„Sie gehören wohl auch zu den Menschen, die Organisation für ein Verbrechen halten.“
„Richtig. Man hört schließlich überall von organisiertem Verbrechen. Das Wort Verbrecherorganisation kommt ja nicht von ungefähr. Damit will ich nichts zu tun haben.“
„Ich dachte auch eher an die Organisation ihres Arbeitsplatzes.“
„Mein Arbeitsplatz hat eine eigene Organisation?“
„So wie ich das sehe nicht, nein.“
„So ein Glück, für einen Moment haben Sie mich ganz schön erschreckt.“
Am ersten Arbeitstag stand ich mit einem Lächeln im Büro. Endlich der langersehnte neue Job. Firmenkunden, wow. Man steckte mich zu Kollegen A, zu Kollegen B, zu Kollegen C.
A gab mir eine Aufgabe. B gab mir zwei, C gab mir fünf. Am nächsten Tag hatte ich gerade einmal eine davon erledigt, weil ich die Hälfte nicht verstand, die ganzen Infos direkt wieder aus meinem Hirn herauspurzelten und drei neue Aufgaben dazu kamen.
Ich notierte alles auf einem Post-It, klebte ihn irgendwohin und vergaß, wo das war. Manchmal verstand ich meine eigene Notiz nicht. Andere Kollegen erfuhre, dass ein neuer Trainee da war und schoben mir allerlei Kram auf den Tisch, der den Stapel wachsen und wachsen ließ. Ich fing immer an das abzuarbeiten, was mir als letztes auf den Tisch gelegt wurde.
Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich etwas ändern musste. Ich bin von Natur aus vergesslich, ein wenig unordentlich und schlecht organisiert. So gesehen bin ich der Prototyp eines Kreativen. Ich gehe von Raum A nach Raum B um etwas zu holen, während meine Gedanken sonstwohin wandern. Dann stehe ich in Raum B und habe vergessen, was ich dort wollte.
Bei der Arbeit ist das hinderlich. Beim Schreiben ist das hinderlich. Es ist sogar zu Hause beim Ordnung halten hinderlich. Ich setze hierbei relativ viel auf Gewohnheiten, aber es gibt noch eine Reihe anderer Möglichkeiten.
Von Autoren höre ich immer wieder, dass Selbstorganisation unnötig und eher hinderlich für die Kreativität sei.
Ich hätte bis heute wahrscheinlich noch kein einziges Wort zu Papier gebracht, wenn ich mich nicht mit diesem Thema und dem damit verbundenen Blick auf sich selbst beschäftigt hätte.
Wieso ich der Meinung bin, dass wir als Selfpublisher und Autoren uns irgendwie organisieren müssen? Nun, die meisten von uns können vom Schreiben nicht leben, dass bedeutet, wir haben noch einen anderen Beruf. Wir haben noch eine Familie und Freunde. Wir haben vielleicht (wenn auch sehr selten) andere Hobbies. Ich habe mich mal zehn Minuten hingesetzt und ein Schaubild erstellt. Hier geht es nur um das Schreiben und die Übersicht ist nicht vollständig.
Da kommt schon einiges zusammen, wenn man sich das einmal vor Augen führt.
Die Basis überhaupt um Dinge geregelt zu bekommen, ist sie nicht zu vergessen. Das klingt banal, aber wie ich schon gesagt habe, wird das schwieriger mit der Zahl der Aufgaben. Viele von uns, mein früheres Ich inklusive, sind der Meinung, dass man sich Dinge irgendwie merken kann, oder um es mit Oma zu sagen: „Wenn ich es mir nicht merken kann, war es nicht wichtig.“
In der Realität führt das oft dazu, dass man immer nur das macht, was einem zuletzt in den Sinn kommt oder was uns jemand zuletzt zugerufen hat.
Jetzt kommen bei uns neben den klassischen Aufgaben aber noch Ideen für Bücher hinzu. Einfälle für Plotwendungen, Charaktere oder Worldbuilding. Das alleine nicht zu vergessen, ist schon eine Herausforderung. Was passiert da nur mit den anderen Aufgaben?
