Wer es noch nicht wusste: Ich bin Fußballfan. Als geborener Dortmunder wurde mir das in die schwarz-gelbe Wiege gelegt. Ich habe zehn Jahre lang eine Dauerkarte besessen und mehr als ein Wochenende im Westfalenstadion verbracht.

Ich erinnere mich an Spiele, die sich eingebrannt haben, als hätte man mir ein Brandeisen ins Gehirn gedrückt. Der BVB gegen Malaga, ein 3:3 des BVB gegen Schalke. Ein 3:2 gegen die Bayern in den 90ern. Ein 1:1 gegen Hoffenheim und ein 4:4 gegen Stuttgart, der BVB gegen Rom im UEFA Pokal, gegen Juventus Turin im Finale der Champions League.

In all diesen Spielen gingen die  Emotionen wie in einer Achterbahn auf und ab, von einem Moment zum nächsten. Mit Herzrasen, Schweiß auf der Stirn und allem, was dazu gehört.

Aber das hier ist ein Autorenblog, wieso spreche ich über Fußball?

Die Antwort ist simpel: Was treibt jedes zweite Wochenende 80.000 Menschen dazu, ihr sauer verdientes Geld auszugeben um elf Männer dabei anzugucken wie sie gegen einen Ball treten?

Ich weiß, diese Frage stellen sich einige von euch.

Du wirst Dich wundern, es sind nämlich die gleichen Dinge die Deine Leser dazu bringen, Dein Buch zu Ende zu lesen.

Wat??– fragt der geneigte Ruhrpottler an dieser Stelle. Ich werde Dir das verdeutlichen, zunächst eine kurze Rechnunge dazu:

Eine Bundesligasaison hat 34 Spieltage plus Pokalspiele. Ich bin BVB Fan seit ich etwa zehn Jahre alt bin, das macht 26 Jahre á ca. 40 Spiele.

Ich habe in meinem Leben also deutlich über eintausend Fußballspiele meiner Lieblingsmannschaft gesehen. Davon habe ich bestimmt neunhundert wieder vergessen. Einige Spiele waren einfach grausam, andere okay oder auch gut, aber der Gegner war zu schwach oder das Ergebnis war einfach „erwartungsgemäß“. Einige wenige Spiele wurden zu Legenden.

Um meine kühne Behauptung von oben zu untermauern, nehme ich exemplarisch das Spiel Borussia Dortmund gegen FC Malaga aus der Saison 2012/13.

Was hat dieses Spiel mit Deinem Buch zu tun?

Wir beginnen am Anfang. Du stehst in der Bücherei oder an der Kinokasse. Welches Buch hole ich mir? Welchen Film schaue ich mir an? Du drehst das Buch herum und liest Dir den Klappentext durch und instinktiv weißt Du, ob das Buch etwas für Dich ist, denn als erstes schaust Du nach:

Dem Genre

Wenn ein spanischer Spitzenclub gegen einen deutschen Aussenseiter im Finale der Basketball Championsleague steht, habe ich fast die gleichen Voraussetzungen wie sie das kommenden Beispiel liefern wird. Nur etwas fehlt: Die Sportart interessiert mich nicht.

Jojo Moyes und Cecilia Ahern schreiben vielleicht tolle Bücher. Trotzdem werde ich ihnen womöglich nie die Chance geben, mich zu fesseln. Ich greife eher zu Heitz, Fitzek, Nesbo.

Der Klappentext verrät mir schon, worum es geht. Schlachten? Geil. Sadistische Mörder? Her damit! Was zieht mich an? Die Antwort:

Das Setting

Wir befinden uns im Viertelfinale der Champions League. Das ist die höchste Spielklasse des

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europäischen Vereinsfußballs. Es geht um Image und um viel, viel Geld. Wir haben das Rückspiel, welches in Dortmund stattfindet. Es gab ein Hinspiel, welches 0:0 ausging.

Im europäischen Pokal ist es so, dass ein Tor einer Auswärtsmannschaft doppelt zählt. Am Ende dieses Tages wird es einen Sieger und einen Verlierer geben. Ein Unentschieden ist nicht möglich, denn es würde sonst bis zum Elfmeterschießen weiter gespielt. Malaga genügt also ein 1:1, während der BVB gewinnen muss.

Damit haben wir Grundlagen, die auch für Deine Geschichte wichtig sind.

Das böse intergalaktische Imperium kontrolliert die Galaxis. Die Rebellen haben die Pläne des Todessterns, der ultimativen Waffen, erbeutet.

Ein hungriger weißer Hai terrorisiert einen kleinen Badeort und verspeist die Touristen. Ein Sheriff der Angst vor Wasser hat stellt sich der Aufgabe.

Okay. Das Setting gefällt mir. Aber es genügt nicht, dass das Spiel im Westfalenstadion stattfindet. Es muss auch die richtige Mannschaft darin spielen. Oder anders gesagt:

Ich habe Sympathie mit einem der Beteiligten

Malaga ist bestimmt eine schöne Stadt. Ich mag Spanien und ich mag Spanier. Aber an diesem Abend waren sie die Bösen, die es aus dem Weg zu räumen galt.

Ich persönlich bin unentschlossen, ob es wirklich Sympathie sein muss, oder ob Empathie nicht viel passender ist. Die Figur kann ein Arschloch sein, ich muss nur aus irgendeinem Grund mit ihr mitfühlen. Siehe Greg House oder Francis Underwood.

Im Fußball sind die Gründe dafür anders als in Geschichten, zumindest zum Teil. Aber so unterschiedlich dann doch nicht. Es gibt folgende Aspekte, die sich ähneln:

Ich bin BVB Fan, weil ich hier geboren bin – Ich habe Sympathie mit den Figuren des Ruhrgebietskrimis, weil ich hier geboren bin.

Ich bin Fan des FC Bayern, weil ich auf schönen und erfolgreichen Fußball stehe – ich mag Chuck Norris, weil ich es toll finde, wie elegant er seine Gegner fertig macht.

Ich bin Fan vom FC Schalke, obwohl wir seit über 50 Jahren keine Meisterschaft feiern durften – Ich liebe Harry Potter, weil er mir am Anfang so leid tut, wie er da unter seiner Treppe lebt (sorry liebe Schalker, das musste sein ;-))

Im Fußball wie auch im Roman hat der Underdog häufig viele Sympathien. Aber das alleine reicht nicht, sonst könnte ich mir die sympathischen Leute ja auch auf dem Trainingsgelände anschauen, statt ins Stadion zu rennen.

Was also noch?

Es steht etwas auf dem Spiel

Der Einzug ins Halbfinale. Es fehlen noch drei Spiele bis zum großen Sieg. Das ist kein Freundschaftsspiel, in dem es egal ist wer gewinnt. Es geht um Geld, Image, Selbstvertrauen.

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Gelingt es den Rebellen nicht die Pläne des Todessterns zu verstecken, wird die ganze Galaxis unterjocht.

Gelingt es Harry nicht Voldemort zu stoppen, wird er die in seinen Augen minderwertigen Muggel ausrotten

Ja, das klingt wichtig. Und bringt uns direkt zum nächsten Punkt. Wenn nur eine Mannschaft auf dem Spielfeld steht, ist das öde, denn zu einer guten Geschichte gehört:

Zwei Parteien wollen ein und dasselbe und der jeweils andere hindert ihn daran, sein Ziel zu erreichen.

Hier gibt es einen Sieger. Keine Kompromisse, keine Übereinkunft am Ende. Einer gewinnt, einer verliert. Der BVB kann sich nicht mit Malaga das Geld teilen und beide kommen weiter.

Die Rebellen können nicht mit dem Imperium einen Deal machen und so die Galaxis retten. Harry kann Voldemort nicht überzeugen, einfach aufzuhören, böse zu sein.

Im Fußball gibt es sogenannte Fernduelle. Die Mannschaften spielen nicht direkt gegeneinander, sondern gegen andere Gegner, aber es geht um Punkte, die dort geholt werden. Auch spannend, aber nicht so, wie ein direkter Vergleich.

Der Konflikt findet unmittelbar an ein und demselben Ort statt.

Es gibt jetzt 90 bzw 120 Minuten um zu klären, wer gewinnt. Im direkten Vergleich. Die Spannung ist ungleich dichter, als wenn erst der BVB antritt und eine Woche später der Gegner ;-)

Aristoteles spricht von der Einheit von Handlung und Zeit. Kein Muss, aber es schadet der Spannung nicht.

Man kann es auch kurz fassen. Der Drehbuchlehrer Dan Decker schreibt dazu:

„When two (or more) people want something from each other that they cannot have, right here and right now, you have drama“
Was brauchen wir sonst noch? Bis jetzt haben wir „nur“ die Rahmenbedingungen. Dabei hat noch niemand gegen den Ball getreten.

Allein dieses Wissen und es genügt, um mich ins Stadion zu ziehen, mich zu „verkleiden“ und fröhlich singend zu 80.000 anderen zu quetschen. Ich komme nicht vernünftig an Getränke, zahle für alles den dreifachen Preis und muss mich auf dem Rückweg in eine überfüllte Bahn drängen.
Tatsächlich war ich aufgeregt, aber nicht so sehr, wie das Spiel im Nachhinein glauben lässt. Der BVB hatte in den Jahren davor 2 Meisterschaften und einen DFB-Pokal gewonnen und war in guter Form. Malaga hingegen hatte Probleme mit einem Finacier der abgesprungen war und viel Unruhe im Umfeld des Vereins. Schon im Hinspiel hatte der BVB das Spiel klar in der Hand und scheiterte nur an den eigenen vergebenen Chancen. Zudem war Dortmund als einziges Team noch ohne Niederlage in der laufenden Championsleague Saison.

Es sprach also eigentlich alles für einen Sieg des BVB und entsprechend war meine Haltung.

Was bedeutet das für eine Geschichte? Was hat aus diesen nur mäßigen Rahmenbedingungen ein Spiel für die Ewigkeit gemacht? Veränderung.

Das „Inciting Incident“

Um eine Geschichte in Fahrt zu bringen, braucht es Veränderungen. Eine IST Situation, die sich in irgendeiner Form ändert. Auch hier scheiden sich die Geister, ob man das wirklich braucht, aber meiner Erfahrung nach gibt es immer einen Anstoß. Es gibt allerdings Geschichten, bei denen der Anstoß VOR der Geschichte stattfindet, so dass er aus der reinen Erzählung ausgespart bleibt.

