert in meinem Kopf automatisch. Insofern übertrage ich sie bloß auf meine Geschichten.
Als Leser empfinde ich Struktur ebenfalls als wichtig. Dabei geht es mir nicht darum, um welcher Art Struktur es sich handelt. Vielmehr ist Struktur für mich als Leser ein Zeichen dafür, dass der Autor sein Thema und seine Geschichte wirklich durchdrungen hat. Gewissermaßen ist sie die Veredelung einer Geschichte.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Den meisten Gewinn habe ich aus Sol Steins „Über das Schreiben“ gezogen. Ein pragmatischer Ratgeber, dessen Anregungen mein eigenes Schreiben komplett auf den Kopf respektive die Füße gestellt haben.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Es gibt wohl einen elementaren Unterschied zwischen „einen Ratschlag erhalten“ und „einen Ratschlag verstehen“. Wäre es möglich, Wissen per Ratschlag zu vermitteln, gäbe es nur noch glückliche Menschen auf dieser Welt – schließlich gibt es zahllose Ratgeber zum Thema Lebensglück.
Die Realität belehrt uns eines Besseren. Wissen ist nicht vermittelbar. Aber, und das ist die gute Nachricht, man kann es sich erarbeiten.
Der Ratschlag, der mein Schreiben am meisten beeinflusst hat, nachdem ich ihn – und das hat geschlagene drei Jahre gedauert – verstanden hatte, ist das banale „Show, don’t tell“. In dem Augenblick, in dem ich für die Praxis begriffen hatte, was dieser Satz wirklich bedeutet, hätte ich jubeln und heulen mögen. Jubeln, weil ich wusste, dass mein Schreiben fortan um Welten besser sein würde, heulen, weil ich zurückschaute und wusste, dass ich all das, was ich zuvor geschrieben hatte, komplett auf dieses Prinzip hin noch einmal zu überarbeiten hatte.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Nummer 1: Nachtzug nach Lissabon, Pascal Mercier.
Ich liebe die Stimmung in diesem Roman. Mercier webt eine Geschichte, die sich dicht wie ein Tuch um den Leser legt. Zugleich ist der Roman für mich das Paradebeispiel dafür, was es heißt, eine spannende Geschichte zu erzählen und philosophische Tiefen auszuleuchten. Anspruch muss nicht langweilig sein, im Gegenteil, er kann fesseln.

Nummer 2: The Bone Clocks, David Mitchell.
Das Gesamtwerk von David Mitchell ist für mich ein Faszinosum. Das Spiel mit den Grenzen von Traum und Realität, die geniale Sprache, die hochkomplexe Struktur, die in all seinen Werken den Rahmen bildet und sie zur Kunst erhebt. Für mich ist Mitchell der derzeit wohl mutigste Erzähler. Er beweist, dass man nicht für den Markt schreiben muss, sondern den Markt auch „prägen“ kann – ansonsten hätten seine hochkomplizierten Geschichten wohl keinen derart großen Anklang finden können.

Nummer 3: Shantaram, David Gregory Roberts.
Weil manche Bücher einfach funktionieren. David Gregory Roberts missachtet so ziemlich alles, was Schreibratgeber lehren, und trotzdem ist sein Shantaram eines der besten Bücher, die ich bislang gelesen habe. Die Geschichte brachte mich zum Lachen und rührte mich zu Tränen. Beim Lesen wünschte ich mir, sie möge niemals enden. Was mehr könnte man als Schriftsteller erreichen?

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?elyseo-da-silva-2

Normalerweise setze ich mir Tagesziele, die ich einzuhalten versuche. Auch wenn das Schreiben oft anstrengend ist, gibt es bei mir immer eine Grundmotivation, was wohl damit zusammenhängend, dass ich das Schreiben als meine Berufung sehe, nicht als meinen Beruf.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Dazu kann ich wenig sagen. Was mir geholfen hat, war, die potentiellen Leser vor der Veröffentlichung aktiv miteinzubinden: Umfragen zu verschiedenen Aspekten zu machen, wie beispielsweise zum Klappentext, Cover, Autorfoto etc.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Alex Woods. (aus: Gavin Extence, The Universe vs. Alex Woods) Ich liebe Alex’ intelligenten und bissigen Humor. Bisweilen fehlt mir in meinem Leben ein solcher Freund, der mich auf diese Weise zum Lachen bringt.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünscht du dir?

