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Langsam geht es mit Staffel 1 meiner Interviews dem Ende entgegen.

Heute habe ich Benjamin Spang interviewt, der sich seinen Traum vom Buch auf unkonventionelle Art erfüllt hat, nämlich durch Crowd Funding.

Sich das Buch von künftigen Leser „vorfinanzieren“ zu lassen ist eine gute Idee, die dem Selfpublisher Überblick verschafft, was er Investieren kann, ohne zu seinem eignen Druckkostenzuschussverlag zu werden. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, wie agil und kreativ die Branche ist.

Benjamin schreibt „Dark Fantasy“ mit Steampunkelementen. Sein Buch „Blut gegen Blut“ könnt ihr auf allen gängigen Plattformen erwerben. Teil 2 ist aktuell in Arbeit und wird seine nächste Veröffentlichung werden.

Darüber hinaus ist Benjamin Spang einer meiner Schreibbuddies, ich hatte also schon die Ehre seine Geschichte vor Veröffentlichung testlesen und kommentieren zu dürfen.

Er hat mir noch eine alte Version meines Interviews beantwortet, weswegen heute einige Fragen mehr enthalten sind als sonst.

Ihr könnt (und solltet) Benjamin auf so ziemlich allen Social Media Kanälen folgen, bestimmt auch auf solchen, die es aktuell noch gar nicht gibt. Die wichtigsten habe ich hier für euch zusammengestellt:

Homepage: http://benjaminspang.de/

Twitter

Facebook

Instagram

YouTube

Viel Spaß beim Lesen

Interview mit Benjamin Spang

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was
machst Du, außer zu schreiben?

Leider noch nicht, ich arbeite aber daran ;).
Ich habe einen Brotjob als Mediengestalter, in dem Beruf habe ich
eine Ausbildung gemacht.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu Schreiben und seit wann Schreibst du?

Ich war schon immer kreativ. Früher Comics gezeichnet, dann
Computerspiele gebastelt und über ein solches Spieleprojekt dann zum
Schreiben gekommen. Das war so Mitte 2011.

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu
veröffentlichten?

Ich habe schon immer mit diesem Vorsatz geschrieben :). Ich wollte
schon immer raus in die Öffentlichkeit mit meinen Texten.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Positiv.

5. Ist Verlagspublikatiom oder Selfpublishimg dein Weg?

Selfpublishing.

6. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

Weil ich die volle Kontrolle habe und selbst entscheiden kann wo die
Reise hingeht.

 

7. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem
Genre?

Dark Fantasy. Zum einen das düstere, melancholische, was ich schon immer
mehr mochte als Fantasy im Auenland. Und an Fantasy allgemein mag ich, dass
ich mir auch die verrücktesten Dinge ausdenken kann, um den Leser zu
faszinieren.

8. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von Morgens bis abends
aus?

Ich stehe um 5 Uhr morgens auf, schreibe 2 Stunden und begebe mich
dann zu meinem Brotjob.
Nach Feierabend mache ich meist noch Grafik- oder Videoarbeiten.

9. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Das passiert ganz unterschiedlich. Filme, Bücher oder Dinge aus dem
Internet. In letzter Zeit habe ich oft auch Nebencharaktere erstellt,
die mir so gut gefallen haben, dass ich weitere Storys mit ihnen
schreiben werde.

10. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

10 bis 14 Stunden.

11. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Kann ich pauschal nicht sagen, hängt vom Plot, der Erstfassung und
dem Feedback der Testleser ab.

12. Wie wichtig ist für Dich die Struktur Deiner Geschichte?

Sehr wichtig. Der Leser soll sich ja nicht langweilen.

13. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich schreibe nach dem 7-Punkte-System.

14. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt
weiterempfehlen?

„Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben“ heißt es glaube ich. Das ist
sehr prakrisch und bietet kompaktes Wissen.

15. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben
erhalten hast?

