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Wachstum ist ein Kernprinzip der Natur. Wer von euch einen Garten hat, kennt das. Wachsen und Gedeihen ist die Natur jeder Pflanze. Auch der Mensch hat sich des Kernprinzips Wachstum angenommen und es im kapitalistisch geprägten Umfeld so auf die Spitze getrieben, dass „Wachstum“ irreparabele Schäden verursacht. Ich muss immer wieder an den Film „Matrix“ denken, in dem die Figur des Agent Smith die Menschheit mit einem Virus vergleicht, das wächst bis es schließlich den Wirt tötet.

Trotzdem ist Wachstum und Fortschritt etwas Natürliches. Wer kleine Kinder hat und ihren Ehrgeiz erlebt, sieht das. Es ist schier unglaublich, mit welcher Anstrengung, Geschwindigkeit und Verve Kinder dazulernen. Und auch Erwachsene lernen dazu. Nicht umsonst hört man die Ratschläge, möglichst täglich zu schreiben, zu üben, zu trainieren. Wo der Körper – ähnlich bei Pflanzen – irgendwann an eine Wachstumsgrenze stößt und sogar mit Rückschritt reagiert (ich werde bald 40, ich merke es), scheint unser geistiges Wachstumspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft.

Und dennoch: Manchmal scheint es, als haben wir uns verrannt. Als wäre was natürlich ist zur Belastung geworden.

Die letzten eineinhalb Jahre habe ich das mit voller Kraft zu spüren bekommen. Meine zweite Tochter wurde Ende des letzten Jahres geboren und obwohl ich das Leben als Vater bereits kannte, änderte sich viel. Dann kam Corona. Jede liebgewonnene Gewohnheit war dahin, all meine Routinen passé.

Natürlich änderte sich die Zeit, die mir fürs Schreiben zur Verfügung stand. Ich habe sonst in normalen Wochen etwa 10.000 Wörter zusammen bekommen. Noch vor zwei Jahren bin ich täglich fast 3 Stunden gependelt und habe in dieser Zeit mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks an meinen Texten gearbeitet. Dieses und auch letztes Jahr habe ich die ersten Monate des Jahres nichts geschrieben. Null. Danach mal einen Tag in der Woche, manchmal zwei. Dann wieder wochenlang gar nichts.

Aber das war noch nicht alles. Mein Blog war in Hochzeiten soweit, dass ich Kooperationen mit anderen Blogs geplant hatte und mir Leute wie Sebastian Fitzek und Markus Heitz Interviews gaben. Ich habe mir Ideen für Onlinekurse überlegt und eine Umfrage über das Autorenleben gestartet, an der sich auf Grund meiner damaligen Reichweite in kürzester Zeit über 300 Leute fanden, die mir Rede und Antwort standen.

Und dann …

Über ein Jahr passierte hier quasi nichts mehr. Die Zahl meiner Siteviews ist vermutlich ins bodenlose gesunken – ich weiß es nicht, weil ich das seit der DSGVO nicht mehr nachhalte.

Mein Newsletter hat einfach aufgehört zu existieren.

Es gab und gibt immer wieder Tage, an denen ich das Gefühl habe, mich zurück zu entwickeln was das Schreiben angeht. Klar, wer nicht jeden Tag schreibt, der wird schlechter – wir hören ja immer wieder, dass nur wer täglich schreibt auch wirklich des Autorenlebens würdig ist. Was zählt, ist Wachstum. Stillstand ist der Tod.

Wie soll man umgehen mit dieser quälenden Erkenntnis des Rückschritts? Dieses Ding mit den Bücher schreiben ist ja noch immer irgendwie mein Lebenstraum.

Interessant ist doch, dass wir inzwischen verstanden haben, dass unendliches Wachstum nicht möglich ist. Es ruiniert unseren Planeten und uns selbst, in dem wir von einem Job zum nächsten, von einem Termin zum nächsten eilen. Trotz unseres Wissens um diese Tatsache, sind wir nicht in der Lage, diese Erkenntnis auf uns selbst anzuwenden.

Ich sehe meine Freunde nicht mehr so oft? Ich habe kaum Zeit zu Hause? Ich schreibe weniger? Im Job habe ich schon seit Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen? Beim Zocken komme ich kaum noch vorwärts? Es ist immer unaufgeräumt? Ich komme nicht mehr zum Sport?

Ich entwickele mich zurück, ich werde schlechter!

Wir machen uns deswegen fertig. Strafen uns selbst, indem wir uns erst einmal selbst beleidigen und unsere eigene Unfähigkeit blumig umschreiben. Gerne auch auf Twitter, wo wir uns unserer Agonie hingeben. Daher weiß ich auch, dass es vielen von euch so geht. Dass ihr hadert damit, dass eure Bücher nicht fertig werden oder ihr keine Kraft/Zeit/Lust zum Schreiben findet. Vieles davon findet freilich nur in unserem Kopf statt. Wirklich Lust zuzugebem, dass man gefühlt nur rückwärts läuft, haben wir ja auch nicht.

Wir wollen keine Rückschritte in unserem Leben.