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In meinem Fall war es die Erwartungshaltung. 80.000 Fans gingen davon aus, dass der BVB relativ elegant im eigenen „Tempel“ gewinnen würde. Auf dem Papier war man der Favorit.

Malaga wusste jedoch auch um was es ging. Aus Sicht der Spanier war man der Underdog, die Sensation rief und man machte es den Borussen schwer.

Robert McKee kennzeichnet einen Konflikt als „eine Kluft zwischen Erwartung und Ergebnis“. Ich nehme ein Telefon und rufe meine Freundin an. Ich erwarte, dass sie ran geht. Stattdessen meldet sich eine fremde Männerstimme und sagt mir, dass ich sie nicht sprechen kann. Da könnte man schon mal nervös werden…

Also auf in den 1. Akt. Das Spiel beginnt mit dem Anstoss.

Die Dortmunder Mannschaft kam von Beginn nicht gut in das Spiel. Sie war nervös und fahrig. Insgesamt hatte der BVB zwar einige Erfahrung, aber International war der BVB eine unbekannte. Noch in der letzten Saison schied man als Gruppenletzter in der Vorrunde aus.

Der Gegner (Antagonist) aus Malaga war aggressiv und nichts funktionierte, wie es sollte.

Der BVB spielte 25 Minuten lang nach vorn, fand jedoch kein Mittel das Tor zu treffen. Es gab Chancen, aber nichts Zwingendes.

Dann schoss Malaga das erste Mal aufs Tor…

… und traf in der 25. Minute.

Es ist übrigens herrlich Drehbuchreif. Die Teams haben sich bei diesem Spiel sogar daran gehalten hat, die Akte in etwa einzuhalten. 25 Minuten bei einem 90-Minuten Spiel entspricht etwa dem Ende des ersten Aktes.

Dank des ersten Aktes wissen wir: Der BVB ist nicht in Topform und der Antagonist ist gewillt alles zu geben. Nun das 0:1 und somit das „auslösende Ereignis“.

Streng genommen ist bei einem Fußballspiel das auslösende Ereignis natürlich der Anstoß. Allerdings gehört dieser zum Spiel dazu und wäre eher als Inciting Incident geeignet, wenn er NICHT kommen würde (Erwartung/Ergebnis). Aus diesem Grund habe ich in diesem Fall den großen Bruch mit der Erwartung (Sieg BVB) als Inciting Incident genommen. Dass man 25 Minuten schlecht spielte ist nicht so schlimm, solange man trotzdem ein Tor schießt. Aber jetzt standen die Zeichen auf Sturm.

Die nächsten 13 Minuten torkelte der BVB wie ein angeschlagener Boxer über das Spielfeld. Die Einsätze waren klar. Es konnte keine Verlängerung mehr geben, denn Auswärtstore zählen doppelt. Durch das 0:0 im Hinspiel war ein Sieg in der regulären Spielzeit nun die einzige Möglichkeit, weiterzukommen.

Die Spannung stieg, die Einsätze waren noch einmal erhöht. Genügte bis eben noch ein Tor um weiter zu kommen, müssen es jetzt zwei sein.

Die ticking Clock

Ein Spiel dauert 90 Minuten. In der Liga können sich Teams unentschieden trennen. Im Pokal können sie es unter bestimmten Bedingungen schaffen, in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen zu gehen, wo es mehr auf Glück ankommt. Das wird gerne von schwächeren Mannschaften versucht, um die technischen Nachteile auszugleichen.

Das geht jetzt nicht mehr. Der BVB hat noch 65 Minuten um mindestens zwei Tore zu schießen. Noch

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klarer kann man ein dramatisches Ziel nicht formulieren.

Agent Bauer hat noch 16 Stunden um den Attentäter zu finden und den Anschlag auf den Präsidenten zu verhindern.

Kurz vor Mitte des zweiten Aktes  taucht der damalige Borusse Robert Lewandowski vor dem Torwart auf. Marco Reus spielt ihm per Hacke zu und der Pole umspielt den Torwart mit seiner ganzen Klasse. Das war der BVB, wie wir ihn erwartet hatten. Technisch brilliant und effektiv.

1:1 – es fehlt noch ein Tor. Hoffnung keimt auf. 45 Minuten Zeit, ein Tor. Das ist machbar.

Auch hier hielten die Mannschaften sich an die Regeln der Dramaturgie: Der Midpoint einer Geschichte (beim Fußball die Halbzeit, das ist eher langweilig), etwas Wichtiges passiert. Es kann die Situation verschlimmern oder verbessern.

Nach der Halbzeit lieferten sich beide Seiten wilde Konflikte, Chancen Hüben wie Drüben. Der BVB rannte an, denn sie brauchten noch ein Tor. Aber es gelang nicht. Ohne die richtigen Ideen versandete das technisch gute Spiel der Borussen am Abwehrbollwerk der Spanier, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten nicht schön zu spielen, sondern zu gewinnen. In der 70. Minute wäre beinahe das Tor für die Gäste gefallen, aber der Dortmunder Torwart konnte im letzten Moment retten. Dem Leser oder Zuschauer stehen die Haare zu diesem Zeitpunkt zu Berge. Immer wieder bange Blicke zur Uhr. Kommt Jungs, das kann doch nicht so schwer sein.

Der Held begeht Konflikt für Konflikt um sein Ziel zu erreichen. Dabei versucht er es mit immer neuen Ideen, aber die Zeit läuft weiter und weiter und wenn sie bei 0 steht, ist es vorbei. Schafft er es, einen Konflikt zu lösen (Chance) tut sich der nächste auf (Konter!).

Die Dortmunder scheitern an diesem Abend vor allem an Willy Caballero, dem Torwart von Malaga, der eine Glanztat nach der nächsten vollbringt. Wie ein unüberwindbarer Fels hat er immer einen Fuß, eine Hand oder sonst ein Körperteil dazwischen und lässt die Borussen ihm wahrsten Sinn verzweifeln.

All is lost – Dark Night of the Soul

Das kennt ihr, wenn ihr „Save the Cat“ gelesen habt oder das 7-Punkte System von Dan Wells benutzt. Der Held kommt an seinen Tiefpunkt, alles scheint verloren. Wir sind am Ende des zweiten und im Übergang zum dritten Akt.

In der 82. Minute trifft Malaga aus einer irregulären Abseitsposition, aber der Schiedsrichter gibt das Tor.

Hier bekommen wir sogar eine zusätzliche Form des Antagonismus. Bislang steht es Spieler gegen Spieler, nun greift auch noch der Schiedsrichter durch eine Fehlentscheidung in das Spiel ein – alles scheint sich verschworen zu haben.

Robert McKee beschreibt 3 Ebenen des Konflikts. Den Inneren (Körper, Selbst, Emotionen), den Persönlichen (Freunde, Familie, „nahe“ Personen) und den Außerpersönlichen (Gesellschaft, Institutionen, Umwelt)

Die Fans raufen sich die Haare. Viele verlassen bereits jetzt das Stadion, enttäuscht. Verzweiflung macht sich breit. Wie kann das sein? Die Leute um mich haben hängende Schultern, die Minen zu Stein erstarrt. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es mussten zwei Tore her – in acht Minuten. Das schafft man so gut wie nie.

Storming the Castle und Erkenntnis

Dein Held und seine Gruppe sammeln alle Kräfte um das Schloss zu erstürmen. So tut es der BVB.

Wie Harry Potter im Stein der Weisen erkennt, dass er wegen seines reinen Herzens den Stein in der Tasche hat, erkennt der BVB, dass sie mit Hacke-Spitze-123 nicht weiterkommen und werfen alles was sie haben nach vorne.

Dramaturgisch und mit etwas gutem Willen kann man hier von einem „Need“ sprechen. Die eine, tiefe Erkenntnis die der Held benötigt und die ihm hilft, sein Ziel zu erreichen. Der BVB erkennt, dass es jetzt nur noch hilft, alles nach vorne zu werfen (im Fußball eine ziemlich typische Reaktion, die auch oft nach hinten losgeht – aber dramaturgisch eben höchst wirkungsvoll).

Die 90 Minuten enden, und es steht noch immer 1:2. An der Seitenlinie hält der Schiri die Tafel hoch, auf der die Nachspielzeit angezeigt wird. In dicken, roten Strichen leuchtet dort die Zahl „4″. Die Ticking Clock in unglaublicher Dichte.

Ein Ball wird quer gelegt, es folgt ein Schuss, ein Abwehrspieler kann in letzter Sekunde klären, ich will schon „das gibt´s doch nicht“ brüllen, doch der geklärte Ball landet Marco Reus vor den Füßen und er netzt ein.

Bierduschen ergießen sich über mir und im Stadion passiert etwas. Wie ein unsichtbares Band zwischen Mannschaft und Fans entzündete dieses Tor eine Flamme und 80.000 Fans brüllen ihre Mannschaft nach vorne. Zwei, drei lange Bälle von hinten. Wilde Flanken in die Mitte. Keiner kann mehr ruhig sitzen. Die Fans schreien, 80.000 Herzen hämmern, dass ich es förmlich spüren kann.

Dann kommt von irgendwo eine Flanke in den Strafraum. Der prallt ab, prallt nochmal ab, kullert vor der Linie herum und wird schließlich von einem Borussen über die Linie gedrückt. 3:2 – der Sieg, erkämpft in 4 Minuten. Mannschaft und Stadion rasten aus. Mein Adrenalin pumpt mir durch den Körper, ich zittere und bin erschöpft, als hätte ich gerade einen Halbmarathon gelaufen.

Doch zufrieden mit dem Ergebnis und den unglaublichen Höhepunkten gehe ich nach Hause und habe ein Spiel gesehen, das ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.

Weil es alle guten Merkmale eines spannenden Dramas hatte – die duch auch für Deine Geschichte nutzen kannst. Jetzt weißt du, was diese Dinge miteinander zu tun haben.

Die letzten 4 Minuten habe ich hier noch einmal auf Video für dich – auch wenn Du kein Fußballfan bist, kannst du das Drama jetzt vielleicht nachvollziehen

Ich danke euch allen, die meine Arbeit mit einem Kaffee unterstützen.

