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Hallo liebe Leser,

der folgende Artikel ist ein Gastkommentar von Ron Kellermann und auf Auftakt meiner Zusammenarbeit mit dem Dramaturgieblog filmschreiben.de.

Ich bin dankbar für diese Möglichkeit. Der tiefe Fundus an Wissen, den dieses Blog bereithält ist lesenswert für jeden, der sich mit dem Schreiben beschäftigt, ganz gleich ob es sich dabei um Drehbuch- oder Prosaautoren handelt.

Der Originalartikel erschien am 08. Januar 2017 auf filmschreiben.de

Studium der Philosophie, Germanistik, Medien- und Kommunikationswissenschaften; seit 2001 in der Drehbuchentwicklung (u.a. als Dramaturg und Lektor bei Wüste Film, Hamburg); seit 2004 freiberuflicher Filmdramaturg und Drehbuchdozent; annähernd 300 Dramaturgie-Seminare und Stoffentwicklungs-Workshops; ca. 250 dramaturgische Beratungen von Autorinnen und Autoren; seit 2013 als Senior Consultant Storytelling im Experten-Netzwerk von die firma . experience design, Wiesbaden; Autor des Buches Fiktionales Schreiben – Geschichten erfinden, Schreiben verbessern, Kreativität steigern, Emons Verlag, Köln; sein Buch Das Storytelling-Handbuch: Inhalte professionell entwickeln erscheint im Frühjahr 2017 beim Midas Verlag, Zürich


Eine der Hauptschwierigkeiten beim Entwickeln und Erzählen einer Geschichte besteht darin, aus der riesigen Fülle von Ideen und den Möglichkeiten an Figuren, Konflikten, Handlungen, Themen, Ereignissen, Szenen und Dialogen die „richtigen“ auszuwählen und die „falschen“ wegzulassen. Die Kriterien, an denen sich Autorinnen und Autoren orientieren können, um diese Entscheidungen zu treffen, lassen sich mit dem Begriff Erzählökonomie bezeichnen: Welche dramatischen Elemente braucht eine Geschichte, um erzählt und als bedeutsames Ganzes verstanden zu werden? Und welche nicht?

WELCHE DRAMATISCHEN ELEMENTE BRAUCHT EINE GESCHICHTE, UM ERZÄHLT UND ALS BEDEUTSAMES GANZES VERSTANDEN ZU WERDEN? UND WELCHE NICHT?

Erzählökonomisches Arbeiten unterstützt Autorinnen und Autoren dabei, Klarheit über das zu gewinnen, was sie erzählen wollen, ihre Geschichten effizienter zu entwickeln und sich auf das erzählerisch Notwendige zu fokussieren. Dadurch vermeiden sie, ins Blaue abzudriften und Zeit zu verschwenden, den Erzählfaden zu verlieren und unnötig herumzueiern, die Geschichte irgendwann entsorgen zu müssen oder ein oberflächliches, nichtssagendes Heititeiti zu erzählen, das niemanden interessiert.

Filmisches Erzählen ist in genau diesem Sinne ökonomisch – Ausnahmen bestätigen natürlich das Gegenteil –, da Aus- und Abschweifungen hier schnell dazu führen, dass das Publikum nicht mehr folgen kann, weil es die Geschichte nicht versteht oder schlimmer noch: langweilig findet. Das hat mit den spezifisch filmischen Rezeptionsgewohnheiten und -bedingungen zu tun. Schauen funktioniert anders als Lesen. Man nimmt eine andere Haltung ein. Dennoch ist Erzählökonomie auch für Prosa-AutorInnen ein relevantes Thema.

Ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry drückt sehr schön aus, was Erzählökonomie meint: Perfektion entsteht nicht, wenn nichts mehr hinzuzufügen ist, sondern wenn man nichts mehr entfernen kann.

Dramatische Relevanz
Dieses Zitat ist gewissermaßen das Mantra der Erzählökonomie, deren übergeordnetes Kriterium die sogenannte „dramatische Relevanz“ ist: Welche Elemente sind dramatisch relevant, müssen also erzählt werden, damit die Geschichte Sinn ergibt und verständlich wird? Es gibt einen einfachen Test, um die dramatische Relevanz eines Elements zu ermitteln: Man lässt dieses Element einfach weg und betrachtet die Auswirkungen: Wie verändert sich die Geschichte, wenn ich dieses Element nicht erzähle? Bricht sie zusammen und wird unverständlich, ist das Element dramatisch hochrelevant. Verändert sie sich nicht, ist es dramatisch irrelevant und kann weggelassen werden – egal wie interessant und/oder originell es ist. Denn nicht alles, was interessant und originell ist, muss auch relevant sein. Und dramatische Relevanz sollte immer über der Verliebtheit in die eigenen Ideen stehen:

In writing, you must kill your darlings, soll William Faulkner gesagt haben.

NICHT ALLES, WAS INTERESSANT ODER ORIGINELL IST, MUSS AUCH DRAMATISCH RELEVANT SEIN.