Manchmal muss man Tabula Rasa machen. Einen Moment inne halten und den Kopf leeren. Erstmal sammeln, was überhaupt da ist und das aufschreiben.
Ich mache das mit der gleichen Technik, wie ich das Schaubild oben erstellt habe, einer Aufgaben Mind-Map. Daraus ergeben sich automatisch die Schritte, die man als nächsten machen muss. Ich empfehle, möglichst kleine Schritte zu wählen. Wenn ich oben zum Beispiel „Recherchieren“ geschrieben habe, ist das natürlich Nebel in Tüten und hilft nicht. Da müsste noch konkreter folgen für was recherchiert werden soll und wonach gesucht werden soll. Dann, sollte Dr. Google nicht genügen, ruhig schon Namen und Telefonnummer notieren und „anrufen“ dazu schreiben – dann haben wir eine richtige Aufgabe ;-)
Ich persönlich stehe auf Listen und schreibe das ganze hinterher in eine solche, aber viele von uns sind eben keine Listentypen – da kann man direkt von der Mindmap arbeiten oder sich etwas anderes überlegen – den Zauberhut zum Beispiel. Was das ist, verrate ich ein anderes mal. Es gibt schöne Mittel – tolle Notizbücher, Arbeitsbücher und bunte Onlinetools, die auch für den Kreativen geeignet sind.
Vielen von uns werden Notizbücher liegen; Autoren lieben Notizbücher und sind glücklich, wenn sie mit irgendwas vollschreiben können. Burkhard Heidenberger von Zeitblueten.de empfiehlt ein Superbuch. Ich arbeite ebenfalls mit einem Notizbuch, habe aber für meinen Bürojob und das Schreiben noch jeweils projektbasierte Listen, die mir helfen den Überblick zu behalten. Beim Schreiben nutze ich neben einem Notizbuch auch ein Onlinetool, weil ich viel im Zug arbeite und meine Ideen so vernetzt bleiben.
Die Liste der Tools die ich probiert habe ist lang und ich werde in der nächsten Zeit auf die einzelnen Dinge eingehen und sie in der „Tooltime“ ablegen. Ich habe zig Kurse besucht und eine ganze Reihe Bücher gelesen. Ich werde auch ein wenig über mein Zeitmanagement schreiben – das ist was für alle, die wie ich Chaoten sind und denen das Organisieren und Aufgaben abarbeiten nicht in die Wiege gelegt wurde.
Wie geht ihr mit den Dingen des Lebens um? Seid ihr Naturtalente? Vergesst ihr nie etwas, oder geht bei euch auch immer alles unter, bis jemand in der Tür steht und euch nett daran erinnert? Schreibt in die Kommentare.
Ach – und trage Dich doch bei der Gelegenheit in meinen Newsletter ein :-)
Lieber Bruno,
bei mir handelt es sich wohl um ein Mittelding. Struktur ist etwas, das tief in mir drinsteckt – zum Glück, muss ich sagen, denn mein Kopf organisiert gewissermaßen automatisch und das gilt auch für Handlungen in meinen Büchern.
Dennoch schreibe ich Dinge auf – bei meinem neuen Romanprojekt beispielsweise habe ich Lebensläufe der Eltern und Großeltern der Protagonisten auf scapple erstellt. Da diese sozusagen als Hintergrund für das Buch laufen, bleiben sie mir nicht automatisch im Kopf.
Ansonsten bin ich auch ein Notizbuch-Vollschreiber. Denn oft hilft es, Dinge aufzuschreiben, um Platz für neue Gedanken zu schaffen und mein Gehirn freizumachen vom Auftrag, nicht zu vergessen.
Ach – Nebel in Tüten ist eine großartige Formulierung – hat mich zum Lachen gebracht!
Alles Liebe und viel Spaß beim Organisieren!
Elyseo