Meine Autorenkollegin Sabine Osman hat mir mal einen Tipp gegeben wie
ich ganz einfach mit Scrivener und dem Tool Sigil ein sauberes Ebook
ausgeben kann. Das hat meine Arbeit enorm erleichtert!

16. Welche drei Bücher haben dich am meisten inspiriert und warum?

Die ersten beiden Bücher der Darkblade-Reihe was meine
Genreausrichtung „Dark Fantasy“ angeht. Ansonsten lese ich auch sehr
viele „psychologische“ Sachbücher zum Thema Kreatives Arbeiten.
Aktuell lese ich die Steve Jobs Biografie. Auch sehr inspirierend!

17. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Ich werde irgendwann sterben. Vielleicht schon morgen. Was will ich
dieser Welt hinterlassen? Das motiviert mich. Ich will lieber bekannt
dafür sein, gute Bücher geschrieben zu haben als dafür, viel TV
oder Youtube geguckt zu haben. Für mich ist es keine Option nach der
Arbeit auf die Couch zu fallen und mein Leben an mir vorbeizehen zu
lassen.

18. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes
System?

Ich mache alles am Computer. Nach der Erstfassung lasse ich das Manuskipt
erst einmal eine zeitlang liegen und schreibe an einem anderen Projekt
weiter. Dann geht es mit frischen Augen zurück und dann wird Satz für Satz
gelesen und überarbeitet.
Danach folgen Testleserunden mit befreundeten Autoren und „normalen“ Lesern.
Dann wird das Manuskript wieder überarbeutet aufgrund deren Feedback.

19. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman
gearbeitet?

Drei Jahre.

20. Was sind Deine besten Tipps, wenn es darum geht Deinen Roman an
den Mann zu bringen?

Accounts auf Twitter, Facebook, Snapchat, Instagram und Youtube. Und
darüber dann täglich deinen Schaffensprozess und deinen Weg zum
Bestsellerautor dokumentieren.
Content, Content, Content!

21. Mit welchem Romanhelden möchtest Du gerne einen Tag verbringen?

Malus Darkblade. Rumhuren und Brandschatzen.

22. Glückwünsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir
einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu
tun haben.
Was wünscht du dir?

Vom Schreiben leben zu können.

23. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

1. Geduld.
2. Geduld.
3. Geduld.
4.Geduld.
5.Den Willen, hart an sich selbst und dem eigenen Text zu arbeiten.

24. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst
mit dem Schreiben begonnen hat?

Lerne dein Handwerk! Gewöhne dir ab, deine Zeit mit TV oder Internet
zu vergeuden.
Beginne gleichzeitig deinen Weg zum Autor via Social Media für die
Öffentlichkeit zu dokumentieren. Dadurch bildest du mit der Zeit
deine eigene Fanbase, die lesen will was du schreibst.

25. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Durch Recherche. Ich schaue mir an, wer das liest, was ich schreiben
will und konzentriere mich dann auf diese Zielgruppe.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social
Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen
dabei?

Ich liebe das was ich mache. Das bewahrt mich davor. Ich meine jeder
von uns hat 24 Std. Zeit am Tag. Wenn dir das abendliche TV-Programm
wichtiger ist, okay! Du hast dich dafür entschieden.

Mir macht mein Selfpublisher-Dasein zu viel Spaß, um meine Zeit mit
anderem Kram zu verplempern. Ich meine ich sitze gerade im Flugzeug in
den Urlaub, während ich diese Interviewfragen beantworte ;). Solche
Wartezeiten kann man auch immer produktiv nutzen.

Ansonsten natürlich auch wirklicher Urlaub. Wenn ich gleich lande
werde ich auch zwei Wochen nicht schreiben. Aber meine Social Media
Kanäle werde ich weiter bedienen.
Solche Erholungsphasen sind auch wichtig. Wer das ganze Jahr über
100% gegeben hat, darf das :).

27. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel
ist eher Quälerei?

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Man kann sich selbst
sehr viel Leid ersparen, wenn man vor dem Schreiben ordentlich
plottet! :)

28. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Unterschiedlich. Zuletzt an vier gleichzeitig.

29. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im
Bezug auf das Schreiben?

1. Meine Routine. Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen und 2 Std.
schreiben.

2. Meine Ausdauer. Mein Text wird erst veröffentlicht, wenn ich
damit zufrieden bin.

3. Meine Passion zum Marketing. Ich liebe es, meine Bücher zu
vermarkten :).

30. Wie stehst du zu den Begriffe. Autor, Schriftsteller, Hobbyautor?

Die ersten beiden wollen vom Schreiben leben.

31. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Puh, da fällt mir grad nix ein. Aber da gibt es bestimmt was :).

32. Zum Schluss was handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge,
Coverdesigner, Lektoren und Korrektoren kannst du empfehlen?

Barcamps kann ich empfehlen wie z.B. das Literaturcamp in Heidelberg.
Allgemein auf viele Veranstaltungen gehen wie auch die Frankfurter
Buchmesse und viele Leute kennen lernen! Da gibt es dann auch viele
Workshops usw.

Auch Lektorin Nina C. Hasse kann ich empfehlen. Sie darf aktuell meine
Novellen bearbeiten :).

Lieber Benjamin, vielen Dank für Deine Antworten!

Willkommen zum Interview mit der Autorin Nina C. Hasse.

Vor einigen Wochen habe ich auf Twitter gefragt, in welcher Reihenfolge ich die letzten vier Interviews der ersten Staffel von „Augenschelm fragt“ veröffentlichen soll. Hier das Ergebnis:

Die Steampunkpolizistin hat mir Frage und Antwort gestanden.

Nina schreibt Steampunk-Krimis und wurde 1986 in Paderborn geboren, lebt mittlerweile aber in Münster. Den aktuellen Roman »Ersticktes Matt« findest Du als eBook und Taschenbuch auf Amazon, darin geht es um eine Mordserie in einem fiktiven Stadtviertel von New York.

Ein Viertel ohne Hoffnung.
Ein Mörder ohne Skrupel.

New York, 1893.

In den Floodlands, einem Elendsviertel mitten im East River, verfolgt die Polizei ein Gespenst. An jedem Tatort eine weibliche Leiche, eine Schachfigur in der Hand. Das Spiel eines Wahnsinnigen?

Für Remy Lafayette, Gesichtsanalytiker und Berater beim New York Floodlands Police Department, wird die Jagd zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, als seine ehemalige Verlobte in den Sog der Ereignisse gerät.

Ein Steampunk-Krimi aus den Floodlands.

 

Wenn ihr Nina folgen wollt, könnt ihr das auf dem Blog oder bei Facebook, bei Twitter oder bei Instagram.

Fragen

Teil 1: Über Dich

 

1. Zu Deiner Person: Kannst du vom Schreiben leben? Falls nicht, was machst Du, außer zu schreiben?

Nein, vom Schreiben leben kann ich nicht. Mit nur einem veröffentlichten Roman wäre das auch sehr ungewöhnlich. Aber auch in meinem Brotjob bin ich ganz nah am Thema Schreiben dran, da ich als freie Lektorin arbeite. Das macht mir viel Spaß, weil ich so zahlreiche unterschiedliche Texte zu lesen bekomme und Kontakt zu tollen Autoren knüpfen kann – außerdem lerne ich bei jedem Manuskript für mein eigenes Schreiben dazu.