Um in Zukunft nichts zu verpassen, melde Dich doch zu meinem Newsletter an.

https://www.youtube.com/watch?v=gOOKbrJUmf8

 

 

Heute konnte ich Alessandra Reß für ein Interview auf meinem Blog gewinnen. Sie ist 26 Jahre alt und lebt in der Nähe von Köln. Nach diversen Szenepublikationen sind 2012 ihre ersten Kurzgeschichten erschienen, 2013 wurde zudem mit „Vor meiner Ewigkeit“ ihr Debütroman bei Art Skript Phantastik veröffentlicht.

Nachdem bereits Mitte 2016 ihre Novelle „Liminale Personae“ (Amrûn Verlag) erschienen ist, folgte Mitte Oktober auch die Printausgabe des Cyberfantasy-Romans „Spielende Götter“. Den findest Du z. B. im Verlagsshop von Ohneohren oder auch über die meisten Buchhandlungen und Online-Shops. Worum geht es dabei? Der Klappentext verrät’s:

„… Lade Interface …

… Willkommen in Holus …

Username: _

Passwort: _

Das Leben ist ein Spiel. Zumindest in Lucies Freizeit. Die junge Frau sieht sich in ihrem Schulalltag mit Mobbing konfrontiert. Doch wie alle anderen Jugendlichen, deren gesellschaftlicher Stand es erlaubt, entflieht sie der Grausamkeit der Realität mit dem regelmäßigen Einloggen in die Simulation Holus.

Virtuelle Menschen kämpfen hier in blutigen Kriegen. Götter verheeren Landstriche aus kunstvoll angeordneten Pixeln. Die Spieler aus der Primärrealität schwingen sich zu Herrschern auf.

Doch wo endet die Wirklichkeit und an welcher Stelle beginnt das Spiel? Gibt es DIE Wirklichkeit überhaupt? Und wird Lucie Antworten auf diese Fragen finden?“

Wenn ihr Alessandra folgen wollt, könnt ihr das auf dem Blog http://fragmentansichten.wordpress.com oder bei twitter.com/FragmentAnsicht.

Interview

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben kann ich schon leben, allerdings nicht als freier Schriftsteller. Hauptberuflich arbeite ich als Redakteurin und Autorin für Lehr- und Lernmedien.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich war vermutlich so 6 oder 7 Jahre alt, als ich das erste Mal meiner älteren Schwester nachgeeifert habe, die das Schreiben vor mir entdeckt hatte. Gemeinsam haben wir uns Geschichten für unsere Spielfiguren ausgedacht und sie aufgeschrieben. Das dürfte so der Knackpunkt gewesen sein, aus dem heraus sich dann auch irgendwann die ersten Romane entwickelt haben.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Bezogen auf Prosa: Das erste Mal an einen Verlag gewandt habe ich mich mit 16 im Rahmen des damaligen Wolfgang-Hohlbein-Preises. Das war 2006. Aber erst seit meinen ersten Veröffentlichungen 2012 erstelle ich meine Texte mit dem Vorsatz, sie für die Öffentlichkeit zu schreiben. Mit Artikeln und Sachtexten habe ich allerdings etwas früher losgelegt.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Da ich nicht die erste Schriftstellerin in meiner Familie war – auch was das Veröffentlichen angeht, war meine Schwester schneller als ich ;) – war die Überraschung nicht so groß. Die meisten meiner szeneexternen Freunde können nicht viel anfangen mit dem, was ich schreibe, aber grundsätzlich ist die Haltung in meinem Umfeld auf jeden Fall positiv. Selbst, als ich angekündigt habe, nur noch Teilzeit arbeiten zu wollen, unter anderem um mich stärker auf die Schriftstellerei konzentrieren zu können, hat meine Familie liberal reagiert. Da haben Kollegen schon von anderen Reaktionen erzählt.

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Verlagspublikation. Selfpublishing reizt mich zwar, aber momentan bin ich ganz froh, nur eine Milchsau zu sein, ohne auch noch Eier legen zu müssen. Davon abgesehen schätze ich die (Klein-)Verlagsszene und deren Vernetzung.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Anfangs aus praktischen Gründen. Verlage waren (neben Agenturen) bei meinen ersten Schritten eben noch der klassische Weg, Selfpublishing hieß vor allem Eigenverlag. Davon abgesehen brauchte ich die Bestätigung durch einen Verlag als Qualitätsbeweis, nach dem Motto: Wenn ein Unternehmen bereit ist, Geld in mein Werk zu investieren, bin ich offenbar nicht der Einzige, der Potenzial darin sieht. Mit den heutigen Möglichkeiten des Selfpublishings hätte ich vielleicht auch darauf zurückgegriffen, aber rückblickend bin ich dennoch froh, zunächst den Weg über einen Kleinverlag gewählt zu haben. So konnte ich den ganzen Veröffentlichungsprozess Schritt für Schritt kennenlernen und habe einen stärkeren Einblick in die Szene und Branche bekommen.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Hauptsächlich Phantastik – Fantasy, Science Fiction, Postapokalypse und übernatürliche Thriller. Gelegentlich habe ich auch Ausflüge in die Gegenwartsliteratur gewagt, aber das vornehmlich bei Kurzgeschichten und deutlich weniger erfolgreich.

8. Wie sieht dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Hm, das kann ich nicht richtig verallgemeinern. Theoretisch sind der Freitag und/oder der Samstag meine Hauptschreibtage außerhalb des „Brotjobs“ (je nachdem, wie viel gerade ansteht). Da sehe ich dann zu, nicht allzu lange zu schlafen – was mir meistens eher schwer fällt ;) – und danach zumindest an einem der beiden Tage einen „klassischen“ Arbeitstag einzulegen. Heißt: Circa vier Stunden an den Projekten arbeiten, danach Mittagspause, eventuell einkaufen, im Anschluss wieder circa vier Stunden schreiben. So Bilderbuch-mäßig klappt das aber nicht immer, deshalb sehe ich zu, dass ich mich den äußeren Umständen anpasse. Zum Beispiel bin ich recht viel mit dem Zug unterwegs und wenn ich weiß, dass etwa sonntags eine längere Fahrt ansteht, lege ich meine Schreibzeit darauf. In manchen Wochen lege ich aber auch nach der Arbeit noch Schreibsessions ein, dafür schaffe ich dann am Wochenende ein Kontrastprogramm. Irgendwann habe sogar ich mal genug Buchstaben gesehen und das Bedürfnis, unter Menschen zu gehen ;) Wenn ein Wochenende durch Cons o. ä. geblockt ist, fällt das Schreiben dadurch auch schon einmal aus oder wird auf die Veranstaltung verlegt.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

An erster Stelle steht natürlich immer die ominöse Inspiration, die sich bei mir aus unterschiedlichsten Quellen speist: Mal sind es Lieder, mal Träume, mal eine Bahnfahrt, ein Uni-Seminar, das Ende einer (eigenen) Kurzgeschichte oder ein Gemälde, aus dem eine erste Idee entsteht. Ist die vorhanden, schlägt bei mir die Stunde der kryptischen Mind-Maps. Wenn möglich, setze ich mich dazu in Garten oder Park und schaue, ob ich nur eine nette Idee habe, oder auch die Basis für eine Handlung. Ist zweiteres der Fall, geht es an die Details und die eigentliche Plotentwicklung, wenngleich sich während des Schreibprozesses erfahrungsgemäß vor allem in den Nebensträngen noch viel tut.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist unterschiedlich. Im Durchschnitt plane ich so 16 Stunden „freie“ Schreibzeit ein, aber darunter fallen neben den Buchprojekten auch Artikel und Blogposts. Außerdem gibt es Phasen, in denen ich mir von alldem eine Pause gönne und wiederum andere, in denen ich deutlich über den 16 Stunden liege.

Während meines Studiums habe ich zeitweise täglich vier Stunden mit der Manuskriptarbeit verbracht, aber das lässt sich inzwischen nur noch selten bewerkstelligen.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Schon während des Schreibprozesses lege ich immer mal Pausen ein, in denen ich das bisher Geschriebene rekapituliere und überarbeite. Im Durchschnitt gibt es drei solcher Phasen, von denen natürlich die ersten Kapitel mehr profitieren, da sie häufiger überarbeitet werden. Danach folgt meist ein erster Komplettdurchgang, ehe die Testleser das Manuskript bekommen. Pro Testleser gibt es dann einen erneuten Überarbeitungsdurchgang und spätestens danach kann ich den Text erst mal nicht mehr sehen :)

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Schwierige Frage. Sie ist auf jeden Fall wichtiger geworden. Bei meinem Debüt „Vor meiner Ewigkeit“ habe ich noch einfach drauf los geschrieben, aber dadurch entspricht der Roman auch nicht den Lesergewohnheiten. Inzwischen plotte ich auf jeden Fall deutlich mehr im Vorhinein und orientiere mich dabei an irgendeiner Form von Struktur, wobei es sich dabei wie in „Liminale Personae“ auch mal um ethnologische Theoreme handeln kann. Will der Verlag vorher ein Exposé sehen, ist ja ohnehin eine gewisse Vorplanung nötig. Es hängt aber auch davon ab, ob für mich jeweils wie bei „Vor meiner Ewigkeit“ und „Liminale Personae“ eher die Idee, oder wie bei „Spielende Götter“ und meinem aktuellen Projekt die Handlung im Vordergrund steht. Bei letzterem lege ich mehr Wert auf eine Durchstrukturierung.

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Keines. Ich bin da eher der Forentyp.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Hm … spontan fällt mir dieser ein, der zumindest für Neulinge nicht schlecht ist: Ich habe vor locker zehn Jahren ein Interview mit Stephan R. Bellem gelesen, in dem er meinte, man solle ein Manuskript erst einmal einige Monate liegen lassen, bevor man es überarbeitet. Wenn man anfängt, das Schreiben (und Veröffentlichen) halbwegs regelmäßig zu betreiben, lässt sich das nicht mehr so leicht bewerkstelligen, aber bei „Vor meiner Ewigkeit“ war das wirklich eine sinnvolle Sache. Die erste Version davon war zwar in Ordnung, aber ich denke, das Manuskript hat deutlich dadurch gewonnen, dass ich es Monate später noch einmal neu angefasst und komplett überarbeitet habe.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum? 