Um über dramatische Relevanz entscheiden zu können, braucht es Kriterien: Nach welchen Kriterien lässt sich entscheiden, welche dramatischen Elemente gebraucht werden, um eine Geschichte zu entwickeln und zu erzählen und welche nicht? Die Spielfilmdramaturgie liefert diese Kriterien für alle drei Dimensionen einer guten Geschichte: der charakterzentrierten Dimension, der konfliktbasierten und der werteorientierten.

Einige der zentralen Werkzeuge und Kriterien werde ich nun vorstellen:

Dramatisches Ziel und dramatische Frage
Wesentliche Voraussetzung für eine aktive Hauptfigur und einen interessanten Konflikt ist das dramatische Ziel der Hauptfigur: Sie will etwas, etwas in der äußeren Welt. Das dramatische Ziel ist ein „äußeres Wollen“. Es ist immer konkret in dem Sinne, dass am Ende der Geschichte eine Situation eintritt, in der eindeutig entschieden wird, ob die Hauptfigur ihr Ziel erreicht oder nicht. Glück kann also nicht das Ziel einer Hauptfigur sein, weil es zu abstrakt ist. Publikum und Leserschaft wissen nicht, wann genau dieser Zustand erreicht ist. Das Glück müsste also konkretisiert werden: Wann genau ist die Figur glücklich – oder glaubt, glücklich zu sein?

NUR WER WEISS, WAS DIE HAUPTFIGUR WILL, KANN WISSEN, WIE SIE HANDELT UND WELCHE IHRER HANDLUNGEN DRAMATISCH RELEVANT SIND

Der Kommissar will den Mörder überführen. Die Liebenden wollen zusammen sein. … In dem Spielfilm LITTLE MISS SUNSHINE – der erzählökonomisch betrachtet nahezu ideal entwickelt ist – wollen Olive und ihre Familie rechtzeitig in Kalifornien ankommen, damit Olive an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann.

Nur wer weiß, was die Hauptfigur will, kann wissen, wie sie handelt oder welche ihrer Handlungen für das Erzählen der Geschichte relevant sind.

Aus dem dramatischen Ziel ergibt sich die dramatische Frage, die immer die Grundform hat: Wird die Hauptfigur ihr Ziel erreichen? Sie wird am Ende der Geschichte beantwortet: ja, nein, ja aber, nein aber. Ja, die Hauptfigur bekommt alles, was sie will; nein, sie verliert alles; ja, sie bekommt es, aber anders als sie dachte; nein, sie bekommt es nicht, erhält dafür aber etwas viel Wertvolleres, von dem sie zu Beginn noch gar nichts wusste.

Die dramatische Frage erzeugt den grundlegenden Spannungsbogen einer Geschichte. Der Prozess ihrer Beantwortung hält unser Interesse aufrecht und steigert es nach Möglichkeit sogar. Die Antwort auf sie befriedigt unser Interesse.

Wird der Kommissar den Mörder überführen? Werden die Liebenden zusammenkommen? Wird es Olive und ihrer Familie gelingen, rechtzeitig in Kalifornien anzukommen und den Wettbewerb zu gewinnen?

Im Hinblick auf die Erzählökonomie sind nur die Handlungen dramatisch relevant, die die Hauptfigur ausführt, um ihr Ziel zu erreichen und die damit zur Beantwortung der dramatischen Frage beitragen, kurz: Alles, was die Figur tut, tut sie, um ihr Ziel zu erreichen. Ob sie sich in der Konsequenz ihrer Handlungen ihrem Ziel nähert oder sich von ihm entfernt, spielt dabei keine Rolle. Würde Olives Familie plötzlich eine Bank überfallen, dann könnte das zwar spannend sein, es wäre aber nicht dramatisch relevant, weil der Banküberfall nichts mit ihrem Ziel zu tun hat. Anders wäre es, wenn sie Geld bräuchte, um ihren Weg fortzusetzen, beispielsweise für Benzin.

Geht es um die handlungsbasierte Dimension einer Geschichte, ist die Frage „Versucht die Hauptfigur mit dieser Handlung ihr Ziel zu erreichen?“ also ein wichtiges Kriterium für dramatische Relevanz. Dieser Dimension liegt die Frage „Um was geht es?“ zugrunde. In einer guten Geschichte geht es jedoch nicht nur um etwas, vielmehr erzählt sie auch über etwas. Erst dadurch erhält sie Bedeutung:

Die werteorientierte Dimension
Gute Geschichten sind immer auch Wertediskurse. Sie unterstützen uns dabei, Antworten auf zwei existenzielle Fragen zu finden: „Wie soll ich leben?“ und „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Die zentralen dramaturgischen Werkzeuge in dieser Dimension einer Geschichte und damit Kriterien für ihre dramatische Relevanz sind: das inhaltliche Thema, das emotionale Thema, die zentrale Frage und die Aussage einer Geschichte.

GUTE GESCHICHTEN SIND IMMER AUCH WERTEDISKURSE.

Inhaltliches Thema
Inhaltliche Themen können sein: aktive Sterbehilfe, die alternde Gesellschaft, illegale Einwanderung, Drogen, Inklusion, Integration, Gewalt, Spionage, Unterdrückung, Überwachung, Selbstjustiz, Patchwork-Familien, der Kalte Krieg und so weiter. Sie können kultur- und gesellschaftsspezifisch sein. Das Thema „alternde Gesellschaft“ beispielsweise wird in Deutschland immer bedeutender, in Ländern mit jungen Bevölkerungen spielt es hingegen keine Rolle.