Aber ich bin begeisterter „Aufschreiber“ und mache jeden Monat Abkreuzkalender mit Zielen, ich schreibe meine täglichen ToDos auf und notiere mir, was mir an Tagen gefällt und was nicht. Das ist oft hilfreich und oft auch ernüchternd. Aber es zeigt auch, was ich so an den Tagen getan habe und was nicht – oftmals vergesse ich das nämlich zwei Tage später bereits wieder. Dieser simple Umstand hat mich zu der Frage gebracht, was genau wir eigentlich unter Wachstum verstehen und wieso wir uns die Mühe machen sollten, diesen Begriff ein wenig von links nach rechts zu wenden.

Die Menschheit hat sich irgendwann dazu entschlossen, Wachstum vor allem in Geld zu messen. Wenn wir heute von „Wachstum“ oder „Grenzen des Wachstums“ sprechen, dann meinen wir Wirtschaftswachstum, entweder in Geld oder Waren – wie zum Beispiel fertig geschriebenen Büchern.

Als Maß ob Dinge gut oder schlecht laufen, wird Geld festgelegt.

Jedes Jahr will ein Unternehmen nach Möglichkeit mehr Geld umgesetzt oder verdient haben, als im Vorjahr. Das haben wir als Wachstum definiert und danach richten wir unsere Leben aus – oder unsere Leben werden danach ausgerichtet, von den Leuten die unsere Gehälter bezahlen. Dabei leuchtet es ein, dass die Festlegung auf nur EINEN Parameter hundert andere Parameter ausblendet. Sind die Arbeitgeber zufrieden? Schaden wir der Umwelt? Erfüllt uns, was wir tun? Wäre es nicht auch denkbar als Wachstum zu definieren, was zufriedener macht?

Unser System ist so, dass Entscheidungen so weit vereinfacht werden, dass am Ende dort eine Zahl steht und diese Zahl uns sagt, ob eine Entscheidung sinnvoll ist oder nicht. Und in unserer Logik ist eine Entscheidung immer dann sinnvoll, wenn sie einen Zuwachs darstellt.

Gleiches gilt beim Schreiben. Ich hadere mit mir, weil ich kaum zum Schreiben komme. Letztlich ist beim Schreiben das Tolle, dass die geschriebenen Worte nicht verschwinden – sie kumulieren sich und es ist grundsätzlich egal, wann ich sie geschrieben habe. Dieser Artikel ist schon über ein Jahr alt, als ich ihn anfing. Jetzt habe ich ihn in etwa dreißig Minuten fertig bekommen – dank des Fundaments, das bereits gelegt war. Außerdem habe ich bereits zwei Kurzgeschichten veröffentlicht und NACHTMEER steht bereits in den Startlöchern.

Die Interviews mit Markus Heitz und Sebastian Fitzek kann man IMMER NOCH hier lesen. Wenn ich also statt auf die letzten eineinhalb Jahre zu blicken, auf den Tag blicke, an dem ich mich entschlossen habe mit dem Schreiben anzufangen, dann habe ich mich eigentlich ganz gut entwickelt. Und noch mehr. Ich habe ja jetzt eine zweite Tochter – man kann sagen, ich entwickele mich gerade unheimlich was das Thema Vater sein angeht. Auch was Hausarbeit angeht oder so zu arbeiten, dass ich pünktlich Feierabend machen kann. Ich ernähre mich auch wieder besser und gehe öfter mal an die frische Luft als Früher.

In vielen Fällen ist Rückschritt vor allem auf einen bestimmten Zeitraum bezogen, den wir vielleicht viel zu eng ziehen.

Oder wir bemerken nicht, dass wir in anderen Dingen wachsen. Jetzt frage ich sogar: Was ist überhaupt schlimm daran, einen Rückschritt einzugehen. Eine befreundete Autorin und Lektorin entschloss sich kürzlich, weniger Lektorate anzunehmen. Ist das ein Rückschritt? In manchen Feldern vielleicht – aber in einem ganze wesentlichen sicher nicht: Darin auf sich selbst zu achten.

Kann man also auch denken, dass Wachstum mehr als zwei Dimensionen hat, ebenso wie Rückschritt? Kann es sein, dass ich mich in Wahrheit weiterentwickelt habe, wenn ich noch immer dazu komme zu schreiben, und seien es nur Kurzgeschichten? Wenn ich dazu noch zusätzliche Vateraufgaben übernommen habe oder eine Weiterbildung in meinem Beruf gemacht habe? Oder wenn ich einfach mehr Zeit für meine Familie habe?

Statt mich auf das „ich bekomme nichts mehr geregelt“ Gefühl einzulassen, kann ich gucken, was ich alles geregelt bekomme und schon geregelt bekommen habe.
Machen wir uns also zu oft zu verrückt, weil wir den Blick zu sehr verengen?

„Letztes Jahr habe ich 3 Bücher veröffentlicht und dieses Jahr keins.“

Ist das wirklich ein Rückschritt? Es ist doch nur eine Facette des Lebens, die wir aufgreifen. Wir blenden alles andere aus und fühlen uns schlecht. Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass der Körper und der Geist uns Signale senden, wenn etwas in unserem Leben falsch läuft. Wenn wir eine Pause machen und einfach mal drei Monate nichts tun, dann ist das kein Rückschritt. Das kann auch ein persönlicher Fortschritt sein. Weil ich endlich auf mich gehört habe. Weil ich endlich mal „Nein“ sage. Weil ich endlich einfach mal nur auf dem Sofa liege oder wie in meinem Fall, einfach nur Papa und Angestellter bin.

