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Vielleicht spielst Du mit dem Gedanken, einmal bei einer Anthologie oder Kurzgeschichtensammlung mitzumachen oder sogar selbst eine herauszugeben. Wenn Du bist wie ich, dann begegnest Du solchen Projekten womöglich erst einmal mit einer gesunden Portion Skepsis. Ich konnte mir Jahre lang nicht vorstellen, mit Kurzgeschichten zu arbeiten, weil es für mich eben keine richtigen Romane waren.

Ich wurde eines Besseren belehrt. Wie ich festgestellt habe, bietet eine Kurzgeschichtensammlung eine Vielzahl von Vorteilen, darüber möchte ich heute erzählen.

Vorteile für wenig erfahrene Autoren

Kurzgeschichten sind deutlich schneller geschrieben, als Romane. In meinen Fällen haben sie zwischen 5.000 (Blutlese) und 7.000 (die letzte Fahrt) Wörter. Das ist nicht wenig, aber eine Geschichte in der Größenordnung bekomme ich mit meinem überschaubaren Zeitbudget in etwa einer Woche geschrieben, die Überarbeitung außen vor. Da es bei einer Anthologie im Regelfall genügt, eine Kurzgeschichte beizusteuern, kommt man also mit überschaubarem Zeiteinsatz zu einer Veröffentlichung.

Für mich ganz persönlich war das ziemlich entscheidend. Ich habe bereits drei Jahre an meiner ersten Romanidee gearbeitet, die dabei so sehr abgewandelt wurde, dass ich im Prinzip zwei komplett eigenständige Geschichten schrieb. Nach Fertigstellung des Dunkelbringers gefiel mir nicht, was auf dem Papier stand. Ich nahm Abstand davon, die Geschichte weiter zu entwickeln und schob meinen ersten fertiggestellten Roman in die Schublade. Insgesamt habe ich über 250.000 Wörter zu Papier gebracht und wieder verworfen.

Meine Nachfolgegeschichte unter dem Arbeitstitel Helden steckt irgendwo zwischen Akt 2 und 3 fest und lag nun beinahe ein Jahr unberührt herum. Für mich waren die Veröffentlichungen der Kurzgeschichten ein Motivationsschub. Am Ende hält man ein Buch in Händen. Es gibt Feedback, Testleserunden. Kurzum, die Feedbackschleifen für das, was man tut, sind erheblich kürzer. Mir hilft das wahnsinnig, meine Motivation für die längeren Projekte aufrecht zu erhalten.

Für erfahrene Autoren, die bereits mehrere Bücher veröffentlicht haben, mag dieser Punkt nicht relevant sein. Für mich schon. Es bedeutet für mich, dass ich schon heute etwas veröffentlicht habe, das man kaufen und in der Hand halten kann. Auch in meinem Umfeld hat das zu einer erheblich verändert Wahrnehmung meines „Hobbys“ geführt. Erntenacht und Schmerzlos sind zwei professionelle Anthologien, die gut aussehen und insgesamt ein hervorragendes Niveau aufweisen.

Motivation, schnelleres Feedback und schnellere Veröffentlichungen sind aber nur ein Teil. Speziell im Fall der Erntenacht, wo ich Herausgeber war, musste ich mich erstmals mit dem Thema Selfpublishing intensiv auseinander setzen. Dafür weiß ich jetzt, wie man bei Amazon und ePubli Bücher einstellt, welche Anforderungen man an ein Cover haben sollte und wie viel man mit so einer Anthologie verdienen kann. Darüber hinaus habe ich nun eine eigene Autor-Page bei Amazon, eine weitere Einzahlung in das Thema Reputation und Wahrnehmung.

Wenn Dich interessiert, was wir mit der Erntenacht so verdienen: Auf meiner Buchseite steht, wie viel wir gespendet haben. Da wir alle Einnahmen spenden, entspricht das auch dem, was wir mit dem Buch verdient haben. Ein paar Euros kommen immer hinzu, weil ich erst sammle, bevor ich die nächste Spende vollziehe.

Weitere Vorteile

Das alles sind Vorteile, die vor allem für Autoren mit wenig Erfahrung beim Veröffentlichen interessant sind. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Dinge, die interessant sind:

  • Du arbeitest mit anderen zusammen, lernst von ihren Erfahrungen
  • Du knöpfst Kontakte, zum Beispiel zu Lektoren und Illustratoren
  • Dadurch lernst Du den Wert eines Lektorats / Korrektorats richtig einzuschätzen
  • Du lernst mit Deadlines umzugehen, die nicht nur von Dir selbst gesetzt sind
  • Du knüpfst Kontakt zu Buchbloggern
  • Es ist deutlich günstiger, als alleine ein Buch herauszubringen
  • Viele unterschiedliche Kompetenzen ermöglichen oftmals ein hohes Niveau. Bei der Erntenacht hatten wir alles in der Gruppe: Professionelles Lektorat, Korrektorat, Buchsatz und Cover. Alles Dinge, die normal richtig ins Geld gehen.
  • Du darfst die Kurzgeschichten der anderen vor Veröffentlichung lesen und Überarbeiten
  • Du hast die „Vertriebspower“ einer ganzen Gruppe und musst nicht alles alleine machen

Kurzum, es gibt kaum einen Part des Autorenlebens, für den die Mitarbeit an einer Anthologie nicht wirksam oder nützlich ist. Aber es gibt auch ein paar Schattenseiten. Mit den meisten davon hatte ich zum Glück kaum zu tun, da vor allem die Gruppe rund um die Erntenacht derart gut war, dass es richtig rund lief.

Die Nachteile

Trotzdem möchte ich die negativen Punkte aufzählen:

  • Eine Anthologie verkauft sich selten wirklich gut
  • Autorengruppen können sich sehr leicht zerstreiten. Ich bin einige Male Zeuge dessen geworden. Autorengruppen sind anarchische Zweckbündnisse, die nur durch das Ziel einer gemeinsamen Veröffentlichung zusammengehalten werden. Darüber hinaus sind die meisten Autoren eher Einzelkämpfer. So ein Bündnis kann schnell auseinander brechen, wenn das Ziel nicht stark genug ist
  • Wenn niemand Verantwortung übernimmt, passiert nichts
  • Wenn nur sehr wenige Verantwortung übernehmen, fühlen andere sich übergangen
  • Abgebrochene Projekte frustrieren sehr stark
  • Die Wahrnehmung für eine Kurzgeschichte und die damit verbundene Reputation ist geringer, als bei einem eigenen kompletten Buch
  • Die Organisation ist schwierig, vor allem wenn sie überwiegend online funktioniert. Bei der Erntenacht sind manche Autoren einfach mittendrin und ohne ein Wort zu verlieren ausgestiegen
  • Entscheidungsfindungen in großen Gruppen können ein Spießrutenlauf sein

Fazit

Ich kann jedem nur empfehlen, sich an einer Anthologie zu beteiligen. Mir hat es nur Vorteile gebracht, sowohl bei dem Drumherum als auch beim Schreiben selbst. Eine Kurzgeschichte verlangt ganz eigene Herangehensweisen, die nicht so einfach zu meistern sind. Mir machen sie zunehmend Spaß, was ich zu Beginn nie gedacht hätte.

Wichtig ist ein gutes Team oder ein Kopf, der sich um alles kümmert. Ich hatte beides. Bei „Schmerzlos“ haben sich Rahel und Sarah von Clue Writing quasi um alles gekümmert. Ich hatte keinen Kontakt zu anderen Autoren und es lief ziemlich gut. Dafür leidet hier etwas die Verbundenheit mit dem Gesamtprojekt. Bei „Erntenacht“ haben wir alles selbst gemacht, vom Lektorat bis zum Marketing und entsprechen verbunden bin ich mit den Leuten und dem Projekt. Das war und ist eine tolle Erfahrung.

Vor allem bei letzterem muss ich aber sagen, dass immer wieder jemand in die Bresche gesprungen ist, wenn ein anderer nicht konnte. Ich kann hier gar keine Namen nennen, weil wirklich jeder seinen Teil beigetragen hat. Wer Projektarbeiten auch aus seinem Job kennt, weiß, wie mühselig es manchmal ist, die Leute alle bei der Stange zu halten. Das war hier nie der Fall und das ist vor allem ein Luxus. Wenn Du also bei einem Projekt mitmachen möchtest, dann am besten mit Leuten, die Du schon etwas kennst und ein bisschen einschätzen kannst. Das spielt zum einen beim „Dranbleiben“ eine Rolle, aber auch wenn es um das Thema „Entscheidungen“ geht, die wirklich noch einmal ein ganz eigenes Thema sind.