2. Wie bist Du dazu gekommen zu schreiben und seit wann schreibst du?

Im Grunde schreibe ich, seit ich Buchstaben aneinanderreihen kann. Zuerst kurze Tiergeschichten, illustriert
mit aus Zeitschriften ausgeschnittenen Bildern, später machte ich dann einen kurzen Ausflug ins Reich der Fanfiction. Ich stellte jedoch schnell fest, dass ich lieber meine eigenen Figuren entwickeln möchte und habe dann mit etwa 14 Jahren angefangen, an einem ersten „Roman“ zu arbeiten, damals im Genre High Fantasy. Irgendwo müsste ich den noch rumliegen haben, aber ich glaube, ich möchte ihn gar nicht lesen …

3. Seit wann schreibst du mit dem festen Vorsatz, zu veröffentlichten?

Bei jeder angefangenen Geschichte hatte ich diesen Vorsatz – auch wenn ich diese nie zu Ende geschrieben habe. Als ich die Idee zu »Ersticktes Matt« hatte, war es wie bei den Dutzend Mal davor. Doch irgendwann hat mich die Geschichte so gepackt, dass ich gar nicht anders konnte, als sie zu Ende zu schreiben und zu veröffentlichen.

4. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?

Ich habe das große Glück, eine sehr unterstützende Familie zu haben, die prinzipiell erst einmal alles toll findet, was ich so treibe – zumindest haben sie mich nie Gegenteiliges spüren lassen. Und auch viele meiner Freunde haben mich unterstützt, fragten immer wieder nach, wann sie denn etwas lesen könnten. Das motiviert natürlich sehr.

5. In welchem Genre schreibst Du und was begeistert Dich an diesem Genre?

Es hat lange gedauert, bis ich mein Genre gefunden hatte. Eigentlich ist es mehr ein Genre-Mix aus Steampunk und Krimi. Krimis lese ich schon seit meiner Jugend unwahrscheinlich gerne, und es war immer mein Ziel, selbst einen zu schreiben. Während des Schreibens habe ich allerdings gemerkt, dass mir das reine Krimi-Genre (aktuell) nicht wirklich liegt. Die Mischung mit Steampunk war dann genau das Richtige für mich.

Teil 2: Publikation und Marketing

 

6. Ist Verlagspublikation oder Self-Publishing dein Weg?

Aktuell fühlt sich Self-Publishing für mich richtig an. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, »Ersticktes Matt« keinem Verlag anzubieten. Ich würde nicht sagen, dass ich keinen Verlagsvertrag unterschreiben würde – da käme es auf die Bedingungen an. Momentan bin ich als Self-Publisher aber ganz zufrieden.

7. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden?

In meinem Nischengenre ist eine Verlagsveröffentlichung eher unwahrscheinlich, nur eine Handvoll Verlage bieten Steampunk überhaupt an. Außerdem genieße ich die Unabhängigkeit und dass ich mich ausprobieren kann, sowohl schreib- als auch marketingtechnisch. Ich muss mit niemandem Rücksprache halten, bin für alles selbst verantwortlich und bekomme hautnah mit, was funktioniert und was nicht. Das gefällt mir sehr.

8. Was sind Deine besten Tipps, um auf einen Roman aufmerksam zu machen?

Mit dem Marketing ist das so eine Sache. Das ist gar nicht so einfach. Ich nutze momentan v.a. Social Media und versuche dort, ganz ich selbst zu sein. Nicht zu verkaufen, sondern Kontakte zu knüpfen, am Leben anderer ein wenig teilzuhaben und andere auch selbst teilhaben zu lassen.

9. Wie findest Du Deine Zielgruppe?

Vornehmlich online über Social Media, aber auch z.B. auf Steampunk-Festivals wie dem Æthercircus oder dem Steampunkspass.

Teil 3: Gewohnheiten

 

10. Wie sieht sein gewöhnlicher Schreibtag von morgens bis abends aus?

Das ist ganz unterschiedlich, da ich freiberuflich tätig bin und mir meine Zeit frei einteilen kann. Ich mache es meistens so, dass ich mich morgens den Lektoraten widme und das Schreiben auf den Nachmittag/Abend schiebe. Morgens bin ich noch nicht wirklich kreativ, da kann ich besser analytisch arbeiten. Abends klappt das mit der Kreativität deutlich besser. Es kann also durchaus auch mal sein, dass ich bis zum Morgengrauen am aktuellen Manuskript sitze – wenn’s gut läuft.