Die Stimmen, die uns sagen, dass wir nicht genug tun, betrachten nicht das ganze Bild.

Um wirklich zu wachsen, als Mensch, halte ich das aber für wichtig. Phasen der Ruhe – und dauern sie auch mal Jahre – können uns stärken. Sie können zu einem Fundament werden, auf das wir unsere Sandschlösser später wieder aufbauen. Wir machen keinen Schritt zurück. Wir machen nur einen Schritt in eine andere Richtung. Oder um es mit fremden Worten zu sagen:

„Wenn man vor dem Abgrund steht, dann ist der Rückschritt ein Fortschritt.“

Friedensreich Hundertwasser

Liebe Leser,

nach nun fast einem Jahr geht meine erste Staffel von „augenschelm fragt“ zu Ende. Es hat mir viel Spaß gemacht, mit so vielen Autoren zu sprechen, so viel über Ihre Gewohnheiten zu erfahren und zu sehen, wie sie ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

Die Interviews waren lehrreich, unterhaltsam und vielschichtig.

Die Idee dieser Serie war es, Neueinsteigern und auch erfahrenen Autoren zu zeigen, dass es „DEN WEG“ für Autoren nicht gibt, dass jeder seine eigenen Pfade austritt um ans Ziel zu gelangen. Als ich diesen Fragebogen entwickelte, hatte ich keine Ahnung, wen ich alles interviewen würde und es hat eine Weile gedauert, bis ich mir ein Herz gefasst habe und auch erfahrene Autoren anschrieb.

Da die meisten Leute aus der schreibenden Zunft wenig Zeit haben, war die Rücklaufquote insgesamt gering. Umso dankbarer bin ich allen, die sich die Zeit genommen haben, mir und euch diese Fragen zu beantworten.

Aus diesem Grund bin ich auch auf mein letztes Interview überaus stolz. Ich bin großer Fan von Sebastian Fitzek und kann an dieser Stelle nur sagen, was für ein angenehmer und netter Zeitgenosse er ist. Es hat mich viel Überwindung gekostet, ihn anzuschreiben und immer wieder zu erinnern (es hat insgesamt über 6 Monate gedauert, bis wir dieses Interview zusammen hatten), aber Sebastian hat wirklich ein Herz für seine Fans und junge Autoren und sollte er irgendwann von mir genervt gewesen sein, so hat er es mich nicht merken lassen :-)

Ich darf euch heute also ein Interview mit dem aktuellen Krimipreisträger, Bestseller- und möglicherweise aktuell erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren anbieten, der über 8 Millionen Bücher in 24 Sprachen verkauft hat.

Viel Spaß beim Lesen!

www.sebastianfitzek.de

Interview

Teil 1: Über Dich

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Ich genieße das Privileg, vom Schreiben leben zu können.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Ich habe Anfang 2000 angefangen und bin seitdem nicht mehr vom Schreiben losgekommen.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Das war von der ersten Zeile an. Ich wollte wissen, ob es mir gelingt, etwas zu Papier zu bringen, das nicht nur mir alleine gefällt.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Zunächst gar nicht, denn ich habe es niemandem erzählt, außer meinen Eltern. Die haben mich allerdings sehr unterstützt.

5. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem Genre?

Ich schreibe Psychothriller. Die menschliche Seele ist für mich wie die Tiefsee, ein Ort, von dem jeder ein Bild vor seinem Auge hat, aber die Wenigsten haben ihn erforscht und niemand kennt all seine Geheimnisse.

Teil 2: Publikation und Marketing

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Verlag.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Vor elf Jahren war das damals der logische, erste Weg und ich war froh, dass ein Verlag mir eine Chance gab.

8. Wie lange musstest Du warten, bis ein Verlag ein Manuskript von Dir genommen hat?

Drei Jahre.

9. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Alles steht und fällt mit der Geschichte. Natürlich gibt es viele Marketing- und PR-Maßnahmen. Doch als Anfänger bekommt man vom Verlag in der Regel kein Budget dafür. Mein Erstling wurde in einer Auflage von 4000 Stück gedruckt, es gab keine Werbung, keine Interviews bei der Veröffentlichung, keine Lesungen. Hätte sich der Inhalt des Buches nicht herumgesprochen, wäre es im Meer der Veröffentlichungen untergegangen. Natürlich gehört dazu auch sehr viel Glück, aber nichts schlägt jemals die Kraft der Mundpropaganda. Man muss also etwas verfassen, das andere gerne weiterempfehlen. Dazu muss man zunächst ein Buch schreiben, das man selbst gerne lesen will. Ich rate also dazu, nicht beim Schreiben einen „Markt“ im Kopf zu haben, sondern nur die Geschichte, die man unbedingt erzählen will.

10. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Siehe Frage 9.

Teil 3: Gewohnheiten

11. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Ich setze mich um 09.00 Uhr an den Schreibtisch und schreibe so lange es geht.

12. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Ich versuche eine lose Idee mit einem etwa 10-seitigen Exposé für mich selbst greifbar zu machen. Dann fange ich an zu schreiben und warte darauf, dass sich die Figuren und die Geschichte verselbständigen.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich tendiere zu einer dreiaktigen Struktur, mache mir über Erzähltheorie aber eher selten Gedanken. Das geschieht meist intuitiv.

14. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das lässt sich so nicht sagen. Ist eine Lesetour auch Arbeit am Buch? Oder zählt nur das reine Schreiben? Fakt ist: Ich arbeite täglich an einem Buch, auch an Weihnachten, zu meinem Geburtstag, etc. Ohne Ausnahme.

15. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Drei Mal.

16. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?

Ich lese mir die Entwürfe laut vor und versuche die Anmerkungen meiner Lektorinnen so gut es geht zu berücksichtigen.

17. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Mit einem guten Buch oder einem Film, der mich inspiriert.

18. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Immer nur an einem Buch.

19. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

1. Kontinuität. Viele Menschen denken, ein Buch wird umso besser, je mehr man sich damit Zeit lässt. Sorgfalt ist natürlich eine Grundvoraussetzung, aber gerade bei einem Thriller ist es wichtig, dass man das Timing und sein Figurenpersonal fest im Griff hat. Wenn man nur alle zwei Monate einen Satz schreibt, dann zerfasert die Geschichte. Besser ist es drei Monate am Stück Tag durchzuarbeiten.

2. Pausen einplanen.
Es mag wie ein Widerspruch zu Punkt 1 klingen, aber Kreativität entsteht häufig durch Langeweile. Also mal ganz bewusst das Handy weglegen und irgendwo hinfahren wo nichts los ist. Der Geist beginnt sich erst zu beruhigen, dann zu arbeiten und man kommt auf völlig neue Ideen.

3. Scheuklappen aufsetzen
Wir haben uns diesen Beruf nicht gewählt, um Auftragsproduktionen zu leisten. Wir wollen Geschichten erzählen, jeder aus einem anderen Grund. Es gilt, diesen Grund herauszufinden und ihm treu zu bleiben, egal was andere von einem wollen.

20. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Da Spaß und harte Arbeit kein Widerspruch ist, hält sich das wohl die Waage.

21. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?

Brutto zwei Jahre, netto vielleicht 4 Monate.
Ich hatte ja noch einen Brotberuf und konnte nur in meiner Freizeit und im Urlaub arbeiten.

Teil 4: Inspirationen

22. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Die Odyssee des Drehbuchschreibers von Christoper Vogler.

23. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Nie zu glauben, der erste Entwurf wäre bereits perfekt.

24. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum? 

Diese Frage ist angesichts der Vielzahl der Bücher, die mich beeinflusst haben, nicht zu beantworten. Müsste ich allerdings ein einziges Buch nennen, wäre es „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende, die mir die Welt der Bücher buchstäblich eröffnet hat.

Teil 5: Organisation und Persönlichkeit

25. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Empathie, Kreativität, Ausdauer, Kritikfähigkeit und einen guten Rücken.

26. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Höre erst auf Ratschläge, wenn du mit deinem ersten Entwurf fertig bist.

27. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Ich lese, verreise gerne und spiele mit meinen Kindern.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

28. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen

Rechte des Fotos liegen beim Autor

Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Alle meine Lieblingsautoren noch nicht entdeckt zu haben.

29. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Die Schließung lokaler Buchhandlungen.

30. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren oder Korrektoren kannst du aus Deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Oh, da würde ich einen Blick in eine meiner Danksagungen empfehlen. Da stehen alle Namen derer, ohne die mein Erfolg nicht denkbar wäre, insbesondere die meiner Lektorinnen Carolin Graehl und Regine Weisbrod. Lehrgänge und Workshops habe ich nie besucht.

Lieber Sebastian, ich danke Dir für die Zeit die Du Dir für dieses Interview genommen hast. Es hat mir viel Spaß gemacht und war eines meiner persönlichen Highlights 2016-2017, dass wir eine ganze zeitlang immer wieder in Kontakt standen.

Ich hoffe, alle angehenden und aktiven Autoren können aus meiner „Augenschelm fragt:“-Reihe etwas mitnehmen. Mein Dank gilt allen, die teilgenommen haben. Wir alle wissen, wie rar gesät die Zeit ist und auch wenn ihr nur die erfolgreichen Anfragen sehr, gingen sehr viele unter oder wurden nicht beantwortet.

Allerdings käme es mir nicht in den Sinn, daraus irgendeinem Autor einen Vorwurf zu machen, schließlich bringen Bücher das Essen auf den Tisch und keine Interviews. Deshalb noch einmal meinen ausdrücklichen Dank an:

Elyseo da Silva, Marcus Johanus, Nike Leonhardt, Markus Heitz, Michaela Stadelmann, Axel Hollmann, Tanja Hanika, Zoë Beck, Mareike Albracht, Sonea von Delvon, Alessandra Reß, Nina C. Hasse, Benjamin Spang, Anja Kiel und Sebastian Fitzek.

Ich knete meine Stirn während die Landschaft an mir vorbei fliegt. Auf den Bäumen liegt ein grauer Frostreif und ich kann die Kälte förmlich sehen.