Wen es interessiert, ich habe dazu auch ein paar Worte in Ninas und Benjamins Podcast „Autorenschnack“ verloren. Einfach hier klicken.

Das war´s. Meine Empfehlung: Wenn Du kannst, probiere Dich in so einem Projekt aus. Zu verlieren hast Du nichts. Selbst wenn nichts dabei herumkommt, hast Du ein paar Erfahrungen gesammelt.

Schreib mir gerne in die Kommentare, was Deine Erfahrungen mit Autorengruppen und Kurzgeschichtensammlungen sind.

Aufgrund meiner Abwesenheit in den Sozialen Medien habe ich mich dafür entschieden, wieder einen Newsletter ins Leben zu rufen. Dort wirst Du vornehmlich über neue Beiträge informiert. Wenn Du also auf dem Laufenden bleiben willst, melde Dich hier an.

Beitragsbild:

Photo by Helena Lopes on Unsplash

Mirja S. (24, Name von der Redaktion geändert) reibt sich die Augen. Dunkle Ringe und aufgequollene Tränensäcke sind Zeugen einer kurzen Nacht.

„Es hat mich in den Bann gezogen und ich konnte es die ganze Nacht nicht zur Seite legen. Jetzt bin ich müde.“

Sie gähnt und holt sich einen Kaffee, ehe sie fortfährt: „Früher hatte ich ein, zwei Bücher und habe mir das Lesen eingeteilt. Heute ist mein ganzer Reader voll.“

Fälle wie der von Mirja S. sind keine Seltenheit in Deutschland. Landein, landaus schlagen sich Leser aller Altersgruppen Nächte um die Ohren. Was auf den ersten Satz banal klingt, hat System und ungeahnte Auswirkungen auf unser Zusammenleben.

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Dieser Artikel ist von Mitte 2017 und damit an manchen Punkten, z.B. bei den Daten über Social Media Nutzung, nicht auf dem aktuellsten Stand. Dem Inhalt tut das aber keinen Abbruch. 

Als Autor ist man viel beschäftigt. Man muss schreiben, revidieren, recherchieren, organisieren und lesen. Nur sind die meisten von uns nicht nur Autor. Manche sind Lehrerin, andere Bänker, wieder andere studieren. Manche haben Elternzeit, andere sind alleinerziehend. Einige sind nicht nur Autor, sondern sogar Selfpublisher. Wieder andere arbeiten bei der Polizei und mindestens eine, so habe ich mir sagen lassen, ist sogar Psychologin.

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Langsam geht es mit Staffel 1 meiner Interviews dem Ende entgegen.

Heute habe ich Benjamin Spang interviewt, der sich seinen Traum vom Buch auf unkonventionelle Art erfüllt hat, nämlich durch Crowd Funding.

Sich das Buch von künftigen Leser „vorfinanzieren“ zu lassen ist eine gute Idee, die dem Selfpublisher Überblick verschafft, was er Investieren kann, ohne zu seinem eignen Druckkostenzuschussverlag zu werden. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, wie agil und kreativ die Branche ist.

Benjamin schreibt „Dark Fantasy“ mit Steampunkelementen. Sein Buch „Blut gegen Blut“ könnt ihr auf allen gängigen Plattformen erwerben. Teil 2 ist aktuell in Arbeit und wird seine nächste Veröffentlichung werden.

Darüber hinaus ist Benjamin Spang einer meiner Schreibbuddies, ich hatte also schon die Ehre seine Geschichte vor Veröffentlichung testlesen und kommentieren zu dürfen.

Er hat mir noch eine alte Version meines Interviews beantwortet, weswegen heute einige Fragen mehr enthalten sind als sonst.

Ihr könnt (und solltet) Benjamin auf so ziemlich allen Social Media Kanälen folgen, bestimmt auch auf solchen, die es aktuell noch gar nicht gibt. Die wichtigsten habe ich hier für euch zusammengestellt:

Homepage: http://benjaminspang.de/

Twitter

Facebook

Instagram

YouTube

Viel Spaß beim Lesen

Interview mit Benjamin Spang

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Leider noch nicht, ich arbeite aber daran ;).
Ich habe einen Brotjob als Mediengestalter, in dem Beruf habe ich
eine Ausbildung gemacht.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu Schreiben und seit wann Schreibst du?

Ich war schon immer kreativ. Früher Comics gezeichnet, dann
Computerspiele gebastelt und über ein solches Spieleprojekt dann zum
Schreiben gekommen. Das war so Mitte 2011.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu
veröffentlichten?

Ich habe schon immer mit diesem Vorsatz geschrieben :). Ich wollte
schon immer raus in die Öffentlichkeit mit meinen Texten.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Positiv.

5. Ist Verlagspublikatiom oder Selfpublishimg dein Weg?

Selfpublishing.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Weil ich die volle Kontrolle habe und selbst entscheiden kann wo die
Reise hingeht.

 

7. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem
Genre?

Dark Fantasy. Zum einen das düstere, melancholische, was ich schon immer
mehr mochte als Fantasy im Auenland. Und an Fantasy allgemein mag ich, dass
ich mir auch die verrücktesten Dinge ausdenken kann, um den Leser zu
faszinieren.

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von Morgens bis abends
aus?

Ich stehe um 5 Uhr morgens auf, schreibe 2 Stunden und begebe mich
dann zu meinem Brotjob.
Nach Feierabend mache ich meist noch Grafik- oder Videoarbeiten.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Das passiert ganz unterschiedlich. Filme, Bücher oder Dinge aus dem
Internet. In letzter Zeit habe ich oft auch Nebencharaktere erstellt,
die mir so gut gefallen haben, dass ich weitere Storys mit ihnen
schreiben werde.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

10 bis 14 Stunden.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Kann ich pauschal nicht sagen, hängt vom Plot, der Erstfassung und
dem Feedback der Testleser ab.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr wichtig. Der Leser soll sich ja nicht langweilen.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich schreibe nach dem 7-Punkte-System.

14. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt
weiterempfehlen?

„Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben“ heißt es glaube ich. Das ist
sehr prakrisch und bietet kompaktes Wissen.

15. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Meine Autorenkollegin Sabine Osman hat mir mal einen Tipp gegeben wie
ich ganz einfach mit Scrivener und dem Tool Sigil ein sauberes Ebook
ausgeben kann. Das hat meine Arbeit enorm erleichtert!

16. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Die ersten beiden Bücher der Darkblade-Reihe was meine
Genreausrichtung „Dark Fantasy“ angeht. Ansonsten lese ich auch sehr
viele „psychologische“ Sachbücher zum Thema Kreatives Arbeiten.
Aktuell lese ich die Steve Jobs Biografie. Auch sehr inspirierend!

17. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Ich werde irgendwann sterben. Vielleicht schon morgen. Was will ich
dieser Welt hinterlassen? Das motiviert mich. Ich will lieber bekannt
dafür sein, gute Bücher geschrieben zu haben als dafür, viel TV
oder Youtube geguckt zu haben. Für mich ist es keine Option nach der
Arbeit auf die Couch zu fallen und mein Leben an mir vorbeizehen zu
lassen.

18. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes
System?

Ich mache alles am Computer. Nach der Erstfassung lasse ich das Manuskipt
erst einmal eine zeitlang liegen und schreibe an einem anderen Projekt
weiter. Dann geht es mit frischen Augen zurück und dann wird Satz für Satz
gelesen und überarbeitet.
Danach folgen Testleserunden mit befreundeten Autoren und „normalen“ Lesern.
Dann wird das Manuskript wieder überarbeutet aufgrund deren Feedback.

19. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman
gearbeitet?

Drei Jahre.

20. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an
den Mann zu bringen?

Accounts auf Twitter, Facebook, Snapchat, Instagram und Youtube. Und
darüber dann täglich deinen Schaffensprozess und deinen Weg zum
Bestsellerautor dokumentieren.
Content, Content, Content!

21. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Malus Darkblade. Rumhuren und Brandschatzen.

22. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir
einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu
tun haben.
Was wünscht du dir?

Vom Schreiben leben zu können.

23. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1. Geduld.
2. Geduld.
3. Geduld.
4.Geduld.
5.Den Willen, hart an sich selbst und dem eigenen Text zu arbeiten.

24. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst
mit dem Schreiben begonnen hat?

Lerne dein Handwerk! Gewöhne dir ab, deine Zeit mit TV oder Internet
zu vergeuden.
Beginne gleichzeitig deinen Weg zum Autor via Social Media für die
Öffentlichkeit zu dokumentieren. Dadurch bildest du mit der Zeit
deine eigene Fanbase, die lesen will was du schreibst.

25. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Durch Recherche. Ich schaue mir an, wer das liest, was ich schreiben
will und konzentriere mich dann auf diese Zielgruppe.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen
dabei?

Ich liebe das was ich mache. Das bewahrt mich davor. Ich meine jeder
von uns hat 24 Std. Zeit am Tag. Wenn dir das abendliche TV-Programm
wichtiger ist, okay! Du hast dich dafür entschieden.

Mir macht mein Selfpublisher-Dasein zu viel Spaß, um meine Zeit mit
anderem Kram zu verplempern. Ich meine ich sitze gerade im Flugzeug in
den Urlaub, während ich diese Interviewfragen beantworte ;). Solche
Wartezeiten kann man auch immer produktiv nutzen.

Ansonsten natürlich auch wirklicher Urlaub. Wenn ich gleich lande
werde ich auch zwei Wochen nicht schreiben. Aber meine Social Media
Kanäle werde ich weiter bedienen.
Solche Erholungsphasen sind auch wichtig. Wer das ganze Jahr über
100% gegeben hat, darf das :).

27. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel
ist eher Quälerei?

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Man kann sich selbst
sehr viel Leid ersparen, wenn man vor dem Schreiben ordentlich
plottet! :)

28. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Unterschiedlich. Zuletzt an vier gleichzeitig.

29. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

1. Meine Routine. Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen und 2 Std.
schreiben.

2. Meine Ausdauer. Mein Text wird erst veröffentlicht, wenn ich
damit zufrieden bin.

3. Meine Passion zum Marketing. Ich liebe es, meine Bücher zu
vermarkten :).

30. Wie stehst du zu den Begriffe. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Die ersten beiden wollen vom Schreiben leben.

31. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Puh, da fällt mir grad nix ein. Aber da gibt es bestimmt was :).

32. Zum Schluss was handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge,
Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du empfehlen?

Barcamps kann ich empfehlen wie z.B. das Literaturcamp in Heidelberg.
Allgemein auf viele Veranstaltungen gehen wie auch die Frankfurter
Buchmesse und viele Leute kennen lernen! Da gibt es dann auch viele
Workshops usw.

Auch Lektorin Nina C. Hasse kann ich empfehlen. Sie darf aktuell meine
Novellen bearbeiten :).

Lieber Benjamin, vielen Dank für Deine Antworten!

Liebe Leserinnen und Leser,

heute habe ich die Autorin Tanja Hanika meine berühmt berüchtigten 29 Fragen gestellt. Tanja ist überzeugte Self-Publisherin mit Schwerpunkt auf dem Horror Genre. Sie ist Mitglied der bärtigen Familie der Bart Bro Authors und bietet aktuell bei Amazon 7 Bücher an.

Tanja ist Self-Publisherin aus Überzeugung und verrät euch, wie sie auf Ideen kommt, Ihren Alltag organisiert und gibt euch ein paar handgreifliche Tipps.

Viel Spaß beim lesen! Mehr von Tanja findet ihr auf:

Tanjas Amazonseite

Tanjas Homepage

Tanjas Facebookprofil

und natürlich auf Twitter

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben kann ich nicht leben. Einen Brotjob habe ich dennoch nicht, ich bin Mama und Autorin. Mein Mann verdient die Brötchen.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Als ich acht Jahre alt war, habe ich mir in der Bücherei eine Kinderversion von Bram Stokers „Dracula“ ausgeliehen und war absolut begeistert, was Geschichten mit der eigenen Fantasie anstellen können. Seit da wollte auch ich solche spannenden, atmosphärischen Geschichten erzählen und bin dem Horrorgenre seit fast 20 Jahren verfallen und schreibe ebenso lange.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Ich habe in Trier Germanistik (und Philosophie) studiert und gemerkt, dass ich keinen Beruf ergreifen möchte, der sich nicht mit Literatur beschäftigt. Nach und nach wurde es dann für mich immer deutlicher, dass ich es einfach versuchen sollte, mein größtes Hobby zum Beruf zu machen. Self-Publishing wurde immer beliebter und seit 2012 habe ich mit der Absicht geschrieben, meinen Roman „Redthorne Castle“ später auch zu veröffentlichen. Probeweise habe ich mich in dieser Zeit (bis ich dann mit dem Self-Publishing 2015 angefangen habe) an Geschichten-Wettbewerben versucht und so einige Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien zustande gebracht. Das war ein guter Test, welche Geschichten ankommen und welche nicht.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Mein Umfeld, also mein Mann, meine Familie und Freunde, waren glücklicherweise begeistert und haben mich unterstützt und von Anfang an ernst genommen. Manche meinten, dass es klar gewesen wäre, dass es so kommen würde, und wussten es wohl sogar vor mir, dass ich Autorin werden würde.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Ich bin überzeugte Self-Publisherin.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich liebe die Freiheiten, die einem das Self-Publishing bringen, ebenso wie die vielen unterschiedlichen Aufgaben, um die man sich kümmern muss. Deadlines setzt man sich selbst (z.B. in Absprache mit Testlesern, Lektoren o.Ä.) und bei einem selbst liegt die letzte Entscheidung, wie was gemacht wird. Bisher habe ich mich mit keinem Projekt bei einem Verlag beworben. Ob ich das in Zukunft doch noch ausprobieren möchte, weiß ich noch nicht.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Ich schreibe Horror- und Schauerromane. Zwei Kurzromane sind der Dark Romantasy zuzuordnen, aber noch lieber schreibe ich Horror.

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Momentan schreibe ich überwiegend abends / nachts, sobald mein Sohn im Bett ist. Wenn er bald in den Kindergarten geht, werde ich auch die Vormittage nutzen können. Ich bin selbst schon gespannt, welche Struktur sich dann im Alltag ergeben wird.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Zunächst überlege ich, welche Möglichkeiten ich erzähltechnisch habe, bzw. welche Geschichte mir am besten zu der Idee gefallen würde. Abgesehen vom Plot überlege ich, welche Figuren ich dafür brauche und wie diese sein sollen und müssen.

Ich plotte und plane dann anhand einiger worksheets, die ich überarbeitet und zum „Arbeitsbuch für Schriftsteller“ zusammengefasst habe, das bei Amazon erhältlich ist. Allerdings lasse ich mir dabei noch den nötigen Spielraum, damit Figuren und der Plot sich entwickeln und mich überraschen können. Ganz detailliert ist meine Plotvorarbeit deshalb nicht, aber einen Rahmen habe ich schon.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist momentan noch ganz unterschiedlich. Aber ich würde sagen, dass ich im Schnitt auf zwei Stunden pro Abend komme. Ich schreibe / arbeite jeden Abend in der Woche, also auf ganz grob geschätzt vierzehn Stunden die Woche. Wobei in dieser Zeit ja nicht nur am Buch gearbeitet wird, sondern auch alles andere, das im Autorenalltag anfällt, erledigt werden muss. E-Mails, Marketing, Finanzamtaufgaben, etc.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Nach der Rohfassung überarbeite ich meistens drei Mal, bevor die Testleser den Text bekommen. Ab und zu auch ein viertes Mal.

Anschließend arbeite ich deren Kommentare ein.