Oh je, bei solchen Fragen habe ich immer Angst, ein wichtiges Buch zu vergessen. Also, auf jeden Fall muss ich „Der Sohn der Sidhe“ von Kenneth C. Flint nennen, weil mich dieses Buch erst so richtig zur phantastischen Literatur (und zum Interesse für Mythologie) gebracht hat. Außerdem der „dtv Atlas Ethnologie“ – ein Nachschlagewerk, das meiner Meinung nach bei keinem Autoren fehlen sollte, der sich an der Erfindung neuer Gesellschaften versucht. Ich belasse es mal bei diesen beiden, weil ich bei den restlichen Büchern, die mir zu dem Thema einfallen, keines wirklich dem anderen bevorzugen kann.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Eine Kanne Tee ist schon mal ein guter Anfang. Wenn es später wird, gelegentlich auch mal eher ein Glas Weißwein. Oder, wenn ich an einer Szene hänge, ein Tapetenwechsel – dann geht es mit Notizbuch aus dem Haus in den Park oder ein Café. Überhaupt ist das manuelle Schreiben mein bester Motivator. Am Laptop hänge ich oft oder lasse mich ablenken – im Notizbuch gehen mir auch schwierige Szenen normalerweise leichter von der Hand. Beim Übertragen habe ich dann außerdem gleich eine Überarbeitung inklusive.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Ich glaube, das hängt immer vom Roman und vom Autor ab. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass eine gewisse Sichtbarkeit der Person wichtig geworden ist. Netter klingt das, wenn man es als Vernetzung bezeichnet. Da denken wiederum die meisten inzwischen an Social Media. Das ist durchaus wichtig, vor allem, um überhaupt mal einen Überblick über Szene und Branche zu bekommen, wenn man den nicht schon auf anderem Wege erhalten hat. Man sollte aber auch vor die Tür gehen – Lesungen halten, Stände auf Conventions anbieten, gerade als Kleinverlagsautor oder Selfpublisher. Ich bin nun wirklich keine Rampensau, habe aber die Erfahrung gemacht, dass man so am ehesten Leser erreicht, denen man noch kein Begriff war. Um mal aus dem relativ eng gefassten Szenebereich herauszukommen, schadet es außerdem nicht, sich über den Tellerrand hinaus zu vernetzen, vor allem im regionalen Bereich. Ich weiß aber auch, dass das nicht immer so einfach ist. An meinem früheren Wohnort habe ich relativ viel Unterstützung von regionalen Kulturvereinen oder Zeitungen bekommen. Wo ich jetzt wohne, ist das Interesse leider viel geringer. Wahrscheinlich sind die Leute hier im Ballungsgebiet von NRW zu übersättigt, es gibt viel Konkurrenz.

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Nur einen?! Tom Inara aus „Die erste Nacht“ wäre glaube ich ein interessanter Gesprächspartner. Ich hätte allerdings wenig Interesse, ihn beim Zombie-Slashen zu begleiten. Schon aus nostalgischen Gründen wäre auch Fergus MacRogh aus „Der Sohn der Sidhe“ eine gute Option, oder Tiffany Weh aus den Scheibenwelt-Büchern. Ich schätze, mit Tiffany wäre ich am ehesten auf einer Wellenlänge. Geht es um selbst erschaffene Figuren, wären wahrscheinlich Alestyr oder Anpharis am angenehmsten. Eher Anpharis, da ich für ihn kein Futter darstelle.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

„Es muss etwas mit Büchern zu tun haben“ gibt einem ja noch recht viel Spielraum :D Die Fähigkeit, Buchfiguren lebendig machen zu können, wäre natürlich eine sehr ordentliche Sache. Aber wer weiß, was ich da alles in die Welt setzen würde o.O Die weniger gefährliche Option wäre, die Fähigkeit verliehen zu bekommen, Buchszenen visuell so illustrieren zu können, dass es andere als gelungen empfinden. Ich finde es wirklich schade, nicht besonders gut zeichnen zu können.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität, Geduld, Empathie, Talent (kaum zu glauben!) und ein bisschen Durchsetzungsvermögen. Gerade letzteres lässt sich aber auch trainieren. Inzwischen gehe ich an Vertragsverhandlungen schon deutlich selbstsicherer heran als noch beim ersten Roman.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Probier dich aus. Die wenigsten Leute veröffentlichen direkt das erste Manuskript, und das ist meistens auch ganz gut so. Schreiben braucht Training. Nimm dir die Zeit für Fehler und Entwicklung und lass dich auch nicht entmutigen, wenn es mit dem ersten Text nicht gleich bei Agenturen oder Verlagen klappt.

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Öh. Bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Zunächst lasse ich den Text entscheiden, welche Zielgruppe er braucht. Hab ich sie gefunden, versuche ich an ihren Orten eine gewisse Sichtbarkeit zu bekommen.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Mein Kontrapunkt zum Schreiben besteht oft im Schreiben – wenn ich die Schnauze voll von einem Manuskript habe, schreibe ich einen Artikel oder überlege, wen ich interviewen könnte. Im letzten Jahr, seit ich angefangen habe zu arbeiten, ist dieses Konzept aber zugegebenermaßen an seine Grenzen gestoßen. Deshalb gehe ich oft abends erst einmal eine Runde spazieren oder zum Sport. Manchmal male ich auch oder spiele mit Game-Editoren herum. Außerdem fahre ich am Wochenende häufig zu meiner Familie oder nach Koblenz, wo ich studiert habe. Dann lege ich zwar auch ein paar Schreibrunden ein, aber es hat trotzdem etwas von einem kleinen Urlaub.

24. Wie viel der Zeit, die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Noch vor anderthalb Jahren hätte ich geantwortet, dass die Schreibarbeit 100 % Spaß bedeutet. Mit der Professionalisierung und der Redaktionsarbeit hat sich auch das etwas geändert (boah, fühle ich mich gerade alt ;)). Es gibt immer mal Phasen, in denen ich gerne eine „kreative Auszeit“ hätte oder frustriert bin. Da die pro-Schreibphasen überwiegen, würde ich aber immer noch von so 70 %-Schreibspaß sprechen ;) Mehr, wenn man Conventions und Ähnliches dazu zählt, weniger, wenn man strukturierte Social Media-Arbeit darunter fasst.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Aktuell an 2 1/2 – eines ist im Schreibprozess, bei einem arbeite ich an den Druckfahnen, beim dritten fange ich langsam mit der Grobplanung an. Mit der Planung von neuen Projekten fange ich aber erst an, wenn sich ein anderes auf der Zielgeraden bewegt. Ausgenommen Novellen, Kurzgeschichten oder Auftragsarbeiten, die dürfen sich schon mal dazwischen schieben.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Ich habe es mir zum Glück abgewöhnt, einen Text aufzugeben, sobald die ersten Schwierigkeiten auftauchen. Wenn man merkt, dass eine Handlung überhaupt nicht mehr funktioniert, sollte man sich meiner Meinung nach zwar nicht unnötig an ihr festbeißen und es ruhig wagen, z. B. noch einmal von vorne anzufangen. Aber wenn man bei den ersten Hürden aufgibt, kommt man nie zu einem Ende. Außerdem wirken sich gelöste Probleme erfahrungsgemäß positiv auf Plotentwicklung und Spannung aus.

Eigentlich finde ich es auch gut, dass ich mich von aktuellen Trends nicht besonders beeinflussen lasse. Indirekt kommt das zwar schon vor – beispielsweise konnte ich dem Dystopientrend durchaus was abgewinnen und warum sollte ich dann nichts in der Richtung schreiben, wenn es ohnehin meinen Gewohnheiten entgegenkommt? Aber solange ich es mir leisten kann, halte ich mich z. B. von Romantasy fern, auch wenn das angeblich eine super Chance für weibliche Autorinnen sein soll. Einmal habe ich versucht, eine Romantasy-Novelle für eine Ausschreibung zu schreiben, aber das Beste daran war der Arbeitstitel.

Davon abgesehen halte ich mich für relativ lernfähig. Wenn mir in einem Lektorat etwas gesagt wird, was stilistisch gar nicht geht, versuche ich das in Zukunft auch zu berücksichtigen. Ein Beispiel ist etwa die Verwendung von „dass“-Konstruktionen. Davon hatte ich am Anfang viel zu viele, inzwischen habe ich mir das abgewöhnt. Außerdem haben sich meine Figuren verschiedene Sprachstile angeeignet.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Den Schriftsteller verbinde ich stärker mit Büchern, vor allem mit Prosa. Der Autor ist für mich eher ein Verfasser von Texten aller längeren Art. Zum Beispiel werde ich auch in meinem „Brotjob“ oft als Autor bezeichnet, aber ich fände es seltsam, dort als Schriftsteller angesehen zu werden. In der Praxis nehme ich da aber trotzdem nicht so eine genaue Trennung vor.

Mit dem Begriff „Hobbyautor“ habe ich so meine Probleme, weil er so unscharf ist. Woran will man die Linie zwischen Hobby und Professionalisierung festmachen? An einer Veröffentlichung? Am Finanzamt? An der Art der Veröffentlichung? Der Regelmäßigkeit? Heute würde ich mich auf jeden Fall nicht mehr als Hobbyautor bezeichnen, aber ich weiß nicht, wann ich die „Grenze“ überschritten habe.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Der Buchmarkt ist ein Sammelsurium an Kategorien, Szenen und Nischen. Ich würde das gar nicht komplett auflösen wollen, das wäre auch völlig unrealistisch. Aber es wäre doch nett, gewisse Vorteile und Gewohnheiten durchbrechen zu können, sowohl außerhalb als auch innerhalb von Genres. Allerdings liegen davor oft nicht nur brancheninterne, sondern auch soziale Hindernisse.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich hatte bislang zweimal Marion Lembke als Lektorin – einmal bei einer Kurzgeschichte und einmal bei meinem Debütroman. Beide Lektorate haben zu meinen besten im Sinne von lehrreichsten gehört. Sie hat einen besonderen Blick sowohl für inhaltliche Details als auch für grammatikalische Unsauberkeiten, die längst nicht jedem in ihrem Metier auffallen.

Was Coverdesigner angeht – nun, Grit Richter und Mark Freier sind Namen, die man sich durchaus merken kann :)

Liebe Alessandra, ich danke Dir für Deine tollen ausführlichen Antworten!

Du willst künftig nix mehr verpassen? Dann trag Dich in meinen Newsletter ein.

Und danke an alle, die mir einen Kaffee spendiert haben, ihr seid toll.

Ich knete meine Stirn während die Landschaft an mir vorbei fliegt. Auf den Bäumen liegt ein grauer Frostreif und ich kann die Kälte förmlich sehen.