11. Auf welche Art entwickelst Du eine Idee zu einer Geschichte?

Die Ideenfindung dauert bei mir immer recht lange, da ich sie gerne ein wenig „reifen“ lasse. Die ersten Ideen sind meistens Themen, die mich interessieren, zu denen ich dann ein wenig Vorrecherche anstelle. Ich sammele mehrere solche Ideen, z.B. über Brainstorming oder „Was wäre, wenn …“-Fragen, und verknüpfe sie mit Richard Nordens AIM-Technik zu einem groben Netz, aus dem sich eine Geschichte entwickeln lässt. Erst danach beginne ich mit dem Plotten.

12. 3-Akte, 5-Akte, 8 Sequenzen. Wie strukturierst Du Deine Geschichte?

Ich nutze im Grunde drei Strukturen, die ich übereinander lege und kombiniere. Die grobe Planung mache ich in der 3-Akte-Struktur. Dann folgt eine genauere Ausarbeitung mit den 8 Sequenzen. Wenn ich anfange zu schreiben, habe ich einen mehr oder weniger detaillierten Fahrplan, an den ich mich halten kann.

13. Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche an Deinem Buch?

Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem wie viel ich im Lektorat zu tun habe. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich für das Schreiben abzuknapsen, das klappt allerdings nicht immer, oft genug funkt mir das Leben dazwischen. Meine produktivste Zeit habe ich immer im NaNoWriMo, der jedes Jahr im November stattfindet. Dann sind es meistens so 30 Stunden pro Woche. Das schaffe ich aber nur einmal im Jahr ;) Im Geiste bin ich während meiner freien Zeit aber sowieso meistens bei meiner Geschichte. Sie wächst also nicht nur, während ich schreibe, sondern auch, wenn ich putze, spazieren gehe oder Einkäufe erledige.

14. Wie oft überarbeitest Du im Schnitt?

Bei „Ersticktes Matt“ waren es sechs Überarbeitungsdurchgänge. Ich vermute, dass es sich beim nächsten Roman bei drei bis vier Mal einpendeln wird.

15. Wie gehst Du bei der Überarbeitung vor? Hast Du ein bestimmtes System?

Das variiert je nachdem, wie gut ich bereits beim Schreiben auf die einzelnen Aspekte geachtet habe. Meistens arbeite ich mich vom Groben ins Kleine. Also erst die gröbsten Schnitzer ausbessern, bis die Geschichte stimmig ist und es hinterher nur noch um den Stil geht.

16. Wie motivierst Du Dich zum Schreiben?

Normalerweise freue ich mich aufs Schreiben, das ist Motivation genug. Wenn es mal nicht gelingen will, helfen mir kleine Rituale. Ich setze mich ins Café, bestelle Cappuccino und ein Stück Kuchen, schalte das Internet an meinem Laptop aus. Dann läuft’s meist ganz von alleine.

17. An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?

Eigentlich immer nur an einem einzigen Roman. Ab und an schiebe ich noch eine Kurzgeschichte oder Novelle ein. Mehrere Romane gleichzeitig könnte ich nicht schreiben. Ich muss das Gefühl haben, ganz in eine Geschichte einzutauchen. Und das kann ich nur, wenn ich in Gedanken nicht noch bei einem anderen Projekt bin.

18. Was sind, aus Deiner Sicht, Deine 3 wertvollsten Gewohnheiten im Bezug auf das Schreiben?

alle Ideen gleich aufzuschreiben
mir vorher Gedanken machen, was für eine Art von Geschichte ich erzählen möchte
Schreiben, auch wenn sich die Muse mal nicht einstellen will

19. Wie viel der Zeit die Du schreibst macht dir Spaß und wie viel ist eher harte Arbeit?

Meistens ist es ein Mix aus beidem. Das Schreiben macht mir Spaß, sonst würde ich es nicht tun. Aber wenn ich drei, vier Stunden am Stück geschrieben habe, merke ich, dass es doch sehr viel Konzentration erfordert.