Einen Verlag, der meine Bücher verlegt und mich soweit unterstützt, dass ich mich tatsächlich nur auf das Schreiben, (Vor-)Lesen und Leben konzentrieren kann.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Mitgefühl, Ausdauer, Kritikfähigkeit, Humor, Offenheit.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Zweierlei:
Erstens: Glaub nicht, du seist schon angekommen – du wirst es nie.
Zweitens: Sei kritisch gegenüber jedem Ratgeber, der behauptet, man könne Dinge nur auf eine einzige Weise tun.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Ich suche nicht nach ihr. Ich schreibe für Menschen. Das mag naiv klingen, ist aber so.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Frag mich das noch einmal, wenn ich Zeit habe, darüber nachzudenken!

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Oft habe ich das Gefühl, wenn es ums Schreiben geht, sei das Ziel das Ziel. Es ist sehr befriedigend, wenn ich ein Kapitel/ eine Geschichte fertig geschrieben habe, es/ sie einem Freund vorlese und dabei genau die Stimmung im Raum entsteht, die ich erzeugen wollte. Der Weg dahin ist oft dornig.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meine Romane sind sehr umfangreich und auch thematisch so breit angelegt, dass ich stets nur an einem gleichzeitig arbeite.
Dazu kommt natürlich die Arbeit an meinem Blog, wobei die Häufigkeit meiner Posts stark davon abhängt, wie viel Zeit ich auf das Romanschreiben verwende.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

An erster Stelle steht: Auf die Ratschläge meiner besten Freundin Caro H. zu hören – sie ist der klügste Mensch, den ich kenne. Welch ein Glück für mich, dass sie mir ihren brillanten Verstand leiht, wenn es um mein Schreiben geht, und sie mich zudem nie mit Samthandschuhen anfassen würde. Manchmal denke ich darüber nach, ihr welche zum Geburtstag zu schenken, aber das wäre wohl ein großer Verlust für die Qualität meiner Bücher.

Zweitens: Lesen. Vielfältig. Breit gefächert – durch verschiedene Genres, alt und neu. Es gibt so viele großartige Schriftsteller von denen ich lernen kann – was wäre ich ohne sie?

Drittens: Mich von der Größe selbst gewählter Aufgaben nicht abschrecken zu lassen, auch wenn es ab und zu schwerfällt.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ein Schriftsteller ist, wer schreibt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen – mögen andere ihre Zeit mit solch müßigen Fragen verschwenden.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Eine schwierige Frage. In Bezug auf Lesegewohnheiten wünschte ich mir generell ein höheres Niveau. Die Top-Seller (sei es auf amazon oder Spiegel) erschrecken mich regelmäßig. Der Buchhandel bedient nach eigenen Aussagen natürlich nur eine bereits existente Nachfrage. Das ist aber vielleicht die Frage nach Henne und Ei.
Würden all die Millionen für Marketing ausgegeben, könnte eine Nachfrage nicht geschaffen werden?
Könnte ich eine Sache verändern, wäre es also vermutlich, den Buchhandel von den sogenannten „Zwängen“ des Marktes zu befreien und die Auswahl der Veröffentlichungen qualitativen Maßstäben zu unterwerfen. Aber das bleibt wohl Wunschdenken.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Mein Cover hat Silke Klemt (http://silkeklemt.de/) entworfen – mit ihr und ihrer Arbeit war ich sehr zufrieden.
Zum Rest kann ich wenig sagen – ich habe keine Workshops oder Lehrgänge besucht und das Lektorat in Zusammenarbeit mit mehreren engen Freunden selbst gestemmt. (Wer mich dafür in der Luft zerreißen möchte, tue es bitte erst, wenn er das „Mosaik der verlorenen Zeit“ gelesen hat.)

 

Ich möchte Elyseo an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für dieses offenherzige Interview danken. Wenn Ihr Fragen habt, so stellt diese bitte in die Kommentare. Ich versuche dann, die Fragen an den Autor direkt weiter zu geben, bzw. ihn zum direkten antworten zu bewegen.


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„Frag. Es gibt keine dummen Fragen.“

„Warum riechst du so komisch aus dem Mund?“

„Halt die Klappe. So was fragt man nicht!“

Als ich mich entschloss, es mit dem Schreiben ernst zu meinen, hatte ich viele Fragen. Heute, zwei Jahre später, sitze ich vor meinem Laptop, die Strin zur Denkerpose gequetscht … und stelle mir immer noch viele Fragen.

Es hat sich nicht geändert.light-bulb-1042480_1920

Die Fragen sind andere. Das ein oder andere weiß ich inzwischen. Bei anderen Dingen bin ich noch immer so blank wie der polierte Mercedes meines 71 jährigen Nachbarn.

Fragen zu stellen ist wichtig um sich weiter zu entwickeln. Kinder wissen das. Erwachsene auch.