Zum dritten mal lese ich den Satz der mich von meinem Bildschirm aus angrinst. Ich bin darüber gestolpert, er hat mich auf dem Lesefluss direkt an die Trockenwerft der Grübelei gespült, nur ich kann nicht sagen, wieso.

mit Dank von Pixabay.de

Ich drücke Strg+Shift+C und das Textfeld für den Kommentar öffnet sich. Ich schreibe erstmal „Lesefluss gestört“ und nehme mir vor, mir das später noch einmal anzusehen.

Ich sitze gerade an „Unstern“, dem Debutroman von Katrin Ils, die mich gebeten hat, darüber zu lesen. Für mich noch immer komisch, ich habe selbst ja noch nie bewiesen, dass ich schreiben kann, aber so ist das in einer Autorengruppe wie den #BartBroAuthors, man hilft sich.

Wie sehr ich helfe, kann ich gerade nicht einschätzen. Ich habe mein erstes Manuskript zum Probelesen gegeben, weil ich das Gefühl hatte, dass etwas damit nicht stimmt. Ich bekam es zurück und fühlte mich in alte Schulzeiten zurück versetzt.

Okay, der Ton unter Kollegen ist netter und am Ende schreibt niemand „Mangelhaft“ drunter, aber es gibt gewisse Parallelen.

Man gibt sein Werk zum ersten Mal an Dritte. Es ist sinnvoll, Autoren in diesen Prozess einzubinden, denn sie wissen wie über welche Probleme man stolpert und wie es sich anfühlt, das Geschriebene, das noch so verwundbar ist wie ein Neugeborenes, an einen Dritten zu geben.

Zurück kommt es bemängelt und kritisiert, rot umkringelt und von Hinweisen vernarbt .Ich gebe zu, das erste Lesen einer kritisierten Version verursacht erstmal Fluch(t)reflexe.

Wir sind es gewohnt, Anmerkungen mit Kritik und diese wiederrum mit einem Mangel an uns selbst gleichzusetzen. Daher resultieren die aufregenden Geschichten von uneinsichtigen Autoren; aber auch ein Lektor benötigt ein gewisses Feingefühl, um die Selbstzweifel seines „Schützlings“ nicht in ungeahnte Höhen schnellen zu lassen.

mit Dank von Pixabay.de

Dem Autor selbst hilft es erstmal sich klar zu machen, dass diese ganzen Anmerkungen Hilfestellungen sind. Wir sind nicht in der Schule. Ein mit rot ergänzter Kommentar führt nicht dazu, dass meine Arbeit mit „mangelhaft“ bewertet wird. Ich muss sie nichtmal annehmen, doch gut begründete Hinweise helfen ungemein, sich selbst zu verbessern.

Manchmal sieht man etwas selbst nicht oder, auch das kann sein, der andere hat mehr Erfahrung und kann mir Tipps geben.

Dennoch trifft es mich erstmal. Es ist leicht zu sagen, dass man sich nichts zu Herzen nehmen soll und dass der erste Entwurf immer Mist ist. Insgeheim hofft man ja doch, das Feedback wäre durchgehend positiv.

Habe ich Tipps für den Umgang damit?

Gib jedem Vorschlag eine Chance.

Befasse dich mit den Grundlagen des Schreibens, um einordnen zu können, ob der Hinweis berechtigt ist oder nicht.

Gib mehreren Leuten das Buch zum testlesen und achte vor allem auf Punkte, die von mehreren Leuten genannt wurden.

Sei dankbar, dass jemand so viel Zeit und Mühe in dein Buch investiert. Freiwillig.

Ich habe nicht jede Verbesserung meiner Texte angenommen. Es steht jedem frei Kritik anzunehmen oder abzulehnen, aber unterm Strich kann ich jedem nur dringend empfehlen, die eigenen Texte testlesen zu lassen und auch selbst Texte anderer Autoren zu lesen, wenn diese noch vor Veröffentlichungsreife sind. Das hat mir sehr dabei geholfen die Qualität meiner Entwürfe einzuordnen.

Das war für mich der eigentliche Gewinn, denn zuvor habe ich in meiner Blase vor mich hingearbeitet. Ich wusste nicht, ob das was ich schreibe gut ist oder nicht. Das Beta-Lesen bietet hier zwei Möglichkeiten – durch Kritik besser zu werden und durch die Hinweise die ich anderen gebe besser zu werden.

Meine Frau ist Lehrerin. Von ihr weiß ich, dass man die Kinder sich gegenseitig Dinge erklären lässt, weil das Gelernte dadurch besser verstanden und verankert wird. Genau diesen Effekt konnte ich bei mir auch beobachten. Ich verstand mit einmal, wieso eine Sache nicht so gut funktioniert oder was ich anders machen würde und vor allem, warum.

Darum lohnt es sich zuzusagen, wenn dich jemand fragt, ob du ein Buch testlesen willst.  Selbst wenn Dein Zeitplan eng ist, wenn Du dafür die Arbeit an Deinem Buch nicht völlig einstellen musst, sag zu. Du bekommst es mehrfach zurück, als Dank, als Know How, als Karma ;-)

Danke für deine Zeit und bis bald auf meinem Blog.

Hört, hört!

Ich freue mich, euch bald eine neue Kategorie auf meiner Homepage vorstellen zu dürfen.

Eine Autorenhomepage ohne den Bereich „Veröffentlichungen“ fühlt sich unfertig an. Wie der BER. Wie eine Kaffeemaschine ohne Filter. Wie ein Benjaming Spang ohne Döner. Wie ein BroAuthor ohne Bart.

Dank cluewriting.de ändert sich das noch in diesem Jahr, denn ich gehöre zu den 45 Glücklichen, die in die Kurzgeschichtenanthologie aufgenommen wurden. Zu meiner besonderen Freude gehöre ich dabei nicht nur zu den 20 Autoren, die in die gedruckte Ausgabe beim Verlag 3.0 kommen, sondern meine Geschichte „Die Würde des Bal“ wird auch noch als eine von fünf in Hörbuchform vercluecastet.

Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, denn die Kurzgeschichte war der erste Text, den ich an die Öffentlichkeit gebracht habe. Unter so vielen hervorragenden Autoren (insgesamt 295, darunter auch die #BartBroAuthors Freddy Elting und Michael Behr) zum Kreis der Gewinner zu gehören ist eine Ehre. Jeder von uns Autoren kennt die inneren Stimmen die sagen, dass man nicht gut genug ist, dass man nicht wirklich flüssig schreibt. Sie sind nicht verstummt, aber gerade im Moment rufen sie ein wenig leiser.

Wie geht es weiter? Die Geschichte wird noch einmal redigiert und irgendwann nach dem 15.03.2017 veröffentlicht. Ab da findet ihr dann auch hier eine entsprechende Kategorie.

Bis Ende Februar (28.02.2017) veranstalte ich ein kleines Gewinnspiel: Trag Dich in meinen Newsletter ein. Alle auf der Liste (auch die, die schon jetzt Abonnenten sind) nehmen am Gewinnspiel teil und können eins von drei handsignierten Exemplaren der Antholgie gewinnen (nach Erscheinen, versteht sich). Ich ziehe die Gewinner per Zufallslos und informiere sie per Mail, damit mir die Adressen zugesendet werden können. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen. Viel Spaß!

Dieser Link führt Dich direkt zu meinem Newsletter

Wer sich die nervenaufreibende Gewinnverkündigung noch einmal ansehen möchte, kann das hier tun.

Vielen Dank fürs Lesen und bis bald,

Dein Bruno

 

 

 

Willkommen zu meinem Autoreninterview,

heute gibt es ein Novum in meinem Blog. Ich habe Verlagsautoren und Selfpublisher interviewt, Autorinnen und Autoren, Debütanten und Vollblutprofis. Ich habe schon Fantasyautoren, Krimiautoren, Horrorautoren, Autoren von historischen Büchern und Autoren von gesellschaftskritischen Romanen nach ihren Gewohnheiten gefragt.

Heute wende ich mich einer Sparte zu, die ein gänzliches eigenes Leben führt, sogar eigene Begriffe verwendet, in die ich mich erstmal hinein lesen musste. Heute geht es um Fanfiction. Ich selbst habe als junger Teenager die Fanficitons des erweiterten Star Wars Universums verschlungen, die Romane von Timothy Zahn und anderen.

Fanfiction baut auf bereits bestehenden Geschichten, Filmen oder auch Computerspielen auf, arbeitet mit bereits existenten Charakteren und entwickelt diese weiter. Schon aus lizenzrechtlichen Gründen kann dabei oftmal leider kein Buch veröffentlicht werden, aber so gibt es Internetseiten, die sich diesem Thema widmen.

Heute interviewe ich Sonea von Delvon – ein Name aus Trudy Canavans Universum, hinter dem sich aber eine waschechte Vollblutautorin versteckt.

Name: Sonea von Delvon

geboren: 1982 in Bonn unter einem bürgerlichen Namen

arbeitet im richtigen Leben als Softwareentwicklerin, nachdem sie studiert hat, was die Welt in ihrem innersten zusammenhält.

Liest gerne Fantasy und blieb darüber im Sommer 2009 an ’The Black Magician Trilogy’ von Trudi Canavan hängen. Seitdem schreibt sie ihre alternative Fortsetzung, so wie Kurzgeschichten und Prequels rund um die Bücher, die zusammen einen großen Headcanon bilden.

Dabei legt Sonea großen Wert darauf, im Stil der Bücher zu schreiben und Handlung und Figuren logisch und canontreu weiterzuentwickeln.

Band 1 ihrer alternativen Fortsetzung (Die Bürde der schwarzen Magier I – Der Spion) findest du auf www.fanfiktion.de (Link zur Geschichte). „Spoiler – Anfang“ In diesem geht es darum, wie die Geschichte weitergegangen wäre, hätte Akkarin den Angriff der Ichani überlebt, und welche fatalen Auswirkungen jene Schlacht auf die politische Situation mit dem feindseligen Nachbarland Sachaka hat. „Spoiler – Ende“

Sonea lebt mit ihren beiden nach zwei ihrer Charaktere benannten Katzen in Köln.