20. Wie lange hast Du an Deinem ersten fertig geschriebenen Roman gearbeitet?

Etwa fünf Jahre.

Teil 4: Inspirationen

 

21. Welches Buch über das Schreiben kannst du unbedingt weiterempfehlen?

Oh, da gibt es so viele gute … Ich sammle Schreibratgeber und mehr oder weniger wissenschaftliche Lektüre zum Thema Kreativität im weitesten Sinne und finde es sehr spannend, mich mit den Hintergründen der kreativen Arbeit zu beschäftigen.
Aber da ich eines auswählen muss: Ziemlich beeindruckend fand ich Stephen Kings „Das Leben und das Schreiben“, als ich es vor einigen Jahren gelesen habe. Es ist teils Biografie, teils Schreibratgeber. Außerdem ist es äußerst motivierend zu lesen, dass selbst der große Stephen King in seinen jungen Jahren viele Absagen von Verlagen kassierte. (Er hat sie damals alle mit einem Nagel an die Wand gepinnt, um sich selbst zu motivieren und sein Schreiben zu verbessern). Das Buch ist interessant und motivierend – außerdem lernt man ganz nebenbei einiges dazu, das einem bei der eigenen Schreibe behilflich sein kann.

22. Was war der beste Ratschlag, den du im Bezug auf das Schreiben erhalten hast?

»Don’t get it right. Just get it written.« von James Thurber. Als ich diese zwei Sätze gelesen habe, fiel mir das Schreiben plötzlich viel leichter, weil ich wusste: Ich kann alles nochmal ändern, wenn es mir nicht gefällt. Perfektionismus kann sehr lähmend sein.

23. Welche drei Romane haben dich am meisten inspiriert und warum? 

Puh, das sind so viele … Aber ich versuche, mich zu entscheiden. Richtig zum Lesen gekommen bin ich durch
Frances Hodgson Burnetts »Der geheime Garten«. Die mystische Atmosphäre, das reduzierte (und tlw. sehr skurrile) Figurenensemble und die Beschränkung auf einen recht überschaubaren Handlungsort faszinieren mich noch heute. Ansonsten bin ja ein Potterhead, was v.a. daran liegt, dass ich mit Harry aufgewachsen bin und er mein Interesse an phantastischer Literatur geprägt hat. Also steht »Harry Potter« von J.K. Rowling auch ganz oben auf der Liste.
Als drittes nenne ich mal »Kalte Asche« von Simon Beckett, stellvertretend für die David-Hunter-Reihe. Er ist eines meiner Vorbilder in Sachen Spannungsliteratur. Und den zweiten Band der Reihe deshalb, weil mir die Atmosphäre der schottischen Hebrideninsel so gut gefallen hat.

Teil 5: Organisation und Persönlichkeit

 

24. Welche fünf Eigenschaften sollte ein Autor unbedingt besitzen?

Kreativität: nicht den zehntausendsten Aufguss irgendeines Bestsellers zu verfassen
Durchhaltevermögen: wahrscheinlich der wichtigste Punkt. Auch weitermachen, wenn es mal nicht so läuft.
Dickes Fell: schlechte Rezensionen, Leser, die mit der Geschichte nichts anfangen können … Nach Veröffentlichung wird man mit Meinungen zur eigenen Geschichte konfrontiert, die einem nicht gefallen werden. Diese muss man jedoch tolerieren.
Wissensdrang: Die Bereitschaft, auch beim zwanzigsten Buch noch dazuzulernen.
Empathie: um sich in seine Figuren hineinversetzen zu können.

