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Geben Sie Ihrer Romanfigur ein Ziel, das sie unbedingt erreichen will. Stellen Sie die Figur vor Hindernisse, die sie überwinden muss, um das Ziel zu erreichen. In jedem Fall braucht sie ein Ziel.


Diesen Tipp kennt jeder von uns. Unsere Helden brauchen ein Ziel, eine Motivation um etwas zu tun. Ohne das irrt der Held durch die Welt, reagiert lediglich auf die von uns auferlegten Prüfungen, um sich letzlich zu einem Ergebnis durchzuringen, das keine klare Entwicklung erkennbar macht.

Also hauen wir uns Nächte um die Ohren, feilen an Zielen, erforschen Motive und skizzieren haarscharf den Weg, den der Held zu gehen vermag, freilich um ihn mit allerlei Hindernissen zu konfrontieren, je größer, desto besser.

Das können wir gut.

Aber gilt das, was wir unseren Helden angedeihen lassen nicht auch für uns? Was ist mit unseren Zielen? Irren wir auch durch die Welt und reagieren auf Ereignisse ohne zu wissen, wo sie uns hinführen? Haben wir am Ende eine Entwicklung durchgemacht? Bemerken wir das überhaupt? Geben wir uns annähernd die gleiche Mühe für unsere eigenen Leben, wie wir sie in unsere Helden investieren?

Es irrt der Mensch solang er strebt, sagt Goethe. Was macht ein Mensch der nicht strebt?

Womöglich irrt er auch, nur ziellos.

Nach einer ganzen Reihe Augenschelm fragt: Interviews, vielen gelesenen Ratgebern und durchstöberten Autorenhomepages fällt mir auf, dass erfolgreiche Autoren (u.a. Heitz, Eschbach) Zeitmanagement als Erfolgsfaktor nennen.

Aha? Was hat das mit Schreiben zu tun? Oder gar mit Zielen, wie die Überschrift es vermuten lässt?

Nun, Ziele – Motivationen – sind der Anfang von allem.

Andreas Eschbach antwortete einem Autor, der einen Tritt in den Arsch von ihm wollte, damit er sich endlich an sein Buch setzt, wiefolgt:

„Tut mir leid, den werden Sie von mir nicht kriegen. Sie können sich nicht aufraffen, ein Buch zu schreiben? Na, dann lassen Sie es doch! Das Letzte, wirklich das Allerletzte, was die Welt braucht, ist noch ein Buch. Es gibt genug davon. Mir fällt kein vernünftiger Grund ein, warum man jemanden dazu antreiben sollte, noch eines zu schreiben, dem der Drang dazu nicht von selber innewohnt.“

Harte Worte? Wahre Worte! Wieso solltest Du ein Ziel verfolgen, dass Dich offensichtlich nicht interessiert. Ich beschäftige mich von berufswegen viel mit Träumen und Zielen von Menschen. Früher waren das überwiegend finanzielle Ziele und Wünsche – ich will ein Haus, ich will ein Auto – und die überraschende Erkenntnis, dass man dafür im Vorfeld etwas tun kann. Später mit Menschen, die Firmen aufbauen wollten. Die Visionen hatten und diese verwirklichen wollten.

Diese Träume stehen am Anfang. Weit vor einem klaren Ziel oder dem tatsächlichen tun. Es ist dieses leise Hämmern, dieses „ich will das irgendwann mal“. Wir haben das alle. Jeder Autor, der meinen Blog verfolgt hat das.

Es sind die Dinge, die wir am Ende bereuen, wenn wir sie nicht getan haben.time-273857_1920

Ganz am Anfang steht die Erkenntnis herauszufinden, ob das wirklich Deine Wünsche sind, Deine Träume. Das klingt sonderbar, aber Andreas Eschbach hat recht; wenn Du Dich nicht zum schreiben aufraffen kannst, wieso willst Du es dann? Willst DU es überhaupt? Oder hast Du das irgendwann mal beschlossen und dann nie wieder hinterfragt? Rennst Du diesem Traum hinterher wie ein Esel der Karotte, weil das irgendwie mal cool war oder weil Du mit vierzehn gute Aufsätze in der Schule geschrieben hast?