Twitter @soneavondelvon

FB-Profil

FB-Autoren-Seite: https://www.facebook.com/talesfromkyralia

Blog: talesfromkyralia.wordpress.com

Autoreninterview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Als Fanfiction-Autorin kann ich wegen Urheberrechtsfragen kein Geld mit meinen Geschichten verdienen. Könnte ich das, wäre ich, solange wie ich das inzwischen schon mache, vielleicht schon reich *lach* Tatsächlich habe ich nach der Uni einen Quereinstieg in die Softwareentwicklung gewagt und darüber meinen Traumjob gefunden. Ich träume zwar auch davon, eines Tages mit dem Schreiben von Büchern Geld zu verdienen, aber ich weiß nicht, ob ich hauptberuflich schreiben könnte. Ich brauche den Brotjob als Kontrastprogramm.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich habe mir schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht und mich in Phantasiewelten geträumt. Die erste längere Geschichte habe ich mit 16/17 geschrieben. In dieser ging es um mein Leben und meine damals unsterbliche Liebe in meinem Karateverein. Mein erster ’richtiger’ Roman war eine Fantasy-Geschichte, die auf Figuren aus meinem eigenen Leben basierte (Karateverein lässt grüßen) und Elemente von Star Wars, Ronja Räubertochter, Song Of The Lioness, Herr der Ringe und einem Konzeptalbum von Iron Maiden enthielt. Danach folgten ein paar RPG-Stories, bevor es während des Studiums eher ruhig wurde. So richtig ambitioniert wurde meine Schreibe erst im Herbst 2009, als ich mit Fanfiction anfing.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Ich glaube, das war so 1-2 Jahre, nachdem meine Fanfiction-Phase anfing. Bis ich mich wirklich getraut habe, Band 1 meiner alternativen Fortsetzung auf Fanfiktion.de hochzuladen, vergingen allerdings noch zwei weitere Jahre, in denen ich die Trilogie weiterschrieb und die ersten beiden Bände überarbeitete. Allerdings, um fair zu sein, habe ich während meines Studiums mit dem Gedanken gespielt, meinen Fantasysroman an einen Verlag zu schicken, weil ich diesen in den Semesterferien wieder ausgegraben hatte. Zum Glück kam es nie soweit. Heute finde ich das, was ich mir da damals zusammengeschrieben habe, einfach nur grauenhaft und würde es komplett neu schreiben.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Durchgehend positiv, was ich im Nachhinein ziemlich überraschend finde, wenn ich mitkriege, wie es anderen Autoren ergeht. Meine Eltern haben meine kreative Ader schon früh unterstützt. Mit Fanfictions ist es so, dass ich meinem Gegenüber oft erst erklären muss, was das überhaupt ist, doch die wenigsten begegnen dem mit den üblichen Vorurteilen gegenüber diesem Genre (oder lassen sich leicht vom Gegenteil überzeugen). Tatsächlich finden es viele sogar „cool“, dass ich mir meine eigene Fortsetzung meiner Lieblings-Trilogie schreibe.

5. In welchem Genre schreibst Du?

Ich schreibe Fantasy. Man hat hier so viele Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben und mit anderen Genres zu kombinieren. Fantasy darf auf mal politisch, erotisch, tragisch, dramatisch, satirisch oder Krimi sein. Sie bietet die Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen, die man an dieser Welt anprangert. Und auch um die eigene Kreativität auszuleben, bietet Fantasy eine große Spielwiese,. Sie erlaubt uns, Länder und Kulturen auszuarbeiten, Wesen zu erfinden oder fiktive Sprachen zu basteln – natürlich innerhalb von gewissen logischen Parametern. Und das alles funktioniert selbst mit einer geliehenen Welt, wie jener, in der ich schreibe. Und das macht wahnsinnig viel Spaß.

Zweiter Teil: Publikation und Marketing

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Sollte ich jemals einen eigenen Roman schreiben, so würde ich zu Selfpublishing tendieren. Ganz einfach, weil meine Art zu erzählen und die Elemente, die ich in meine Geschichten einbringe, wahrscheinlich in kein Verlagskonzept passen. Ich will mich nicht einschränken oder bestimmte Passagen streichen müssen. Als Selfpublisher muss man zwar ziemlich viel Geld in Lektor und Coverdesigner, Buchdruck etc. investieren, doch wenn ich dafür die Geschichte im Author’s Cut veröffentlichen kann und das Cover bekomme, das ich mir vorstelle und mir der Designer obendrein den Roman vielleicht noch illustriert, wäre mir das mir die Investition wert.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

8. Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat

9. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Uff, um ehrlich zu sein, bin ich unglaublich schlecht darin, mich selbst zu verkaufen. Bei Fanfiction ist es vermutlich noch einmal schwieriger, als bei einem komplett selbstgeschriebenen Roman, da dieses Genre oft nicht als gleichwertig akzeptiert wird. Dazu kommt, dass meine Geschichten nicht die klassischen Fanfiction-Leser ansprechen. Fanfiktion.de bietet zudem keine Möglichkeiten, um Werbung zu machen, so dass ich auf meinen Blog und soziale Medien zurückgreifen muss, um über diese Plattform hinaus wahrgenommen zu werden.

Seit einer Weile versuche ich mich an gelegentlichen Werbetweets und daran, die Leser und solche, die es vielleicht einmal werden, mit kurzen Updates und Zitaten zu begeistern, die ich auf meinem Blog und Social Media poste. So erhalten sie einen kleinen Einblick in meine Arbeit. Bis jetzt läuft das jedoch so semi-erfolgreich.

Generell würde ich raten: Stell Nähe zu deinen (potentiellen) Lesern her. Poste Updates zu deinen Projekten, evtl. kleine Ausschnitte davon, aber auch Dinge, die dich als Menschen greifbar machen, sofern du das vor dir selbst verantworten kannst. Wenn du dich zu transparent gibst, macht dich das verletzlich und angreifbar. Nerve deine Follower nicht mit Werbung (schon gar nicht per DM) und gib dich einfach authentisch. Dann wirst du die passende Zielgruppe mit etwas Geduld anziehen.

10. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Damit hast du mich jetzt kalt erwischt. Obwohl ich seit drei Jahren veröffentliche, kommt es mir vor, als würde ich noch immer danach suchen. Anfangs ging ich ganz naiv davon aus, dass alle Fans des Originals, die mit dem Ende oder der offiziellen Fortsetzung unzufrieden sind, meine Geschichte lesen würden, aber tatsächlich schreibe ich in einer Nische zwischen klassischer Fanfiction und richtigen Büchern. Tatsächlich finden viele Leser über meinen Blog, Social Media und gelegentlich auch über das NaNoWriMo-Forum zu meinen Geschichten. Insgesamt ist es jedoch nur ein kleiner Teil der potentiellen Zielgruppe. Momentan arbeite ich sehr an meiner Reichweite und daran, mehr Content zu posten, in der Hoffnung, weitere Fans der Bücher für meine Geschichten zu begeistern.

Teil 3: Gewohnheiten

11. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus? 

An Arbeitstagen beschränkt sich das Schreiben auf die Mittagspause und den Abend (zwischen 20-23 Uhr). In den Sommermonaten schaffe ich es, eine Stunde früher aufzustehen und vor der Arbeit oder dem Frühsport (Laufen) zu schreiben. Im Rest des Jahres streikt mein Biorhythmus jedoch bei der Aussicht, um 4 Uhr morgens aufzustehen.

Am Wochenende und im Urlaub setze ich mich an meine Projekte, sobald die Katzen versorgt und der Social Media Kram inklusive des Beantwortens von Mails und Reviews erledigt sind. Bevor diese Dinge nicht von meiner Todo-Liste gestrichen sind, fällt es mir schwer, mich aufs Schreiben zu konzentrieren, weil ich das Gefühl habe, noch etwas erledigen zu müssen. Anschließend ziehe ich mich zum Schreiben zurück, blockiere ablenkende Internetseiten und sitze bis zum frühen Abend an meinen Projekten. Dann folgt kurz Social Media, Einkaufen/Sport, Katzen, Abendessen und ab 20-21 Uhr kommt dann eine zweite Schreibphase.

12. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Es startet mit einigen Gedankenfetzen in meinem Kopf. Irgendwann quälen mich diese so sehr, dass ich sie aufschreiben muss. Je mehr ich schreibe, desto mehr entwickelt sich daraus die Geschichte. Häufig überfallen mich die Ideen dann, wenn ich mich nicht aktiv mit der Geschichte beschäftige, wie beim Laufen oder beim Spazierengehen, wenn ich ausgehe oder auf Reisen – also vorzugsweise dann, wenn ich meine Wohlfühlzone verlasse. Unglücklicherweise hin und wieder auch im Büro. Sich zwischendurch ein paar Notizen zu machen, geht immer. Aber das Warten auf die Mittagspause oder den Feierabend ist eine Tortur.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Uhm … Davon habe ich erstmals vor ca. einem Jahr gehört, glaube ich. Abgesehen vom klassischen Aufbau eines Dramas, was ich noch aus Schulzeiten kenne. Bis jetzt habe ich mir beim Schreiben darüber nie Gedanken gemacht, was wohl daran liegt, dass ich Discovery Writer bin und einfach das schreibe, was ich gerne lesen möchte. Alleine dadurch, dass ich auf ein Ziel hinarbeite oder auf Etappenziele, wenn mir eine bestimmte Stelle im Plot schon früh klar ist, ergeben sich Plottwists unterwegs von selbst, wodurch die Geschichte ihre Struktur erhält. Wenn ich mir jedoch anschaue, wie z.B. meine alternative Fortsetzung zu Black Magician aufgebaut ist, dann findet sich dort je „Band“ und über die gesamte Trilogie etwas, das ich als drei Akte bezeichnen würde

14. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Wenn ich die Ablenkungen durch Twitter, FB oder meine Katzen abziehe, komme ich locker auf 30 Stunden pro Woche. Es ist nahezu ein zweiter Vollzeitjob, nur dass mein einziger Lohn Ruhm und Ehre sind *lach* Der Schlaf kommt dabei häufig zu kurz.

15. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Ich bin sehr perfektionistisch. Bevor eine Story so weit gediehen ist, dass ich sie Testlesern antun kann, habe ich sie zweimal komplett überarbeitet. Für die zweite Überarbeitungsphase liefere ich mir jedes Mal eine Schlacht mit dem Drucker, die sich jedoch lohnt, weil mir auf dem Papier andere Dinge auffallen als am Monitor.