Danach kommt dann das Lektorat, welches ja auch einen Bearbeitungsdurchgang erfordert. Und dann folgt noch das Korrektorat, das ich auch ziemlich gründlich durchgehe. Also bearbeite ich alles in allem mindestens sechs Mal, aber wenn nötig, auch öfter.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Eine gute Struktur macht es dem Leser schwer mit dem Lesen aufzuhören, sofern auch die Story stimmt. Ich achte auf die Spannungsbögen meiner Handlung und liebe es Twists einzubauen. Daher ist mir Struktur wichtig, für deren Planung ich mein bereits genanntes „Arbeitsbuch“ immer wieder nutze. :)

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Ich finde Stephen Kings „On Writing“ inspirierend. Weniger, um etwas daraus zu lernen, sondern vielmehr, weil es so locker geschrieben ist als würde man ihm gegenübersitzen und Mr. King persönlich zuhören dürfen. Man möchte sich sofort hinsetzen und selbst etwas schreiben.

An klassischen Schreibratgebern gibt es zu viele sehr gute, um da einen herauszugreifen.

14. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Mir persönlich hat der Schreibpraxis-Tipp am meisten weitergeholfen, dass man sich in der Rohfassung ruhig austoben soll, natürlich ohne das Plotgerüst aus den Augen zu verlieren. Korrigieren und verbessern kann man hinterher, aber wenn man so perfektionswütig ist, dass nicht einmal eine Rohfassung zustande kommt, kann auch nichts verbessert werden. Das hat mir sehr geholfen, mich bei der Rohfassung zu entspannen.

Als Schreibtipp selbst finde ich das gute alte „Show, don´t tell“ wahnsinnig wichtig.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Wie bereits erwähnt hat mir „Dracula“ als Kind die Augen geöffnet und mich mit dem Lese- und Schreibvirus infiziert. Das ist für mich das Buch schlechthin.

Ein anderes wunderschönes Buch ist „The Nightcircus“ von Erin Morgenstern. Ihre Sprache und die Bilder, die sie erzeugt, sind schlichtweg fantastisch. Nach dem Lesen hatte ich auch hier den dringenden Wunsch, irgendwann einmal so wie sie schreiben zu können.

Es fällt mir schwer nun nur noch ein drittes Buch nennen zu dürfen, aber emotional mit am meisten berührt hat mich in der letzten Zeit „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak. Absolute Leseempfehlung für jeden, der es noch nicht kennt. Hut ab vor jedem Autor, der es schafft beim Leser so starke Gefühle zu wecken.

16. Wie motivierst Du Dich zum schreiben?

Ich muss mich hierfür nicht motivieren, sondern ich liebe es in meine Schreib-Fantasie-Welt zurückzukehren. Auch müde oder krank kann ich die Finger kaum von der Tastatur lassen.

Marketingposts auf meinen Social Media Kanälen zu verfassen fällt mir da deutlich schwerer. Die Möglichkeit, die Verkaufszahlen etwas anzukurbeln bietet da aber ausreichend Motivation. :)

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den Mann zu bringen?

Ich denke es ist hilfreich eine eigene Homepage zu haben und sich frühzeitig Social Media Kanäle zu suchen und dort möglichst viele Kontakte aufzubauen. Rezensionsexemplare für Blogger (nach Absprache!) sind sehr empfehlenswert. Mit meinem nächsten Projekt möchte ich einmal schauen, ob sich eine Leserunde organisieren lässt. Den ultimativen Tipp habe ich also selbst noch nicht.51yd5ous2jl

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Da ich Horrorautorin bin, lege ich mich bei der enormen Auswahl an Möglichkeiten einmal auf ein gruseliges Szenario fest: Ich würde gerne den Protagonisten eines Zombieapokalypse-Romans einen Tag lang bei seinem Überlebenskampf begleiten (und natürlich auch selbst überleben). Da würde man bestimmt viel über sich selbst und das Thema „Angst“ lernen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Ich würde mir wünschen, mich als Horrorautorin etablieren zu können. Dass meine Bücher viele begeisterte Leser finden und ich davon leben kann. Und ganz fabelhaft wäre es dann, wenn jemand Fremdes auf die Frage nach seinem absoluten Lieblingsbuch, einen meiner Romane nennt.

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität, Durchhaltevermögen, Sprachkompetenz, Zielstrebigkeit und Mut.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Schreib das, was du selbst gerne lesen möchtest. Denn selbst wenn das Projekt nicht zu Ende geschrieben oder später nicht veröffentlicht wird, hattest du eine wunderbare, spannende und schöne Zeit mit dem Text.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

In Bücherforen wird ganz gut deutlich, welche Menschen welche Bücher lesen und wie sie sie bewerten. Man kann aber auch im Internet nach Informationen suchen, es gibt ja für alles Statistiken. Oder man hört sich mal im privaten Umfeld (Familie, Freunde, aber auch Nachbarn oder weiter entfernt Bekannte) um, wer welche Bücher liest.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Damit habe ich momentan keine Probleme. Vielleicht hat man mehr Energie, wenn man den Traum zum Beruf machen konnte. Ab und zu sollte man es sich gönnen mal eine Nacht auszuschlafen, wenn möglich, aber ansonsten habe ich dafür keinen Trick 17.

 24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Natürlich gibt es Szenen oder Abschnitte eines Romans, die sich schwieriger schreiben lassen als andere, aber mir macht das Schreiben wirklich immer Spaß. Gerade kniffelige Stellen hinzubekommen ist ein tolles Gefühl.

Mein Trick ist, nie an einer schwierigen Stelle aufzuhören, denn dann fällt es einem am nächsten Tag leichter, wieder in den Schreibfluss hineinzukommen. Quälerei ist es eher, wenn ich mal einen Tag nicht zum Schreiben komme.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Meisten zwei bis drei, da ich vor / zwischen den Korrekturphasen die Projekte eine Weile liegen lasse. In diesen Pausen plotte, schreibe oder korrigiere ich dann andere Projekte.

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

Dranbleiben, egal wie müde oder erledigt man vom Tag ist.

Selbstkritik aufs Überarbeiten verschieben, aber dann gnadenlos zu sich selbst sein.

Und am Wichtigsten: Das Schreiben, was man liebt.

27. Wie stehst du zu den Begriffen. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Ein Autor ist für mich jeder, der veröffentlicht.

Ein Schriftsteller kann meinem Verständnis nach vom Schreiben leben. Aber es kann sich selbst gerne jeder Schriftsteller nennen, der das lieber mag als Autor. :)

Ein Hobbyautor ist für mich jeder, der keine Ambition hat zu veröffentlichen, und einfach gerne mal schreibt, wenn er Muße dazu hat

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Von mir aus könnte gerne das Horrorgenre beliebter werden. Leute, traut euch ruhig euch zu gruseln. Es passiert ja nichts. :)

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Ich arbeite sehr gerne mit der hervorragenden Lektorin / Korrektorin Alice Scharrer (von Korrektar) zusammen. Auch Doris Eichhorn-Zeller (von Perfekte Texte Coburg) ist eine zuverlässige und freundliche Korrektorin.

Mein Veranstaltungshighlight 2016 war das Literaturcamp in Heidelberg, das ich auch 2017 gerne wieder besuchen möchte.

Ansonsten bin ich noch am Ausprobieren bzw. hatte leider noch keine Zeit für Lehrgänge, was ich bald zu ändern hoffe, sobald sich eine passende Gelegenheit bietet.

 

Liebe Tanja, ich danke Dir für Deine ausführlichen und spannenden Antworten, die mal wieder einen tollen Einblick in die Arbeit einer Autorin gegeben haben.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

Du solltest im Übrigen AUF KEINEN FALL auf den Umschlag hier unten klicken, da sonst fürchterliche Dinge passieren könnten!


mail-793081_1280Newsletter


 „Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.“ 

– Sprichwort aus den USA


Als Person des öffentlichen Lebens ist man ständiger Kritik ausgesetzt.

Jogi Löw sieht sich bei jedem Spiel zehntausenden von kleinen Bundestrainern gegenüber. Eine richtige Entscheidung löst Jubel aus; ein Fehler – den möglicherweise nicht einmal der Trainer gemacht hat – und der Mob tobt.

„Mit diesem Bundestrainer können wir ja auch nichts gewinnen.“

Jeder kann ein Tatortdrehbuch besser schreiben als die Drehbuchautoren.

Jeder kann besser schauspielern als die Thomalla.