Aus dem inhaltlichen Thema ergibt sich die Handlungsebene einer Geschichte. Es kann noch so interessant sein – ohne emotionales Thema, das ihm zugrunde liegt, bleibt es leblos.

DAS INHALTLICHE THEMA KANN NOCH SO INTERESSANT SEIN – OHNE EMOTIONALES THEMA BLEIBT ES LEBLOS.

Emotionales Thema
Zu den emotionalen Themen gehören: Liebe, Freiheit, Selbstbestimmung, Nähe, Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Loyalität, Vertrauen, Sicherheit, Ordnung, Gesundheit, Unversehrtheit, Respekt, Heimat, Identität, Anerkennung und ihre Gegenteile: Hass, Sklaverei, Unsicherheit, Chaos, Fremdbestimmung, Distanz, Einsamkeit, Verrat, Krankheit, Orientierungslosigkeit, Verachtung, Identitätsverlust, Ausgeschlossensein, Ablehnung.

Emotionale Themen sind universell, archetypisch, transhistorisch, transkulturell, funktionieren also unabhängig von Zeit- und (Kultur)raum. Hollywood-Filme sind nicht wegen ihrer Stars oder großen Budgets weltweit erfolgreich, sondern weil sie überall auf der Welt emotional „verstanden“ werden können. Aus dem emotionalen Thema ergibt sich die emotionale oder Beziehungsebene.

Die zentrale Frage
Die zentrale Frage einer Geschichte – nicht zu verwechseln mit der dramatischen Frage – stellt das inhaltliche und das emotionale Thema in Form einer Frage dar, die die Autorin oder der Autor mit der Geschichte beantworten will. Dramatische und zentrale Frage geben einer Geschichte Richtung. Die Antwort auf die zentrale Frage ist die Aussage der Geschichte.

Die Aussage der Geschichte ist das, was dem Publikum mitgeteilt werden soll. Jede Geschichte – sofern sie als sinnvolles Ganzes verstanden wird und alle Fragen, die sie aufwirft, beantwortet – trifft eine Aussage, vertritt also einen bestimmten Standpunkt zu den Themen, über die sie erzählt – ob die Autorin oder der Autor will oder nicht. Denn eine sinnvolle Geschichte ist ein kommunikativer Akt und jedem kommunikativem Akt liegt ein bestimmtes Thema zugrunde, zu dem Stellung bezogen wird.

JEDE GUTE GESCHICHTE VERTRITT EINEN BESTIMMTEN STANDPUNKT ZU DEN THEMEN, ÜBER DIE SIE ERZÄHLT – OB DIE AUTORIN ODER DER AUTOR WILL ODER NICHT.

In LITTLE MISS SUNSHINE geht es auf der Handlungsebene um das inhaltliche Thema Erfolg, um Gewinnen und Verlieren: Die Familie fährt nach Kalifornien, damit Olive den Wettbewerb gewinnt. Ihre Handlungen sind auf dieses Ziel ausgerichtet. Die Beziehungsebene erzählt von den emotionalen Themen Gemeinschaft, Familie, Zugehörigkeit: Zu Beginn der Geschichte ist die Familie kaputt. Nur Olive versteht sich mit allen gut, die anderen wollen nichts mehr miteinander zu tun haben, belügen sich, feinden sich an. Am Ende funktioniert die Familie wieder, ihre Mitglieder halten zusammen und stehen füreinander ein.

Die zentralen Fragen lauten „Was ist ein Gewinner?“ (inhaltliche Ebene), „Was macht eine gute Familie aus?“ (emotionale Ebene) und „Was macht glücklich: Erfolg oder Familie?“ (inhaltliche und emotionale Ebene, aus der sich die Zuspitzung des Wertekonflikts in Form eines Dilemmas ergibt). Die Aussagen des Filmes sind: „Ein Verlierer ist jemand, der so viel Angst vorm Verlieren hat, dass er es noch nicht einmal versucht. Ein Gewinner versucht es, egal ob er erfolgreich und der Beste ist oder nicht“, „Eine Familie funktioniert, wenn ihre Mitglieder zusammenhalten und füreinander einstehen“ und „Familie ist wichtiger als Erfolg“.

Wie hilft mir das alles nun in Sachen dramatische Relevanz? In der werteorientierten Dimension stellt man sich die Frage, ob ein bestimmtes Element die Themen, die zentrale Frage und die Aussage transportiert beziehungsweise spiegelt oder nicht: Transportiert dieses Element das inhaltliche oder das emotionale Thema? Stellt es einen Standpunkt dar? Zeigt es eine andere Perspektive auf? Trägt es zur zentralen Frage und ihrer Beantwortung bei? Lauten die Antworten auf diese Fragen „nein“, kann man auf dieses Element verzichten.

FIGUREN SIND TRÄGER THEMATISCHER STANDPUNKTE.