Bei meinem Hauptprojekt überarbeite ich zusätzlich während des Schreibprozesses, da ich nicht chronologisch und mit längeren Unterbrechungen durch Nebenprojekte schreibe. Daher muss ich mich häufig wieder in die Story einarbeiten. Das kostet Zeit, hat allerdings den Vorteil, dass man aus einer objektiveren Perspektive auf die Geschichte blickt. Außerdem überarbeite ich jedes Kapitel mindestens ein weiteres Mal, bevor es online geht.

16. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?
Meine Überarbeitung besteht aus zwei Iterationen, zwischen denen wie zwischen der ersten Iteration und dem Schreiben der Rohfassung mehrere Monate liegen. In der ersten Iteration lese ich die Kapitel am PC und ergänze Szenen oder schreibe Szenen um, wo durch meine unchronologische Schreibweise Inkonsistenzen auftreten. Und ich ändere grausige Formulierungen, wenn ich sie sehe. Parallel dazu habe ich eine ToDo-Liste offen, in die ich alles schreibe, was mir auffällt und was ich im Nachgang erledige, weil es z.B. kapitelübergreifend ist. Weitere ToDos habe ich beim Schreiben direkt im Text hinterlassen und diese behebe ich dann gleich mit. Bei sehr großen Projekten wie meiner alternativen Fortsetzung kann es vorkommen, dass ich diesen Schritt tätige, bevor die letzten Kapitel geschrieben sind. Denn dort laufen alle Fäden zusammen. In der zweiten Iteration drucke ich sämtliche Kapitel aus und lese sie noch einmal. Hier konzentriere ich mich vor allem auf Formulierungen, aber auch darauf, ob die Handlung nun konsistent ist. Anschließend tippe ich alles ein, was ich in meiner Sauklaue an den Rand geschrieben habe, und auch hier findet das Dokument mit den ToDos wieder Verwendung. Außerdem lese ich noch einmal jedes Kapitel, bevor es online geht. Denn irgendeine grausige Formulierung fällt mir immer ins Auge.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Gar nicht. Wenn ich motiviert bin, läuft es von selbst. Wenn ich nicht motiviert bin, dann hilft es auch nicht, sämtliche Ablenkfaktoren auszuschalten. Allerdings muss ich noch lernen, mich in diesem Fall vom Laptop zu lösen und etwas anderes zu tun, weil ich andernfalls nur einige wenige leblose Sätze zustande kriege. Ich habe festgestellt, dass die Motivation häufig von alleine zurückkommt, wenn ich meine Wohlfühlzone verlasse.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Kommt darauf an, wie man gleichzeitig definiert. Ich habe zwei Geschichten, die ich regelmäßig aktualisiere (Band 3 meiner alternativen Fortsetzung und Teil 1 meiner Akkarin-Trilogie), während ich an den Folgebänden schreibe bzw. diese überarbeite. Aktuell arbeite ich nur an meiner zweiten Trilogie und einem Weihnachtsprojekt für meine Leser, während Teil 2 der Akkarin-Trilogie bei den Testlesern ist. Zwei große Projekte parallel zu schreiben oder zu überarbeiten ist für mich unmöglich, weil ich mich dafür zu sehr in die Handlung hineindenken muss. Deswegen schreibe ich oft erst an einem anderen Projekt weiter, wenn die Überarbeitung des einen abgeschlossen ist. Die Zeiten des NaNoWriMos und der Camps helfen mir bei der Zeiteinteilung.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Regelmäßigkeit: Ich versuche mich täglich in irgendeiner Weise mit meinen Geschichten zu befassen – sei es Schreiben oder Überarbeiten. Wenn es zeitlich nicht passt oder ich gerade partout keine Lust habe, versuche ich jedoch es nicht zu erzwingen und tue etwas anderes.

Früh aufstehen: Morgens, wenn die Welt noch still ist, ist die beste Zeit zu schreiben oder andere Dinge zu erledigen, die vorher getan werden wollen. So liegt der ganze Tag noch vor einem.

Den Schreibplatz wechseln: Manchmal kann ich nach einer Weile nicht mehr am gewohnten Platz (Schreibtisch) schreiben, weil ich mich dort nicht mehr konzentrieren kann oder der Platz durch irgendetwas negativ belastet ist, und weiche dann ins Wohnzimmer oder bei entsprechendem Wetter auf den Balkon aus. Eine andere Wand anzustarren genügt häufig schon, dass ich mich wieder besser konzentrieren kann.

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Ich würde sagen, das ist so fifty-fifty. Es gibt Szenen, die wenig Spaß machen, weil sie viel Gehirnschmalz erfordern, aber sein müssen. Und es gibt solche, die leicht von der Hand gehen. Das gilt sowohl fürs Schreiben als auch fürs Überarbeiten und Korrekturlesen. Manchmal kommt es mir vor, als wären es eher 90% Quälerei, aber dann schreibe ich meine 200k im NaNo und bin über Wochen hinweg total geflasht.

21. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?
Wenn wir die Eskapade mit der Adaption von Herr der Ringe, Ronja Räubertochter und dem Konzeptalbum von Iron Maiden außen vor lassen, habe ich für den ersten Teil meiner alternativen Fortsetzung inklusive Überarbeitung ca. zwei Jahre gebraucht. Am Anfang habe ich ziemlich damit gekämpft, die Charaktere originialgetreu wiederzugeben und es brauchte eine Weile, um eine Handlung mit mehreren Erzählcharakteren zu stricken. Obwohl mir das inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist, brauche ich für einen Teil noch immer um die zwei Jahre, weil ich Spaß daran habe, der Handlung mehr und mehr Komplexität zu geben, wodurch der Schreibprozess langsamer wird.

Teil 4: Inspirationen

20. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Um ehrlich zu sein, lese ich keine Schreibratgeber. Ich habe mir einmal einen gekauft, aber dort standen entweder Dinge, die ich bereits schon kannte, oder die nicht auf meine Arbeitsweise anwendbar waren. Ich bezeichne mich als Chaos-Discovery-Writer, weil ich vorwiegend ohne zu Plotten und unchronologisch schreibe. Wenn ich schreibe, gehe ich danach, was sich ’natürlich’ anfühlt und was ich gerne lesen würde, würde mir jemand diese Geschichte als Buch vorsetzen. Schreiben ist für mich ein sehr intuitiver Prozess. Ich glaube nicht, dass für eine solche Arbeitsweise schon ein Schreibratgeber geschrieben wurde.

21. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Das fragst du mich, eine der am meisten beratungsresistenten Personen? *lach* Es gibt tatsächlich einen Ratschlag, den ich auf einem Zeitmanagement-Seminar gehört habe, das ich im Rahmen meiner Diss (frag bitte nicht) besucht habe. Da wurde uns gesagt, dass der erste Draft schlecht sein darf – eine ziemliche Erleichterung für alle, die aus Gründen von Perfektionismus völlig gehemmt vor dem leeren Dokument sitzen. Das hat mir damals so sehr geholfen, dass ich es aufs Schreiben übertragen habe und gerne weitergebe. In der Autorenwelt scheint dieser Schreibtipp jedoch ein alter Hut zu sein.

22. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum?

The Black Magician Trilogy“ von Trudi Canavan (deutscher Titel: Die Gilde der schwarzen Magier). Durch diese Bücher bin ich nach längerer Pause überhaupt wieder zum Schreiben gekommen. Es sind vor allem zwei Dinge, wegen denen die Bücher mich nicht mehr loslassen: Sonea, der weibliche Hauptcharakter, ist mir so ähnlich, wie ich es noch nie bei einem Buchcharakter erlebt habe. Und dann ist da noch Akkarin, mein erklärter Lieblingsbuchcharakter aller Zeiten. Um post-pubertäres Gefangirle an dieser zu vermeiden, sei nur gesagt, dass mich das Ende unglaublich wütend und fassungslos zurückgelassen hat, so dass ich nicht mehr aufhören konnte, über ein alternatives Ende mit Fortsetzung nachzudenken. Irgendwann haben mich diese Ideen so gequält, dass ich meine ersten Gehversuche als Fanfiction-Autorin unternahm. Mit der Zeit wuchs daraus eine umfangreiche Trilogie, zahlreiche Kurzgeschichten und eine Prequel über Akkarin, die ebenfalls in eine Trilogie ausgeartet ist. Obwohl die Bücher ihre Schwächen haben, bin ich so in die Welt und die Charaktere vernarrt, dass mir die Ideen nicht ausgehen wollen. Es ist das, wofür ich brenne.

23. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Das fragst du noch? Es gibt viele interessante Charaktere, die ich gerne einmal treffen würde. Aber tatsächlich gibt es nur einen, der Vorrang vor allen anderen hat. Wie wir den Tag verbringen, bleibt jedoch mein Geheimnis.

Und psst! Ein Tag mit IHM wäre viel zu wenig.

Fünfter Teil: Organisation und Persönlichkeit

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

  1. Ausdauer (besonders bei Schreibflauten, schwierigen Passagen, langen Projekten etc.)
  2. Lernfähigkeit bzw. das Bestreben sich ständig zu verbessern
  3. emotionale Distanz zu Kritik, ausbleibenden Lesern etc.
  4. Einfühlungsvermögen in die Figuren
  5. und die Fähigkeit zu träumen.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Versuche, deinen Weg zu finden. Wenn Schreibratgeber dich nur verwirren und verunsichern, lass sie weg oder beschränke dich auf einen oder zwei. Presse deine Story nicht in ein Korsett aus Vorgaben, wie Handlung und Charaktere sich entwickeln sollen, sondern lass ihnen Freiheiten. Wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst, schreib anderswo weiter und schließe die Lücken später. Oft ergibt sich die Lösung über Umwege. Und gestehe dem ersten (und auch dem zweiten und dritten Draft) das Recht zu, grauenhaft zu sein.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Um ehrlich zu sein, fällt es mir schwer, abzuschalten. Am liebsten würde ich jede freie Minute für meine Projekte und alles, was mit diesen zu tun hat, nutzen. Meine beiden Katzen tragen viel dazu bei, den Stress zu reduzieren (auch wenn sie als sie noch kleiner waren, eher anderweitig für Stress gesorgt haben *lach*). Um abends runterzukommen, lese ich im Bett immer noch ein wenig. Außerdem hilft Sport, den Stress zu reduzieren und gestärkt in den Tag zu starten. Ein Abend am Wochenende gehört außerdem ausschließlich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben – ganz ohne Ablenkungen und Schreiben.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

27. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Wenn sie gelten lässt, dass ich als meine Protagonistin in die Welt meiner Lieblingsbücher und meiner Geschichten wechseln kann, würde ich wohl das wählen. Alternativ dürfte gerne Zeit stillstehen, wann immer ich ein Buch zur Hand nehme. Denn es bleibt einfach viel zu wenig Zeit vom Tag übrig, um zu lesen und es gibt zu viele gute Bücher, die mir „Lies mich, lies mich“ zurufen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Dass man Fanfictions wie Bücher verkaufen kann *lach* Aber Scherz beiseite: Es würde mir schon genügen, wenn die Politik der Verlage lockerer wäre, weil so für viele Autoren nur der Weg des Selfpublishing bleibt.