Jeder kann besser schreiben als Du. Oder zumindest genau so gut.

vigeland-947342_1920In der heutigen Zeit erleben wir ein Phänomen, das neu ist. Die Kritik, ganz gleich welcher Qualität, ist um ein vielfaches wahrnehmbarer als früher. Sie äußert sich in Shitstorms, aber auch in der Einzelkritik.
Wo früher im Wohnzimmer vor sich hingeschimpft wurde, findet Kritik heute Wege in die Öffentlichkeit, kummuliert sich, wird laut. Das kann wunderbar und positiv sein, kann soziale Bewegungen in Gang setzen.
Sie kann auch das Gegenteil bewirken; kann Menschen klein machen oder klein halten. Kann ihnen Angst machen.

Als Autor ist man per Definition eine Person des öffentlichen Lebens, jemand, der gelesen werden will, der wahrgenommen werden will.
Das zieht zwangsläufig Kritik nach sich und wir müssen, ob wohl oder übel, mit diesem Thema leben. Es lohnt sich also, einen Blick auf Kritik zu werfen. Was steckt hinter diesem Begriff? Kann man Kritik vermeiden? Wie geht man am besten damit um, wenn man kritisiert wird?

Was sagt Wikipedia?

Wikipedia definiert Kritik wie folgt:

1.    Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben.
2.    Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten bezeichnet die Kritik – insbesondere in der Verbform kritisieren ebenso wie monieren[3] und die Monierung[4] – auch eine Beanstandung oder Bemängelung

Kritik bedeutet „trennen“ oder „unterscheiden“. Sie wird sprachlich differenziert von Skepsis, Verriss, Schmähkritik, Tadel, Rüge oder Nörgelei.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis kann diese Unterscheidung nur treffen, wer sie kennt und wenn mein Buch auf Amazon eine 1 Stern Rezension erhält, ist es gar nicht so leicht herauszufinden um welche Kritikqualität es sich handelt.

Kritik ist in der heutigen Zeit, und das ist neu, ein Verkaufsargument. Ein Stern auf Amazon trifft nicht nur den Autoren, der mit Herzblut in sein Werk investiert hat, es trifft auch zukünftige Kaufinteressenten. Das verleiht dem Rezensenten eine gewisse „Machtposition“ gegenüber dem zu Kritisierenden.

Dieser Umstand löst bei Autoren sehr häufig Selbstrechtfertigungsreflexe aus, die das Lesen der Kommentare bei Amazon streckenweise spannender machen als das Buch.

Wie Wikipedia aufteilt, bedeutet Kritik zum einen, dass ein Gegenstand (oder ein Roman) an einem Maßstab gemessen und beurteilt wird. Romane sind keine Bananen und man kann sie nicht in DIN Normen zurechtbiegen. Dennoch gibt es bei Romanen Formen, es gibt Dinge die funktionieren und die nicht funktionieren. Eine Reihe Literaturkritiker haben sich mit diesem Thema auseinander gesetzt (Lessing, Schlegel, Heine…).

Es kommt auch darauf an, wer kritisiert

Ich bin ehrlich, ich fände auch eine Kritik eines Markus Heitz, Rainer Wekwerth oder Sebastian Fitzek toll, weil ich weiß, dass allesamt erfahrene Autoren sind.

Es gibt also eine Kritik, die ich (und ihr wohl auch) gerne bereit bin anzunehmen, nämlich wenn die „Beurteilung anhand von Maßstäben“ sich an der Erfahrung des Kritisierenden bemisst.

Beim Jiu Jitsu kritisiert der Sensei meine Körperhaltung und ich nehme die Kritik an, denn ich weiß, dass er es von seiner Position besser sieht und mehr Erfahrung hat.

Ich nehme die Kritik meines Lektoren an, weil er ein Profi ist.

Diese Form der Kritik ist wichtig für uns. Sie zeigt uns auf, was wir besser machen können, sie weist uns eine Richtung und wir akzeptieren sie, weil wir die Eloquenz des Kritikers erkennen.
Wertschätzende Kritik auf der Arbeit und im Leben sind Hinweise, Tipps. Sie ist wertvoll und sie sollte als solche geachtet werden.

Nun ist das beileibe nicht immer der Fall. Im Netz findet sich haufenweise Kritik, die diese Bezeichnung nicht verdient. Sie ist persönlich, beleidigend oder auch einfach nur nicht sachgemäß.

Eine Amazon 1* Rezension mit „Der Roman ist scheiße“ ist für den Autor in etwa so gewinnbringend, als hätte der Rezensent „Die Haare des Autoren sind hässlich“ oder „draußen ist es kalt“ als Begründung genommen. Sie hilft nicht, aber sie verletzt uns.

Es ist jetzt leicht zu sagen, man solle diese Art Kritik nicht so nah an sich heran lassen. Das ist zwar richtig, aber es gelingt dem einen besser, dem anderen schlechter.

Umgang mit unsachlicher Kritik

Wie also umgehen mit Kritik die

•    Unsachlich und verletzend, zu allgemein gehalten, übertrieben oder darauf angelegt ist, uns klein zu halten? Die unsere Person infrage stellt?

Zunächst sollte uns klar sein, dass Kritik eine Meinung ist. Meinungen hat jeder. Man muss nichts können und nichts vorweisen, um eine Meinung zu haben. Es muss nicht mal die eigene Meinung sein, manchmal ist sie einfach von jemand anderem übernommen.
Du hast also das Recht eine Meinung abzulehnen, oder um es mit Terry Cole-Whittakers Buchtitel zu sagen „Es geht mich nichts an, was sie über mich denken“.

Da aber eine 1* Rezension auf Amazon kein Verkaufsargument ist, werden wir uns damit schwer tun. Um eine negative Kritik auszubügeln, benötigt man 3 positive Kritiken. Es ist allerdings festzustellen, dass Bewertungen auf Amazon zunehmend kritischer von anderen Amazonkunden gewürdigt werden, es ist also hier nicht alles verloren. Vor allem der Umgang des Kritisierten mit der Kritik kann hier eine Rolle spielen.

In vielen Fällen ist inhaltsleere Kritik verbunden mit einem Problem des Kritikers selbst.woman-1006102_1920

1.    Er mag dich als Person nicht. Das kommt vor im Leben. Man kann es nun mal nicht allen recht machen. Hier haben wir keine Kritik am Werk, sie ist somit nutzlos. Wenn jemand nicht mag wie ich rede, aussehe oder rieche, dann gehen die Person und ich uns am besten aus dem Weg. Man darf sich fragen, wieso diese Person sich dazu berufen fühlt, dann ein Buch von mir zu kaufen und auch noch zu bewerten.

2.    Du tust nicht, was er will. Das ist eine recht häufige Art der Kritik. Eigentlich ist es keine Kritik, sondern eine als Kritik getarnte Aufforderung dich endlich so zu verhalten, wie der Kritiker es gerne hätte. Das findet man oft im privaten Umfeld. Vorsicht: Bei geliebten Menschen lohnt sich das hinhören und das hinterfragen der eigenen Einstellung. Allerdings nicht immer.

3.    Der Kritiker ist mit irgendwas unzufrieden, das nicht in Deiner Hand liegt und braucht ein Ventil. Wer schon mal im Kundenverkehr gearbeitet hat, kennt das Gefühl ständiger Prellbock für die Launen der Leute zu sein. Diese sind meistens kurzfristig und finden sich nicht in Amazon Rezensionen wider, aber es soll vorkommen.

4.    Der Kritiker hat schlicht und einfach vor, dich aus der Fassung zu bringen oder sich selbst zu erhöhen.

aber

Trotzdem genau hinhören

Wenn die Rezensionen sich häufen und immer und immer wieder die gleichen Dinge angesprochen werden, dann darfst du dir das gerne noch einmal ansehen.
Daher sollte folgendes im Umgang mit Kritik gelten:

1.    Liefere die beste Arbeit ab, die du abliefern kannst.

Du bist Autor. Du trittst an die Öffentlichkeit. Du möchtest Geld für Dein Buch. Leser sind ein gewisses Niveau gewöhnt und sie sind sogar in hohem Maße bereit, Selfpublishern einige Fehler zu verzeihen. Aber Leser mögen es nicht, wenn sie das Gefühl haben, halbfertige unausgereifte Bücher vor sich zu haben. Diese Kritik habe ich schon hundertfach bei Amazon gelesen. Gib Gas, dann hast Du auch das nötige Selbstvertrauen zu Dir zu sagen: „Ich habe mein Bestes gegeben und kann über der Kritik stehen, wenn sie nicht angebracht ist.“

Dazu gehört auch, Dein Buch VOR Veröffentlichung von anderen Personen lesen zu lassen.