Zum dritten mal lese ich den Satz der mich von meinem Bildschirm aus angrinst. Ich bin darüber gestolpert, er hat mich auf dem Lesefluss direkt an die Trockenwerft der Grübelei gespült, nur ich kann nicht sagen, wieso.

mit Dank von Pixabay.de

Ich drücke Strg+Shift+C und das Textfeld für den Kommentar öffnet sich. Ich schreibe erstmal „Lesefluss gestört“ und nehme mir vor, mir das später noch einmal anzusehen.

Ich sitze gerade an „Unstern“, dem Debutroman von Katrin Ils, die mich gebeten hat, darüber zu lesen. Für mich noch immer komisch, ich habe selbst ja noch nie bewiesen, dass ich schreiben kann, aber so ist das in einer Autorengruppe wie den #BartBroAuthors, man hilft sich.

Wie sehr ich helfe, kann ich gerade nicht einschätzen. Ich habe mein erstes Manuskript zum Probelesen gegeben, weil ich das Gefühl hatte, dass etwas damit nicht stimmt. Ich bekam es zurück und fühlte mich in alte Schulzeiten zurück versetzt.

Okay, der Ton unter Kollegen ist netter und am Ende schreibt niemand „Mangelhaft“ drunter, aber es gibt gewisse Parallelen.

Man gibt sein Werk zum ersten Mal an Dritte. Es ist sinnvoll, Autoren in diesen Prozess einzubinden, denn sie wissen wie über welche Probleme man stolpert und wie es sich anfühlt, das Geschriebene, das noch so verwundbar ist wie ein Neugeborenes, an einen Dritten zu geben.

Zurück kommt es bemängelt und kritisiert, rot umkringelt und von Hinweisen vernarbt .Ich gebe zu, das erste Lesen einer kritisierten Version verursacht erstmal Fluch(t)reflexe.

Wir sind es gewohnt, Anmerkungen mit Kritik und diese wiederrum mit einem Mangel an uns selbst gleichzusetzen. Daher resultieren die aufregenden Geschichten von uneinsichtigen Autoren; aber auch ein Lektor benötigt ein gewisses Feingefühl, um die Selbstzweifel seines „Schützlings“ nicht in ungeahnte Höhen schnellen zu lassen.

mit Dank von Pixabay.de

Dem Autor selbst hilft es erstmal sich klar zu machen, dass diese ganzen Anmerkungen Hilfestellungen sind. Wir sind nicht in der Schule. Ein mit rot ergänzter Kommentar führt nicht dazu, dass meine Arbeit mit „mangelhaft“ bewertet wird. Ich muss sie nichtmal annehmen, doch gut begründete Hinweise helfen ungemein, sich selbst zu verbessern.

Manchmal sieht man etwas selbst nicht oder, auch das kann sein, der andere hat mehr Erfahrung und kann mir Tipps geben.

Dennoch trifft es mich erstmal. Es ist leicht zu sagen, dass man sich nichts zu Herzen nehmen soll und dass der erste Entwurf immer Mist ist. Insgeheim hofft man ja doch, das Feedback wäre durchgehend positiv.

Habe ich Tipps für den Umgang damit?

Gib jedem Vorschlag eine Chance.

Befasse dich mit den Grundlagen des Schreibens, um einordnen zu können, ob der Hinweis berechtigt ist oder nicht.

Gib mehreren Leuten das Buch zum testlesen und achte vor allem auf Punkte, die von mehreren Leuten genannt wurden.

Sei dankbar, dass jemand so viel Zeit und Mühe in dein Buch investiert. Freiwillig.

Ich habe nicht jede Verbesserung meiner Texte angenommen. Es steht jedem frei Kritik anzunehmen oder abzulehnen, aber unterm Strich kann ich jedem nur dringend empfehlen, die eigenen Texte testlesen zu lassen und auch selbst Texte anderer Autoren zu lesen, wenn diese noch vor Veröffentlichungsreife sind. Das hat mir sehr dabei geholfen die Qualität meiner Entwürfe einzuordnen.

Das war für mich der eigentliche Gewinn, denn zuvor habe ich in meiner Blase vor mich hingearbeitet. Ich wusste nicht, ob das was ich schreibe gut ist oder nicht. Das Beta-Lesen bietet hier zwei Möglichkeiten – durch Kritik besser zu werden und durch die Hinweise die ich anderen gebe besser zu werden.

Meine Frau ist Lehrerin. Von ihr weiß ich, dass man die Kinder sich gegenseitig Dinge erklären lässt, weil das Gelernte dadurch besser verstanden und verankert wird. Genau diesen Effekt konnte ich bei mir auch beobachten. Ich verstand mit einmal, wieso eine Sache nicht so gut funktioniert oder was ich anders machen würde und vor allem, warum.

Darum lohnt es sich zuzusagen, wenn dich jemand fragt, ob du ein Buch testlesen willst.  Selbst wenn Dein Zeitplan eng ist, wenn Du dafür die Arbeit an Deinem Buch nicht völlig einstellen musst, sag zu. Du bekommst es mehrfach zurück, als Dank, als Know How, als Karma ;-)

Danke für deine Zeit und bis bald auf meinem Blog.


 „Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.“ 

– Sprichwort aus den USA


Als Person des öffentlichen Lebens ist man ständiger Kritik ausgesetzt.