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

In dieser Hinsicht habe ich leider keinerlei Erfahrung. Ich bin schon sehr froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe, Testleser „einzustellen“. Allerdings sind das Leser meiner Geschichten und die ich in dieser Hinsicht für kompetent halte.

Liebe Sonea, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen so ausführlich zu beantworten. Ich hoffe,

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


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„Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu tun, was du liebst“ – Steve Jobs


Hinweis: Ich beurteile hier die Version 1 von Klarheit, weil ich mit dieser arbeite. Es gibt eine neuere Version, über die ich nicht urteilen kann.


Viele Autoren sind wie ich. Sie schreiben nebenberuflich, haben ein Faible für Notizbücher und nehmen sich mehr vor, als sie schaffen.

Hinzu kommt, dass viele von uns Kreative sind. Wir lassen uns nicht gerne in Apps hinein pressen, ignorieren Regeln und halten alles, was wir nicht in Design und Optik individuell anpassen können, für kreativitätsschädigend.

Ich habe in einem älteren Artikel geschrieben, dass ich Ziele für eine wichtige Sache halte, für Kreative ebenso wie für alle anderen. Mir helfen Ziele.

Aber wie finde ich die richtigen Ziele? Und wie schaffe ich es, mich auch daran zu halten?

Ich habe wirklich, wirklich lange rumprobiert. Ich habe Todoist getestet, Trello, Kalender, Kanban-Flow, einen Chronoplan und und und. Alles hatte seine Vorteile, aber erfüllte mich nicht zu 100%.

Im Todoist konnte ich toll meine Aufgaben sortieren, priorisieren, automatisieren. Aber ich konnte nicht kritzeln und ich hatte keinen Überblick über meine Ziele. Also hatte ich ein eigenes Zielbuch. Und eine Aufgabe in Todoist die hieß „Zielbuch pflegen“. Ich habe das dauernd weggeklickt oder verschoben und war irgendwann in der „Aufgaben“-Falle. Habe abgearbeitet, was anfiel und die wichtigen Aufgaben vor mir hergeschoben.

Ich brauche meine Ziele vor Augen. Jeden Tag. Ich muss mich jede Woche damit beschäftigen, sonst verlieren sie ihren Zug für mich, werden mir egaler. Es ist mir wichtig, Entwicklungen erkennbar zu machen und nicht, dass meine Aufgaben nach einem Klick im digitalen Nirvana verschwinden. Ich will kritzeln.

Also ging ich auf die Suche nach Notizbüchern. Ich liebe Notizbücher und habe mehr, als ich brauche. Ich bin schon so weit, dass ich mir Beschäftigungen suche, nur damit ich sie in meine Notizbücher schreiben kann. Ziemlich dämlich – es war eins meiner Ziele, dass sein zu lassen.

Auf dieser Suche stieß ich auf ein Tool, dass meine neue Liebe werden sollte. Ein Notizbuch. Der Name: „Klarheit“.

Seit etwa sechs Monaten ist Klarheit mein täglicher Begleiter. Wir mussten uns ein wenig kennen lernen. Zu Anfang habe ich es nur mit Bleistift beschrieben, später traute ich mich dann, hemmungslos zu kritzeln. Ich musste gucken, was sinnvoll ist und was nicht, aber jetzt haben Klarheit und ich ein System gefunden, das mich auf Kurs hält.

Was ist Klarheit?

Klarheit ist ein Notizbuch im DIN A5 Format. Es hat eine Kalenderfunktion, leere Seiten für Notizen, einen Coachingteil. Es hat Monatsreviews, Monatspläne und einen Halbjahres-Check, der mir hilft, meine Ziele im Auge zu behalten. Ich nutze es für Termine, vor allem für meine Ziele und täglichen Aufgaben.

Wieso nutze ich es?

Ehrlich gesagt, bin ich seit jeher auf der Suche nach einer Möglichkeit, so wenig Tools wie möglich zu nutzen. Ich liebe Notizbücher, allerlei Apps und Spielereien, aber im täglichen Gebrauch ist folgendes für mich wichtig:

Kann ich alles was irgendwie relevant ist dort wiederfinden? Dazu gehören: Meine Ziele, meine Termine, meine täglichen Aufgaben.

Kann ich es transportieren, damit ich es greifbar habe?

Fühlt es sich für mich als „kreative Person“ gut an? Hier komme ich immer wieder an Grenzen – entweder sind mir die Dinge „zu“ ordentlich, oder so durcheinander, dass ich nichts mehr wiederfinde. Kreative ändern aber gerne mal ihre Art Dinge zu notieren. Ich habe mein ToDoist alle drei Monate komplett umsortiert, weil ich einen neuen Flitz im Kopf hatte – das muss ein Tool irgendwie verkraften können.

Unter diesem Gesichtspunkt habe ich eine Reihe Dinge ausprobiert, die alle auf Ihre Art toll waren, aber zu meinem dauerhaften Begleiter seit über einem Jahr wurde Klarheit.

Was kann Klarheit, was andere nicht können?

Erstmal: Es sieht einfach toll aus. Wer wie ich Notizbuchliebhaber ist wird Haptik und Design lieben. Nach Bestellung kam das Buch mit einer tollen persönlichen Widmung und ein paar schönen Postkarten, das freut das Auge und den Augenschelm.

Der erste Eindruck ist also gut. Schlägt man das Buch auf, wird man zunächst mit dem bekannten, aber ebenso guten Spruch

Alles, was Du sein kannst, ist bereits in dir.

begrüßt. Sehr schön, ein wenig Motivation. Auf den nächsten Seiten erklärt Klarheit, wie das Prinzip funktioniert, ehe der Coachingteil kommt.

Der „nötigt“ einen dann, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Fragen wie „Welche Qualitäten sind mir bei guten Freunden wichtig?“ irritieren erstmal, aber es machte mir Spaß, über diese Dinge nachzudenken.

Der Coachingteil ist intuitiv, aber ich brauchte einige Zeit, bis ich alles so hatte, dass es mir half. Das Buch gibt nur einen leichten Schubs, vieles muss noch auf die eigene Person geeicht werden. Das gefällt mir sehr gut.

Ist der Coachingteil geschafft, geht es über zum Kalender. Dessen Funktion wird erstmal auf einer Doppelseite erklärt. Ich nutze die Felder nicht so wie beschrieben, sondern habe mein eigenes System entwickelt. Genug Freiraum fürs kreativ sein und drinrum kritzeln.

Hier habe ich alles im Blick: Termine, Ziele. Meine wöchentlichen Aufgaben notiere ich unter Notizen, so Dinge wie „Steuererklärung machen“, „Buch zurück bringen“ oder „Flur wischen“, die mich keinem Ziel näher bringen, aber nunmal gemacht werden müssen.

Oben kann man einen Fokus wählen. Hier bin ich, anders als im Beispiel vorgeschlagen, dazu übergegangen eines meiner Ziele zu fokussieren.

Unten am Rand stehen jede Woche neue Zitate, die inspirieren und zum nachdenken anregen.

Sehr gut finde ich den Punkt „Gutes, das passiert ist“, der einen dazu bringt die positiven Seiten der Woche zu sehen. Manchmal gar nicht so leicht, aber diese Positivität zieht sich durch das ganze Buch.

Jeden Monat gibt es einen Check, einen Rückblick auf den letzten und einen Plan für den nächsten Monat. Man beschäftigt sich immer wieder mit den eigenen Zielen, erschrickt darüber was man so ignoriert und freut sich, über den Fortschritt, den man sonst vielleicht ignoriert hätte. Sehr schöne Sache.

Auf den letzten 20 Seiten kann man dann tun und lassen, was man will. Ich habe hier ein paar Seiten in Bulletjournal-Manier mit meinem SuB, meinem Wunschzettel und meiner großen Aufgabenübersicht gefüllt. Perfekt. Ich habe endlich alles an einem Ort.

Was kann es nicht?

Klarheit hat die Schwächen jedes Papiersystems. Es ist nicht online, ich kann es nur schlecht aus der Hosentasche ziehen für kurze Einfälle und Notizen. Da nutze ich mein Handy und Google-Notizen.

Es kann nicht so gut Wiedervorlagen und ich kann keine Blätter zufügen oder herauslösen. Aber: Es sind keine Monate/Jahre eingedruckt, ich kann also mitten im Jahr einsteigen und sogar Wochen/Monate auslassen, wenn ich will.

Als A5 Format ist das Buch nix für die Hosentasche, aber in meinen Rucksack passt es bequem hinein.

Wo bekomme ich es?

Klarheit kannst du über die Seite des Anbieters beziehen. Die Jungs und Mädels sind sogar so von ihrem Produkt überzeugt, dass Du eine komplette (!) Version des Buches als PDF bekommst, damit du dir das in Ruhe ansehen kannst. Absolut einmaliger Service, der einen angenehmen Kontrast zum „erst zahlen, dann gucken“ bietet.

Bei Amazon könnt ihr Klarheit ebenfalls erwerben. 4 1/2 Sterne bei 50 Bewertungen sprechen eine klare Sprache.

Was kostet es?

Klarheit kostet an allen Stellen das Gleiche, 34,90€. Das finde ich nicht zu teuer, das Produkt ist seinen Preis wert.

Fazit

Ein Buch, das mir hilf mich zu organisieren, meine Ziele im Blick zu behalten, gut aussieht und erschwinglich ist. Herz, was willst Du mehr?

Ich freue mich darauf, die neue Version zu testen und bin überzeugter Nutzer. Wenn ihr mehr darüber wissen möchtet, seid ihr herzlich eingeladen die Kommentare zu nutzen.

Bis bald,

Euer Bruno


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