2.    Schlafe eine Nacht darüber

Reagiere nicht sofort. Der Nachteil der breiten Kritikmasse bietet auch einen Vorteil. Sie ist nicht so direkt. Anders als mit dem Kollegen im Büro (die sich heute mit Kritik auch vielfach hinter E-Mail verstecken, weil sie doch nicht so mutig sind) musst Du nicht sofort reagieren. Schlafe eine Nacht drüber, lass den Zorn verrauchen.

Auch hilfreich: Schreibe vorher auf, was Du sagen willst. Lass alles raus. Lies es am nächsten Tag und dann schmeiß diesen Zettel in die Tonne.

3.    Rechtfertige dich nicht

Wenn Du das Beste gegeben hast, musst du dich nicht rechtfertigen. Schreibt jemand „der Roman ist scheiße“, dann frage zB „Was genau hat dir nicht gefallen?“. Wenn der Kritiker darauf nicht mehr eingeht, erkennt auch ein Dritter, dass es mit seiner Kritik nicht weit her ist. Aber wer weiß, vielleicht bekommst du daraus sogar einen hilfreichen Hinweis?

4.    Bleibe bei der Sache

Lasse dich nicht auf die persönliche Eben ziehen. Manche machen das nur zu gerne, am Ende büßt du Reputation ein.

Es hilft übrigens auch nicht, den Kritisierenden runterzumachen. Wenn ein Autor sich rechtfertigt oder gerechtfertigt wird (was öfter vorkommt, als ich gedacht hätte), lese ich oft das Wort „Neid“ oder „Neider“. Ich habe am Ende immer das Gefühl, dass niemand diese Diskussion „gewonnen“ hat. Der unbeteiligte Dritte hingegen hat sich ein Bild gemacht und nimmt im Zweifel eher Abstand vom Kauf.

5.    Frage dich, welchen Einfluss die Kritik WIRKLICH hat

Wenn Du Ratschlag 2 nicht befolgst, ist jede Kritik ein grausamer Schlag. Du fühlst dich schlecht, es brodelt in dir. Du willst herausschreien „das stimmt nicht“ oder du kaust auf Deinen Nägeln und denkst „oh nein! Ist da wirklich so schlecht?“.
Am Ende stellst Du fest, dass die Kritik hohl ist. Im besten Fall noch schlecht geschrieben. Geh darüber hinweg, es ist eine Meinung, Du musst sie nicht annehmen, denn sie hat keinen wirklichen Einfluss auf Dein Leben.

6.    Akzeptiere konstruktive Kritik

Sie ist Dein Treibstoff. Jede kritische 2-3 Sterne Kritik macht Dich als Autor besser. Ein wundervolles Beispiel für konstruktive Kritik, gepaart mit professionellem Umgang des Autoren habe ich bei Annika Bühnemann auf Amazon gefunden (Leider funktioniert der Link nicht mehr – sobald ich die Bewertung wieder gefunden habe, ist das Beispiel wieder verlinkt)

7.    Sei dankbar für kritische Worte

In der freien Wirtschaft sind wir dankbar für jeden Kunden, der sich beschwert. Es gibt ganze Abteilungen mit Qualitätsmanagement. Wieso ist das so? Ein Kunde der sich nicht beschwert frisst seine Unzufriedenheit in sich hinein. Er packt seine Sachen und verschwindet, du siehst ihn nie wieder. Ein Kunde der sich äußert kann helfen Fehler und schlechte Prozessabläufe zu erkennen. Er bietet aber auch die Möglichkeit der „Heilung“. Durch freundlichen Umgang, durch Beseitigung des Fehlers (siehe Beispiel oben). So sind aus einstmals unzufriedenen Kunden schon richtige Fans geworden. Das bietet eine Chance, mache Dir das klar.

Ist die Kritik unsachlich, fies und persönlich gibt es ein paar Mittel, um sich aus der Wut und dem angegriffen fühlen herauszuwinden:weather-1611702_1920

•    Bedauere den Kritiker. Er ist kindisch, trampelt auf den Boden weil er nicht bekommt, was er will. Er kann einem leid tun mit seinem Versuch, nach Aufmerksamkeit zu rufen.
•    Stell Dir den Kritiker als Cartoon vor. Als Ralph Wiggum von den Simpsons oder als jemand anderes, dessen Kritik dich eher zum Lachen bringen würde. Inklusive Stimmlage.
•    Such nach dem Motiv des Kritikers. Welcher Typ ist er? Hat er Zuhause Ärger und will den loswerden? Ist er Misanthrop und sowieso immer mit allem unzufrieden

Versuche mit der Kritik abzuschließen und mach Dir klar, dass Kritik etwas wertvolles sein kann, das Kritiker Trainer sein können und dass sie keineswegs immer persönlich zu nehmen ist.

Selbst richtig Kritik üben

Umgekehrt, wenn Du Kritik gibst, achte auf die gleichen Dinge. Kritik ist wertvoll und jeder Autor ist dankbar für eine Rezension auf Amazon.

Achte darauf auf Dich bezogen zu schreiben („In meinen Augen hat …“, „Ich hatte das Gefühl …“). Auch wenn gerne gesagt wird, dass Kritik objektiv sein soll ist das Quatsch und ein Ding der Unmöglichkeit. Kritik ist äußerst subjektiv. Sie soll sachlich – also auf die Sache bezogen sein – aber sie spiegelt Deine Meinung wider.

Sei so konkret wie möglich („In meinen Augen wird zu oft das Wort „XY“ verwendet, so dass sich die Wirkung bei mir schnell abgenutzt hat“)

Lobe, was gut war („Hingegen hat mir sehr gut gefallen, dass …“)

Sei Dir als Kritiker klar darüber, dass Kritik je nach Persönlichkeit des Kritisierten als Angriff wahrgenommen und zu verbaler Verteidigung führen kann. Am besten verweist Du auf diesen Artikel :-)


    „Nur wenige Menschen sind klug genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen.“ – François de La Rochefoucauld

    „Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt ist mein Lehrer.“ – Chinesisches Sprichwort

   „Ich bin dankbar für schärfste Kritik, wenn sie nur sachlich bleibt.“ – Otto von Bismarck (1815-98), erster deutscher Reichskanzler

    „Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlechtmacht.“ – Heinrich Nordhoff (1899-1968), ehem. Vorstandsvorsitzender von VW

„Um Kritik zu vermeiden: Tu nichts, sag nichts, sei nichts.“ –  Elbert Hubbard (1856-1915), amerik. Schriftsteller

 


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Heute konnte ich Nike Leonhard für ein Interview auf meinem Blog gewinnen. Nike ist eine Kollegin aus Frankfurt, die sich für das kleine Format entschieden hat.

Sie schreibt phantastische und historische Kurzgeschichten und Erzählungen, die sie unter dem Label Codex Aureus digital veröffentlicht. Außerdem bloggt sie über Fantasy und Selfpublishing. Ihre aktuelle Erzählung „Steppenbrand“ findest Du auf Amazon, sowie allen Händlern der Tolino-Allianz (Hugendubel, Mayersche, Weltbild, Thalia etc.)

Steppenbrand erzählt vom scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg von Dejasir no’Sonak, dem schon bei der Geburt Reichtum, Schlachtenglück und ein langes Leben vorausgesagt wurden. Die Prophezeihung erfüllt sich – aber anders als gedacht und bedroht am Ende den Fortbestand eines ganzen Volks. Dejasir aufzuhalten, wird zur Frage nach Leben oder Tod.