Es ist essenziell, die eigenen Träume regelmäßig zu hinterfragen. Kaum zu glauben aber wahr: Unsere Wünsche ändern sich. Heute, wo ich Papa einer kleinen Tochter bin, verheiratet und mit einem tollen Job, habe ich andere Träume als mit Anfang zwanzig. Sollte ich dann immernoch alten Wünschen nachhängen, weil ich das nie wieder hinterfragt habe?

Sicher nicht. Hier beginnt es. Mit Dir selbst. Nimm Dir einen abend Zeit, höre ganz tief in Dich und frage Dich Sätze wie:

  • Was würde ich tun, wenn mir Geld und Anerkennung egal wären?
  • Was möchte ich über mein Leben sagen, wenn ich irgendwann sterbe?
  • In welchen Moment vergesse ich die Zeit, wann bin ich ganz bei mir?
  • Was sind besondere Fähigkeiten von mir?

Viele Menschen die ich kenne, wagen sich an diese Fragen nicht heran, aus Angst vor den Antworten die sie erhalten. Dass sie möglicherweise über Jahre dem falschen Weg nachgegangen sind. Nun, es ist nie zu spät die Richtung zu ändern. Man muss nicht immer jung und dynamisch sein – man kann auch geduldig und erfahren sein.

Da dies ein Blog über das Schreiben ist, komme ich nun zu dem Punkt, an dem aus Wünschen die ersten zarten Knospen werden. Autoren wollen Autoren sein. Sie wollen schreiben und vielleicht vom Schreiben leben. Wenn Du die Frage 1 mit „schreiben“ beantwortest, bedeutete das im wesentlichen, dass Du vom Schreiben leben möchtest. Sei so ehrlich, trau Dich das zu sagen.

Wenn ich genug Geld damit verdienen würde, würde ich Schreiben.

Okay, das fühlt sich jetzt komisch an. Ihr bemerkt sicher den Schweinehund, der gerade jetzt neben euch sitzt und sagt, wieso das nicht geht, dass ich das so nicht sagen kann und dass es den meisten sowieso nicht gelingt.

Stimmt. Für nichts im Leben gibt es eine Garantie. Aber man kann seine Träume in kleine Schritte verpacken. Wenn man erfolgreiche Menschen fragt, ist genau das eine Ihrer Strategien. Kleine Schritte, diese gehen, mit Rückschlägen umgehen. Wie die Helden in unseren Büchern.

Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben, wie ich ans Schreiben gegangen bin und wie ein heutiger, kleiner Schritt von mir aussieht.

Zu Beginn war das Wichtigste, Zeitfenster zu finden. Ich wollte schreiben, aber ich wusste nicht wann. Also habe ich mit etwas angefangen, was zunächst gar nichts mit Schreiben zu tun hat. Ich habe meinen Wecker gestellt. Auf fünf Uhr, statt auf sieben Uhr.

Die ersten Tage habe ich nur Kaffee trinkend aus dem Fenster gestarrt und mich gefragt, was ich da eigentlich tue. Dann habe ich irgendwann angefangen zu schreiben.

Nachdem ich umgezogen bin, ging das nicht mehr, weil ich nun 90 Minuten zu Arbeit pendel. Also habe ich mir angewöhnt, in der S-Bahn zu schreiben. Am Anfang habe ich nur gelesen, weil mir der Gedanke unangenehm war, dass mir jemand über die Schulter blicken könnte beim schreiben – das mögen Autoren schließlich gar nicht.

Heute ist es ein Reflex. Ich sitze in der Bahn, ich krame meinen PC raus. Wie bei Pawlows Hund.

Mein Schreibziel diese Woche (ich bin gerade in Elternzeit) war: Mindestens 5 Stunden Schreibzeit finden. Habe ich geschafft. Ich habe nicht definiert, was ich in dieser Zeit schaffen will, denn mit einem kleinen Kind ist es schwer genug, überhaupt die Zeit zu finden.

So können kleine Schritte aussehen.

Wieso ist das Wichtig? Gerade für Autoren?