In der charakterorientierten Dimension helfen diese Werkzeuge (die zwei Themen, die zentrale Frage und die Aussage), die Figuren stimmig und effizient zu entwickeln. Und zwar, indem ihnen bestimmte Standpunkte zugeordnet werden und sie damit thematische Aspekte transportieren: Auf der Beziehungsebene in LITTLE MISS SUNSHINE steht die Mutter für das positive Bild einer funktionierenden Familie („Wir sind eine Familie, und was immer auch geschieht, wir lieben uns, und das ist das allerwichtigste“). Der Sohn steht für die Negation von Familie, indem er mit seinem anfänglichen Schweigegelübde seinen Hauptkanal für Kommunikation verschließt – bis er dann doch irgendwann lauthals zum Ausdruck bringt, was er denkt und fühlt: „Ihr seid nicht meine Familie, ich will überhaupt nicht zu eurer Familie gehören, ich hasse euch: Geschieden, Selbstmord, Bankrott. Ihr seid Verlierer, beschissene Verlierer.“ Womit dieser Dialog nicht nur das emotionale, sondern zugleich das inhaltliche Thema bedient. Das ist gute Dialogarbeit.

Auf der Handlungsebene steht der Vater für das Thema Erfolg: Er hat ein Neun-Stufen-Konzept entwickelt, das garantierten Erfolg verspricht, ist damit jedoch selbst erfolglos. Er denkt an nichts anderes als an Erfolg und er spricht von nichts anderem. Seine Weltsicht ist klar definiert und unterscheidet zwischen „zwei Arten von Menschen: Gewinnern und Verlierern.“ Der Opa und der Onkel stehen für das Thema Verlieren: Der Opa hat in seinem Leben nie etwas auf die Reihe bekommen und fliegt sogar aus dem Pflegeheim. Der Onkel hat seine Liebe, seinen Job, seine Wohnung und seinen sozialen Status verloren und wollte sich deshalb das Leben nehmen.

Dass die Figuren als Familie wieder zusammenwachsen müssen, um glücklich zu werden, ist nicht der Grund, warum sie aufbrechen, warum sie aktiv werden. Aber es ist das, was sie am Ende bekommen: Sie gewinnen sich als Familie wieder, nachdem jeder einzelne zuvor alles verloren hat. Auf diese Weise sind inhaltliches Thema und emotionales Thema, Handlungsebene und Beziehungsebene miteinander verknüpft.

Fehlt Figuren der Bezug zu den Themen, der zentralen Frage und der Aussage einer Geschichte, wirken sie willkürlich und bleiben oberflächlich – egal, wie detailliert ihre Biografie ausgearbeitet ist und ob die Autorinnen und Autoren sogar wissen, welche Zahnpasta ihre Figuren benutzen. Insbesondere hier – in der Figurenentwicklung – sind dramatische Relevanz und Erzählökonomie von großer Bedeutung. Eine Figur zu entwickeln – ihre physiologische, soziologische und psychologische Dimensionen und ihre Biografie – macht zwar Spaß. Es kann aber auch schnell zu einer perfiden Vermeidungsstrategie werden: Man wähnt sich produktiv, tatsächlich vermeidet man jedoch, die Geschichte weiterzuentwickeln. Mit den Kriterien der dramatischen Relevanz können sich Autorinnen und Autoren immer selbst hinterfragen, ob sie gerade produktiv sind oder nur so tun.

FEHLT FIGUREN DER BEZUG ZU DEN THEMEN, DER ZENTRALEN FRAGE UND DER AUSSAGE EINER GESCHICHTE, WIRKEN SIE WILLKÜRLICH UND BLEIBEN OBERFLÄCHLICH.

Inhaltliches Thema, emotionales Thema, zentrale Frage und Aussage sind außerdem wesentliche Elemente der sogenannten Erzählintention. Mit „Erzählintention“ sind folgende Fragen gemeint: Warum will ich dieses Thema bearbeiten, diese Idee entwickeln, diese Geschichte erzählen? Was interessiert mich daran? Welche gesellschaftliche Dimension und Relevanz hat das Thema? Was will ich dem Publikum oder den Lesenden mitteilen? Was sollen sie über das Thema lernen? Woran können sie sich reiben?

Story Molecule: Handlungswelt, Beziehungswelt und Innenwelt
Wie der Charakter einer Figur sich entwickelt ist nachvollziehbar, wenn ihre Entwicklung dynamisch gestaltet ist, sich also Schritt für Schritt vollzieht, und nicht lediglich am Ende behauptet wird. Schritt für Schritt heißt, dass sich Ereignisse in der Außenwelt auf die Innenwelt der Figur auswirken und diese Auswirkungen wiederum rückwirkend die Handlungen der Figur und ihre Beziehungen beeinflussen. Ein hervorragendes Werkzeug, um diese wechselseitige Beeinflussung der drei Welten und Konfliktebenen einer Figur – der äußeren Welt der Handlungen, der emotionalen Welt der Beziehungen und der inneren Welt der Identität – zu gestalten, ist das Story Molecule. Es führt Plot und Figur zu einer dramatischen Einheit zusammen.

GUTE GESCHICHTEN SPIELEN IN DREI WELTEN: DER HANDLUNGSWELT, DER BEZIEHUNGSWELT UND DER INNENWELT.