Jogi Löw sieht sich bei jedem Spiel zehntausenden von kleinen Bundestrainern gegenüber. Eine richtige Entscheidung löst Jubel aus; ein Fehler – den möglicherweise nicht einmal der Trainer gemacht hat – und der Mob tobt.

„Mit diesem Bundestrainer können wir ja auch nichts gewinnen.“

Jeder kann ein Tatortdrehbuch besser schreiben als die Drehbuchautoren.

Jeder kann besser schauspielern als die Thomalla.

Jeder kann besser schreiben als Du. Oder zumindest genau so gut.

vigeland-947342_1920In der heutigen Zeit erleben wir ein Phänomen, das neu ist. Die Kritik, ganz gleich welcher Qualität, ist um ein vielfaches wahrnehmbarer als früher. Sie äußert sich in Shitstorms, aber auch in der Einzelkritik.
Wo früher im Wohnzimmer vor sich hingeschimpft wurde, findet Kritik heute Wege in die Öffentlichkeit, kummuliert sich, wird laut. Das kann wunderbar und positiv sein, kann soziale Bewegungen in Gang setzen.
Sie kann auch das Gegenteil bewirken; kann Menschen klein machen oder klein halten. Kann ihnen Angst machen.

Als Autor ist man per Definition eine Person des öffentlichen Lebens, jemand, der gelesen werden will, der wahrgenommen werden will.
Das zieht zwangsläufig Kritik nach sich und wir müssen, ob wohl oder übel, mit diesem Thema leben. Es lohnt sich also, einen Blick auf Kritik zu werfen. Was steckt hinter diesem Begriff? Kann man Kritik vermeiden? Wie geht man am besten damit um, wenn man kritisiert wird?

Was sagt Wikipedia?

Wikipedia definiert Kritik wie folgt:

1.    Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben.
2.    Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten bezeichnet die Kritik – insbesondere in der Verbform kritisieren ebenso wie monieren[3] und die Monierung[4] – auch eine Beanstandung oder Bemängelung

Kritik bedeutet „trennen“ oder „unterscheiden“. Sie wird sprachlich differenziert von Skepsis, Verriss, Schmähkritik, Tadel, Rüge oder Nörgelei.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis kann diese Unterscheidung nur treffen, wer sie kennt und wenn mein Buch auf Amazon eine 1 Stern Rezension erhält, ist es gar nicht so leicht herauszufinden um welche Kritikqualität es sich handelt.

Kritik ist in der heutigen Zeit, und das ist neu, ein Verkaufsargument. Ein Stern auf Amazon trifft nicht nur den Autoren, der mit Herzblut in sein Werk investiert hat, es trifft auch zukünftige Kaufinteressenten. Das verleiht dem Rezensenten eine gewisse „Machtposition“ gegenüber dem zu Kritisierenden.

Dieser Umstand löst bei Autoren sehr häufig Selbstrechtfertigungsreflexe aus, die das Lesen der Kommentare bei Amazon streckenweise spannender machen als das Buch.

Wie Wikipedia aufteilt, bedeutet Kritik zum einen, dass ein Gegenstand (oder ein Roman) an einem Maßstab gemessen und beurteilt wird. Romane sind keine Bananen und man kann sie nicht in DIN Normen zurechtbiegen. Dennoch gibt es bei Romanen Formen, es gibt Dinge die funktionieren und die nicht funktionieren. Eine Reihe Literaturkritiker haben sich mit diesem Thema auseinander gesetzt (Lessing, Schlegel, Heine…).

Es kommt auch darauf an, wer kritisiert

Ich bin ehrlich, ich fände auch eine Kritik eines Markus Heitz, Rainer Wekwerth oder Sebastian Fitzek toll, weil ich weiß, dass allesamt erfahrene Autoren sind.

Es gibt also eine Kritik, die ich (und ihr wohl auch) gerne bereit bin anzunehmen, nämlich wenn die „Beurteilung anhand von Maßstäben“ sich an der Erfahrung des Kritisierenden bemisst.

Beim Jiu Jitsu kritisiert der Sensei meine Körperhaltung und ich nehme die Kritik an, denn ich weiß, dass er es von seiner Position besser sieht und mehr Erfahrung hat.

Ich nehme die Kritik meines Lektoren an, weil er ein Profi ist.

Diese Form der Kritik ist wichtig für uns. Sie zeigt uns auf, was wir besser machen können, sie weist uns eine Richtung und wir akzeptieren sie, weil wir die Eloquenz des Kritikers erkennen.
Wertschätzende Kritik auf der Arbeit und im Leben sind Hinweise, Tipps. Sie ist wertvoll und sie sollte als solche geachtet werden.

Nun ist das beileibe nicht immer der Fall. Im Netz findet sich haufenweise Kritik, die diese Bezeichnung nicht verdient. Sie ist persönlich, beleidigend oder auch einfach nur nicht sachgemäß.

Eine Amazon 1* Rezension mit „Der Roman ist scheiße“ ist für den Autor in etwa so gewinnbringend, als hätte der Rezensent „Die Haare des Autoren sind hässlich“ oder „draußen ist es kalt“ als Begründung genommen. Sie hilft nicht, aber sie verletzt uns.

Es ist jetzt leicht zu sagen, man solle diese Art Kritik nicht so nah an sich heran lassen. Das ist zwar richtig, aber es gelingt dem einen besser, dem anderen schlechter.