Manchmal.

Ich habe mich an meine Kindheit erinnert und einen Fragenkatalog entwickelt. Ich habe gesammelt, was mich an anderen Autoren und deren Arbeitsweise interessiert.

Mit Hilfe von Twitter habe ich meine Follower gefragt, was sie interessiert. Daraus entstand ein 29 Fragen starker Katalog.

Da das alleine nichts nützt, habe ich ihn an eine ganze Reihe von Autoren gesendet. Einige Antworten habe ich bereits erhalten und ich habe mich schon jetzt über die Bandbreite gefreut.

Ist so eine Fragerunde nicht statisch? Immer die gleichen Fragen? Nicht auf den Gegenüber eingehen? Zu wenig Aktion – wenig investigativ.

Das war auch der Punkt, an dem ich gehadert habe. Schon jetzt stelle ich fest, nicht die Fragen machen es interessant; die Antworten sind es. Die Fragen sollen nicht investigativ sein. Sie sollen einfach nur zeigen, wie andere Autoren arbeiten.

Ich werde von nun an in regelmäßigen Abständen Interviews im Augenblog veröffentlichen und mit der Kategorie „Interview“ versehen (schlau, ich weiß).

Ihr werdet sehen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen sind. Wie verschieden die Sichtweisen von Autor zu Autor sind. Ihr werdet euch wiederfinden oder den Kopf schütteln. Ihr werdet Tipps erhalten, die ihr umsetzt und Tipps, die euch nicht interessieren. Ihr werdet interessantes über die Autoren erfahren.

In jedem Fall werdet ihr danach wissen, dass wir alle unsere eigenen Wege finden müssen, um gute Bücher zu schreiben und dass es viele, viele Wege gibt, um dieses Ziel zu erreichen.

Viel Spaß mit dem Format „Augenschelm fragt:“.

Das erste Interview wird voraussichtlich nächste Woche an den Start gehen.

 

 


Marlakim hob den Arm. Einige Sekunden … achnee, Augenblicke … später erzitterte er von dem harten Schlag des geschliffenen Stahls … Stahl? Gab´s das wohl schon? Egal.

Er schwang nach vorne, legte all seine Kraft in diesen einen Stoß. Wozu hatte er Monate … Monate? Zyklen? Verdammt, haben die Monate? Wie messen die denn die Tage? Egal, ist ja der erste Entwurf … Monate trainiert. Echt jetzt? Trainiert? Hatte er auch einen Job? Und einen Boss? Geübt! Geübt ist besser! Wozu hatte er Monate geübt?

by Pixabay

by Pixabay

Kommt euch das bekannt vor? Wenn ihr Fantasy schreibt, vielleicht. Ich bin stetig auf der Suche nach den richtigen Worten. Von Zeit zu Zeit ist es eine Qual, sich zum weiterschreiben zu zwingen. Die Fragen die auftauchen kommen von einem nicht bis ins kleinste Detail zu Ende gedachten Worldbuilding.

Für mich ist Worldbuilding Mittel zum Zweck. Es dient der Geschichte. Es muss stimmig und gut überlegt sein, aber man kann sich bis ans Ende aller Tage mit Worldbuilding beschäftigen. Deshalb habe ich irgendwann damit aufgehört und merke jetzt während des Schreibens, wo ich nachbessern muss.

Würde ich das beim nächsten Mal anders machen? Vielleicht die ein oder andere Sache, aber manches fällt eben erst beim Schreiben auf.

Schwierig wird es, wo ich als „High Fantasy“-Autor nicht auf Referenzen zurückgreifen kann. Gerade bei „Show don´t tell“ ist es auch wichtig mit Bildern und Vergleichen zu arbeiten. Aber viele Begriffe habe ich nicht. Es gibt sie schlichtweg in meiner Welt nicht.

Er kann nicht gucken wie ein Auto, kalt sein wie die Arktis, dröhnen wie ein Presslufthammer. Er kann keine Frisur wie Friedrich der Große haben, eine schiefe Lippe wie Michael Douglas oder eine Stimme wie Mickey Mouse.

In der hohen Fantastik muss ich mir meine Referenzen selbst erschaffen und gleichzeitig aufpassen, dass ich den Leser nicht mit Exposition erschlage. Ich glaube, das ist ein Grund wieso Urban Fantasy so gut funktioniert und wieso so manche High Fantasy nur schwer zu Ende zu lesen ist.

Die Hintergründe müssen aus den Dialogen der Charakere entstehen, aus Konflikten und vereinzelten Internalisierungen der Charaktere. Immer in Scheiben, immer so viel, dass es die Geschichte vorran bringt und nicht ausbremst.