Wenn ihr Nike Leonhard folgen wollt, könnt ihr das über ihr Blog: https://nikeleonhard.wordpress.com, Twitter https://twitter.com/nike_leonhard oder Facebook: https://www.facebook.com/Nike-Leonhard

Interview

Erster Teil – Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Vom Schreiben leben? Nein, das ist (noch) ein schöner Traum. Zum Glück habe ich (Achtung Klischee!!!)einen gut verdienenden Mann, so dass ich wirtschaftlich nicht darauf angewiesen bin, mit dem Schreiben Geld zu verdienen.
Nebenbei lektoriere ich gelegentlich für einen Kleinstverlag und führe höchst erfolgreich ein kleines Familienunternehmen. Das klingt nicht nur besser, als „Hausfrau und Mutter“, sondern ist auch sachlich zutreffender, weil einer meiner Söhne leider schwer krank ist. Dadurch stehe ich in einem regen Austausch mit Ämtern, Ärzten, Krankenkasse, Handwerkern, Hilfsmittelanbietern und Therapeuten. Das „bisschen Haushalt“ erledige ich eher nebenbei.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Wann ich genau mit dem Schreiben angefangen habe, kann ich nicht sagen. Meine ersten Geschichten waren kleine Comic-Strips, in der Oberstufe habe ich eine (geschriebene) Geschichte zu einem Wettbewerb eingereicht und damit einen der total lieben Kalender gewonnen, die damals total in waren.
Dann kam eine seeeeehr lange Schreibpause, bis zu meinem ersten Romanversuch Ende der 90er.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichen?

Ich gestehe, dass ich diesen Vorsatz schon hatte, als ich mit dem ersten Roman angefangen habe. Zum Glück ist er nie fertig geworden. (lacht)

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Unterschiedlich aber überwiegend gelassen. Innerhalb meiner Familie dominierte die Ansicht, Schreiben sei immerhin nichts ehrenrühriges. Außerdem hatte ja einen seriösen Beruf (und später Mann und Kinder), da kann man über gewisse Exaltiertheiten hinwegsehen.
Mein Mann hat mich allerdings immer unterstützt und in meinem Freundeskreis überwog von Anfang an Neugier im positiven Sinne.

Zweiter Teil: Das Publizieren

5. Ist Verlagspublikation oder Selfpublishing dein Weg?

Für meine Kurzgeschichten definitiv Selfpublishing.
Für die Romane, die ich unter Pseudonym schreibe, halte ich mir noch alle Optionen offen.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Verlage fassen Kurzgeschichten nach wie vor nur mit sehr spitzen Fingern an, auch wenn Rowohlt in dem Punkt offensichtlich gerade umdenkt. Andererseits glaube ich an die Zukunft des Formats als Lektüre für den kleinen Lesehunger zwischendurch – egal, ob nun auf dem Smartphone, Tablet oder eReader.
Bei Romanen bin ich gespalten. Einerseits bedeutet Selfpublishing einen riesigen Aufwand, weil man sich um alles selber kümmern muss. Andererseits hat man aber auch deutlich mehr Entscheidungsfreiheit und Kontrolle. Ich glaube, am Ende wird es darauf hinauslaufen, ob mir jemand ein Angebot macht, das ich nicht abschlagen kann.

7. In welchem Genre schreibst Du?

Die Kurzgeschichten sind aus dem Bereich Phantastik und historisches, meine Romane realistische Polizei-Krimis mit starkem regionalem Bezug (allerdings benutze ich da ein Pseudonym).

Dritter Teil: Gewohnheiten

8. Wie sieht Dein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

6:00 Uhr Aufstehen, Kinder hochscheuchen, Frühstück fertig machen, Tabletten für Kind 2 rauslegen, Sachen für die Schule vorbereiten, Kaffee kochen, mit Kaffee aufs Sofa plumpsen, Twitter u. Emails checken, Kinder zur Schule scheuchen, einen Blick auf Blogs und Facebook, kalt gewordenen Kaffee austrinken, anziehen, mit dem Hund raus.

Ca. 9:30 – 14:00 Uhr schreiben, editieren, lektorieren, Ideen für Cover, Klappentexte o. Marketing entwickeln, Buchhaltung usw. (Jedenfalls in der Theorie, d. h. wenn kein Kind krank wird und keine anderen Termine anstehen)

Ab 14:00 Uhr Haushalt, Behandlungstermine für Kind 2, Familienleben, 2. Kaffee, Twitter.
Abendessen

Blogartikel schreiben, lesen, spielen oder Handarbeiten fürs Hobby (Living History).
Gegen 23h: Hund raus, schlafen

 

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Die Idee bzw. das Thema kommt meist von alleine. Oft springt es mich unvermittelt an, während ich eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt bin.

Die Herausforderung besteht darin, ihr Form und Struktur zu verleihen. Dazu spiele ich die verschiedenen Möglichkeiten durch, bis sich grob die Geschichte herauskristallisiert. Das heißt, ich kenne jetzt ungefähr den Anfang und das Ende und habe eine Vorstellung, was im Mittelteil passieren könnte.

Außerdem habe ich dann schon eine grobe Vorstellung der handelnden Personen.

Diese Storyline schreibe ich auf und daraus wächst nach und nach die Handlung.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Gute Frage. Das hängt ein bisschen davon ab, woran ich gerade arbeite und in welcher Phase ich mich befinde. Im Durchschnitt sind es vermutlich 20 – 25. Im November, während des NaNoWriMo wird es deutlich mehr. Dafür gibt es aber auch Phasen, in denen ich gar nichts tue.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Auch das lässt sich schwer sagen. „Steppenbrand“, die Geschichte, die ich zuletzt im Codex Aureus veröffentlicht habe, hat bestimmt zehn Überarbeitungen hinter sich, wenn nicht sogar mehr. „Der Kinobesuch der alten Dame“ (nachzulesen auf meiner Webseite), war nach fünf Durchgängen fertig.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr. Je komplexer der Inhalt ist, desto wichtiger wird die Struktur. Anderenfalls verliert man als Leser zu leicht die Übersicht und damit auch schnell das Interesse.

Vierter Teil: Inspirationen

13. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Das schon erwähnte von Fritz Gesing (Kreativ schreiben, Dumont Verlag) und „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von Alexander Steele (Hrsg.) aus dem Autorenhausverlag.
Beide sind sehr umfassend, mit vielen Praxistipps und Checklisten.

Das Buch von Alexander Steele liest sich ein bisschen besser und abwechslungsreicher, hat aber den Nachteil, dass ausschließlich amerikanische Schriftsteller zitiert werden, deren Werke hier oft gar nicht verlegt werden. Da ist Gesing vorzuziehen, weil er hauptsächlich Beispiele aus der deutschen bzw. europäischen Literatur anführt.

14. Was war der beste Ratschlag, den du in Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

Weitermachen. Das Ergebnis ist vielleicht nicht so gut, wie du hoffst, aber mit großer Wahrscheinlichkeit längst nicht so schlimm, wie du befürchtest.

15. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Oje, das klingt jetzt vielleicht anmaßend, aber ich habe so viel gelesen, dass ich beim besten Willen nicht sagen kann, wo genau meine Inspirationsquellen liegen. Da ist natürlich der Herr der Ringe, zu dem ich meine ersten Fanfictions geschrieben habe. Aber noch davor kamen diverse Märchen aus aller Welt, die europäischen Sagen aus Antike und Altertum, die Bücher von Astrid Lindgren und Michael Ende, ganz viele Krimis …
Sorry, aber was mich davon wie beeinflusst hat, weiß ich wirklich nicht.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Da brauche ich keine Motivation. Die ist immer da. Das einzige Problem ist, die Ablenkungen auszuschalten. Vor allem die durch Familie und Internet.

17. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an den
Mann zu bringen?

Jetzt hast du mich kalt erwischt. Ich blogge zwar über Buchmarketing, aber den heißen Tipp bzw. den absoluten Erfolgsweg habe ich selbst noch nicht gefunden. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach heißen Marketingtipps und Verkaufsstrategien. Wer welche hat, immer her damit. ^^

18. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Noch eine schwierige Frage. Ehrlich gesagt glaube ich, dass mir die meisten Romanhelden viel zu anstrengend oder zu langweilig wären, um es länger als eine Stunde mit ihnen auszuhalten. Ok, ein Gespräch mit Sam Gamdschie über die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten für Kartoffeln würde vermutlich länger dauern – aber einen ganzen Tag? Die strahlenden Helden finde ich sowieso meist schon beim Lesen hohl und so eine gebrochene, aber hyperaktive Gestalt ist zwar im Roman sehr unterhaltsam, aber im echten Leben reicht mir die Unruhe und das Chaos, das meine Kinder verbreiten.