Umgang mit unsachlicher Kritik

Wie also umgehen mit Kritik die

•    Unsachlich und verletzend, zu allgemein gehalten, übertrieben oder darauf angelegt ist, uns klein zu halten? Die unsere Person infrage stellt?

Zunächst sollte uns klar sein, dass Kritik eine Meinung ist. Meinungen hat jeder. Man muss nichts können und nichts vorweisen, um eine Meinung zu haben. Es muss nicht mal die eigene Meinung sein, manchmal ist sie einfach von jemand anderem übernommen.
Du hast also das Recht eine Meinung abzulehnen, oder um es mit Terry Cole-Whittakers Buchtitel zu sagen „Es geht mich nichts an, was sie über mich denken“.

Da aber eine 1* Rezension auf Amazon kein Verkaufsargument ist, werden wir uns damit schwer tun. Um eine negative Kritik auszubügeln, benötigt man 3 positive Kritiken. Es ist allerdings festzustellen, dass Bewertungen auf Amazon zunehmend kritischer von anderen Amazonkunden gewürdigt werden, es ist also hier nicht alles verloren. Vor allem der Umgang des Kritisierten mit der Kritik kann hier eine Rolle spielen.

In vielen Fällen ist inhaltsleere Kritik verbunden mit einem Problem des Kritikers selbst.woman-1006102_1920

1.    Er mag dich als Person nicht. Das kommt vor im Leben. Man kann es nun mal nicht allen recht machen. Hier haben wir keine Kritik am Werk, sie ist somit nutzlos. Wenn jemand nicht mag wie ich rede, aussehe oder rieche, dann gehen die Person und ich uns am besten aus dem Weg. Man darf sich fragen, wieso diese Person sich dazu berufen fühlt, dann ein Buch von mir zu kaufen und auch noch zu bewerten.

2.    Du tust nicht, was er will. Das ist eine recht häufige Art der Kritik. Eigentlich ist es keine Kritik, sondern eine als Kritik getarnte Aufforderung dich endlich so zu verhalten, wie der Kritiker es gerne hätte. Das findet man oft im privaten Umfeld. Vorsicht: Bei geliebten Menschen lohnt sich das hinhören und das hinterfragen der eigenen Einstellung. Allerdings nicht immer.

3.    Der Kritiker ist mit irgendwas unzufrieden, das nicht in Deiner Hand liegt und braucht ein Ventil. Wer schon mal im Kundenverkehr gearbeitet hat, kennt das Gefühl ständiger Prellbock für die Launen der Leute zu sein. Diese sind meistens kurzfristig und finden sich nicht in Amazon Rezensionen wider, aber es soll vorkommen.

4.    Der Kritiker hat schlicht und einfach vor, dich aus der Fassung zu bringen oder sich selbst zu erhöhen.

aber

Trotzdem genau hinhören

Wenn die Rezensionen sich häufen und immer und immer wieder die gleichen Dinge angesprochen werden, dann darfst du dir das gerne noch einmal ansehen.
Daher sollte folgendes im Umgang mit Kritik gelten:

1.    Liefere die beste Arbeit ab, die du abliefern kannst.

Du bist Autor. Du trittst an die Öffentlichkeit. Du möchtest Geld für Dein Buch. Leser sind ein gewisses Niveau gewöhnt und sie sind sogar in hohem Maße bereit, Selfpublishern einige Fehler zu verzeihen. Aber Leser mögen es nicht, wenn sie das Gefühl haben, halbfertige unausgereifte Bücher vor sich zu haben. Diese Kritik habe ich schon hundertfach bei Amazon gelesen. Gib Gas, dann hast Du auch das nötige Selbstvertrauen zu Dir zu sagen: „Ich habe mein Bestes gegeben und kann über der Kritik stehen, wenn sie nicht angebracht ist.“

Dazu gehört auch, Dein Buch VOR Veröffentlichung von anderen Personen lesen zu lassen.

2.    Schlafe eine Nacht darüber

Reagiere nicht sofort. Der Nachteil der breiten Kritikmasse bietet auch einen Vorteil. Sie ist nicht so direkt. Anders als mit dem Kollegen im Büro (die sich heute mit Kritik auch vielfach hinter E-Mail verstecken, weil sie doch nicht so mutig sind) musst Du nicht sofort reagieren. Schlafe eine Nacht drüber, lass den Zorn verrauchen.

Auch hilfreich: Schreibe vorher auf, was Du sagen willst. Lass alles raus. Lies es am nächsten Tag und dann schmeiß diesen Zettel in die Tonne.

3.    Rechtfertige dich nicht

Wenn Du das Beste gegeben hast, musst du dich nicht rechtfertigen. Schreibt jemand „der Roman ist scheiße“, dann frage zB „Was genau hat dir nicht gefallen?“. Wenn der Kritiker darauf nicht mehr eingeht, erkennt auch ein Dritter, dass es mit seiner Kritik nicht weit her ist. Aber wer weiß, vielleicht bekommst du daraus sogar einen hilfreichen Hinweis?

4.    Bleibe bei der Sache

Lasse dich nicht auf die persönliche Eben ziehen. Manche machen das nur zu gerne, am Ende büßt du Reputation ein.