Ich habe mich dazu entschlossen, nicht alles neu zu erfinden. Noch hadere ich mit mir, ob es „Meter“ und „Kilometer“ geben soll. Auch bei den „Monaten“ bin ich mir nicht sicher. Aber ich nutze Referenzen, die der Leser bereits kennt und ändere sie etwas ab. Ich erfinde keine neuen Tierarten oder Pflanzen, sondern ergänze Bekanntes, wie George R. R. Martin das auch gemacht hat, bei den Schattenkatzen als Beispiel.

Im Feuerträger gibt es Legionäre, Zenturios und Konsule, auch wenn dort kein Latein gesprochen wird. Es ist ein schmaler Grat, auf dem man hier wandert – wo kann ich einen Begriff nutzen, wo ist dieser Begriff zu eng an einer bestimmten Epoche oder Historie gebunden? Ist es okay, einen Legionär statt einen Soldaten zu verwenden? Wäre Soldat denn in Ordnung? Sollte der Vollmond nicht lieber anders genannt werden?

Wenn es zu exotisch wurde, habe ich als Leser immer abgeschaltet. Ich habe lieber einen guten Lesefluss und bin dafür bereit, ein paar „geklaute“ Referenzen hinzunehmen, statt dass der Autor sich alles neu ausdenkt und mir Knoten in die Synapsen schreibt.

Wie denkt ihr darüber? Ist das ein No-Go in der fantastischen Literatur? Was geht, was geht nicht?


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Ich bin von der wunderbaren Katrin Ils für den Liebster-Award nominiert worden. Es kann sich nur um dem Ruhm meines vergangenen Blogs handeln, denn diese Nominierung ist tatsächlich mein erster Blogbeitrag im neuen Augenblog. Wie dem auch sei, ich nehme die Ehre natürlich an.

Schaut in ihrem Blog vorbei, folgt ihr auf Twitter – es lohnt sich.

Katrins Fragen an mich:

  • Gibt es ein Tier, vor dem du dich fürchtest und warum?

Es gibt in Brasilien eine Fischart (Vandelliinae), die Männern die Harnröhre hochschwimmen, sich dort ablegen und sterben. Dort lassen sie sich nur durch eine OP wieder entfernen. Das ist ein fürchterlicher (oder fürchtbarer) Gedanke – diese Fische mag ich nicht.

  • Welcher deiner Charaktere macht dir am meisten Spaß zu schreiben und warum?

Das ist jetzt gaz schwer für mich zu beantworten, da meine Bücher ja allesamt noch in der Entstehung sind. Am liebsten sind mit bisher Mark von Oppenheim-Saalfeld – der versnobte Polizist, der eigentlich pleite ist, aber seinen guten Ruf aufrecht erhalten will und Ormin, mein Antagonist aus „Der Feuerträger“. Ich habe ein bisschen eine Schwäche für die bösen Jungs, weil mich der Grat zwischen „Gut“ und „Böse“ fasziniert. Es gibt viele Menschen, die meinen, sie ständen auf der richtigen Seite und ihre Taten seien gerechtfertigt. Oftmals hängt es nur vom Blickwinkel ab, ob jemand „gut“ oder „böse“ ist. Daher habe ich Spaß an den Motiven derjenigen zu arbeiten, die ich selbst als „böse“ ansehen würde. Wieso tun sie das? Was treibt sie dahin? Ist es am Ende vielleicht sogar nachvollziehbar?

  • Was würde dich dazu bringen, ein Buch vor Wut gegen die Wand zu werfen?

Wenn ich Morgens um 5 Uhr nach drei Stunden Schlaf mit einem Kaffee in der linken und einem Buch in der rechten Hand eine Tür beim öffnen über den kleinen Zeh ziehe. Das wäre aber Wut auf mich selbst und sie wäre absolut gerechtfertigt.

  • In welches Land möchtest du unbedingt einmal reisen?

Irland. Aber auch die USA, Australien, Japan … . Es gibt so viele interessante Länder.

  • Das Abenteuerlichste, das du bis jetzt gegessen hast?

Das war soein seltsam trockener Käse, den man mit einem Kreishobel abgehobelt hat und dann dazu süße und künstlich aussehnde, englische Marmelade gegessen hat. Ich musste das in einem Haus essen, wo ich mit Freunden zu Gast war und die Gastgeber sehr viel Wert auf snobistischen Anstand gelegt haben. Ich habe mir diesen Käse runtergewürgt, aber es war das Widerlichste, was ich je gegessen habe. Obwohl ich sonst ein echter Käsefreund bin.