Wobei: Mit V. I. Warshawski, der Privatdetektivin aus den Romanen von Sara Paretsky könnte ich es vermutlich wirklich länger aushalten. Die ist taff, intelligent, hat einen angenehmen Humor und mag Hunde. Mit ihr durch Chicago zu streifen und den Tag bei einem Black Label im Golden Glow ausklingen zu lassen, könnte mir gefallen.

19. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen
Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben.
Was wünschst du dir?

Was für eine Frage! Lebenslangen freien Zugriff auf alle je verfassten Bücher natürlich. Damit käme ich zwar vermutlich nicht mehr zu Schreiben, aber zu LESEN! ^^

20. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1.    Ausdauer
Ein Roman ist kein Marathon, sondern eher moderner Fünfkampf. Das Manuskript fertig zu schreiben, ist nur die erste Disziplin, aber schon das dauert und danach folgen noch mehrere Überarbeitungsdurchgänge und die Konfrontation mit Testlesern. Ganz am Ende steht die Ochsentour der Agenten- bzw. Verlagssuche bzw. für Selfpublisher das Marketing.
Und nicht zu vergessen: Mit einem Roman ist es in der Regel nicht getan. Ein Autor bzw. Schriftsteller zeichnet sich dadurch aus, dass er dauerhaft schreibt.

2.    Mut
Als Autor muss man bereit sein, Grenzen zu überschreiten und anzuecken. Nur wer zulässt, dass die Geschichte einen selbst berührt, wird auch seine Leser berühren. Aber das macht das Schreiben teilweise auch verdammt schwer.

3.    Selbstbewusstsein
Ohne Selbstbewusstsein schreibt man höchstens für die Schublade. Die Welt wartet keinesfalls auf Autoren, um sie mit Geld, Ruhm und Ehre zu überhäufen. Das zeigt sich schon, wenn du irgendwo erzählst, dass du an einem Buch schreibst. Sofort wird dein Gegenüber erklären, das habe es auch schon lange vor oder wenigstens mit einem Bekannten kontern, der genau das Gleiche tut. Aber auch, wenn du veröffentlichst, wird es nicht unbedingt leichter. Ja, es gibt Bücher, die einen phantastischen Start hinlegen. Aber die meisten Neuerscheinungen werden schlicht ignoriert. Gerade die von Selfpublishern. Und wenn sie nicht ignoriert werden, muss man mit schlechten Kritiken leben, auch wenn die noch so unberechtigt sind.

4.    Lernfähigkeit
Selbstbewusstsein ist das Eine, aber als Autor muss man auch mit Kritik umgehen können. Damit meine ich, berechtigte Kritik anzunehmen und wenigstens zu versuchen, daran zu wachsen. Besser zu werden.
Ich habe in verschiedenen Schreibgruppen Autoren erlebt, die von allem frei sein wollten. Frei von den Zwängen des Genres, den überkommenen Erzählmustern und möglichst auch den kleinkarierten Regeln der Rechtschreibung. Kann man machen. Nur sollte man dann kein begeistertes Echo erwarten. Meiner Meinung nach muss man Regeln erst mal (er-)kennen, bevor man sie bricht.

5.    Neugier
Alles, was einem im Leben passiert, kann irgendwo in einer Geschichte wieder auftauchen. Je mehr man zulässt, desto mehr Stoff hat man. Außerdem schützt Neugier davor, in Klischees und Stereotype zu verfallen.

21. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit
dem Schreiben begonnen hat?

Die Rohfassung ist immer Mist, also gib nicht auf. Laufen- und sprechenlernen ist so viel schwerer, aber das hast du trotz aller Anlaufschwierigekeiten auch gepackt, weil du nicht aufgegeben hast.

Fünfter Teil: Organisation

22. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Bin noch auf der Suche. Aber gerade heute habe ich einen schlauen Satz über Marketing gelesen. Er lautete (aus dem Englischen übersetzt)sinngemäß, beim Marketing gehe es nicht darum, Käufer für die eigenen Bücher zu finden, sondern darum, die eigenen Bücher für die Käufer auffindbar zu machen. In diesem Sinne hoffe ich, dass meine Zielgruppe irgendwann mich – oder genauer gesagt: meine Bücher findet.

23. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?
Ich balanciere trotz Johanniskrauttabletten dauernd am Rand einer Erschöpfungsdepression. So lange ich nicht reinfalle, macht das sogar Spaß. Wenn ich doch reinfalle, helfen ein bis zwei Tage Computerabstinenz.

24. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher Quälerei?

Siebzig zu dreißig etwa. Spaß machen das Ausdenken und Plotten. Das Schreiben an sich und das Überarbeiten sind dagegen oft harte Arbeit. Allerdings gibt es auch darin immer wieder Flow Momente, die alles aufwiegen.

25. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Aktuell sind das ein Roman in der Rohfassung, der komplett umgeschrieben werden muss, eine Kurzgeschichte die noch mindestens eine Überarbeitung und ein Korrektorat braucht, bevor sie veröffentlichungsreif ist (sie soll im Oktober erscheinen) und zwei weitere, bei denen die Storyline steht (die sollen zu Weihnachten erscheinen).

26. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

Nie im Schlafanzug oder Nachthemd zu schreiben, sondern immer angezogen, um das Gefühl er Ernsthaftigkeit zu haben. Vorher mit dem Hund zu laufen, weil das den Kopf lüftet und die Gedanken in Bewegung bringt und als drittes die Kinder anzublaffen, wenn sie mich zu sehr stören.

27. Wie stehst du zu den Begriffen Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Autor ist der umfassendere Begriff. Auch Sachbücher, Blog- und Zeitungsartikel haben Autoren. Schriftsteller beschränken sich auf „schöne“ Literatur, also Belletristik mit allen Genres. Vielleicht kann man den Begriff auch noch für Poeten verwenden. Die Begriffe Dichter oder Poet sind nach meinem Gefühl ziemlich aus der Mode gekommen.

Im Gegensatz dazu hat „Hobbyautor“ für mich einen abwertenden Beiklang, in dem unterschwellig Unkenntnis, Stümperei und Naivität mitschwingen. Dabei ist es Fakt, dass nur die wenigsten Autoren von ihren Veröffentlichungen leben können und daher auf ein zweites Standbein angewiesen sind. Deshalb würde ich bei denen, die die Schriftstellerei ernst nehmen, eher von Teilzeitautoren sprechen.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Den Umsatzsteuersatz von eBooks an den von Büchern angleichen. Es ist ein Unding, dass man für eBooks die volle Umsatzsteuer abführen muss, während für Printausgaben der ermäßigte Satz gilt. So weit ich es verstanden habe, soll diese Ermäßigung der Kulturförderung dienen. Aber die Kultur besteht ja wohl in den Inhalten und nicht im Trägermaterial.
Außerdem widerspricht diese unterschiedliche Besteuerung dem Umstand, dass eBooks (obwohl sie steuerrechtlich nicht als Bücher gelten) trotzdem generell der Buchpreisbindung unterliegen (was ich gut finde).

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du aus deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Da ich Coverdesign, Lektorat und Korrektorat bisher immer selbst gemacht habe, fehlt mir da leider die Erfahrung. Aber ich kann die Lehrgänge der Textmanufaktur Leipzig sehr empfehlen. Ihr Leiter, André Hille, war ursprünglich Lektor beim Aufbau Verlag. Er hat hervorragende Kontakte in die Buchbranche und findet immer wieder ganz ausgezeichnete Referenten für seine Kurse. Die sind zwar nicht ganz billig, aber ich habe mehrere besucht und aus jedem sehr viel für mich mitgenommen. Inhaltlich sind die knackig und es wird viel diskutiert. Aber der Umgangston ist immer kollegial und wertschätzend (blödes Modewort, aber mir fällt kein besserer Begriff ein). Wenn ich mal wieder das Gefühl haben sollte, neue Impulse zu brauchen, würde ich zuerst gucken, ob ich bei André fündig werde.

Liebe Nike, vielen Dank für Deine Antworten, es es hat mir viel Spaß gemacht.

Beim nächsten „Augenschelm fragt:“ hat mir einer der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands, Markus Heitz, Frage und Antwort gestanden. Freut euch darauf.

Alle bisherigen Interviews von Augenschelm fragt findest Du hier.

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