25. Welchen Ratschlag möchtest du jemandem mitgeben, der gerade erst mit dem Schreiben begonnen hat?

Lies und schreib so viel du kannst.

26. Familie, Arbeit, Studium, Schreiben, Vertrieb der Bücher, Social Media. Der Kalender ist voll, was tust du, um nicht auszubrennen dabei?

Mit meinen beiden Katern kuscheln. Nichts entspannt so sehr wie eine schnurrende Katze auf dem Schoß. Oder ich mache einen langen Spaziergang um den Aasee in Münster. Oder statte meiner Lieblingsbuchhandlung einen Besuch ab. Seit Anfang Januar gehe regelmäßig wieder ins Fitnessstudio. Das schafft einen guten Ausgleich.

Teil 6: Ausblicke und Einblicke

 

27. Glückwunsch! Du hast eine Fee gefunden und sie erfüllt Dir einen Wunsch. Einzige Einschränkung, es muss etwas mit Büchern zu tun haben. Was wünschst du dir?

Ich wünsche mir, dass ich alles, was ich lese, besser behalten kann. Mein Gedächtnis ist leider ein Sieb, ich vergesse unwahrscheinlich viel. Es wäre cool, wenn ich Dinge nur einmal lesen müsste, um sie mir zu merken.

28. Wenn Du eine Sache am Buchmarkt ändern könntest, was wäre das?

Ich würde die Akzeptanz der Self-Publisher im (deutschen) Buchmarkt fördern, da ich es schade finde, dass noch immer stark zwischen Verlagsautor und Self-Publisher unterschieden wird. Warum sollten Buchhandlungen z.B. nicht auch qualitativ hochwertige Werke von SPlern verkaufen?

29. Zum Schluss was Handfestes: Welche Workshops, Lehrgänge, Coverdesigner, Lektoren oder Korrektoren kannst du aus Deiner bisherigen Arbeit empfehlen?

Bezüglich der Empfehlungen zu Korrektorat, Lektorat und Coverdesign kann ich leider gar nichts beitragen, da ich mit Leuten aus meinem näheren Umfeld zusammenarbeite, die diese Dienste nicht beruflich anbieten.
Annika Bühnemann bietet z.B. sehr gute Workshops zu verschiedenen Themen an, die sich auf jeden Fall lohnen. Und ich weiß, dass Christin Thomas wunderbare Buchcover entwirft.

Liebe Nina, ich danke Dir für dieses ausführliche Interview und Deine umfangreichen Antworten. Ich hoffe, es hat Dir genauso viel Spaß gemacht wie mir.

Alle Fotos von privat.

Während dieses Artikels habe ich zwei Tassen Kaffee getrunken. Ich freue mich, wenn Du Dich an meinen Unkosten beteiligst.

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Archiv Augenschelm fragt:


Hier findest Du die Liste aller bisher geführten Autoreninterviews.

Staffel 1

26.07.2016 Augenschelm fragt: Elyseo da Silva

08.08.2016 Augenschelm fragt: Marcus Johanus

26.08.2016 Augenschelm fragt: Nike Leonhardt

09.09.2016 Augenschelm fragt: Markus Heitz

12.10.2016 Augenschelm fragt: Michaela Stadelmann

25.10.2016 Augenschelm fragt: Axel Hollmann

15.11.2016 Augenschelm fragt: Tanja Hanika

25.11.2016 Augenschelm fragt: Zoë Beck

23.12.2016 Augenschelm fragt: Mareike Albracht

26.01.2017 Augenschelm fragt: Sonea von Delvon

08.03.2017 Augenschelm fragt: Alessandra Reß

30.03.2017 Augenschelm fragt: Nina C. Hasse

24.04.2017 Augenschelm fragt: Benjamin Spang

18.05.2017 Augenschelm fragt: Anja Kiel

31.05.2017 Augenschelm fragt: Sebastian Fitzek