Es hilft übrigens auch nicht, den Kritisierenden runterzumachen. Wenn ein Autor sich rechtfertigt oder gerechtfertigt wird (was öfter vorkommt, als ich gedacht hätte), lese ich oft das Wort „Neid“ oder „Neider“. Ich habe am Ende immer das Gefühl, dass niemand diese Diskussion „gewonnen“ hat. Der unbeteiligte Dritte hingegen hat sich ein Bild gemacht und nimmt im Zweifel eher Abstand vom Kauf.

5.    Frage dich, welchen Einfluss die Kritik WIRKLICH hat

Wenn Du Ratschlag 2 nicht befolgst, ist jede Kritik ein grausamer Schlag. Du fühlst dich schlecht, es brodelt in dir. Du willst herausschreien „das stimmt nicht“ oder du kaust auf Deinen Nägeln und denkst „oh nein! Ist da wirklich so schlecht?“.
Am Ende stellst Du fest, dass die Kritik hohl ist. Im besten Fall noch schlecht geschrieben. Geh darüber hinweg, es ist eine Meinung, Du musst sie nicht annehmen, denn sie hat keinen wirklichen Einfluss auf Dein Leben.

6.    Akzeptiere konstruktive Kritik

Sie ist Dein Treibstoff. Jede kritische 2-3 Sterne Kritik macht Dich als Autor besser. Ein wundervolles Beispiel für konstruktive Kritik, gepaart mit professionellem Umgang des Autoren habe ich bei Annika Bühnemann auf Amazon gefunden (Leider funktioniert der Link nicht mehr – sobald ich die Bewertung wieder gefunden habe, ist das Beispiel wieder verlinkt)

7.    Sei dankbar für kritische Worte

In der freien Wirtschaft sind wir dankbar für jeden Kunden, der sich beschwert. Es gibt ganze Abteilungen mit Qualitätsmanagement. Wieso ist das so? Ein Kunde der sich nicht beschwert frisst seine Unzufriedenheit in sich hinein. Er packt seine Sachen und verschwindet, du siehst ihn nie wieder. Ein Kunde der sich äußert kann helfen Fehler und schlechte Prozessabläufe zu erkennen. Er bietet aber auch die Möglichkeit der „Heilung“. Durch freundlichen Umgang, durch Beseitigung des Fehlers (siehe Beispiel oben). So sind aus einstmals unzufriedenen Kunden schon richtige Fans geworden. Das bietet eine Chance, mache Dir das klar.

Ist die Kritik unsachlich, fies und persönlich gibt es ein paar Mittel, um sich aus der Wut und dem angegriffen fühlen herauszuwinden:weather-1611702_1920

•    Bedauere den Kritiker. Er ist kindisch, trampelt auf den Boden weil er nicht bekommt, was er will. Er kann einem leid tun mit seinem Versuch, nach Aufmerksamkeit zu rufen.
•    Stell Dir den Kritiker als Cartoon vor. Als Ralph Wiggum von den Simpsons oder als jemand anderes, dessen Kritik dich eher zum Lachen bringen würde. Inklusive Stimmlage.
•    Such nach dem Motiv des Kritikers. Welcher Typ ist er? Hat er Zuhause Ärger und will den loswerden? Ist er Misanthrop und sowieso immer mit allem unzufrieden

Versuche mit der Kritik abzuschließen und mach Dir klar, dass Kritik etwas wertvolles sein kann, das Kritiker Trainer sein können und dass sie keineswegs immer persönlich zu nehmen ist.

Selbst richtig Kritik üben

Umgekehrt, wenn Du Kritik gibst, achte auf die gleichen Dinge. Kritik ist wertvoll und jeder Autor ist dankbar für eine Rezension auf Amazon.

Achte darauf auf Dich bezogen zu schreiben („In meinen Augen hat …“, „Ich hatte das Gefühl …“). Auch wenn gerne gesagt wird, dass Kritik objektiv sein soll ist das Quatsch und ein Ding der Unmöglichkeit. Kritik ist äußerst subjektiv. Sie soll sachlich – also auf die Sache bezogen sein – aber sie spiegelt Deine Meinung wider.

Sei so konkret wie möglich („In meinen Augen wird zu oft das Wort „XY“ verwendet, so dass sich die Wirkung bei mir schnell abgenutzt hat“)

Lobe, was gut war („Hingegen hat mir sehr gut gefallen, dass …“)

Sei Dir als Kritiker klar darüber, dass Kritik je nach Persönlichkeit des Kritisierten als Angriff wahrgenommen und zu verbaler Verteidigung führen kann. Am besten verweist Du auf diesen Artikel :-)


    „Nur wenige Menschen sind klug genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen.“ – François de La Rochefoucauld

    „Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt ist mein Lehrer.“ – Chinesisches Sprichwort

   „Ich bin dankbar für schärfste Kritik, wenn sie nur sachlich bleibt.“ – Otto von Bismarck (1815-98), erster deutscher Reichskanzler

    „Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlechtmacht.“ – Heinrich Nordhoff (1899-1968), ehem. Vorstandsvorsitzender von VW

„Um Kritik zu vermeiden: Tu nichts, sag nichts, sei nichts.“ –  Elbert Hubbard (1856-1915), amerik. Schriftsteller

 


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