Visualisiert wird es als drei ineinander liegende Kreise, die jeweils für eine Welt stehen: Der äußere Kreis stellt die äußere Welt dar, der mittlere Kreis die Beziehungswelt und der innere Kreis steht für die innere Welt. Mit dem Story Molecule lassen sich diese drei Welten entwickeln und in Beziehung zueinander setzen. Autorinnen und Autoren können es nutzen, um die Entwicklung ihrer Figur nachvollziehbar und dynamisch zu gestalten. Außerdem können sie mit ihm überprüfen, ob eine Geschichte in allen Welten spielt, eine dieser Welten beispielsweise zu dominant ist oder eine überhaupt nicht erzählt wird, und sie können festlegen, welche Fragen sich in ihnen für das Publikum und die Lesenden stellen: In welchen Welten spielt die Geschichte? Welche Fragen stellen sich in der Außen-, Innen- und Beziehungswelt? Habe ich in einem dieser Bereiche zu viele oder noch keine Fragen? Erzählt meine Geschichte mehr im Äußeren, auf der Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen oder im Inneren der Figur? In welchen Szenen werden diese Fragen thematisiert?

In jeder dieser Welten stellt sich zudem eine richtungsgebende Hauptfrage, die für die dramatische Relevanz von Bedeutung ist. In LITTLE MISS SUNSHINE geht es in der äußeren Welt um die Fragen, ob die Familie rechtzeitig in Kalifornien ankommt und Olive den Wettbewerb gewinnen wird. In der Beziehungswelt lautet die Hauptfrage, ob die Familie wieder zu einer funktionierenden Gemeinschaft wird. In der inneren Welt stellt sich die Frage, ob die Familienmitglieder ihre Abneigungen gegeneinander ablegen, sich wieder vertrauen et cetera. Im Idealfall wirkt sich ein dramatisches Element auf alle drei Welten aus. Denn in gut entwickelten Geschichten wird nicht nur von allen drei Welten erzählt, vielmehr beeinflussen sie sich gegenseitig.

SIND DIE DREI WELTEN STATISCH, GIBT ES IM GRUNDE NICHTS ZU ERZÄHLEN, DANN IST DAS, WAS ERZÄHLT WIRD, LANGWEILIG.

Die dramatische Relevanz kann entsprechend mit folgenden Fragen überprüft werden: Verändert ein Ereignis in der äußeren Welt die Beziehungen der Figur zu anderen Figuren und ihr Innenleben? Wirkt sich eine Veränderung in der Beziehungswelt auf das Innenleben der Figur aus und lässt sie in der äußeren Welt anders handeln? Beeinflusst eine Veränderung in der Innenwelt der Figur ihre Beziehungen zu anderen Figuren und ihr Handeln in der äußeren Welt? Positive Antworten auf diese Fragen verleihen diesen drei Welten Dynamik. Sind sie nicht dynamisch, sondern statisch, gibt es im Grunde nichts zu erzählen, dann ist das, was erzählt wird, langweilig.

Fazit
Erzählökonomie und dramatische Relevanz sind keine Gesetze, denen Autorinnen und Autoren folgen müssen, um am Ende des Tages eine gute Geschichte in Händen zu halten. Sie verbieten nicht, eine Geschichte beliebig auszuschmücken, Anekdoten aus der Vergangenheit einer Figur zu erzählen, Neben- und Umwege zu beschreiten. Allerdings sollte man vorher genau wissen, was die Geschichte tatsächlich braucht, um zu funktionieren und verstanden zu werden.

WENN SICH AUTORINNEN UND AUTOREN NICHT KLAR DARÜBER SIND, WAS SIE EIGENTLICH ERZÄHLEN WOLLEN (UND WARUM), WIE SOLLEN ES DANN DAS PUBLIKUM UND DIE LESERSCHAFT SEIN?

Und hierbei helfen die Kriterien der dramatischen Relevanz. Sie unterstützen Autorinnen und Autoren dabei, eine Geschichte effizient zu entwickeln und fokussiert zu erzählen. Vor allem aber können sie mit ihnen eine größere Klarheit über das gewinnen, was sie erzählen wollen. Und eine solche Klarheit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gute Geschichte. Denn wenn sich Autorinnen und Autoren nicht klar darüber sind, was sie eigentlich erzählen wollen (und warum), wie sollen es dann das Publikum und die Leserschaft sein?

Dieser Text ist in leicht veränderter Form zuerst in der AutorInnen-Zeitschrift Federwelt Nr. 113, August / September 2015 erschienen.


 „Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.“ 

– Sprichwort aus den USA


Als Person des öffentlichen Lebens ist man ständiger Kritik ausgesetzt.

Jogi Löw sieht sich bei jedem Spiel zehntausenden von kleinen Bundestrainern gegenüber. Eine richtige Entscheidung löst Jubel aus; ein Fehler – den möglicherweise nicht einmal der Trainer gemacht hat – und der Mob tobt.

„Mit diesem Bundestrainer können wir ja auch nichts gewinnen.“

Jeder kann ein Tatortdrehbuch besser schreiben als die Drehbuchautoren.