Die meisten von uns verdienen ihren Lebensunterhalt nicht mit Schreiben. Das bedeutet, wir haben einen Berg von Aufgaben, die wir jeden Tag zu bewältigen haben. Wir haben Kinder, einen Job, Haushalt, Freunde, Eltern und Verwandte, ein Auto das zur Werkstatt muss, einen Frisörtermin, müssen Einkaufen, die Steuererklärung abgeben, wischen,Wäschen waschen, saugen, Sport machen, kochen, den Flur putzen etc.

Kurz gesagt, wir haben jeden einzelnen Tag genug um die Ohren. Wir kommen mit einem normalen Tag schon nicht hin und abends sind wir so platt, dass wir nichts mehr können, außer vor dem Fernseher zu hängen (übrigens ein guter Grund, Morgens zu schreiben ;-)).pyramide

Der Punkt ist, dass die Alltagsaufgaben von völlig alleine auf uns zukommen. Wir müssen uns nicht anstrengend, wir müssen keinerlei Energie aufwenden. Wäsche wird (fast) von alleine dreckig, das Auto geht so kaputt. Die Arbeit habe ich jeden Tag, ebenso wie putzen und es kommt auch vor, dass man Freunde hat, die sich bei einem melden (wenn man selbst die Freundschaften pflegt).

Was heißt das? Niemand, wirklich niemand, interessiert sich dafür, ob Du Dich hinsetzt und schreibst. Es liegt in Deiner Verantwortung, in Deiner Hand. Der Welt ist es egal, ob noch ein Buch entsteht. Selbst Deinen Freunden wird es oftmals egal sein, sofern sie nicht auch Autoren sind.

In der Uni gibt es Abgabetermine. Es gibt Freunde, die sauer sind, wenn Du Dich nicht meldest. Chefs, die wollen, dass Aufgaben erledigt werden. Wenn Du fremdbestimmt bist, kommen die Aufgaben wie von selbst und ebenso die Dringlichkeit sie zu erledigen.

Als Autor hast Du eventuell eine Deadline, wenn Du einen Verlag hast. Aber als Selfpublisher? Wer tritt Dir in den Hintern? Wer kommt und sagt: Du wolltest doch fertig sein? Wer legt Dir den Auftrag auf den Tisch, doch bitte das Buch zu Ende zu schreiben?

Alle Antworten, die Du Dir auf die obigen Fragen gibst, stehen an der Spitze der Pyramide. Sei es, dass Du Sänger, Rennfahrer, erfolgreicher Bio-Landwirt oder Autor werden willst. Das passiert nur, wenn Du herausfindest, welche der vielen, vielen Aufgaben die Du jeden Tag zu bewältigen hast, Dich Deinem Ziel näher bringen und diese verfolgst. Stur, konsequent, in kleinen Schritten. Meinetwegen nur zehn Minuten am Tag, aber dafür hartnäckig.

Das ist der allererste Schritt. Vom Wunsch, zum Ziel, zur Aufgabe. Wenn Du diese Aufgaben identifiziert hast, musst Du noch herausfinden, wie Du es schaffst, sie im Auge zu behalten, sie zu fokussieren. Prioritäten zu setzen, denn Du merkst schon, es ist nicht förderlich NUR das eine oder NUR das andere zu machen. Wenn Du jeden Tag schreibst, dafür alles andere liegen bleibt ist das schlecht für Deine sozialen Kontakte, für Dein Wohlbefinden und vieles andere.

Die gute Nachricht: Es geht. Die schlechte: Es geht nur mit Deinem Einsatz und Willen. Aber wenn Du hier konsequent bist, wirst Du Erfolge sehen. Sei es, weil Du es überhaupt schaffst, zu schreiben oder weil Du irgendwann tatsächlich ein Buch veröffentlichst.

Es gibt eine unerschöpfliche Menge an Tools, Tipps und Ratgebern. Wichtig ist herauszufinden, was für Dich funktioniert. Keine App der Welt, kein Ratgeber wird das für Dich lösen können. Sie können alle nur Tipps, Richtungen geben.

Welche Erfahrungen ich mit welchen Tools, Ratgebern und Blogs gemacht habe, werde ich hier nach und nach posten.

Damit genug von mir. Nun ran ans Schreiben – oder was auch immer Deine Träume sind :-)


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