  • Du hast bei deiner Wiedergeburt die Auswahl zwischen Ameisenbär oder Krake. Wofür entscheidest du dich?

Krake. Immer am Meer, viele Arme mit denen man was erledigen kann. Klingt doch ganz gut.

  • Bücher im Regal nach Farben sortieren – yay oder nay?

Sieht bestimmt gut aus, aber dazu bin ich zu unordentlich. Ich muss außerdem Bücher nach Autoren sortieren, sonst kommt mein innerer Monk durch.

  • Hattest du als Kind ein Poesiealbum/Freundschaftsbuch?

Mehr als eins. Ein Freundschaftsbuch, ab Klasse 5 aber solche, wo man die Fragen selbst geschrieben hat. Im Prinzip das gleiche, wie dieser Award hier ;-)

  • In welchem Hogwarts-Haus wärst du gerne und warum?

Hufflepuff. Der dämlichste Name, die sonderbarsten Gestalten und zugänglich für alle, die Übrig bleiben. Definitiv das Haus, wo ich mit meinem Lernwillen am ehsten zum Abschluss gekommen wäre.

  • Schokolade ode Kaffee – auf welches könntest du eher verzichten?

Schokolade. Da kann ich in der Tat ganz gut drauf verzichten. Schlimmer wäre, wenn es keinen Bacon, überbackenen Käse, Pizza, Burger, Currywurst oder Döner mehr gäbe.

  • Welches Klischee liest du gerne?

Ich habe ehrlich gesagt kein Auge für Klischees. Jemand, der gut und lebendig schreibt, kann sich um Klischees herum schreiben. So ziemlich alles ist schon erzählt worden, und wenn sich jemand für den 1,90 Meter Dolph Lundgren Nazirussen als Antagonist entscheidet, dann ist das nicht die frischeste Idee, aber ich glaube, wenn Jo Nesbo das schreiben würde, würde ich es trotzdem lesen und wahrscheinlich auch gut finden. Meistens gefällt mir der Schreibstil nicht oder der Spannungsbogen ist zu lahm – dann fallen mir auf einmal Klischees ins Auge. Aber wenn ich in der Story bin, dann überlese ich das wohl einfach.

Hier kommen meine Fragen:

  1. Was ist das Schönste am Schriftstellerleben?
  2. Du hast die Wahl – Du kannst Deinen Roman genau in dem Stil schreiben, den Du Dir in Deinem inneren Auge vorstellst. Die Verlage werden ihn lieben, die Leser reißen ihn Dir aus den Händen – von nun an kannst Du vom Schreiben alleine leben, ohne Dich finanziell einschränken zu müssen. Dafür wirst du alle zwei Stunden bis ans Ende Deines Lebens, in einem Moment an dem Du nicht damit rechnest, barfuß auf einen Lego-Stein treten. Machst Du das, oder nicht? Warum?
  3. Wie viel Zeit verbringst Du im Internet, nur damit Du Aufgaben vor Dir herschieben kannst?
  4. Hast Du Ziele im Leben, oder guckst Du jeden Tag was kommt und entscheidest dann spontan?
  5. Auto, Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel?
  6. Du kannst Deep Thought eine Frage stellen, die Dir in jedem Fall richtig beantwortet wird. Was fragst Du?
  7. Welchem Roman-/ Filmhelden möchtest Du gerne mal so richtig eine reinhauen, damit er sich endlich vernünftig verhält?
  8. Was tust Du, wenn Du mal so richtig den Kopf frei bekommen musst?
  9. Nenne den/die einflussreichsten Autor/Musiker/Film/Buch und Serie Deines Lebens.
  10. Was war der beste Tipp, den Du im Bezug auf das Schreiben je erhalten hast?
  11. Man sagt, Schreiben ist ein Handwerk. Was sind Deine Werkzeuge, ohne die es einfach nicht geht.

Ich nominiere: Den familienfreundlichen JM Volckmann, die Sportskanone Ally J. Stone, den Dönergott Benjamin Spang und den außerordentlich Ben Lesser.

Regeln

  1. Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke ihren Blog in deinem Artikel.
  2. Beantworte die 11 Fragen, die dir der Blogger, der dich nominiert hat, gestellt hat.
  3. Nominiere 2 bis 11 weitere Blogger für den Liebster Award.
  4. 
Stelle eine neue Liste mit 11 Fragen für deine nominierten Blogger zusammen.
  5. Informiere deine nominierten Blogger über den Blog-Artikel.
  6. Das Beitragsbild kannst du optional in deinen Beitrag einfügen.
  7. Schreibe diese Regeln in deinen Liebster-Award-Blog-Artikel.