Jeder kann besser schauspielern als die Thomalla.

Jeder kann besser schreiben als Du. Oder zumindest genau so gut.

vigeland-947342_1920In der heutigen Zeit erleben wir ein Phänomen, das neu ist. Die Kritik, ganz gleich welcher Qualität, ist um ein vielfaches wahrnehmbarer als früher. Sie äußert sich in Shitstorms, aber auch in der Einzelkritik.
Wo früher im Wohnzimmer vor sich hingeschimpft wurde, findet Kritik heute Wege in die Öffentlichkeit, kummuliert sich, wird laut. Das kann wunderbar und positiv sein, kann soziale Bewegungen in Gang setzen.
Sie kann auch das Gegenteil bewirken; kann Menschen klein machen oder klein halten. Kann ihnen Angst machen.

Als Autor ist man per Definition eine Person des öffentlichen Lebens, jemand, der gelesen werden will, der wahrgenommen werden will.
Das zieht zwangsläufig Kritik nach sich und wir müssen, ob wohl oder übel, mit diesem Thema leben. Es lohnt sich also, einen Blick auf Kritik zu werfen. Was steckt hinter diesem Begriff? Kann man Kritik vermeiden? Wie geht man am besten damit um, wenn man kritisiert wird?

Was sagt Wikipedia?

Wikipedia definiert Kritik wie folgt:

1.    Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben.
2.    Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten bezeichnet die Kritik – insbesondere in der Verbform kritisieren ebenso wie monieren[3] und die Monierung[4] – auch eine Beanstandung oder Bemängelung

Kritik bedeutet „trennen“ oder „unterscheiden“. Sie wird sprachlich differenziert von Skepsis, Verriss, Schmähkritik, Tadel, Rüge oder Nörgelei.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis kann diese Unterscheidung nur treffen, wer sie kennt und wenn mein Buch auf Amazon eine 1 Stern Rezension erhält, ist es gar nicht so leicht herauszufinden um welche Kritikqualität es sich handelt.

Kritik ist in der heutigen Zeit, und das ist neu, ein Verkaufsargument. Ein Stern auf Amazon trifft nicht nur den Autoren, der mit Herzblut in sein Werk investiert hat, es trifft auch zukünftige Kaufinteressenten. Das verleiht dem Rezensenten eine gewisse „Machtposition“ gegenüber dem zu Kritisierenden.

Dieser Umstand löst bei Autoren sehr häufig Selbstrechtfertigungsreflexe aus, die das Lesen der Kommentare bei Amazon streckenweise spannender machen als das Buch.

Wie Wikipedia aufteilt, bedeutet Kritik zum einen, dass ein Gegenstand (oder ein Roman) an einem Maßstab gemessen und beurteilt wird. Romane sind keine Bananen und man kann sie nicht in DIN Normen zurechtbiegen. Dennoch gibt es bei Romanen Formen, es gibt Dinge die funktionieren und die nicht funktionieren. Eine Reihe Literaturkritiker haben sich mit diesem Thema auseinander gesetzt (Lessing, Schlegel, Heine…).

Es kommt auch darauf an, wer kritisiert

Ich bin ehrlich, ich fände auch eine Kritik eines Markus Heitz, Rainer Wekwerth oder Sebastian Fitzek toll, weil ich weiß, dass allesamt erfahrene Autoren sind.

Es gibt also eine Kritik, die ich (und ihr wohl auch) gerne bereit bin anzunehmen, nämlich wenn die „Beurteilung anhand von Maßstäben“ sich an der Erfahrung des Kritisierenden bemisst.

Beim Jiu Jitsu kritisiert der Sensei meine Körperhaltung und ich nehme die Kritik an, denn ich weiß, dass er es von seiner Position besser sieht und mehr Erfahrung hat.

Ich nehme die Kritik meines Lektoren an, weil er ein Profi ist.

Diese Form der Kritik ist wichtig für uns. Sie zeigt uns auf, was wir besser machen können, sie weist uns eine Richtung und wir akzeptieren sie, weil wir die Eloquenz des Kritikers erkennen.
Wertschätzende Kritik auf der Arbeit und im Leben sind Hinweise, Tipps. Sie ist wertvoll und sie sollte als solche geachtet werden.

Nun ist das beileibe nicht immer der Fall. Im Netz findet sich haufenweise Kritik, die diese Bezeichnung nicht verdient. Sie ist persönlich, beleidigend oder auch einfach nur nicht sachgemäß.

Eine Amazon 1* Rezension mit „Der Roman ist scheiße“ ist für den Autor in etwa so gewinnbringend, als hätte der Rezensent „Die Haare des Autoren sind hässlich“ oder „draußen ist es kalt“ als Begründung genommen. Sie hilft nicht, aber sie verletzt uns.

Es ist jetzt leicht zu sagen, man solle diese Art Kritik nicht so nah an sich heran lassen. Das ist zwar richtig, aber es gelingt dem einen besser, dem anderen schlechter.

Umgang mit unsachlicher Kritik

Wie also umgehen mit Kritik die

•    Unsachlich und verletzend, zu allgemein gehalten, übertrieben oder darauf angelegt ist, uns klein zu halten? Die unsere Person infrage stellt?

Zunächst sollte uns klar sein, dass Kritik eine Meinung ist. Meinungen hat jeder. Man muss nichts können und nichts vorweisen, um eine Meinung zu haben. Es muss nicht mal die eigene Meinung sein, manchmal ist sie einfach von jemand anderem übernommen.
Du hast also das Recht eine Meinung abzulehnen, oder um es mit Terry Cole-Whittakers Buchtitel zu sagen „Es geht mich nichts an, was sie über mich denken“.

Da aber eine 1* Rezension auf Amazon kein Verkaufsargument ist, werden wir uns damit schwer tun. Um eine negative Kritik auszubügeln, benötigt man 3 positive Kritiken. Es ist allerdings festzustellen, dass Bewertungen auf Amazon zunehmend kritischer von anderen Amazonkunden gewürdigt werden, es ist also hier nicht alles verloren. Vor allem der Umgang des Kritisierten mit der Kritik kann hier eine Rolle spielen.

In vielen Fällen ist inhaltsleere Kritik verbunden mit einem Problem des Kritikers selbst.woman-1006102_1920

1.    Er mag dich als Person nicht. Das kommt vor im Leben. Man kann es nun mal nicht allen recht machen. Hier haben wir keine Kritik am Werk, sie ist somit nutzlos. Wenn jemand nicht mag wie ich rede, aussehe oder rieche, dann gehen die Person und ich uns am besten aus dem Weg. Man darf sich fragen, wieso diese Person sich dazu berufen fühlt, dann ein Buch von mir zu kaufen und auch noch zu bewerten.

2.    Du tust nicht, was er will. Das ist eine recht häufige Art der Kritik. Eigentlich ist es keine Kritik, sondern eine als Kritik getarnte Aufforderung dich endlich so zu verhalten, wie der Kritiker es gerne hätte. Das findet man oft im privaten Umfeld. Vorsicht: Bei geliebten Menschen lohnt sich das hinhören und das hinterfragen der eigenen Einstellung. Allerdings nicht immer.

3.    Der Kritiker ist mit irgendwas unzufrieden, das nicht in Deiner Hand liegt und braucht ein Ventil. Wer schon mal im Kundenverkehr gearbeitet hat, kennt das Gefühl ständiger Prellbock für die Launen der Leute zu sein. Diese sind meistens kurzfristig und finden sich nicht in Amazon Rezensionen wider, aber es soll vorkommen.

4.    Der Kritiker hat schlicht und einfach vor, dich aus der Fassung zu bringen oder sich selbst zu erhöhen.

aber

Trotzdem genau hinhören

Wenn die Rezensionen sich häufen und immer und immer wieder die gleichen Dinge angesprochen werden, dann darfst du dir das gerne noch einmal ansehen.
Daher sollte folgendes im Umgang mit Kritik gelten:

1.    Liefere die beste Arbeit ab, die du abliefern kannst.

Du bist Autor. Du trittst an die Öffentlichkeit. Du möchtest Geld für Dein Buch. Leser sind ein gewisses Niveau gewöhnt und sie sind sogar in hohem Maße bereit, Selfpublishern einige Fehler zu verzeihen. Aber Leser mögen es nicht, wenn sie das Gefühl haben, halbfertige unausgereifte Bücher vor sich zu haben. Diese Kritik habe ich schon hundertfach bei Amazon gelesen. Gib Gas, dann hast Du auch das nötige Selbstvertrauen zu Dir zu sagen: „Ich habe mein Bestes gegeben und kann über der Kritik stehen, wenn sie nicht angebracht ist.“

Dazu gehört auch, Dein Buch VOR Veröffentlichung von anderen Personen lesen zu lassen.

2.    Schlafe eine Nacht darüber

Reagiere nicht sofort. Der Nachteil der breiten Kritikmasse bietet auch einen Vorteil. Sie ist nicht so direkt. Anders als mit dem Kollegen im Büro (die sich heute mit Kritik auch vielfach hinter E-Mail verstecken, weil sie doch nicht so mutig sind) musst Du nicht sofort reagieren. Schlafe eine Nacht drüber, lass den Zorn verrauchen.

Auch hilfreich: Schreibe vorher auf, was Du sagen willst. Lass alles raus. Lies es am nächsten Tag und dann schmeiß diesen Zettel in die Tonne.

3.    Rechtfertige dich nicht

Wenn Du das Beste gegeben hast, musst du dich nicht rechtfertigen. Schreibt jemand „der Roman ist scheiße“, dann frage zB „Was genau hat dir nicht gefallen?“. Wenn der Kritiker darauf nicht mehr eingeht, erkennt auch ein Dritter, dass es mit seiner Kritik nicht weit her ist. Aber wer weiß, vielleicht bekommst du daraus sogar einen hilfreichen Hinweis?

4.    Bleibe bei der Sache

Lasse dich nicht auf die persönliche Eben ziehen. Manche machen das nur zu gerne, am Ende büßt du Reputation ein.

Es hilft übrigens auch nicht, den Kritisierenden runterzumachen. Wenn ein Autor sich rechtfertigt oder gerechtfertigt wird (was öfter vorkommt, als ich gedacht hätte), lese ich oft das Wort „Neid“ oder „Neider“. Ich habe am Ende immer das Gefühl, dass niemand diese Diskussion „gewonnen“ hat. Der unbeteiligte Dritte hingegen hat sich ein Bild gemacht und nimmt im Zweifel eher Abstand vom Kauf.

5.    Frage dich, welchen Einfluss die Kritik WIRKLICH hat

Wenn Du Ratschlag 2 nicht befolgst, ist jede Kritik ein grausamer Schlag. Du fühlst dich schlecht, es brodelt in dir. Du willst herausschreien „das stimmt nicht“ oder du kaust auf Deinen Nägeln und denkst „oh nein! Ist da wirklich so schlecht?“.
Am Ende stellst Du fest, dass die Kritik hohl ist. Im besten Fall noch schlecht geschrieben. Geh darüber hinweg, es ist eine Meinung, Du musst sie nicht annehmen, denn sie hat keinen wirklichen Einfluss auf Dein Leben.

6.    Akzeptiere konstruktive Kritik

Sie ist Dein Treibstoff. Jede kritische 2-3 Sterne Kritik macht Dich als Autor besser. Ein wundervolles Beispiel für konstruktive Kritik, gepaart mit professionellem Umgang des Autoren habe ich bei Annika Bühnemann auf Amazon gefunden (Leider funktioniert der Link nicht mehr – sobald ich die Bewertung wieder gefunden habe, ist das Beispiel wieder verlinkt)

7.    Sei dankbar für kritische Worte

In der freien Wirtschaft sind wir dankbar für jeden Kunden, der sich beschwert. Es gibt ganze Abteilungen mit Qualitätsmanagement. Wieso ist das so? Ein Kunde der sich nicht beschwert frisst seine Unzufriedenheit in sich hinein. Er packt seine Sachen und verschwindet, du siehst ihn nie wieder. Ein Kunde der sich äußert kann helfen Fehler und schlechte Prozessabläufe zu erkennen. Er bietet aber auch die Möglichkeit der „Heilung“. Durch freundlichen Umgang, durch Beseitigung des Fehlers (siehe Beispiel oben). So sind aus einstmals unzufriedenen Kunden schon richtige Fans geworden. Das bietet eine Chance, mache Dir das klar.

Ist die Kritik unsachlich, fies und persönlich gibt es ein paar Mittel, um sich aus der Wut und dem angegriffen fühlen herauszuwinden:weather-1611702_1920

•    Bedauere den Kritiker. Er ist kindisch, trampelt auf den Boden weil er nicht bekommt, was er will. Er kann einem leid tun mit seinem Versuch, nach Aufmerksamkeit zu rufen.
•    Stell Dir den Kritiker als Cartoon vor. Als Ralph Wiggum von den Simpsons oder als jemand anderes, dessen Kritik dich eher zum Lachen bringen würde. Inklusive Stimmlage.
•    Such nach dem Motiv des Kritikers. Welcher Typ ist er? Hat er Zuhause Ärger und will den loswerden? Ist er Misanthrop und sowieso immer mit allem unzufrieden

Versuche mit der Kritik abzuschließen und mach Dir klar, dass Kritik etwas wertvolles sein kann, das Kritiker Trainer sein können und dass sie keineswegs immer persönlich zu nehmen ist.

Selbst richtig Kritik üben

Umgekehrt, wenn Du Kritik gibst, achte auf die gleichen Dinge. Kritik ist wertvoll und jeder Autor ist dankbar für eine Rezension auf Amazon.

Achte darauf auf Dich bezogen zu schreiben („In meinen Augen hat …“, „Ich hatte das Gefühl …“). Auch wenn gerne gesagt wird, dass Kritik objektiv sein soll ist das Quatsch und ein Ding der Unmöglichkeit. Kritik ist äußerst subjektiv. Sie soll sachlich – also auf die Sache bezogen sein – aber sie spiegelt Deine Meinung wider.

Sei so konkret wie möglich („In meinen Augen wird zu oft das Wort „XY“ verwendet, so dass sich die Wirkung bei mir schnell abgenutzt hat“)

Lobe, was gut war („Hingegen hat mir sehr gut gefallen, dass …“)

Sei Dir als Kritiker klar darüber, dass Kritik je nach Persönlichkeit des Kritisierten als Angriff wahrgenommen und zu verbaler Verteidigung führen kann. Am besten verweist Du auf diesen Artikel :-)


    „Nur wenige Menschen sind klug genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen.“ – François de La Rochefoucauld

    „Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt ist mein Lehrer.“ – Chinesisches Sprichwort

   „Ich bin dankbar für schärfste Kritik, wenn sie nur sachlich bleibt.“ – Otto von Bismarck (1815-98), erster deutscher Reichskanzler

    „Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlechtmacht.“ – Heinrich Nordhoff (1899-1968), ehem. Vorstandsvorsitzender von VW

„Um Kritik zu vermeiden: Tu nichts, sag nichts, sei nichts.“ –  Elbert Hubbard (1856-1915), amerik. Schriftsteller

 


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